Klipsch Flexus Core 200 und Sub 100 im Test: Großes Heimkinofeeling
Action-Kracher auf dem neuen Flachbildschirm reißen euch nicht vom Hocker? Klipsch hat mit dem Flexus Core 200 und Sub 100 die Lösung!
Warum eine Anschaffung?
Wer kennt das nicht: Man macht es sich auf der Couch gemütlich, will einen Actionkracher auf dem schönen, neuen Flachbildschirm genießen, das Bild ist gestochen scharf, aber irgendwie will sich kein Kinofeeling einstellen. Da hilft auch das Popcorn nicht wirklich! Die Spaßbremse (die geneigte Leserschaft hat es erraten) ist der Ton. Irgendwie ist das Brüllen des T-Rex nicht annähernd so beeindruckend wie im Kinosaal. Auch wenn die TV-Lautsprecher der neuen Generation längst nicht mehr so blechern, leer und hohl klingen wie noch vor wenigen Jahren, haben die flachen Flundern einen konstruktionsbedingten Nachteil, der sich nur schwer kompensieren lässt. Man muss sich also wohl oder übel mit den physikalischen Grenzen abfinden.
Hinzu kommt ein regelrechter Preiskampf auf dem Markt. Die Preise für – auch durchaus gute – Fernsehgeräte purzeln munter weiter. Da liegt es auf der Hand, dass die Hersteller wenig Interesse daran haben, in der Einstiegs- oder Mittelklasse Top-Lautsprecher zu verbauen. Sie reichen für Alltagsanwendungen zwar aus, für den Filmgenuss bleibt aber Luft nach oben. Deshalb habe ich mir schon vor Jahren ein 5.1-System mit einem AV-Receiver von Denon und einem Subwoofer samt Boxen von Canton zugelegt. Der Raumklang ist klasse, der Anschluss und die Bedienung aber relativ umständlich und kompliziert, weshalb sie nur selten zum Einsatz kommt. Die Anlage kann für meine Bedürfnisse einfach „zu viel“. Außerdem hat sie keine Bluetooth-Schnittstelle zum Streamen von externen Quellen. Für mich als Musikliebhaber ein schmerzliches Manko.
Über die Klipsch-Produkte
Umso neugieriger war ich, wie sich der virtuelle Raumklang der Soundbar aus dem Hause Klipsch im Vergleich schlägt. Der Name Klipsch hat nicht nur in den USA einen besonderen Klang. Er stammt von dem Mann, der seine Firma 1946 in Hope, Arkansas, gründete und wo bis heute ein Großteil der Lautsprecher, wie die legendäre Heritage-Serie, gebaut wird: Paul W. Klipsch, ein Audio-Pionier und Exzentriker. Er schuf Lautsprechertechnologien, die auch nach seinem Tod – er starb 2002 im stolzen Alter von 98 Jahren – für Generationen von Musikliebhabern als State of the Art galten.
Wir haben es hier mit einem Home-Entertainment-System zu tun, für das sich Klipsch mit Onkyo zusammengetan hat. Ziel ist es, jahrzehntelange, bewährte Fertigungs- und Technologiekompetenz mit klassischer Klipsch-Akustik zu kombinieren, um ein „episches Home-Entertainment-System in Sachen Audioqualität und Zuverlässigkeit“ zu schaffen, wie es auf der Homepage von Klipsch heißt. Im Mittelpunkt steht eine Soundbar, die auf den Namen Flexus Core 200 hört. Flexus soll wohl verdeutlichen, dass dieses System flexibel und erweiterbar ist, Core, dass es das Herzstück ist, ohne das es nicht geht. Erweitert wird das System durch einen optional erhältlichen Subwoofer, in diesem Fall den Sub 100.
Starke Packung, starker Inhalt
Die erste Frage, die sich mir aufdrängt: Wie hat der arme Paketbote diese schweren Pakete ins Haus gewuchtet? Beide Pakete haben ein mehr als respektables Gewicht, das neugierig auf den Inhalt macht. Was sofort ins Auge fällt, ist auch die äußerst stabile und logische Verpackung. Massiver Karton, durchdachtes System – alles ist an seinem Platz und (vor allem der Sub 100) gar nicht so leicht alleine aus seinem „Zuhause“ zu bekommen. Nach dem Auspacken der Aufbau. Beginnen wir mit dem Flexus Core 200, einer 3.1.2-Kanal Dolby Atmos-Soundbar in schlichtem, zeitlos elegantem Schwarz. Das Gehäuse mit Holzmaserung, das nahtlos mit einem Metallgitter und einem schwarzen Stoff-Lautsprechergitter kombiniert ist, wirkt sehr hochwertig und gut verarbeitet. Ein großes LED-Display erleichtert die Lautstärkeregelung.
Sie ist mit zwei 2,25-Zoll-Hochtontreibern, vier nach vorne gerichteten 2,25-Zoll-Aluminiumtreibern und zwei integrierten 4-Zoll-Subwoofern ausgestattet, die ein immersives Dolby-Atmos-Erlebnis ermöglichen sollen. Ein separater Center-Channel-Hochtöner sorgt dabei für eine bessere Verständlichkeit von Dialogen. Elevation Driver (Hochtöner oder Up-Firing-Lautsprecher) sind spezielle Lautsprecher, die den Schall nach oben richten, um Reflexionen von der Zimmerdecke zu nutzen und so eine Surround-Atmosphäre zu erzeugen. Dies trägt zu einem räumlicheren, dreidimensionalen Klangerlebnis bei.
Technik und Installation
Die Anschlüsse: HDMI (eARC für nahtlose TV-Integration), Infrarot-Eingang, optischer Audio-Ausgang, USB-C-Eingang und ein USB-Eingang für den Flexus Transport Dongle (bei Erweiterung mit dem Sub 100). Die Soundbar verfügt außerdem über einen Subwoofer-Ausgang für den kabelgebundenen Anschluss eines Subwoofers eurer Wahl. Die technischen Details können alle dem Datenblatt entnommen werden. Weitere Infos finden sich im Handbuch. Getestet wurde auch der Sub 100: Auch hier das Datenblatt und das Handbuch für alle Interessierten.
Der erste Respekt, wie man das Ding installiert, ist schnell verflogen. Strom an, per HDMI (am besten an den eARC des Fernsehers, dann klappt auch das gemeinsame Ein- und Ausschalten mit dem Fernseher) – das war’s. Möchte man das System um den Sub 100 erweitern, ist das ebenfalls ein Kinderspiel: Die Datenübertragung erfolgt über den mitgelieferten Sender, der in den dafür vorgesehenen USB-Port auf der Rückseite der Soundbar gesteckt wird. Strom an, fertig. Viel einfacher geht es eigentlich nicht, also legen wir los mit dem Test!
Über den Klipsch Flexus Core 200
Zuerst testen wir nur die Soundbar (ohne Sub). Gibt es einen Wow-Effekt? Klare Antwort. Ja, und wie! Schon „out of the box“, ohne großes Herumspielen an den (begrenzten, aber dazu später mehr) Einstellungen, klingt das 3.2.1 System präzise, klar. Überzeugend. Beeindruckend, welche Kraft und Wucht dieses Klipsch Flexus Core 200-System zu liefern vermag. Verbunden mit einer souveränen Wiedergabe der einzelnen Tonspuren.
Klar in den Höhen, detailliert und präzise in den Mitten, kraftvoll bis in die tiefsten Frequenzbereiche und mit ausreichend Druck auch bei hohen Lautstärken. Und wenn ich “hoch” sage, dann meine ich wirklich hoch, im Sinne von “Vibrieren da die Möbel, oder sind das meine Eingeweide?” Wem das immer noch nicht reicht, der kann mit der App (Equalizer) und mit der Fernbedienung (Bass kann in mehreren Stufen angehoben werden) noch nachhelfen.
Hallo, Klipsch Sub 100
Oder mit dem hier ebenfalls getesteten Sub 100: Mit dem kabellosen 10-Zoll-Subwoofer kommen kraftvolle Bässe und Tiefe noch einmal ungleich stärker zur Geltung. Bei hohen Lautstärken ist der Bassdruck wirklich beeindruckend. Und das, ohne zu übersteuern oder matschig zu klingen. Jedes Testszenario hängt von der Qualität der Quelle ab, aus der es gespeist wird. In meinem Fall kamen verschiedene Varianten zum Einsatz. Einmal per Bluetooth Musik vom Spotify-Account gestreamt: Mit der „Audio“-Taste hat man schon einen recht guten Klang. Audiophile Genießer werden sich ohnehin andere Geräte und keine Soundbar zulegen. Noch bessere Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn man ein wenig mit dem (allerdings eher rudimentären) Equalizer experimentiert. Dazu später mehr.
Bevorzugt habe ich aber Videomaterial mit einer Dolby (Atmos) Tonspur getestet: Youtube-Testvideos, per PC gestreamt. Oder geeignete Filme, gestreamt über Disney+, Prime Video und Netflix. Einer der Referenzfilme dafür ist Ready Player One von Steven Spielberg. Oder John Wick, Blade Runner und Interstellar. Was soll ich sagen: Der Sound hat mich so beeindruckt, dass ich mir den ersten Film in voller Länge angeschaut habe, die anderen aus Zeitgründen nur an den Stellen, die sich besonders für einen Test anbieten. Das Ergebnis war immer dasselbe: Es macht richtig Spaß, ein Traum für Cineasten. Der versprochene „immersive“ Sound ist wirklich da: Auch die vertikale Ebene wird mittels upfiring / downfiring Lautsprechern beschallt. So entsteht ein Klang, der quasi im Raum schwebt, ein 360-Grad-Gefühl.
Besonderheiten und Auffälligkeiten
Die App „Klipsch Connect Plus“ ist an sich recht übersichtlich, wenn auch in den Funktionen eher reduziert. Die wichtigsten Funktionen sind aber vorhanden. Sie gönnt sich manchmal eine sehr lange Denkpause, wenn man von einem Menü ins andere wechselt. Ich rede nicht von ein oder zwei Sekunden, sondern von 30 Sekunden oder mehr. Das könnte viel besser sein. Hoffentlich wird das mit einem Update behoben. Auch die Fernbedienung ist einfach und funktionell. Aufgeräumt, logisch aufgebaut, kein unnötiger Schnickschnack, gute Druckpunkte. Das „Dialog“-Feature ist nützlich, da gerade bei Actionfilmen der Ton oft schwer zu Gunsten der Soundeffekte und des Soundtracks und zu Lasten der Dialoge abgemischt ist. Hier hätte ich mir aber noch ein oder zwei Stufen mehr gewünscht.
Der Nachtmodus ist eine nützliche Funktion, um den Hausfrieden nicht zu stören (in Mietwohnungen wahrscheinlich auch tagsüber sinnvoll): Der Subwoofer-Pegel wird sofort auf 50 % der aktuellen Lautstärke heruntergeregelt. Der Dynamikumfang wird ebenfalls reduziert. Um auch Schwächen zu nennen: Das Koppeln eines Laptops via Bluetooth funktionierte nach anfänglicher Verwirrung (zwei Klipsch-Geräte erscheinen als BT-Geräte, beide müssen offenbar gekoppelt werden….) problemlos. Allerdings trat bei mir ein seltsamer Bug auf. Wenn ich auf der Quelle „TV“ bin und den Laptop aufklappe, wird die Quelle automatisch wieder auf BT umgeschaltet. Anscheinend hat das BT-Signal Vorrang…? Das ist etwas störend, kann aber auch ein Bedienfehler des Testers sein.
Das Fazit: Unkompliziert und leistungsfähig
Mit den ebenfalls erhältlichen Erweiterungen (Subwoofer, Surround-Lautsprecher) ist die Flexus 200 ein guter Einstieg in die Welt des Home Entertainment. Das System kann mit den eigenen Ansprüchen wachsen, von der einfachen Soundbar bis zum vollwertigen Dolby Atmos-System. Es trägt daher zu Recht den Namen Flexus. Das Produkt ist eine ausgezeichnete Wahl für alle, die ein Klangupgrade ohne die Komplexität eines kompletten AVR/Sub/Lautsprecher-Setups suchen. Zudem ist es wesentlich günstiger als Soundbar und der Sub eines hochpreisigen Mitbewerbers.
Hiermit erwartet euch eine wirklich leistungsfähige Soundbar, die schon in der Grundausstattung zu überzeugen weiß. Zudem lockt sie mit hochwertiger Verarbeitung, die Hoffnung macht, dass man lange Freude daran hat. Natürlich gibt es kleine, leicht zu verschmerzende Schwächen im Detail, aber insgesamt ist das Jammern auf hohem Niveau. Ich kann dieses Gerät allen empfehlen, die einen kräftigen, räumlichen Klang schätzen, ohne dabei ein kompletter Nerd zu sein, und ein Produkt suchen, das man auch ohne Technikstudium bedienen kann.