Split Fiction Test (PS5): Das Koop-Game of the Year 2025
Nach It Takes Two, Game of the Year 2021, bringt Hazelight nun Split Fiction, Game of the Year 2025. Das war der Testbericht!
Was, ein reines Koop-Spiel?
Ihr wollt mehr wissen? Also gut. Nun, die Spiele vom Kreativdirektor Josef Fares konnten mich schon immer begeistern. Von Anfang an war ich bei den fixen Koop-Spielen mit von der Partie, und während Brothers ein Titel der Marke „naja“ war, ging es von da an nur noch bergauf. A Way Out, eine Geschichte rund um Vertrauen, konnte mich begeistern, und It Takes Two (zu meinem Testbericht) rund um die Zusammenarbeit ist nicht umsonst das Spiel des Jahres geworden. So viel Liebe, so viel Kreativität, da würde sich sogar Nintendo verneigen. Wer mich kennt, weiß, dass ich Couch-Koop-Spiele liebe, und da geht nichts über Hazelights It Takes Two – bis jetzt. Denn während alle Vorgängertitel des Studios auf ihre gewisse Weise schon hervorragend waren, übertrifft Split Fiction diese mühelos und präsentiert sich als Meisterwerk.
Ich ging mit hohen Erwartungen in den Test von Split Fiction, da ich wusste, dass ich die vorherigen Spiele von Fares und Hazelight geliebt hatte. Das ist nicht gerade besonders professionell, noch tut es dem Testbericht an sich gut, wenn man geistige Ankerpunkte ständig im Kopf hat („das machte X und Y aber schon besser, oder anders“). Und dann kam das Spiel, und nach etwa eineinhalb Spielstunden war ich komplett von den Socken! Ich habe einfach nicht mit einem Spiel gerechnet, das die Messlatte höher legt, wie ein kooperatives Multiplayer-Spiel aussehen kann. Was als Neugierde und leichte Vorfreude auf das Game begann, wurde zu dem wohl mitreißendsten Spielerlebnis meiner bislang 38 Jahre. Der Einstieg ist kurz, prägnant und binnen Minuten erledigt, und dann befindet ihr euch schon auf den Schienen der Story!
Über Split Fiction
Seid ihr erst einmal aufgegleist, geht es volle Bahn voraus. Aber alles der Reihe nach: Split Fiction folgt der Geschichte von zwei aufstrebenden Schriftstellerinnen, Mio und Zoe. Die eine ist eine Science-Fiction-Autorin, die zurückhaltend und praktisch ist, während die andere eine extravertierte, aufgeschlossene junge Frau ist, bei der es um mystische Fantasy-Geschichten geht. Beide versuchen aus ihren eigenen Gründen, ihren ersten Verlagsvertrag zu bekommen, und so landen beide bei Rader. Dort werden sie mit einer Maschine bekannt gemacht, die aus den Ideen, der Kreativität und den Geschichten eine Art Realvorstellung macht. Früh wird aber klar, dass das nicht aus reiner Güte oder Qualitätsgedanken passiert – die Ideen werden aufgezeichnet und den Autorinnen gestohlen!
Nach einer kurzen Introsequenz landet Mio ungeplant in der Simulation von Zoe. Da sich beide nicht kennen, grundverschieden sind und daher von Anfang an nicht unbedingt ausstehen können, sorgt das schon mal für Zündstoff. Noch dazu ist ihnen der Umgang mit der neuen Realität, nämlich der maschinengenerierten Umgebung von Rader Publishing mit dem Geist der Autorin als Kreativitätsquelle, noch sehr fremd. Langsam werdet ihr euch durch die acht Stufen des Spiels kämpfen, während sich die Protagonistinnen näher kennenlernen. Das ist auch bitter nötig, da es bis zu 12 Nebenstränge mit einem ganz eigenen Gameplay gibt – wer sie nicht entdeckt, verpasst was, versprochen!
Kooperation der feinsten Machart
Split Fiction ist als reines Zwei-Personen-Game ein rein kooperatives Spiel. Ähnlich wie A Way Out und It Takes Two spielt ihr immer mit einer anderen Person, ob online oder via Couch-Koop. Der altbekannte Splitscreen – euch gehört jeweils eine Hälfte des Fernsehbildschirms – ist eine Formel, die zwar nicht neu ist, aber vom Team von Hazelight wirklich meisterhaft verwendet wird. Denn hier erwartet euch eine wahre Kreativitätsexplosion, jedes Level bringt neue Mechaniken ins Spiel. Ihr müsst zusammenarbeiten und eure Fähigkeiten an das veränderte Gameplay anpassen, bevor sich wieder alle Vorzeichen ändern. So probiert ihr verschiedenste Dinge aus und macht Fortschritte als Team – das ist Teil des Spielerlebnisses! Experimentierfreudigkeit und Kommunikation sind da der Schlüssel zum Erfolg.
Dabei geht das Pulver einfach nicht aus: Wirklich jedes Level in Split Fiction fühlt sich an wie ein eigenes Spiel. In einem Level spielt ihr als Cyber-Ninja, der coole Schwerter und Peitschen schwingt. Als nächstes seid ihr ein Puzzle-lösender Gestaltwandler, der mitten in einen magischen Wald geworfen wird. Während jedes Level in Sci-Fi- und Fantasy-Themen passt, haben sie alle einzigartige Eigenschaften, um sich voneinander abzuheben. Sowohl die Haupt- als auch die Nebengeschichten fühlten sich niemals irgendwie erzwungen, wiederholt oder unspaßig an – man merkt einfach, wie viel Wert auf die Erzählung und Präsentation gelegt wurde. Hier merkt man Josef Fares’ Werdegang als Filmemacher, denn das Erlebnis ist tatsächlich kinoreif. Vor allem der Humor, der schon in It Takes Two vorhanden war, ist hier höher dosiert als je zuvor!
So viel zur Geschichte…
Gleich vorweg: Tatsächlich werde ich hier nichts über die Story des Titels verraten, da jeder Spoiler einer zu viel wäre. Zwischen der Bedrohung durch KI, Studioschließungen und Spielabsagen ist der Niedergang der menschlichen Kreativität ein trauriges Thema der letzten Jahre. Es ist etwas, das buchstäblich im Mittelpunkt des Spiels steht, da ein böses Unternehmen Unternehmen buchstäblich die Kreativität von aufstrebenden Autorinnen absaugen und für sich nutzen möchte. Gleichzeitig beweist das Game mit einer beeindruckenden Schlagzahl und Präzision, dass nichts über menschliche Kreativität geht – ein Beweis ist die pure Abwechslungsvielfalt, die hier zur Schau gestellt wird. Ihr dachtet, dass Spiele wie Princess Peach: Showtime! wegen ihrer vielen Bühnen abwechslungsreich sind? Ihr seid nicht bereit für all das, was Split Fiction in petto hat.
Durch das Thematisieren der Kreativität bringt das Game eine höchst interessante Dynamik in seine Handlung. Jedes Level kommt direkt von Mio und Zoes eigenen Ideen, ob aktuell oder aus der Vergangenheit. Sie selbst haben jede dieser Geschichten durch verschiedene Phasen ihres Lebens geschrieben, und so erfahren wir im Laufe der Zeit allmählich mehr über ihre Persönlichkeiten und persönlichen Traumata. Diese sorgen für einige eigenartige und manchmal urkomische Begegnungen, da eine Figur mit der Handlung und ihrem Konflikt vertraut ist, während die andere völlig ahnungslos ist. Darüber hinaus gibt es einige echte Freundschaften und Verbindungen, die sich angesichts ihrer Umstände natürlich anfühlen. Während die Hauptstory für sich schon grandios gelungen ist, übertreffen die Nebengeschichten sie jedes einzelne Mal – mit jeder Menge Humor.
Ich will mehr!
Irgendwann ist natürlich alles zu Ende, so auch Split Fiction. Während den acht Levels, die euch auf nichts weniger als eine emotionale Achterbahnfahrt mitnehmen, gibt es eben auch noch zwölf Nebengeschichten zu erkunden. Mehr gibt es dann aber einfach nicht – das ist die Natur der Sache. Gleichzeitig fühlt sich das Durchspielen und das Ende dann aber so lohnend an, dass man hier kleinere Hoppalas wie Kameraprobleme im Handumdrehen verzeiht. Denn sie könnt ihr durch den rechten Stick jederzeit wieder beheben (oder durch den Druck auf R3), und gleichzeitig können solche Themen in einem zukünftigen Update bestimmt adressiert und ausgemerzt werden. Man darf nicht vergessen, dass wir eine Version gespielt haben, die noch vor dem Launch des Games am 6. März 2025 aktuell war.
Aber abgesehen davon: Es ist einfach unglaublich, wie sehr sich alles voneinander unterscheidet und wie rasch sich die Mechaniken ändern. Denn hier wird so gut wie nichts wiederverwertet, nach kurzer Zeit bekommt ihr schon wieder eine neue Kraft – obwohl die einzelnen Kapitel richtig gut sind, dauern sie im Wesentlichen niemals lange an. Dann werden sie von einem gleichwertigen oder besseren Kapitel ersetzt: Ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie Fares und das Team von Hazelight auf einige dieser richtig abgedrehten Level-Ideen gekommen sind. Das ist im positivsten Sinne gemeint, denn hier merkt man, dass das Team einfach Zeit bekommen hat und sich gute Ideen meisterhaft vorgenommen hat. Irgendwie hat Hazelight das hinbekommen, beide Welten zwischen Fantasy und Science-Fiction herzunehmen und genial zu kombinieren – nicht nur im Gameplay, sondern auch bei der Optik.
Split Fiction: Die Technik
Richtig, diese Dualität hält natürlich auch bei der Grafik an. Split Fiction ist grundsätzlich aus jedem Betrachtungswinkel ein schönes Spiel, sogar die beiden Protagonistinnen sind bildhübsch anzusehen. Während es eine Herausforderung ist, mit den atemberaubenden Darstellungen von Realismus und bezaubernd niedlichen Kunststilen in modernen Spielen zu konkurrieren, so schafft dieses Game es spielend. Jede Menge Screenshot-würdige Umgebungen lassen euch die Landschaft bewundernd betrachten, und neben den beiden „aufgelegten“ Genres Science-Fiction und Fantasy gibt es immer wieder Raum für Experimente. Diese Momente sind in den Nebengeschichten viel häufiger anzutreffen, aber selbst die Haupthandlung hat einige Änderungen im Kunststil, die sowohl überraschend als auch unterhaltsam waren.
Bei der Soundabteilung gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln, denn die technische Umsetzung ist hervorragend gelungen. Im Heimkino düsen die Geräusche euch nur so um die Ohren, immer passend dazu, in welcher Welt ihr euch gerade befindet. Die Sprecherinnen machen ihre Sache sowohl in der englischen Originalspur wie auch in der deutschen Übersetzung sehr gut – das hat auch schon It Takes Two ausgezeichnet. Was die Steuerung angeht: Es gibt vielleicht bei manchen Passagen noch Ungereimtheiten mit der Kamera, das hält euch aber nie lange auf, und Split Fiction ist immer soweit einfach und eingängig zu steuern. Ja, ihr benötigt jemand Zweites zum Spielen, und ihr könnt entweder via Freunde-Pass mit einer von euch eingeladenen Person (die muss das Game nicht mal besitzen!), online oder lokal auf der Couch zu zweit spielen.
Das Fazit: Wahre Koop-Meisterklasse
Ich wiederhole mich: All das, was It Takes Two 2021 so großartig gemacht hat, wird hier in Split Fiction auf ein ganz neues Level gehoben. Die Tatsache, dass die beiden Autorinnen nie die gleichen Fähigkeiten haben, bedeutet, dass ihr miteinander kommunizieren müsst, um Fortschritte machen zu können. Nebenbei sorgt dieser Umstand möglicherweise für einen Wiederspielwert, um das Game noch einmal aus der anderen Gameplay-Perspektive durchzuspielen. Während die Story von Anfang bis zum Schluss äußerst fesselnd ist, lässt der Titel euch sogar optionale Nebengeschichten finden. Umso besser, dass diese Bonus-Stories dann so gut gemacht sind, dass es den Suchaufwand jedes Mal aufs Neue wert ist. Insgesamt werdet ihr etwa zwölf bis 15 Stunden im Game bei einem kompletten Durchgang verbringen.
Die einzigen Kritikpunkte an diesem Ableger sind in seltenen Fällen die Kamera und der Umstand, dass das Spiel einmal zu Ende ist. Es ist so schade, wenn kreative Mechaniken „mittendrin“ einfach ersetzt werden, aber das ist genau Sinn und Zweck dieses Titels. Dieses Game fühlt sich wie der Höhepunkt dessen an, was Josef Fares und das Team der Hazelight Studios seit der Entstehung von Brothers und A Way Out gelernt haben. Beide waren gute Spiele, und der Erfolg von It Takes Two kam ja nicht von ungefähr! Aber jetzt ist Split Fiction aktuell, und ich kann nicht anders, als es als Naturgewalt zu bezeichnen. Denn das Spiel ist alles, was ich mir jemals von einem kooperativen Spiel und mehr wünschen könnte, was es leicht zu einem Spiel des Jahres-Kandidaten macht. So wie auch schon It Takes Two zuvor bekommt dieses Game die Höchstnote von mir. Absolute Empfehlung!