Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück Test (Switch): Kindergerechte Rätsel und viel Text
Die Nintendo Switch bekommt mit Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück (hier geht’s zur Website) einen Nachfolger zum erfolgreichen 3DS-Titel. Kann das Spiel glänzen?
Über Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück
So wie schon im Vorgänger schlüpft ihr in Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück in die Haut des gelben Elektro-Pokémon. Anders als in den Hauptteilen der Serie geht es hier nicht ums Kämpfen, sondern um das Lösen von Fällen – der Name des Spiels verrät das bereits. Also gilt es in diesem Game darum, einem Rätsel auf den Grund zu gehen. Ihr begleitet Pikachu und dessen Gefährten Tim und helft ihm, das Rätsel um seinen verschwundenen Partner zu lösen und weiteren kuriosen Ereignissen in Ryme City auf den Grund zu gehen. In Ryme City leben Menschen und Pokémon miteinander, was an sich schon eine gute Sache ist. Aber leider ist auch dieses Städtchen nicht frei von Kriminalität und Korruption, das macht den Detektiven dann ein wenig Arbeit. So werdet ihr dann auch im Rahmen der ersten Spielstunde an die grundlegenden Mechaniken des Titels herangeführt.
Es gilt, stets nach Hinweisen zu suchen, die ihr später miteinander verknüpfen könnt. Ihr untersucht die Umgebungen, nehmt verdächtig aussehende Gebiete unter die Lupe und sammelt Beweisstücke. Nicht nur das, auch Augenzeugen werden in Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück wichtiger denn je. Ob es sich um Menschen oder um Pokémon handelt, ist hierbei egal, ihr könnt sämtlichen Hinweisen qualifiziert nachgehen. Tim spricht mit den Menschen, während Detektiv Pikachu sich mit den Pokémon von Ryme City unterhalten kann. Schließlich geht es dann ans Lösen der Fälle, wo eure Schlussfolgerungsgabe und das praktische Notizbuch euch bei der Analyse aller vorhandenen Hinweise unterstützen. Klingt das soweit ansprechend? Dann wird es Zeit für einen Trailer des Nintendo Switch-Spiels – hier ist er für euch:
Kinderleicht, mit Text garniert
Als erzählerisches Adventure will Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück natürlich zuvorderst seine Geschichte erzählen. Man kommt also nicht umhin, als sich eingangs die Geschichte vom 3DS-Titel von Pikachu höchstselbst nochmal nacherzählen zu lassen. Es ist also nicht notwendig, den Vorgänger auf dem Handheld-System gespielt zu haben, auch, wenn man dann gleich weiß, wie Tims Papa Harry in die Geschichte passt und welche Anspielungen auf das ältere Game gemacht werden. Viel versäumt ihr da allerdings nicht, da müsst ihr euch keine Gedanken machen. Ihr werdet Schritt für Schritt an alles herangeführt, das kann anfangs ein wenig viel sein. Aber auch nach der Einführung werden die Fälle stets mit viel Text begleitet, und jede noch so kleine Kleinigkeit artet schnell mal in eine gröbere Zwischensequenz aus.
Während die Aufmachung des Spiels und auch der Schwierigkeitsgrad sich stark an den Jüngeren von uns orientieren, wird wohl genau diese Zielgruppe von der Textfülle erschlagen. Sehr oft wird die Rätselpartie durch Gespräche unterbrochen, das reißt euch irgendwo aus dem Flow (sofern er überhaupt eintritt), ein wenig mehr Zielstrebigkeit wäre wünschenswert. Abwechslung gibt es ja doch so manches Mal in Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück – denn ihr dürft bei euren Ermittlungen auch manchmal die Hilfe von anderen Pokémon in Anspruch nehmen. Dabei steuert ihr den Meisterdetektiven direkt, anstatt mit dem menschlichen Tim herumzulaufen, und nutzt die Fähigkeiten der Partner-Pokémon bei der Spurensuche. Da ist es dann fast ein wenig ernüchternd, wenn ihr dann anschließend wieder mit Tim bei den Menschen unterwegs seid und dort Gespräche führen müsst.
Wenig Kopfarbeit, viel Laufarbeit
Wer also fleißig Hinweise sammelt, dem wird die Lösung auf die Fälle schon fast auf dem Silbertablett serviert. Und das, obwohl wir die im Menü vorhandene Lösungshilfe deaktiviert hatten! Wenn ihr einfach dem Ablauf des Spiels folgt, ist es fast unmöglich, zu etwas anderem als der korrekten Schlussfolgerung zu kommen. Sehr oft war es der Fall, dass ihr schon weit vor dem offiziellen Abschluss des Falls alles verstanden habt, aber das Spiel möchte trotzdem, dass ihr die einzelnen Schritte nach und nach durchführt. Bis das Pikachu den Fall gelöst hat, sorgt Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück für ein Mehr an Laufarbeit und weiteren Gesprächen, die nicht unbedingt sein müssten. So kann man die Spielzeit auch in die Länge ziehen, ganz klar, aber hier merkt man den Fokus auf die jüngste Zielgruppe enorm. Hoffen wir nur, dass die Jungen auch so gerne lesen wie ich.
Das Momentum, wenn man so will, ist ziemlich zäh. Denn zwischen der Erforschung der Umgebungen, den Gesprächen und dem Prozess bis zum „Heurepika!“-Moment und Lösen des Falls erwischt ihr euch oft, wie ihr einfach nur den A-Knopf drückt, um die zahlreichen Sequenzen schneller voranzutreiben. Umso bitterer ist es, dass die Info, die ihr dabei versäumt, unter dem Strich gar nicht notwendig war. So schickt euch Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück durch die Szenerie und ihr müsst mit fast jeder Person oder jedem Pokémon interagieren, bis es im Spiel weitergeht. Ja, ihr seht dadurch so gut wie alles, was das Spiel zu bieten hat, aber es fühlt sich nicht so an, als würde es recht viel Interessantes geben. Auch die Bewegungsgeschwindigkeit von Tim und Pikachu ist hier zu erwähnen: Zäh ist leider erneut ein passendes Adjektiv dafür, wie man diese beschreiben kann.
Licht in Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück
Doch man muss auch die guten Punkte im Spiel hervorheben. Die Animation von Pikachu ist einfach süß, und der Humor zwischen den beiden Protagonisten lehnt sich stark an die Filmadaption an. Sehr cool, wenn die beiden miteinander diskutieren, und es ist ein erfrischend anderes Erlebnis als in anderen Pokémon-Spielen, wenn man sieht, wie die Pokémon nebst der menschlichen Bevölkerung in Ryme City leben. Eine Vielzahl an Themen wird aufgegriffen, und dabei schreckt man auch vor harten Dingen wie Korruption oder Scheidung nicht zurück. Das ist ein interessanter Konterpunkt zur grundsätzlich kinderorientierten Aufmachung und Präsentation – die Charaktere sind jedenfalls gut gelungen. Natürlich sind sie manchmal etwas eindimensional, aber davon lebt Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück auch ein wenig.
Dadurch, dass der Schwierigkeitsgrad des Titels äußerst niedrig ist, lädt das Game auch mal für kürzere Sessions am Abend oder zwischendurch ein. Euch erwarten eigentlich nur unkomplizierte und einfache Fälle, und anstatt euch in irgendwelchen Irrungen zu verstricken, könnt ihr Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück dann als gelungenen Ausflug in die Welt der Pokémon sehen. Die Abschnitte, in denen ihr für eine gewisse Zeit die Kontrolle von Pikachu übernehmt, sind meine absoluten Highlights des Spiels. Sowohl die Gast-Pokémon wie auch die anderen Interaktionen, die eben nur als Taschenmonster möglich sind, werten das Gameplay echt auf. Würdet ihr die ganze Zeit nur Tim spielen, könnte sich eine gewisse Regelmäßigkeit und Langweile breit machen, doch der Switch-Titel kommt dem Thema klug zuvor und bringt ein gewisses Maß an Variation ins Spiel.
…und der (Nicht-)Schatten
Schade ist es jedoch, dass es eine Weile dauert, bis ihr in den vollen Genuss von Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück kommt. Denn zwischen euch und dem Spaß stehen eine ganze Menge an Gesprächen, Zwischensequenzen und vielen Drucken auf die A-Taste. Die monotonen Abläufe, die ihr im Regelfall zum Lösen eines Falls braucht, wiederholen sich immer nach dem Schema Erkunden – Befragen – Nachdenken, und das grenzwertig oft. Die Laufwege sind zudem echt schleppend, die bereits angesprochene Nicht-Geschwindigkeit der Hauptcharaktere hilft dabei kein Stück. Würden die beiden nur ein bisschen schneller laufen können, wäre zwar der gemütliche Ton des Spiels etwas unpassender, aber das Game selbst würde wesentlich mehr Spaß machen. So werdet ihr zur Entschleunigung gezwungen – das kann manchmal passen, und manchmal einfach nur noch nerven.
Was mich zudem etwas über Gebühr nervt, ist die technische Umsetzung des Spiels. Wir kennen das Thema ja schon von Pokémon Karmesin und Purpur, dass die Haupttitel von Pokemon grafisch nicht gerade Meilensteine sind. Leider betrifft diese Thematik nun auch Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück, und es ist kompliziert. Während die Figuren top aussehen, gibt es keine Schatten und auch keine Beleuchtung. Alles ist farblich stets gleich gehalten, und das gibt dem Ganzen irgendwie einen plastisch-platten Look. Da wäre wesentlich mehr drin gewesen! Wo auch noch Luft nach oben ist, wäre die Hauptstory an sich, denn im Spiel sind die zahlreichen Nebenaufgaben irgendwie interessanter und besser geschrieben als der Teil, den wohl alle Spieler:innen erleben werden. Die Idee dahinter erschließt sich mir nicht ganz, es ist aber so und ist daher zu respektieren.
Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück: Die Technik
Wie gerade angesprochen ist die Grafik zweigeteilt zu betrachten. Die Welt von Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück gibt jetzt nicht gerade viel her, was Interaktivität und Lebensfreude angeht. Während die Figuren und Animationen ordentlich aussehen und einem New Pokémon Snap fast schon das Wasser abgraben, ist das Fehlen sämtlicher Beleuchtung und damit einhergehender Schatten eine bemerkenswerte Entscheidung. Ich finde, dass das Game damit wesentlich besser aussehen könnte, aber vielleicht war das auch notwendig, damit die Bildrate durchgehend hoch bleibt? Jedenfalls kann man sich daran stören, muss man aber nicht – im Laufe der etwa zwölf bis 15 Stunden dauernden Hauptstory gibt es genügend andere Dinge, die auffallen. Etwa die Sprachausgabe, die sowohl im Japanischen wie auch im Englischen ziemlich gut funktioniert und die Emotionen sehr gut rüberbringt!
Dass daneben die Soundeffekte etwas untergehen, soll so sein: Immerhin geht es hier um gemütliche Erforschung und entspanntes Rätseln (wenn man es bei dem leichten Schwierigkeitsgrad so nennen will), und weniger um Action wie bei Pokémon-Kämpfen. Die Dialoge reichen dabei von locker-schnulzig bis hin zu richtig gut geschrieben, und wer sich mit den Nebenquests beschäftigt, bekommt da noch viel mehr serviert, als das die Kampagne selbst schafft. Was die Steuerung von Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück angeht, sie funktioniert einwandfrei, das ist aber auch kein Wunder. Denn alles im Spiel läuft gemütlich, gemächlich, langsam ab, und auch die Pokémon-Einlagen, bei denen ihr Pikachu steuert, funktionieren sehr gut. Es kommt Freude auf, wenn ihr bemerkt, wie die Taschenmonster untereinander agieren, und das ist bestimmt eine Stärke dieses Spiels!
Das Fazit: Heurepika, mehr vom Gleichen!
Der Vorgänger auf dem 3DS war damals ein Aushängeschild für das Handheld-System. Die Grafik war beeindruckend, das Spielgefühl hat perfekt auf eine tragbare Konsole gepasst, und man konnte das Game durchwegs empfehlen. Bei Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück – fünf Jahre später – ist das gemächliche Gameplay schon grenzwertig gemütlich, und die Grafik ist Geschmacksache, aber sicherlich nicht optimal. Zur absoluten Referenz fehlt also ein Stück, und das ist auch bei der Hauptgeschichte so. Sie ist solide geschrieben, aber die wirklichen Perlen und der große Spaß versteckt sich eher abseits der Story. Wenn ihr also nur durch die Geschichte trabt, wisst ihr zwar eher, was mit Tim, Pikachu und Harry passiert, aber die stärksten Passagen des Titels entgehen euch dabei, wie auch Anspielungen auf den erfolgreichen Kinofilm und süffisante Dialoge untereinander.
Auch das Spielen mit den Gast-Pokémon macht richtig Spaß, da fragt man sich, warum dann das reguläre Hauptspiel mit Tim im Vergleich so zähflüssig ausfällt. Wenn ihr euch für dieses Game entscheidet, müsst ihr auf jeden Fall Fan von Pokémon sein und dabei lange Dialoge lieben wie auch die Erforschung aller Gassen. Nur dann spielt der Titel seine Stärken richtig aus, und ich bin nicht sicher, dass die Zielgruppe (die Jüngsten unter uns) mit dieser Kombination glücklich sind. Ich könnte mich dabei auch ziemlich täuschen, aber so ist es nun mal: Während die Erfahrenen mit dem minimalen Schwierigkeitsgrad und den vielen Laufwegen schnell abwinken werden, fühlen sich die Lesefaulen mit dem Übermaß an Sequenzen bombardiert. Die Ideen sind zweifelsohne gut, aber unter dem Strich hätte Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück definitiv mehr und besser sein können – für Fans reicht es aber.