Bloodborne: The Old Hunters (PS4) im Test
Mit dem Patch 1.07 erscheint mit The Old Hunters der erste DLC zum PS4-Exklusivtitel Bloodborne. Ich durfte mir mit dem neuen Content die Nächte um die Ohren hauen und wieder einmal massenhaft virtuelle Tode – meistens meine eigenen – erleben. In den folgenden Zeilen erfahrt ihr, was Bloodborne: The Old Hunters zu bieten hat und werdet zudem Zeuge meines steinigen, aber umso spannenderen Weges.
Von ganz vorn beginnen
Ich habe Bloodborne vor ein paar Monaten durchgespielt und habe sogar das alternative Ende freigeschaltet. Das war’s dann aber auch für mich. Kaum bis gar nicht, spiele ich Spiele (trotz New Game Plus) mehr als einmal durch. Im Falle von Bloodborne war das allerdings ein Fehler, denn um den DLC überhaupt starten zu können, muss man zumindest den dritten Boss Vikarin Amelia schon besiegt haben. D.h. „New Game Plus” (NG+) starten und schnellstmöglich und unter erheblichen Zeitdruck (der Test soll ja schließlich bis zum Embargo fertig werden) zur Vikarin gelangen. Wie durch ein Wunder und darauf bin ich mächtig stolz, bin ich auf diesem Weg insgesamt nur drei Mal gestorben. Danach ist diese weiße, hundeähnliche Bestie aber endlich vor mir in die Knie gegangen und dem Beginn des DLCs stand damit nichts mehr im Weg. Aber warum erzähle ich euch das eigentlich? Damit ihr ein Gefühl für den Schwierigkeitsgrad von Bloodborne: The Old Hunters bekommt. Bereits in den ersten fünf Minuten von Bloodborne: The Old Hunters wurde ich gleich oft getötet, wie auf dem (langen) Weg zur Vikarin Amelia im „New Game Plus”-Modus. Mit diesem teuflisch, bösartigen Eindruck steigen wir nun in den Albtraum, der alten Jäger ein.
Wie startet man den DLC Bloodborne: The Old Hunters?
Vorweg, doch noch ein kleine Sache, wie ihr den DLC denn überhaupt erreichen könnt:
- Besiegt, wie schon beschrieben, Vikarin Amelia und löst beim Altar hinter ihr, die Zwischensequenz aus, sodass das Spiel zur Mondnacht wechselt.
- Kehrt in den Traum des Jägers zurück, wo neben der Puppe ein Bote erscheint, der euch das Auge des bluttrunkenen Jägers vermacht.
- Geht danach zum Grabstein und teleportiert euch in den Kathedralenbezirk. Dort den linken Ausgang nehmen und zur Leiche neben dem Baum stellen. Im Hauptspiel ist man hier dann noch von einer Anomalie bzw. von einem dieser riesigen, spinnenhaften Wesen getötet worden. Anstatt aber zerquetscht zu werden, lässt einen das Vieh nun im „Albtraum des Jägers“ erwachen.
Ein schöner Albtraum
Hätten wir das geklärt, kommen wir nun zum Beginn des DLCs Bloodborne: The Old Hunters. In einer wirren, traumartigen Sequenz, erfährt mein Charakter, dass der Ort an dem er gerade erwacht ist, der Albtraum des Jägers ist. Dort wo alle alten Jäger irgendwann hinkommen, wenn sie die Gier nach Blut übermannt hat. Nach dem unheilsamen und wie immer kryptischen Beginn entzünde ich vorsichtig die erste Lampe und trete hinaus in die Welt dieses Albtraums. Der Himmel ist bedeckt, die Stimmung zwielichtig und in der näheren Umgebung sehe ich Häuser, die an die viktorianischen Bauten in Yharnam erinnern. Doch hier stimmt etwas nicht, denn die Gebäude wirken schief und grotesk entstellt. Zudem vermittelt mir das Spiel das Gefühl, dass ich nicht genau weiß, ob die verfallenen Häuser nur eingestürzt sind oder ich mich in einem wirren Traum befinde. Diese Atmosphäre findet man in allen Gebieten des DLCs wieder und das erzeugt eine großartige Stimmung. Alles wirkt so surreal und der Unterschied zwischen Realität und Fantasie scheint zu verschwimmen. Ein ganz besonderer Moment ist es, wenn man zum ersten Mal einen Fluss sieht, in dem offenbar Blut statt Wasser fließt. In dem roten Gewässer treiben in Bloodborne-Manier widerwärtige Kreaturen ihr Unwesen. An dieser Stelle des Spiels hat man nur einen Gedanken: Da muss ich jetzt wirklich rein? Wie auch das Hauptspiel bietet Bloodborne: The Old Hunters so ganz ohne Worte viele, atemberaubende Momente, die Spielerinnen und Spieler in großes Staunen versetzen werden.
Fies aber fair
Nun aber nochmals zurück zum Schwierigkeitsgrad und damit dem Salz in der Bloodborne-Suppe. Angedacht ist der Content für Charaktere, die ungefähr das Level 65 erreicht haben (im ersten Run versteht sich). Wer daher so wie ich gleich nach dem dritten Boss beginnt Bloodborne: The Old Hunters zu spielen, macht es sich nicht unbedingt leichter. Trotzdem, wer Bloodborne bereits durchgespielt hat, ist sowieso masochistisch ausreichend veranlagt, um auch diese Hürde zu meistern. Während man im Basisspiel selten auf die feindlichen und sehr starken Jäger-NPCs trifft, gehören diese beim DLC quasi zum Standardrepertoire. Im Gegensatz zu Bloodborne verschwinden diese auch nicht, nach einem erfolgreichen Kampf. Ihr müsst euch nach jedem Ableben immer und immer wieder gegen diese fiesen Gegner beweisen. Schon nach den ersten zehn Minuten schickt euch das Spiel dann sogar zwei Jäger gleichzeitig auf den Hals! Das benötigt nicht nur gute Nerven, sondern auch viel Geschick. Zwar hat sich am rasanten Kampfsystem nichts geändert, Bloodborne: The Old Hunters wirft Spielerinnen und Spieler aber in ungewohnte Situationen, in denen man den eigenen Kampfstil ganz neu erfinden muss. Wie immer ist das Spiel dabei nie unfair, sondern zeigt meine Schwächen und gemachten Fehler ganz klar auf. Kombiniert mit der ständigen Verlustangst meiner Blutechos, entsteht so innerhalb kürzester Zeit wieder eine Sogwirkung, die mich in dieser düsteren und beeindruckenden Fantasy-Welt versinken und träumen lässt.
Widerlich und doch so cool
Wenn man beim Schwierigkeitsgrad vom Salz in der Suppe spricht, dann sind wohl die Bosskämpfe der Pfeffer, der dem Spiel die nötige Schärfe verleiht. Bloodborne: The Old Hunters bietet vier neue Bosse, die allesamt sehr unterschiedliche Angriffsstile verfolgen und es selbstverständlich faustdick hinter den Ohren haben – wenn diese denn Ohren haben … Für alle, die sich den ersten Boss (der schon aus mehreren Videos und Screenshots bekannt ist) nicht spoilern lassen möchten, überspringt bitte den nächsten Absatz!
SPOILER WARNUNG
Den ersten großen Showdown bestreitet man gegen Ludwig, den Gründer der „Werkstatt der Heilenden Kirche“. Allerdings handelt es sich bei diesem Gegner um keinen humanoiden Feind, denn Ludwig ist einer der widerwärtigsten und abscheulichsten Bosse, die ich in Bloodborne und den Souls-Spielen gesehen habe. Dieses entstellte Geschöpf hat einen unglaublich hässlichen Kopf, den ich mit Worten kaum beschreiben kann (ein Screenshot sagt mehr als 1000 Worte) und ein zusätzliches Körperteil, das zwar wenig Funktion zu haben scheint, dafür aber gefühlte 300 Augen beherbergt.
Der Körper der Bestie besteht aus einem Arm-Bein-Gemisch, das bei seinen Angriffen kaum einzuschätzen ist. Am ehesten ist der Boss mit einer Mischung aus dem Wiedergeborenen und Vikarin Amelia zu vergleichen.
SPOILER ENDE
Alleine hatte ich überhaupt keine Chance, das beste Resultat, das ich erzielen konnte, war eine halb abgezogene Energieleiste. Zum Glück steckt mir Bloodborne: The Old Hunters an dieser Stelle aber einen kleinen, aber feinen Trumpf in den Ärmel. Es gibt nun eine alternative, neue Glocke, mit der es an speziellen Orten möglich ist, NPC-Jäger zur Hilfe zu rufen (funktioniert gleich, wie mit menschlichen SpielerInnen). Wie immer wird der Kampf dadurch aber nicht leicht, er verliert nur etwas an Schwierigkeit, wodurch ich das Monster nach sehr vielen Versuchen endlich erledigen konnte.
Fazit
Man könnte noch so viel mehr über Bloodborne: The Old Hunters schreiben, über die eine oder andere Waffe, die meinen Spielstil gänzlich auf den Kopf gestellt hat, die neuen Zauber, die kryptische Story, die das Spiel mit vielen Andeutungen und Referenzen erzählt und so interessant macht, oder die großartig gestalteten Areale, die einige Überraschungen auf Lager halten und doch solltet ihr das alles selbst erleben! Großartige Änderungen im Spielsystem gibt es durch Bloodborne: The Old Hunters zwar nicht, aber das schadet dem DLC nicht. Bloodborne: The Old Hunters ist ein DLC, der das Bloodborne-Universum auf allen Ebenen fantastisch erweitert und so dem großartigen Action-Rollenspiel noch mehr Tiefe beschert. The Old Hunters ist wie ein böser Traum, aus dem ich nicht mehr erwachen möchte.