Der Marsianer – Rettet Mark Watney (Blu-ray) im Test
In Der Marsianer – Rettet Mark Watney hat es Matt Damon mal wieder geschafft. In Ridley Scotts neuestem Action-Drama geht der Gute erneut verloren und muss gerettet werden. Ob der Film nach dem mäßigen Prometheus zur Ehrenrettung des Regisseurs in Sachen SciFi beiträgt, lest ihr in meinem Review!
Facts:
- Genre: SciFi-Drama
- Publisher: 20th Century Fox Home Entertainment
- Regie: Ridley Scott
- Freigabe: ab 12 Jahren
Story:
Mark Watney (Matt Damon) ist einer von insgesamt sechs Astronauten, die an der Ares 3 Mars-Mission der NASA teilnehmen. Auch wenn die Raumfahrer mit genügend Equipment auf dem roten Planeten landen, müssen sie selbigen schnellstens wieder verlassen, als ein gewaltiger Sandsturm die Sicherheit von Mann und Gerät bedroht. Weil Commander Lewis und die restlichen Aufklärer den Botaniker Watney für tot halten, evakuieren sie den Himmelskörper ohne ihren Botanikerkollegen. Doch wie das eben so ist, leben Totgeglaubte länger, und so ist der Gestrandete auf seinen Verstand angewiesen, um dem unwirtlichen Planeten mit der wenigen intakten Ausrüstung, die er noch hat, zu trotzen. Er schafft es außerdem, seinen Crewkollegen eine Videobotschaft zukommen zu lassen. Bald darauf bereitet die NASA eine Rettungsmission vor, doch bis die 80 Millionen Kilometer entfernte Hilfe naht, muss Watney so gut es geht, durchhalten!
https://youtu.be/xgT9-oZrfRA
Kritik:
Nahezu den ganzen Film lang regiert in Mark Watney die Hoffnung und er offenbart sich als absolutes wissenschaftliches Genie. Damon spielt diesen ultimativen Erfindergeist mit einer so unbekümmerten Leichtigkeit, dass selbst ein MacGyver neidisch mit den Ohren schlackert. Anfangs wirkt dieser schauspielerische Ansatz ein bisschen überzeichnet und – von Baumeister Bob’scher „Yo, wir packen das“-Mentalität erfüllt – optimistisch verklärt. Ja ich möchte fast sagen, sogar irritierend und wenn man miterlebt, wie er selbst nach der nahezu gänzlichen Zerstörung seiner bisherigen, fruchttragenden Survival-Bemühungen, immer noch nicht aufgibt, fast unfreiwillig komisch. Doch bedenkt man dann, wie der Film erzählt wird, nämlich großteils in Videologs des Astronauten, so kann diese stoische Ruhe auch wieder besser verstanden und akzeptiert werden. Der Botaniker geht mit strengstem Pragmatismus an seine Situation heran und nur selten erlebt man aufgrund dieser VLog-artigen Erzählstruktur, was in der Zwischenzeit auf emotionaler Ebene mit Watney passiert. Sein nahezu unerschütterlicher Überlebenswille wirkt dann nicht mehr so komödiantisch, sondern vermittelt mehr Hoffnung. Diese beruhigende „es wird schon alles schief gehen und wenn nicht, hab ichs wenigstens probiert“-Atmosphäre dominiert den Film und sorgt einfach nur für ein erheiterndes Dahinfließen und Aufgehen im pragmatischen Optimismus des Astronauten. Große Spannung wird so nicht erzeugt. Oftmals offenbaren sich die Diskussionen zwischen dem NASA-Chef Teddy Sanders (Jeff Daniels) und seiner Task-Force als „selffulfilling prophecies“, da in der anschließenden Szene auf dem Mars genau das Prophezeite eintritt. Fans des mit Dramatik, Pathos und Spannung erzählten Gravity könnte Der Marsianer mit seiner entschleunigten Erzählweise also enttäuschen – erst recht, weil der Trailer nicht gerade diese entspannte Atmosphäre vermuten lässt.
„Könnte“, allerdings nur dann, wenn diejenigen den Film nicht bis zum Schluss schauen, denn beim letztendlichen Rettungsversuch Watneys nimmt Der Marsianer dann wenigstens kurzzeitig an Fahrt auf. Der schlussendliche Plan, der ebenfalls eine Befehlsverweigerung seitens der ehemaligen Mars-Kollegen des Verschollenen beinhaltet, ist so waghalsig und nahezu selbstmörderisch, dass der Film doch noch für leichtes Herzrasen zu sorgen weiß.
Eine weitere kleine Nörgelei muss ich am Film noch anbringen. Denn selten habe ich so unauffällig offensichtliches Product Placement erlebt. Ganz ehrlich: Alle Gerätschaften im Film scheinen Spezialanfertigungen für die NASA zu sein. Was aber macht dann diese Nespresso-Maschine mit ihrem charakteristischen Surren und dem typischen Design im Lager auf dem Mars? Oder warum wird mir in den Videokonferenzen der Weltraumbehörde das Cisco Systems Logo so penetrant in der rechten oberen Bildschirmecke unter die Nase gerieben? Dieses kleine Detail saugt – zumindest für mich – erneut am Glaubwürdigkeits-Kontingent von Der Marsianer.
Extras
- Vom Buch zum Film
- Besetzung & Kostümdesign
- Spaß am Set
- Ares III: Nachbesprechung der Mission
- Ares III: Abschied von der Erde
- Ares III: Nach der Isolation
- Das Ares-Programm: Unser größtes Abenteuer
- Ares III: Astronautentraining
- Ares III: Bringt ihn heim!
- Original Kinotrailer
- Produktionsdesign-Galerien
Fazit:
Der Marsianer – Rettet Mark Watney ist ein durchaus unterhaltsames SciFi-Drama, das zwar großteils Spannung und Nervenkitzel außen vor lässt, aber vielleicht ist er genau deshalb ein Film für die ganze Familie. Die Männer bekommen zum Schluss ein bisschen Action, die Frauen freuen sich über den geringen amerikanischen Action-Pathos-Anteil, den Gravity zelebrierte und die jüngeren ZuschauerInnen bekommen eine ordentliche Portion Comic-Relief, die nahezu in jedem von Watneys VLogs präsent ist. Und allesamt werden sie zum Schluss mit der ermutigenden, den pragmatischen Optimismus propagierenden Botschaft indoktriniert: Wenn du ein großes Problem hast, zerleg es in mehrere kleine und arbeite dich Schritt für Schritt voran. Das Wichtigste ist: Fang einfach mit der Bewältigung an! Tu es … Just do it! Und mit diesen abschließenden Worten hat auch Nike eine (un)auffällige Produktplatzierung in Der Marsianer bekommen!