Pokémon Tekken (Wii U) im Test
Das einzigartige Mash-up zwischen Pokémon und Tekken ist ab 18. März bei uns erhältlich, und ich kann euch nach einer Vielzahl an Kämpfen einen guten Überblick geben. Ist Pokémon Tekken (hier geht’s zur offiziellen Website) ein Spaß für zwischendurch, oder kann es eurer Freizeit den finalen K.O.-Schlag verpassen? Lest hier meinen Bericht!
Willkommen in Ferrum
Nach dem fulminanten Intro habt ihr schon eine Menge an Informationen aufgesaugt. Da gibt es verschiedene Arenen und Stadien, die TrainerInnen scheinen eine Art Verbindung zu ihren Partnerpokémon zu haben und ähnlich wie in Dragon Ball Z sind alle mit Scouter-Brillen ausgestattet. Was für ein Start in ein Prügelspiel, das aber auch noch die typische Pokémon-Klientel bedienen will – wobei, gibt es da tatsächlich noch eine fest definierte Zielgruppe?
Weiter im Text: Pokémon Tekken lässt euch als erste Aufgabe eure/n eigene/n TrainerIn erstellen. Ganz nach eurem Abbild (oder auch nicht) dürft ihr euch für ein Geschlecht entscheiden, zwischen vier Hautfarben wählen, fünf Gesichter durchsuchen, zehn Augenfarben durchklicken und dann eines der 14 Pokémon zu eurem Partner machen. Dieses Pokémon ist dann euer Hauptkämpfer, mit dem ihr die folgenden Turniere und Schlachten bestreiten werdet.
Hier fällt auf, dass die Tierchen in vier Kategorien eingeteilt werden, namentlich Kraft, Tempo, Technik und Standard. Die Kraft-Pokémon sind groß, etwas schwerfälliger und wo sie hinschlagen, wächst kein Gras mehr. Die Pokémon mit dem Attribut Tempo sind zwar etwas schwächer, dafür können sie mit ihren Angriffen den Gegnern so zusetzen, dass diese keine Möglichkeit zum Gegenangriff haben. Technik-Monster sind die vielseitigsten Kämpfer, mit den richtigen Attacken fällt geübten SpielerInnen in jeder Situation eine passende Antwort ein. Die Standard-Pokémon sind genau das, wofür ein Mario in seinen Super Mario-Spielen steht: Überall überdurchschnittlich gut, aber nirgends spezialisiert.
Die Spielmodi
Pokémon Tekken bietet euch fünf Spielmodi an, die ihr zur Genüge ausreizen dürft. Da gibt es die Singleplayer-Liga, die euch in ein Turniergeschehen wirft. Zunächst müsst ihr in einer Rangliste gegen die stärkeren Gegner bestehen, um im Rang aufzusteigen. Kommt ihr unter die besten acht, gibt es ein Entscheidungsturnier im K.O.-Modus, und gewinnt ihr dieses, müsst ihr ein Relegationsmatch gewinnen, bevor ihr in die nächste Liga aufsteigen dürft. So simpel, so zeitintensiv.
Natürlich gibt es auch einen Einzelspielermodus gegen die KI abseits der Liga, auch ein lokaler Kampf zwischen zwei menschlichen KämpferInnen ist mit von der Partie. Dabei muss eine Partei mit dem GamePad spielen (wegen dem integrierten Screen), die andere Partei greift zum Pro Controller oder zu WiiMote + Nunchuk. Fun fact: Der Einzelspielermodus läuft problemlos mit 60 fps über den Bildschirm, spielt ihr zu zweit, ist die Ausgabe sowohl auf TV als auch GamePad auf 30 fps beschränkt. Auch ein Online-Modus ist mit dabei, das heißt, ihr könnt euch bedenkenlos mit GegnerInnen aus der ganzen Welt messen.
Der Trainingsmodus in Pokémon Tekken ist einer der intensivsten der Kampfspielgeschichte. Ihr dürft euch dort mit Grundlagen, fortgeschrittenem und Expertenwissen auseinandersetzen, pro Pokémon habt ihr sogar die Option, sämtliche Moves durchzuüben. Gerade zu Beginn ist es ratsam, sich zumindest eine halbe oder ganze Stunde Zeit zu nehmen und das eigene Lieblingspokémon näher kennenzulernen.
Ganz wie Tekken? Falsch gedacht
Wenn ihr nun denkt, Pokémon Tekken ist ein Buttonmash-Titel wie andere Prügelspiele (ja, Eddy Gordo, wir sehen dich an), seid ihr leider oder Gott sei Dank schief gewickelt. Pokémon Tekken hebt sich hier von der Masse ab, in dem es einige Neuerungen einführt und euch auch geistig ein wenig fordert. Die wichtigste Neuerung ist ohne jeden Zweifel das Wechselspiel zwischen Feld- und Duell-Modus. Jeder Kampf beginnt im Feld-Modus, das bedeutet, eure Pokémon stehen weit auseinander und ihr habt völlige Bewegungsfreiheit. Hier könnt ihr taktieren, mit Fernangriffen die Grenzen abstecken oder einfach mit Brachialgewalt zum Gegner stürmen.
Habt ihr ein wenig Schaden ausgeteilt, wechselt Pokémon Tekken nahtlos in die Duell-Phase über. Diese Phase präsentiert sich in einem 2,5D-Look, und die Steuerung sowie die Attacken eurer Pokémon ändern sich dramatisch. (Darum gibt es zwei Abschnitte im Training: Einmal macht ihr alle Moves in der Feldphase durch, und einmal in der Duellphase.) In diesem Abschnitt teilen die Kämpfer empfindlich mehr Schaden aus, und jene Partei, die diese Duellphase eingeläutet hat, bekommt einen kleinen Bonus auf die Resonanzleiste, dazu später mehr.
Schafft es jedoch das andere Pokémon, genügend Gegenangriffe zu landen oder den Feind wegzustoßen, spielt ihr wieder in der Feldphase. Natürlich sind Nahkampfangriffe, Fernattacken, Würfe und Konter an der Tagesordnung, doch das Verständnis dieser zwei Phasen sind für das Kontrollieren des Kampfs unerlässlich. Ebenso logisch: Schnelle Pokemon fühlen sich in der Feldphase wesentlich wohler, wohingegen Kraft-Pokémon ihre Vorzüge in der Duellphase erbarmungslos ausspielen können. Es ist also wesentlich mehr Strategie in Pokémon Tekken vonnöten, als man anfangs meinen könnte!
Über Resonanz und andere Dinge
Jedes Mal, wenn ihr einen Phasenwechsel erzwingt, Schaden austeilt oder gute Moves zeigt, füllt sich eure Resonanzleiste ein Stück weit. Mit dieser Resonanzleiste, sobald gefüllt, könnt ihr durch Drücken der L+R-Tasten eine temporäre Mega-Entwicklung durchführen. Neben cooler Effekthascherei steigern sich aber auch eure Stats dementsprechend, im richtigen Augenblick könnt ihr diese Verwandlung spielentscheidend einsetzen. Drückt ihr während dieser Mega-Phase erneut L+R, startet euer Partnerpokémon einen Mega-Angriff. Trifft dieser, teilt ihr bildgewaltig ziemlichen Schaden aus. (Auch der Mega-Angriff ist blockbar, also müssen sich DefensivkünstlerInnen keine Sorgen machen.)
Damit es nicht langweilig wird, gibt es in Pokémon Tekken auch noch Helferpokémon. Diese wählt ihr vor jeder Runde aus einem Zweierteam aus, welches ihr vor dem Kampf selbst festlegt. Diese Helfer sind erst nach einer Weile einsatzbereit und können durch das Drücken von L herbeigerufen werden. Je nachdem, ob ihr Angreifer, Saboteure oder Verstärker nutzt, wird Schaden ausgeteilt, eine Bewegung geblockt, ein Konter gesetzt oder euer Pokémon geheilt. Durch Motivationsrufe zwischen den Kampfrunden können eure Helfer Boosts erhalten.
Im Kampf selbst, genauer gesagt in der Feldphase, erscheinen ganz à la Super Smash Bros. immer wieder kleine Elemente, die eure Resonanzleiste ebenfalls füllen. Feldkontrolle ist Pflicht, denn wer bei den Miniboosts immer wieder das Nachsehen hat, kann auch am Ende des Kampfes auf der Verliererseite stehen. Je länger ihr mit einem Pokémon spielt, umso mehr steigt ihr mit ihm im Level auf. Ihr könnt pro Level einen Fertigkeitenpunkt verteilen und somit einen von vier Werten steigern: Angriff, Verteidigung, Resonanz und Strategie. Wollt ihr härter zuschlagen, mehr einstecken, längere Limitboosts genießen oder eure Helfer schneller einsetzen können? Und wollt ihr die Grundfähigkeiten eures Pokémon noch verstärken oder die Schwächen eher ausmerzen? Gut, dass sich die Punkte in den Einstellungen von Pokémon Tekken jederzeit neu verteilen lassen…
Ab in den Ring
Es ist egal, ob ihr euch durch die grüne, blaue, rote oder die Chroma-Liga kämpft, gegen eure FreundInnen antretet, unerwartete Herausforderungen annehmen oder eine Rangprüfung durchstehen müsst: Das Kampfgeschehen bleibt größtenteils das Gleiche. Das heißt, ihr müsst die Gegner in Pokémon Tekken ziemlich gut kennen, um wirklich die Oberhand in einem Kampf zwischen gleichwertigen Parteien zu behalten. Nichts ist fieser als dieser eine Move, in dem etwa Gengar (Technik) kurz verschwindet, um dann aus dem Hinterhalt mit Riesenfäusten auf euch einzutrommeln.
Ähnlich wie in den Super Smash Bros.-Titeln sind alle Attacken mittels einem Button und einer Richtung auszuführen. Mit L ruft ihr euer Helferlein herbei, mit R blockt ihr, und mit L+R löst ihr die Mega-Entwicklung aus (bei gefüllter Resonanzleiste). Mit B springt ihr, mit Y löst ihr einen Fernkampfangriff bzw. einen Nahkampfangriff aus (Feld/Duellphase), mit X startet einen Verfolungs- bzw. einen starken Nahkampfangriff (Feld/Duell), und A bleibt immer eine Spezialattacke. Glurak zum Beispiel wird mit A immer jemandem Feuer unter dem Hintern machen.
Würfe werden mit Y+B durchgeführt, wobei es egal ist, ob der Gegner gerade blockt, nur steht oder sogar springt: Bei Berührung ist der Wurf nicht mehr aufzuhalten. Die einzige Möglichkeit ist ein normaler Angriff, der dem Wurf zuvorkommt. Angriffe wiederum werden durch Konterattacken (X+A gemeinsam) zunichte gemacht – besonders fies hierbei: Jeder Konter in Pokémon Tekken ist eigentlich ein Angriff, das heißt, auch wenn es gar nichts zu kontern gibt, schlägt ihr trotzdem zu. Machomei kann hier ein richtig fieser Kontrahent werden, wenn man ihn dementsprechend spielt. Zusätzlich werden all eure Kampfrunden auch zusammengefasst (nicht bewertet!), wo euer Schwerpunkt im Kampf lag. Es ist also nicht möglich, in allen Kategorien eines Kampfes Bestnoten zu erhalten, bei mir lag meistens der Angriffswert zwischen 4 und 5 Sternen, der Rest war eher so naja – was auch stimmt.
Noch mehr von all dem Guten
Ihr seht also schon: Mit einem handelsüblichen Tekken hat Pokémon Tekken wahrlich nicht viel gemeinsam. Nintendo hat dafür gesorgt, dass sowohl die Kampfspiel-Elemente im Game vorhanden sind, aber auch die typische Pokémon-Aufmachung hat es ins Spiel geschafft. Die mit modernster Technologie ausgestatteten Trainer, die Umgebungen der Arenen und Stadien sowie das generelle Look&Feel lassen einfach keinen Zweifel daran aufkommen, dass es ein Pokémon-Titel ist.
Nintendo konnte es sich nicht entgehen lassen, auch die amiibos dementsprechend einzubinden. Meine kleine Kollektion (Bowser, Wii-Fit-Trainerin, Link und Fox McCloud) brachte mir in der Testphase täglich Goodies, wie zum Beispiel 40.000 Pokédollar, einen Titel für die öffentliche Darstellung (euer Name und ein selbst gewählter, zuvor erspielter Titel werden anderen SpielerInnen angezeigt), Avatarkleidung, neue Haare für den Avatar, Weihnachtsmützen, Kuschelschals und vieles mehr. Zwingend notwendig sind diese Dinge nicht, wenn man aber bedenkt, dass ihr mit dem In-Game-Geld weitere Aussehens-Individualisierungen freischalten könnt, ist es ganz nett, mehrere Optionen zu besitzen.
Kaum denkt ihr dann, jetzt ist’s aber auch schon mal gut mit all den Zusatzoptionen, habt ihr beispielsweise die erste Liga geschafft. Beim Abschluss der Grünen Liga erhaltet ihr 1.000.000 Pokédollar, ein neues Helferteam, neue Motivationsfertigkeiten und eure Tutorialdame namens Nia könnt ihr auch noch neu einkleiden. Wenn das mal kein Anreiz dafür ist, Pokémon Tekken weiterzuspielen, na dann weiß ich auch nicht!
Pokémon Tekken: Unerwartet vielseitig
Ist es Fanservice? Ist es eine Schnapsidee? Ist es überhaupt machbar, wollen wir das denn? So oder so ähnlich waren meine Gedanken, als Pokémon Tekken angekündigt wurde. Monate später sitze ich nun vor der Wii U und bin nach wie vor ein wenig zwiegespalten. Pokémon Tekken macht im Grunde alles richtig: Eine lang dauernde Solokampagne, die Option, auch zu zweit zu spielen, ist dabei, ihr könnt Onlinekämpfe austragen und es gibt eine Unzahl an Dinge zu erspielen, wenngleich die meisten nur fürs Auge sind.
Nach ungezählten Stunden in Pokémon Tekken und einigen Duellen gegen FreundInnen und solche, die es noch werden wollen, fehlte mir unter dem Strich doch noch irgendetwas. Vielleicht, weil ich mehr Tekken erwartet habe: Keine Tag-Teams, anfangs nur 14 wählbare Pokémon, und auch die Geschwindigkeit, mit der die Kämpfe ablaufen, ist nicht ganz das, was ich mir unter Pokémon Tekken vorgestellt habe. Doch mittendrin hatte es dann plötzlich „klick“ gemacht, und zwar während einem Duell gegen einen befreundeten Pokémon-Hasser.
Es macht wirklich Spaß, den Gegner auf so unterschiedliche Arten zu dominieren, sei es im Feld, in der Duellphase oder durch klug gesetzte Konterangriffe. Kaum habt ihr realisiert, dass dieser Titel in Wahrheit einen strategischeren Ansatz verfolgt, macht es gleich doppelt so viel Spaß. Dass der Solomodus nach x Kämpfen ein wenig eintönig wird, ist aber Genre-Standard. Mein Tipp: Vergesst einfach, dass Pokémon Tekken den Namen Tekken in sich trägt, und lasst euch auf dieses bunte Vergnügen ein. Frohes Prügeln!