Assassin’s Creed: Syndicate (PS4) im Test

von Max Hohenwarter 22.10.2015

Die landeseigene Revolution haben die Franzosen von Ubisoft im vergangenen Jahr bei Assassin’s Creed: Unity ordentlich gegen die Wand gefahren. Im viktorianischen Zeitalter haben die Entwickler deshalb einiges gut zu machen! Soviel sei schonmal gesagt: Assassin’s Creed: Syndicate ist eine mehr als ausreichende Entschuldigung, doch lest mehr in meinem Test!

Hirn und Schmalz

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In Assassin’s Creed: Syndicate werdet ihr erstmals seit den Anfängen der Geschichte mit zwei anstatt einem Hauptcharakter konfrontiert. Aus dem langen Schatten, den Arno Dorian über die einst so große Marke geworfen hat, treten nun die Frye Zwillinge, Evie und Jacob, hervor. Die beiden wurden von Kindesbeinen an von ihrem Vater in das Credo der Assassinenbruderschaft eingeweiht und unterrichtet. Evie, der vier Minuten ältere Zwilling, konnte sich mehr für die Lehren ihres Vaters begeistern als Jacob und so haben beide unterschiedliche Auslegungen des Kodex.

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Während die smarte Evie eher den besonnenen Leisetreter mimt, geht Jacob mit Schnackes zur Sache. Die Zwillinge teilten sich nicht nur einen Uterus, sondern im Spiel auch den Erfahrungspool. Pro 1000 XP dürft ihr in einem von drei Fertigkeitenbäumen pro Charakter Skills erwerben. Beide haben aber das selbe Ziel: Den Machenschaften des Templer Großmeisters und Industriellen Crawford Starrick ein Ende zu setzen. Die Templerhochburg London muss vom Joch ihres Unterdrückers befreit werden.

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Bandenkriege

Nach zwei grandios inszenierten Auftaktmissionen im Londoner Umland, wo ihr auch die beiden Protagonisten, das Spielprinzip und die generelle Steuerung kennenlernt, verschlägt es unser Geschwisterpaar nach London. Dort angekommen, fühlt ihr euch fast in die Zeit von Ezios zweitem Abenteuer in Assassin’s Creed: Brotherhood zurückversetzt, denn erneut müsst ihr die Viertel der Stadt an der Themse aus dem Würgegriff der Blighters, einer von den Templern unterwanderten Straßengang, befreien.

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Dies läuft in mehreren Etappen. Befreit Kinderarbeiter, bringt einen Temperagenten zur Strecke, ringt den Roten eine Festung ab, bringt für Inspektor Abberline ein paar Bandenmitglieder ins Kittchen oder gewinnt Straßenkämpfe und Pferderennen. Mehr und mehr sinkt der Einfluss der Blighters und steigt der eurer eigenen Gang, der Rooks. Irgendwann offenbart sich der „Banditen-Bezirksvorsteher“. Wenn ihr ihm dann nach einem kleinen Gangwar auch noch eins aufs Fressbrett gebt, gehört das Territorium euch und ihr könnt fortan eure Mitglieder frei rekrutieren und auch befehligen.

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Im späteren Spielverlauf ist es auch möglich, eure Gang vom auf Schienen rollenden Zug-Hauptquartier beispielsweise in Sachen Schlagkraft oder finanzieller Rentabilität durch Investition von Rohstoffen und Geld aufzuwerten.

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Grand Theft Fiaker

Da vorhin so beiläufig von Pferderennen die Rede war, wollt ihr sicher noch Details zu diesem Mobilitäts-Novum in Assassin’s Creed: Syndicate erfahren. Im Jahre 1868 war die Kutsche natürlich das Fortbewegungsmittel Nummer Eins. Deshalb bersten die Straßen Londons nur so von Kutschen. Per Knopfdruck besteigt ihr entweder eine Leerstehende oder komplementiert den/die FahrerIn unsanft vom Bock. Die Steuerung ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, weil ziemlich schwammig, aber hatte man mal einige „Fahrstunden“, erweisen sich Jacob und Evie bald als wahre Kutschenram(m)bos und man wundert sich eher, warum die armen Pferde bei derlei Fahrmanövern nicht streiken oder ins Gras beißen. Ihr könnt euch natürlich auch als Trittbrettfahrer betätigen oder dem Gefährt im wahrsten Sinne des Wortes aufs Dach steigen und euch auf diesem wackligen Terrain noch Scharmützel mit euren GegnerInnen liefern.

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Fazit:

Das viktorianische London ist ein extrem interessanter Schauplatz und hat für mich als Geburtswiege des Steampunk mehr Reiz als das Frankreich des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Das schlagkräftige Geschwisterpaar Evie und Jacob hat mich von Minute Eins an charakterlich mehr gereizt als das französische Aristokratenmündel Arno. Sie schenken sich gegenseitig nichts. Was sich liebt, das neckt sich eben. Der Bösewicht Crawford Starrick hat auch extremes, diabolisches Potential und die verschrobenen, historischen Nebencharaktere wie Inspektor Abberline oder Alexander Graham Bell tun ihr Übriges zum Gesamtkonzept. Getreu dem Motto Qualität vor Quantität, hat die Schlankheitskur in Sachen Ausrüstung Assassin’s Creed: Syndicate nicht nur nicht geschadet, sondern gänzlich gut getan, selbst wenn nach wie vor gilt: je teurer umso besser. Immerhin sind die besten Items nicht käuflich erwerbbar, sondern müssen teils selbst gecraftet werden, wozu ihr allerdings erst einmal die entsprechenden Pläne finden müsst! Etwas gemischte Gefühle hinterlassen das an die Batman: Arkham-Reihe angelehnte Kampfsystem, beziehungsweise aus selbiger Serie entlehnter Greifhaken. Beides hat im Vorbild besser hingehauen und auch die Kutschen sind mehr Selbstzweck und nettes Gimmick, denn tatsächliche Bereicherung.

Nachdem sich die französischen Entwickler von Ubisoft ihre eigene Revolution in Bugs und überambitionierten Designmängeln erstickt haben, beginnt mit der industriellen Revolution in Assassin’s Creed: Syndicate für mich der Aufstieg aus den Trümmern, die Unity von der Marke hinterließ! Ich bin wieder Fan!

Wertung: 9 Pixel

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