60 Seconds! Test (PC): Kampf ums Überleben
Ihr mögt das Fallout-Szenario? Dann könnte 60 Seconds! etwas für euch sein. Hier müsst ihr auf teils bizarre, teils humorvolle Weise um euer Überleben kämpfen! Lest hier, ob der Mix aus Strategiespiel und Textadventure aufgeht. Hier geht’s zur offiziellen Website des Spiels!
Am Anfang war der Knall
In 60 Seconds! ist die Geschichte stets die gleiche. Ihr seid im eurem Haus für ein paar Sekunden, als plötzlich der gefürchtete Ton der Alarmsirene anschlägt. Ein Atomunfall! Nun habt ihr die titelgebenden 60 Sekunden Zeit, um alles Wichtige in den Bunker zu tragen.
Dabei müsst ihr von Anfang an harte Entscheidungen treffen. Wenn ihr die gesamte Familie rettet, tut das zwar der Psyche gut, aber es sind auch mehr Mäuler zu stopfen. Nehmt ihr mehr Suppe mit, oder doch lieber mehr Wasser? Muss das Radio wirklich sein, oder gebt ihr der Axt den Vorzug?
Sobald die Minute vorüber ist, seid ihr im Bunker, und der Überlebensteil beginnt. Ihr müsst täglich Entscheidungen treffen, ob ihr beispielsweise Besucher einlasst, ob ihr auf Expeditionen geht oder wer was zu essen und trinken bekommt. Jedes Detail wirkt sich auf etwas Anderes aus, und meist passiert dies sehr humorvoll.
Nur schlechte Entscheidungen
Dabei ist es 60 Seconds! herzlich egal, was ihr tut und wie akribisch ihr euch vorbereitet. Das beginnt damit, dass das Zuhause bei jedem Spieldurchlauf anders aussieht. Ihr könnt auch nur wenig tragen, das heißt, ihr müsst immer zum Bunker, um euer Gepäck reinzuwerfen.
Am effizientesten seid ihr unterwegs, wenn ihr etwa nur eines statt drei Familienmitglieder rettet. Dass dies aber für Streit sorgt, ist auch klar. Ihr habt kein Radio? Gratulation, ihr habt keine Ahnung, was in der Außenwelt vor sich geht! Ohne Axt verteidigt es sich schlecht, ohne Koffer tragt ihr weniger, und so weiter.
Leben ist, was ihr daraus macht. Ihr könnt natürlich tageweise Suppe und Wasser ausfallen lassen, um die Rationen zu sparen, doch zu oft dürft ihr das nicht tun. Durchdrehende Bunkerbewohner und immer regelmäßiger auftretende Gefahren tun das ihrige, dass ihr mal eher, mal später den Endbildschirm erblickt.
Kein „richtig“ oder „falsch“
Dabei sind auch die unwichtigsten Gegenstände irgendwann mal wichtig. Lasst ihr den Kater Sharikov in euren Bunker, gibt es immer etwas zu tun. In einem Tagebuch lest ihr dann Tag für Tag, wie es eurem Team so ergeht, wer gerade durstig ist und was für heute ansteht.
Expeditionen könnt ihr auch ausfallen lassen, allerdings sind sie die einzige Möglichkeit, mit ziemlicher Sicherheit an weitere Suppe oder Wasser zu kommen. Dafür ist auch der Tod eine Konstante in 60 Seconds!, es können Mitglieder eines Ausflugs schon mal das Zeitliche segnen.
Fakt ist: Ihr seid niemals gut genug vorbereitet, und es erwartet euch ein Dilemma nach dem anderen. Selbst, wenn ihr mehrere Spieldurchgänge hinter euch habt und meint, ihr kennt ein Szenario, seid ihr schief gewickelt. Zufallsbasiert gibt es stets andere Entwicklungen, ihr wisst niemals, was euch erwartet.
Die Spielmodi
Wenn ihr 60 Seconds! startet, könnt ihr euch zwischen dem Klassischen Modus und den Herausforderungen entscheiden. Der Klassische Modus ist eure Wahl, wenn ihr 60 Seconds! in Reinform spielen möchtet. Hier erwarten euch vier weitere Modi, die allerdings schnell erklärt sind.
Die Atomschutzübung ist gewissermaßen das Tutorial des Spiels. Hier erlernt ihr, wie ihr euch im Sammel-Modus bewegt und Gegenstände und Personen aufnehmt. Danach führt euch das Spiel in den Überlebensmodus, wo ihr 14 Tage zu überleben habt. Schafft ihr das, habt ihr die Atomschutzübung abgeschlossen!
Die Apokalypse ist dann das Hauptspiel, wo es genauso wie bei der Übung abläuft – nur in ernst. Der dritte Modus namens Sammeln lässt euch den Teil im Haus üben, ohne euch dann im Bunker abzusetzen. Der Überleben-Modus schickt euch in einen vorher bestückten Bunker, damit ihr euch das Kapitel im Haus erspart.
Die Technik von 60 Seconds!
Grafisch dürft ihr euch auf keinen Fall Wunderdinge erwarten. Der Sammel-Abschnitt bietet rudimentäres 3D mit Slapstick-Charakter, was für Laune sorgt. Wenn da nur die 60 Sekunden nicht wären … Im Bunker dann sieht 60 Seconds! wie ein liebevoll gezeichnetes Adventure aus. Es tut sich nicht viel, aber so ist das nun mal im Bunker.
Die Musik hat mir richtig gut gefallen. Sie hat etwas vom typischen Fallout-Flair, und in Kombination mit dem Gameplay à la Leseabenteuer kommt hier Stimmung auf. Die Soundeffekte im Haus sind ein wenig übertrieben, das passt aber zur Slapstick-Aufmachung.
An der Steuerung gibt es grundsätzlich nichts auszusetzen. Der Haus-Abschnitt ist gewollt klobig, und nach den 60 Seconds! wird das Spiel zum Point&Click-Abenteuer. Am Anfang passierte es mir, dass ich meine Familie ungewollt hungern ließ, das quittiert das Game aber rasch mit dementsprechenden Tagebucheinträgen.
Fazit zu 60 Seconds!: Bunkern macht in Maßen Spaß
Von diesem Titel wurde ich angenehm überrascht. Das Sammel-Kapitel im Haus macht euch richtig Druck, da merkt man erst, wie kurz so eine Minute ist. Noch eine Dose Suppe, noch ein Erste-Hilfe-Kasten … ihr könnt hier nur auf euer Glück vertrauen. Danach wird das Gameplay ruhiger und management-lastiger.
60 Seconds! ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten. Selbst, wenn ihr mit Radio, Gewehr, Axt und Kakerlaken-Spray ausgestattet seid, garantiert das noch kein Überleben. Aber auch andererseits könnt ihr heil durch das Leseabenteuer kommen, indem ihr teils riskiert und teils Familienmitglieder wissentlich opfert.
Immensen Wiederspielwert hat 60 Seconds! von Robot Gentleman leider für mich persönlich nicht. Nach etwa drei bis vier Stunden (auf drei Tage verteilt) brauchte ich Abstand. Wenn ihr aber immer wieder mal zwischendurch für die Apokalypse proben wollt, macht ihr mit 60 Seconds! nichts falsch. Viel Freude beim Vorbereiten!