TESO: Tamriel Unlimited (PS4) im Test

von Max Hohenwarter 09.09.2015

Als ein begeisterter Spieler der Titel Daggerfall, Morrowind, Oblivion und Skyrim ist es natürlich schwer, sich The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited zu entziehen. Lest hier meine Meinung zu Tamriels Onlineeinstand.

Der lange Weg

Ein Jahr nach dem PC-Release kam das MMORPG auch auf die Konsolen. Der Start von The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimied (TESO) auf dem Computer war wegen einiger Bugs und einer monatlichen Gebühr holprig. Umso zufriedenstellender fühlt sich TESO nun auf der Konsole an. Es wirkt fast so, als ob die MacherInnen, ZeniMax Online, es ursprünglich für Konsolen ausgelegt hätten.

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Die monatliche Gebühr wurde gegen Mikrotransaktionen im Kronen-Shop eingetauscht. Wer jetzt „Pfui, Mudcrab! So eine widerliche Geldmacherei!“ schreit, sei beruhigt: Auf Pay-to-Win ist der TESO-Onlinestore definitiv nicht ausgelegt. Kosmetische Gegenstände wie Pets und exklusive Mounts, aber auch kleinere spieltechnische Dinge wie beispielsweise Erfahrungsbeschleuniger werden hier verkauft. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich das Abenteurerpaket zu kaufen, mit dem man mit jeder der verschiedenen Fantasy-Rassen in jeder Allianz des Spiels einen Charakter gestalten kann. Wer das Spiel besitzt, kann TESO nahezu ohne Einschränkung spielen – und das ohne zusätzlich monatlich Geld investieren zu müssen.

Eine Welt ohne Grenzen?

Einige Stunden Spielzeit in TESO sind verstrichen, und das Gefühl, Teil dieser großen Fantasy-Welt zu sein, hat mich gepackt und lässt mich nicht mehr los; vor allem die großartige Atmosphäre begeistert mich.

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TESO ist nicht einfach nur eine lieblose Konsolenportierung irgendeines MMORPGs, es ist The Elder Scrolls in Reinkultur: Steuerung, Handling und auch die Bedienoberfläche sind mit Skyrim verwandt. Auch das Leveling-System und die Quests in der fast gänzlich frei begehbaren Welt von Tamriel fühlen sich episch und vertraut an. Das enorme und vor allem komplexe Handels- und Crafting-System lässt viel Freiheit und bietet Menschen mit ausgeprägtem Geschäftssinn die Möglichkeit, sich komplett zu verausgaben.

Die Freiheit liegt in den Sternen

Von Beginn an setzt TESO auf das Prinzip, das andere The Elder Scrolls-Titel groß gemacht hat. Beispielsweise auf den Charakteraufbau: Es bleibt den SpielerInnen selbst überlassen, wie sie aussehen wollen und für welche der drei Allianzen und Spezialisierungen sie sich schlussendlich entscheiden. Jedoch kann ich nach drei Charakteren in jeweils einer der Allianzen sagen, dass die Story und Quests des Ebenherz-Paktes wohl am besten erzählt werden.

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Die Entscheidung, welche Klasse man spielt, macht zwar einen Unterschied, jedoch kann man mit jeder der Klassen seinen eigenen Weg gehen: Man muss nicht unbedingt ein Templer oder Zauberer sein, um zu heilen; und man muss nicht unbedingt ein Drachenritter sein, um viel Schaden einstecken zu können. Die Freiheit, jene Klasse, die man bevorzugt, so zu spielen, wie man will, war selten größer. Schlussendlich gibt TESO einem doch das Gefühl, eine Art Koop-Skyrim zu spielen. Dies ist auch die größte Stärke des Spiels: Es ist und bleibt ein MMORPG, und für eine Konsolenumsetzung funktioniert es erstaunlich gut. Man ist auf der frei begehbaren Tamriel-Karte nie allein – nur in der Hauptgeschichte gibt es Areale, die man Solo bewältigen muss, der Rest ist mit FreundInnen gemeinsam bespielbar.

Vier Freunde sollt ihr sein!

Gesagt, getan: Eine Gilde gegründet, ein paar begeisterte Elder Scrolls-SpielerInnen und die eigene Frau eingeladen, und schon reitet man in TESO mit 20 Personen durch das große PvP-Areal von Cyrodiil. Hier geht es darum, große Burgen einzunehmen, um für die eigene Allianz die Vorherrschaft zu erlangen und schlussendlich den Kaiserthron zu besteigen. Meist tummeln sich Hunderte Personen vor den Burgen und versuchen, die Mauern mit Belagerungsgerät  zu zerlegen. Was ohne Gilde oder eingespielte Gruppe von außen oft wie ein chaotischer Ameisenhaufen wirkt, lässt die SpielerInnen auf komplett neue Art leveln. Trotzdem wirkt dieser Ansatz im sonst sehr gelungenen Storytelling etwas lieblos, fast so, als ob es eine Freizeitbeschäftigung für die BewohnerInnen Tamriels wäre, sich vor der gewaltigen Burganlage die Köpfe einzuschlagen.

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Alternativ sucht man sich drei FreundInnen und bestreitet zu viert Gruppen-Dungeons, an deren Ende Belohnungen warten und die ab dem Veteranenstatus auch richtig schwer werden. Verliese sind wohl die Gruppenaktivität, die mir in TESO das größte Gemeinschaftsgefühl gibt, denn die Quests in der offenen Welt sind zwar im Verbund mit FreundInnen auch spaßig, aber meist auch problemlos allein bestreitbar. Gruppeninstanzen hingegen verlangen ein gewisses Maß an Koordination und Aufgabenverteilung.

Fazit

Nach fast 100 Stunden Spielzeit in TESO habe ich bei Weitem noch nicht alles entdeckt und erst die Quests in den Hauptgebieten der eigenen Allianz komplett abgeschlossen. Aber nachdem man den heiß ersehnten Veteranenstatus erlangt hat, der beispielsweise den Skilltree in die beliebte Sternbild-Ansicht aus Skyrim verwandelt, darf man auch die Hauptgebiete der anderen Allianzen betreten und so auch deren Geschichte und Quests erfüllen. Insgesamt bietet TESO wohl über 800 Stunden Spielzeit.

Wer ein reines Skyrim mit spärlichen MMO-Einflüssen erwartet, wird etwas enttäuscht; wer ein reines MMORPG in Tamriel erwartet, liegt auch falsch. TESO richtet sich gleichermaßen an erfahrene MMORPG-SpielerInnen wie auch an eingefleischte The Elder Scrolls-Fans und will an den Erfolg von Skyrim anknüpfen. TESO ist aber dadurch, dass es tief im The Elder Scrolls-Universum angesiedelt ist, für NeueinsteigerInnen der Serie schwer zu durchschauen und braucht einiges an Einarbeitung. Doch dieser Zielgruppe bietet es massenhaft Dinge, die es zu tun und – Elder Scrolls-typisch – zu entdecken gibt. TESO ist damit ein zu einem Gutteil gelungener Versuch, die Offline-Faszination eines The Elder Scrolls-Games in eine MMORPG-Erfahrung zu verwandeln.

Alles in allem ist TESO ein grundsolides Spiel, das auf technischer Ebene für ein MMO – vor allem auf einer Konsole – sehr ausgereift ist. Der Brückenschlag, den TESO schafft – eine intensive RPG-Erfahrung mit FreundInnen zu teilen und auch auf Solopfaden lange Zeit Spaß daran zu haben –, haben bisher die wenigsten Online-Rollenspiele vollbracht!

Wertung: 8.5 Pixel

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