Koop-Titel Blanc (Switch) Test: Zu zweit durch die schwarz-weiße Peripherie
Gemeinsam dürft ihr in Blanc auf die Suche nach den eigenen Rudeln gehen. Ob sich dieses Koop-Game um 15 Euro lohnt, klärt unser Review!
Blanc wird auf der offiziellen Produkt-Website als emotionale Reise beschrieben, in der ihr eine poetische Geschichte erleben dürft. In einem Schneesturm haben sich ein Wolfsjunges und ein Rehkitz verlaufen, und es gilt, sich miteinander auf den Weg zu machen. Beide wollen die Spuren ihrer verlorenen Familien im Schnee verfolgen und müssen daher kooperieren, damit sie sicher ans Ziel kommen. Mit einer durchgängigen Schwarz-Weiß-Kunstrichtung und einem einzigartigen Stil zwischen 2D-Modellen und 3D-Gameplay soll das Spiel wie bereits berichtet uns fesseln können. Zusammen mit dem Fehlen von Kämpfen, Game-Over-Bildschirmen, Dialogen oder Texten stellt dies sicher, dass Blanc von allen unabhängig von Alter, Sprache oder Spielerfahrung gespielt werden kann. Hier der Trailer zum Spiel für euch:
Willkommen in Blanc
Vor dem Spiel ist zu wählen, ob ihr alleine oder zu zweit spielen möchtet. Dies ist übrigens nicht nur lokal auf einem Bildschirm, sondern auch online möglich! Wenn ihr das Game startet, könnt ihr wählen, ob ihr den Wolfsjungen oder das Rehkitz steuern möchtet. Beide Tiere haben eigene Stärken, die das jeweils andere Tier unterstützen können. Während der Wolf starke Zähne hat und so Gegenstände ziehen oder Seile durchbeißen kann, ist das Rehkitz größer. Daher kann dieses Fässer rollen, höher springen und schon auch mal als Treppchen für den kleineren Wolfsjungen dienen. Die Story ist rasch erzählt: Ein Schneesturm überrascht die Tiere, und beide Protagonisten werden von ihren jeweiligen Familien abgeschnitten. Also folgt ihr den jeweiligen Spuren, um ans Ziel zu kommen.
Der Fokus in Blanc liegt ganz klar auf der Erforschung der Welt. Die Spuren im Schnee sind zu jeder Zeit ersichtlich, und wenn ihr diesen folgt, werdet ihr immer weiter kommen. Bei Rätseleinlagen, bei denen ihr über Steine, Dächer und andere Hindernisse springen, müsst, gilt es, nach passenden Vorsprüngen zu suchen und mit Gegenständen zu interagieren. Recht herausfordernd ist dies nicht: Ihr habt genau zwei Knöpfe, die ihr zum Spielen braucht, und könnt damit entweder springen bzw. sprinten oder eine Aktion ausführen. So helft ihr euch stets gegenseitig, neue Bereiche zu erreichen – mal kullern Baumstämme weg, nachdem der Wolf das Seil aufgebissen hat, oder das Rehkitz hat ein Fass genau dorthin gerollt, wo der Wolf drauf- und weiterspringen kann.
Schritt für Schritt geht’s weiter
Wenn ihr nun vermutet, dass Blanc ein sehr gemütliches Spiel ist, liegt ihr damit vollkommen richtig. Da der Titel ohne jeden Dialog auskommt, werdet ihr nur manchmal mit In-Game-Zwischensequenzen konfrontiert, wo ihr die Tiere dabei betrachten könnt, wie sie miteinander umgehen, sich freuen oder sich in Richtung des nächsten Rätsels bewegen. Während ihr großteils einfach nur den Spuren im Schnee folgen müsst, ist es bei den Rätselpassagen oft ein wenig unübersichtlich. Dafür sind zwei Faktoren verantwortlich: Einerseits der Artstyle, und andererseits die Kamera. Während es eine coole Entscheidung ist, das Spiel rein in Schwarz und Weiß zu halten, macht es das oft unnötig knifflig, den richtigen Vorsprung zu sehen.
Dadurch, dass ihr nämlich nicht ständig springen könnt, sondern nur dann, wenn ein Indikator erscheint, müsst ihr euch ständig richtig positionieren. Sonst springt euer Tierchen gar nicht, und dann geht es folglich auch nicht weiter. Der zweite Punkt, die Kamera, ist für das lokale Spiel zu zweit fast schon ein Verhinderungsgrund: Mal fokussiert sie sich komplett auf eine Figur, und mal verschwindet sie hinter einem Haus, sodass ihr gar nichts mehr seht und blindlings zurücktapsen müsst. Hier wäre ein Update angebracht, um Frust bei Gelegenheitsspieler:innen zu vermeiden. Darüber hinaus enthalten einige der späteren Rätsel NPC-Tiere, die eure Bewegungen nachahmen. Das kann dann ebenso zu unnötigen Versuch-und-Irrtum-Begebenheiten führen, seid gewarnt.
Die Technik von Blanc
Ja, das Spiel wurde mit Absicht so gemacht, und der Schwarz-Weiß-Stil sieht auf Screenshots und auch im Trailer bombig aus – keine Frage. Optisch kann Blanc daher überzeugen, wenn ihr auf solch minimalistische Kunst steht. Doch leider führt dies auch zu mancher Unübersichtlichkeit, denn wer auf schneebedecktem Untergrund nach einem schneebedeckten Dachvorsprung sucht, wird es manchmal ein wenig schwer haben. Zudem gibt es im Koop-Spiel manchmal Einbrüche bei der Bildrate, was aufgrund der eigentlich wenig fordernden Grafik etwas unverständlich ist. Zudem verirrt sich die Kamera manchmal, was dem Spielspaß keinen Abbruch tut, aber dennoch im Jahre 2023 nicht mehr vorkommen sollte.
Bezüglich der musikalischen Untermalung leistet sich Blanc keinen Fehler und garniert die Soundkulisse sowohl mit minimalistischen, schönen Klängen, aber auch jeder Menge Soundeffekten. Die Tierchen kommunizieren akustisch miteinander, der Wind heult in Passagen à la Journey so richtig auf, und die Klangbühne stellt sicher, dass ihr wisst, dass hier Schneetreiben herrscht. Was die Steuerung des Titels angeht, so ist sie einerseits perfekt gelungen, denn ihr könnt richtig vieles im Spiel anstellen, und braucht dafür nur zwei Knöpfe. Andererseits fällt das Thema mit den Sprüngen auch in den Punkt des Handlings: Ihr könnt nicht frei springen, sondern nur dann, wenn ihr richtig steht und dafür ein Indikator aufscheint. Das müsste nicht sein und kostet manchmal unnötig Zeit.
Das Fazit: Süß, aber unausgereift
Es gibt so viel zu mögen, und das Studio hinter Blanc hat sich richtig Mühe gegeben. Die weißen Schneelandschaften vermitteln das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung sehr gut, und die Musik tut ihr Bestes, um das noch zu unterstreichen. Auch die Idee, dass man sich ganz wie in It Takes Two gegenseitig hilft, um weiterzukommen, ist eine gute – umso besser, dass beide Figuren etwas Anderes können und es somit tatsächlich eine Zusammenarbeit geben muss. Lobend zu erwähnen ist auch der ganz simple Aufbau des Spiels: Ohne Dialog, ohne Kämpfe und ohne Game Over-Gefahr kann der Titel tatsächlich von allen, unabhängig von Alter, Sprache oder Spielerfahrung gespielt werden.
Doch leider gibt es auch Negatives zu vermelden, wie etwa die Einbrüche in der Bildrate – solche Ruckler reißen jeden aus der Geschichte, die gerne auch emotional packender hätte sein können. Dann ist die Kamera als bestenfalls zwielichtig zu beschreiben, da wäre ein fließender Übergang in einen Split-Screen wesentlich besser gewesen. Auch das Gameplay, insbesondere bei den Sprüngen, kann manchmal unübersichtlich werden – das steht im krassen Gegensatz zur ansonsten kompletten Simplizität des Games. Doch der Kunststil, das kindgerechte Spielprinzip und so manch gute Passagen machen Blanc eine Überlegung wert. Das Spiel kostet 14,99 Euro und wird euch in etwa zwei Stunden lang unterhalten – das ist in Ordnung, finde ich!