Diablo IV Beta-Test – ein höllischer Spaß
Nachdem ich bereits im Oktober an einem Endgame-Test von Diablo IV teilnehmen durfte, ist mein nunmehr zweiter Besuch in Sanktuario ein freudiges Wiedersehen. Vieles hat sich seither verändert. Alle Dialoge sind vollvertont und der erste Akt kann mir einer filmreifen Story aufwarten.
Diablo IV muss es richten
Mal unter uns – Diablo-Fans haben auch schon mal bessere Zeiten erlebt. Nach dem Auktionshaus-Debakel Diablo III, dem Cashgrab Diablo: Immortal und der Durchhalte-Parole Diablo II: Resurrected glaubte eigentlich kaum jemand mehr wirklich daran, dass Diablo IV das heiße Eisen aus dem Feuer der Hölle holen würde. Viel zu viel verbrannte Erde hat Blizzard bei ihren Fans hinterlassen, als dass Vorschusslorbeeren gerechtfertigt wären. Leider plagen auch diese Beta einige technische Probleme, welche die Vorfreude noch trüben könnten. Und die ist tatsächlich sehr hoch, denn Diablo IV macht an vielen Stellen einiges richtig.
Mit Gedärm, Charme und Melodrama
Umso mehr fühlen sich die ersten Schritte in Diablo IV wie ein Liebesbrief voll ehrlicher Reue an die Fans an. Diablo IV ist wieder düster, stimmungsvoll – ja, beinahe gruselig! Einige kontroversielle Handlungsstränge der Vorgänger wurden rasch glattgebügelt. So ist schnell klar welchen Charakter aus früheren Serienteilen der Eremit Lorath ersetzen soll. Ob die alte Kamelle „Junges Zaubermädel mit Mommy-Issues“ diesmal weniger klischeehaft ausfällt, bleibt abzuwarten. Die Zwischensequenzen, die der Dämonenfürstin Lilith eine große Bühne bereiten, sind jedenfalls stimmungsvoll und packend inszeniert.
Zweimal zwei macht Vier
Diablo IV orientiert sich in seinem Design sehr stark am Vor-Vorgänger Diablo II. Nicht nur die wählbaren Klassen (Barbar, Zauberin und Schurke waren während der Beta spielbar) sind beinahe identisch. Auch Talentbäumen, Charakterwerte und eine Art „Runenwörter“ halten wieder Einzug ins Zauberbuch unserer HeldInnen. Eine ausgestreckte Hand in Richtung VeteranInnen, aber auch EinsteigerInnen sollen nicht zu kurz kommen. Hilfreiche Tooltips, ein Schlagwort-System und eine Suchfunktion sollen das komplexe System möglichst zugänglich gestalten.
Talent, Talent, ein Wichtel brennt
Besonders ansprechend finde ich die neuen Talentbäume, welche einen Mittelweg zwischen dem viel zu einfachen dritten, und dem hochkomplexen zweiten Teil einschlagen. In Diablo IV können wieder Punkte in Fertigkeiten investiert werden. Diese Fertigkeiten sind, wie schon in Diablo III, in semantischen Gruppen wie Builder, Spender, Utilities und Ultimates gegliedert. Ein Schlagwort-System erlaubt es gezielt nach Fertigkeiten zu suchen, die bestimmte Mechaniken wie Immunität, Blutung oder Unaufhaltsamkeit verbessern. Nach Erreichen der Stufe 50 können alle weiteren Punkte in Paragon-Boards investiert werden. Das gab es in der Beta aber noch nicht zu testen, da die Maximalstufe mit 25 begrenzt war.
Loot- Piñata: Reloaded
Vielversprechend wirkt auch die Itemization, auch wenn die Beta mit Legendaries geizte wie ein Schatzgoblin zu Weihnachten. Ich hoffe, dass das im fertigen Spiel deutlich zurückgenommen wird. Viel zu rasch war mein Barbar bis an die Zähne bewaffnet in Edelstahl gehüllt und mähte durch Monsterhorden, als wären sie Grashalme. Legendäre Affixe können, einmal gelootet, für einen kleinen Obolus extrahiert und auf einen besseren magischen Gegenstand übertragen werden. Ähnlich wie Diablo II mit seinen Runenwörtern gibt das Spiel einen Teil der Kontrolle zurück an die SpielerInnen, und bringt so ein wenig Planbarkeit ins Drop-Chaos.
Error 37 lässt grüßen
Das klingt doch alles vielversprechend, was war denn nun nicht so großartig in der Beta? Leider muss ich auch noch auf die eingangs erwähnten technischen Probleme zu sprechen kommen.
Mal von vollen Warteschlangen und Abstürzen abgesehen, die noch jedes Blizzard-Spiel zum Start heimgesucht haben, scheint zumindest die PC-Version darüber hinaus von Lade- und Streaming-Problemen geplagt zu werden. Immer, wenn ich ein neues Gebiet oder eine größere Stadt betrete, fühlt es sich an, als ob meine Spielfigur durch geschmolzenen Käse watet. Die Framerate bricht bis zur Unspielbarkeit ein, und mein Charakter lässt sich nicht mehr ordentlich steuern. Das war im Oktober auch schon so, und hat sich seither kaum verbessert. Ich hoffe, dass dieses Problem bis zum Launch noch behoben werden, denn es trübt den Spielspaß und die Spielbarkeit ungemein.
Fazit zur Offenen Beta von Diablo IV
Ich bin und bleibe ein Diablo-Fanboy im Herzen mit einem gerüttelten Maß gesunder Skepsis im Hirn. Ich liebe die düstere Mittelalterwelt von Sanktuario und die biblischen Leitmotive. Diablo IV scheint sich dieser Stärken wieder zu besinnen, und leistet Abbitte für die Sünden der Vergangenheit. Für Vorschusslorbeeren ist es immer noch zu früh, aber mit etwas Glück und einer Portion starkem Glauben wird das ein höllisches Fest für ARPG-Fans!