Yo-Kai Watch (3DS) im Test
Da will man eigentlich nur für ein Schulprojekt ein paar Käfer sammeln und schon stößt man dabei auf den Geist Whisper, der einem etwas von „Yo-Kai“ erzählt, die sich unsichtbar in unserer Welt bewegen und allerlei Schabernack treiben. Mit einer speziellen Armbanduhr läuft man also für den restlichen Sommer durch die Stadt, spürt Geister auf, kämpft gegen böse Yo-Kai und rettet Freunde. – Kommt dir das bekannt vor? Nein? Neidisch, dass deine Ferien nie so spannend waren? Dann wird es höchste Zeit, das mit Yo-Kai Watch nachzuholen!
Das neue Pokemon?
Wer schon etwas von Yo-Kai Watch gehört hat, ist höchstwahrscheinlich an Vergleichen mit Pokemon nicht vorbei gekommen und das nicht ohne Grund: Auch in diesem Spiel zieht man als Mädchen oder Junge zunächst zu Fuß später per Fahrrad durch die Welt und findet nach und nach über 200 Kreaturen, von denen man stets sechs mit sich herumtragen kann. Diese Wesen haben alle ihre eigenen Spezialfähigkeiten, Attacken und Statuswerte. Sie bekommen durchs Kämpfen Erfahrungspunkte, leveln und können sich sogar weiterentwickeln. Wer also schon mal einen Pokemon-Titel gespielt hat, wird sich hier ganz zuhause fühlen. Dennoch machen die Unterschiede Yo-Kai Watch viel mehr zu einer sinnvollen und lange überfälligen Evolution des Sammel-RPGs als einem bloßen Genre-Abklatsch.
Größer, schöner, besser
Anstatt sich in schlauchartigen Gebieten eingeschränkt von A nach B zu bewegen, erforscht man in Yo-Kai Watch eine große, offene, zusammenhängende Stadt, in der es nicht nur Straßen, sondern auch Parks, Wäldchen, verlassene Geisterhäuser oder Flüsse zu entdecken gibt. Alles sieht sehr ansprechend aus und ist von den Hintergründen bis zu den Charakteranimationen mit viel Liebe zum Detail designt worden. Die Geschichte präsentiert sich wie ein Anime in mehreren Episoden, in denen unabhängig voneinander kleine und größere, lustige und ernstere Probleme gelöst werden, deren Ursache sowie Lösung meist Yo-Kai sind. Die Aufgabestellungen reichen dabei von der Bereinigung eines Elternstreits bis hin zum Finden verlorener Unterhosen. Durch die humorvollen Dialoge und das charmante Charakterdesign hilft man den NPCs gerne weiter, doch wer sich einen epischen Handlungsbogen erwartet, wird enttäuscht werden. Die episodenhafte Präsentation verleiht der Handlung ein gutes Progressionsgefühl und wirkt dadurch nicht so langatmig wie manch andere Genre-Vertreter. Auch abseits der Haupthandlung gibt es Einiges zu tun: So kann man zahlreiche Nebenaufgaben erfüllen, die einem Geld und Erfahrungspunkte einbringen, fischen oder Käfer fangen. Will man die Welt ausgiebig erforschen und sich bei der Geschichte Zeit lassen, kann man gut und gerne 40 Stunden in Yo-Kai Watch investieren.
Tristine, Aalbernd und Petzmeralda
Nun zum Herzstück des Spiels: Den Yo-Kai. Diese Geister, die an allen möglichen Orten unsichtbar in der Welt verstecken spürt man mithilfe seiner Yo-Kai-Watch auf und wird daraufhin meist in einen Kampf mit ihnen verwickelt. Hat man Glück, will sich der Yo-Kai danach mit einem anfreunden, was bedeutet, dass man ihn in künftigen Kämpfen einsetzen kann. Die einzelnen Geister haben dabei alle einen klar definierten Charakter, der sich oft im Namen widerspiegelt und es leicht macht, sie zu unterscheiden: So gibt es z.B. den diebischen Vogel Stibitzka oder das erinnerungsraubende Amnesimon. Durch das Erledigen von Quests oder erfolgreichen Kämpfen erhalten Yo-Kai Erfahrungspunkte und steigen in höhere Stufen auf. Verbessert man seine Yo-Kai-Watch, kann man außerdem immere stärkere Yo-Kai erspähen. Einige Gebiete lassen sich überhaupt erst ab einem gewissen „Watch-Rang“ öffnen. Angenehm ist, dass man sich – abgesehen von einigen speziellen Gebieten – durch das Benutzen der Yo-Kai-Watch Kämpfe selbst sucht; vorbei ist die Zeit lästiger, überfallsartiger Zufallskämpfe!
Coach statt Kämpfer
Kommt es zur Konfrontation, kämpfen stets drei der sechs Yo-Kai, die man mit sich führt, gleichzeitig nebeneinander und können jederzeit durch Drehen eines Rades, auf dem sie angeordnet sind, ausgetauscht werden. Dabei ist die Anordnung der Yo-Kai eine wichtige taktische Überlegung, denn manche Nachbarn geben sich gegenseitig Boni und kämpfen besser nebeneinander als andere. Yo-Kai kämpfen ohne fremdes Zutun und setzen physische und psychische Attacken ein, blocken, verbessern ihre eigenen Statuswerte oder trödeln auch mal. Die Häufigkeit der eingesetzten Fähigkeiten hängt von ihrem Wesen ab. Als Spieler hat man mehrere Möglichkeiten, sein Team zu unterstützen: Durch Minispiele am unteren Bildschirm kann man Spezialattacken auslösen, man kann ihnen Items zuwerfen oder ihnen ein bevorzugtes gegnerisches Ziel zuweisen. Die Hauptverantwortung besteht also mehr darin, das Team vor den Kämpfen passend zusammen zu stellen, als das tatsächliche Kampfgeschehen zu diktieren. Befürchtungen, das passive Kampfsystem und die Minispiele könnten sich zu schnell abnutzen, waren bei mir unbegründet. Hin und wieder gibt es Begegnungen mit besonderen Bossgegnern, die wirklich für Spannung sorgen und sich gut von anderen Kämpfen abheben.
Sammler brauchen viel Geduld
Ein paar Dinge gibt es dann doch an Yo-Kai-Watch auszusetzen: Es gibt viele Fetch-Quests, die schon mal langweilig werden können und es ist nicht möglich auf der Karte für Nebenquests Wegpunkte zu markieren. Viele der Hol-mir-dies-hol-mir-das-Aufgaben sind jedoch optional und müssen nicht erledigt werden, wenn man nicht will. Und wenn ich mich zwischen einem Spiel entscheiden muss, das mich ständig an der Hand nimmt und auf einen völlig linearen Pfad zwingt und einem, das mich ein paar Minuten nach der richtigen Stelle suchen lässt, ziehe ich klar Zweiteres vor. Was wirklich auffällt, ist wie langsam das Befreunden mit Yo-Kai von statten geht, denn selbst wenn man ihnen mehrere Kämpfe hintereinander ihr Lieblingsessen zuwirft, zeigen sie oft keine Reaktion. Das ist vor allem frustrierend, wenn man für eine Quest einen bestimmten Yo-Kai braucht oder einen speziellen Yo-Kai in seinem Team haben möchte. Sammler, die „sie alle fangen“ wollen, werden jede Menge Geduld mitbringen müssen! Insgesamt trüben diese Schwächen (außer für eingefleischte Yo-Kai-Sammler) das äußerst unterhaltsame Spielgeschehen aber nicht.
Fazit
In Japan gibt es schon den zweiten Teil des Spiels, Teil drei erscheint dort dieses Jahr. In den USA ist letzten Herbst der Anime gestartet und Hasbro hat bereits eine Spielzeugproduktlinie dazu auf den Markt gebracht. Auch an der episodenhaften Präsentation des Spiels und dem Design der Yo-Kai erkennt man wie groß diese Marke aufgezogen werden will. Hinter dem Franchise Yo-Kai Watch steckt also sicher wohlkalkuliertes Marketing, doch wenn die Qualität dessen so aussieht, bitte mehr davon!
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[…] Der Anime beruht auf dem gleichnamigen 3DS-Spiel, das bei uns seit 29. April erhältlich ist. Ab Juni werden zudem Spielwaren und weiteres Merchandise von Hasbro im Handel erhältlich sein. Unseren Test zum Spiel findet ihr hier. […]