Was ist von einer neuen PS4 zu erwarten?
Die gute “alte” PS4 – seit November 2013 steht sie schon in den einen oder anderen Haushalten, und das Jahr 2016 verspricht, so gut wie noch keines zuvor zu werden. Zusätzlich zu den bereits 40 Millionen verkauften Geräten will Sony im nächsten Jahr gleich nochmal 20 Millionen drauflegen, eine Steigerung von 50 % also. Die Gerüchteküche brodelt jedoch: Soll eine neue PlayStation auf der E3 angekündigt werden?
PS4-Gerüchte, heiß serviert
Wenn es nach der Küche geht, wäre die neue PS4 (auch genannt PS4 Neo, PS4K, PS4.5 und so weiter) ein wahres Wundergerät. Es ist schon richtig: Seit November 2013 sind schon zweieinhalb Jahre vergangen, und so eine Zeitspanne ist im technologischen Bereich eine Ewigkeit. Keine Frage, dass sich mit neueren Komponenten eine stärkere Konsole basteln ließe. Aber die wichtigsten Gerüchte sind immer gleich:
- Die PS4K kann Spiele auf 4K-Auflösung spielen.
- Die neue PS Neo ist nötig, um PSVR überhaupt spielen zu können.
- Die neue PS4 soll doppelt so leistungsstark wie die “alte” sein (bei der GPU, die CPU sei um 30 % stärker)
- Spiele sollen fortan einen “Neo”-Modus erhalten, was ein Ausreizen der stärkeren Konsole ermöglicht
- Filme und Medien können auf 4K-Auflösung wiedergegeben werden.
Das sind alles große Dinge, keine Frage, doch wenn man die Gerüchte einem Realitäts-Check unterzieht, wird das Ganze schon wieder etwas ruhiger. Sehen wir uns es doch mal Punkt für Punkt an.
Eine Grafikkarte mit dieser Stärke würde derzeit schon genauso viel wie eine PS4 kosten.
Im Detail
Die neue PS4K kann Spiele auf 4K-Auflösung spielen.
Naja. Nehmen wir an, dass der Preis bei den 399 Euro bleibt, die die PS4 (und wohl auch PSVR) zum Launch hatten, wird das etwas knackig. Selbst mit aktuellster Hardware (die neuen NVIDIA GTX 1080/1070 mal ausgenommen) kämpfen so gut wie alle PCs mit der 4K-Auflösung (3840 x 2160), die vier Mal so viele Pixel wie die herkömmliche Full HD-Auflösung (1920 x 1080) herumschubst. Die heutige PS4 hat schon so ihre Probleme, 60 Bilder pro Sekunde bei den Spitzentiteln wie Witcher 3: Wild Hunt und Konsorten zu halten – und das auf Full HD-Auflösung: Meist spielt ihr in Kämpfen auf knapp 30 fps. Um diese Leistung zu verdoppeln und dann auch noch die Pixelanzahl zu vervierfachen, wäre wohl mehr nötig als “nur” eine 2x so starke GPU-Einheit. Spannende Aussage, aber letzten Endes finde ich sie unrealistisch: 4K-Gaming im Mainstream ist noch zwei, drei Jahre weg. Und seien wir mal ehrlich: Wie viele von uns haben denn schon einen 4K-Fernseher oder die Medien dazu, diesen auch voll auszureizen? Eben.
Die neue PS Neo wird für PSVR benötigt.
Das kann ich mir absolut nicht vorstellen. Falls dies der Fall wäre, müssten sämtliche Demos bis jetzt bereits auf einer neuartigen PS4-Konsole gelaufen sein (oder gar auf PCs?). Weiters wäre der Sinn der Extra-Box für die PSVR-Brille geschrumpft, denn während sie die Grundkonsole nicht direkt beim Rendern des Spiels unterstützt, entlastet sie diese durch das Übernehmen anderer Aufgaben wie das Berechnen des 3D-Sounds oder eine 72op-Ausgabe an den Fernseher, damit euer Besuch genauso sieht, was ihr gerade im Game erlebt. Da ich Sony einen solchen Schwindel nicht zutraue (immerhin könnt ihr PSVR für eure jetzige Konsole vorbestellen), finde ich diesen Punkt Humbug.
Die neue PS4 wird doppelt so stark wie die alte.
Nun, wenn die Neo-PS4 im November 2016 launchen würde, wäre sie genau drei Jahre nach der Originalkonsole auf dem Markt. Und wir alle wissen, was sich technisch innerhalb drei Jahren tun kann. Da AMD beim Fertigungsprozess von 28nm auf 14nm runtersteigen wird, ist schon alleine deswegen simpel, entweder die Hälfte des Stroms zu sparen oder bei gleichem Stromverbrauch an der zweifachen Leistung zu kratzen. Nehmt noch das Gerücht dazu, dass AMD die Polaris-Architektur darin verwenden wird, und dann sehen wir schon viel höhere Steigerungen als “nur” 2x. Allerdings wurde bis heute noch nichts seitens AMD angekündigt, welche Grafikkarten die Polaris-Architektur verwenden, doch die neuen PS4-Konsolen sollten doch auch schon langsam in die Produktion gehen, damit man zum Start eine Masse beisammen hat. Dass eine neue Revision klar stärker sein wird, ist logisch und somit auch realistisch. Anfang 2016 kündigte AMD an, die Polaris-Prozessoren im Herbst 2016 fertig zu haben, der genaue Wortlaut war “before back to school” – bekanntlich gibt es die besten Computer-Schnäppchen kurz vor dem Start der Schulen dank solcher back to school-Angebote.
Spiele bekommen einen “Neo”-Modus für das Ausreizen der stärkeren Konsole.
Wenn die neue PS4 Realität wird, ist es klar, dass Entwicklerinnen und Entwickler von älteren Titeln genauso von der stärkeren Hardware profitieren könnten. Denkt einfach daran, dass man für die stärkere Konsole bessere Texturen, feinere Animationen oder besseres Lighting bereitstellen könnte. Hat man die PS4 (regular), dann bekommt man die Standardvariante, und BesitzerInnen einer PS4.5 bekommen die besseren Dateien. In Zeiten von Online-Updates und Patches ist eine solche Unterscheidung keine Hexerei mehr, daher bin ich mir sicher, falls eine stärkere PS4 kommen wird, dass auch ein solcher Modus im Hintergrund eingeführt wird.
Angenommen, der Preis wird halten: Irgendwo müssen Kompromisse gemacht werden.
Filme und Medien können in 4K-Auflösung wiedergegeben werden.
Hier wird es noch richtig spannend: Schon die originale PS4 kann ihr Menü und die Medien auf 4K-Auflösung wiedergeben. Das Gerücht ist somit Nonsens, denn warum sollte eine neue Konsole für etwas eingeführt werden, was schon die Grundvariante hinbekommt? Update: Mein Fehler – die PS4 kann ihr Bildsignal nur bis Full HD (also 1920 x 1080) ausgeben. Etwas Recherche jedoch offenbart etwas Spannendes: Derzeitige Blu-rays, wie wir sie seit PS3-Zeiten kennen, können 4K gar nicht unterstützen. Dazu benötigt man spezielle Ultra HD-Blu-ray-Discs, die (ihr ahnt es bereits) vom herkömmlichen Blu-ray-Player in eurer PS4 nicht gelesen werden können. Somit wäre hier der Weg für ein neues Laufwerk frei, wobei ich davon ausgehe, dass die aktuelle Hardware (CPU, GPU und Rest) für das bloße Ansehen eines 4K-Streifens völlig ausreicht.
Kleiner Gedankengang
Bislang hat Sony allerdings noch nie einen so gravierenden Schnitt bei der Ausgestaltung der Konsolenversionen innerhalb einer einzigen Generation durchgeführt. Bleibt also offen, ob man die PS4-Gemeinde durch die Einführung von 4K in neuen, zukünftigen Versionen spalten möchte. Mit der vorhin angesprochenen Lösung wäre es aber denkbar, Spiele in zwei Konfigurationen anzubieten, und die Konsole nimmt sich jene Daten, die für sie geeignet sind. Das ist technisch keine Hürde, und Sony hätte auch noch mehr als genug Zeit, die EntwicklerInnen vorzubereiten. Denn: Mit einem Release der potentiellen PlayStation 4K sei ohnehin nicht vor 2017 zu rechnen.
Bereits vor rund einem Jahr äußerte sich Shuhei Yoshida schon zu 4K-Inhalten auf der PlayStation 4. Nach seinen Aussagen ist die PS4 in seiner jetzigen Form dafür geschaffen, 4K-Videos von Netflix und Konsorten, jedoch keine Spiele in Ultra-HD (ihr erinnert euch: viermal so viele Pixel) wiederzugeben. 4K wäre daher nur für Videos, Filme und Fotos möglich, ein Support von 4K-Spielen jedoch technisch ausgeschlossen. Auch bei PS4-Spielen in 3D sähe die Situation aktuell noch eher mager aus, was bestimmt der verbauten Technik geschuldet ist. Vier Mal so viele Pixel und eine doppelt so hohe Framerate (ich sehe dich an, Witcher 3: Wild Hunt, oder dich, Divinity: Original Sin) könnte selbst eine starke GPU in einem High-End-Computer nicht ohne Weiteres stemmen. Technisch machbar ist es, klar, aber wie sähe es dann preislich aus?
Rechnungshof, aufgepasst
Die originale PS4 kostete 399 Euro zum Launch, und ich nehme ganz impertinent mal an, dass auch die “neue” PS4.5 zu diesem Preis starten würde/wird. Wenn wir uns mal die aktuellen “echten” Ultra HD Blu-ray-Disc-Player ohne Upscaling ansehen, kostet da ein Gerät über 400 Euro. Da ich die Inklusion eines solchen Laufwerkes für realistisch halte, wäre dann nicht mehr allzu viel Geld übrig, um die restlichen Komponenten zu verstärken und trotzdem die 399 Euro Kampfpreis zu halten. Aber gut, nehmen wir an, es geht sich auch eine neue Version von der AMD Jaguar-APU aus, die statt 1.84 Teraflops (also 1,84 Billiarden Aktionen in der Sekunde) das Doppelte an Rechenleistung anbietet, also 3,68 Teraflops. Zum Vergleich: Das wäre in der Schlagweite von einer AMD Radeon R9 380 Desktop-Grafikkarte mit 3,84 Teraflops oder einer NVIDIA GTX 970 mit knapp 4 Teraflops.
Dass dann diese Grafikeinheiten doppelte Leistung mitbringen, ist klar. Dass aber diese Grafikeinheiten 4K-Auflösung packen sollen, ist etwas fragwürdig: Eine R9 380 kämpft in vielen Spielen schon mit Overwatch auf 100 % Renderdetail oder etwa The Witcher 3: Wild Hunt auf 1440p-Auflösung. (Da sind wir von hohen Einstellungen auch ein Stück entfernt.) Das sind schwach 1,8 Mal so viele Pixel wie Full HD, aber Längen weg von der 4K-Auflösung. Und um dem Spaß die Krone aufzusetzen: Eine GTX 970 oder eine R9 380 sind im Alleingang gerade zu einem ähnlichen Preis wie die gesamte PS4 selbst erhältlich. Ihr versteht also durchaus, wenn ich meine, dass die Gerüchte von einer Wunderwuzzi-PS4 etwas übertrieben sind: Schlussendlich will auch Sony noch Geld daran verdienen und nicht verlieren.
Meine Vorhersage
4K-Gaming im Mainstream ist noch zwei, drei Jahre entfernt. Wer von uns hat schon einen 4K-TV zu Hause?
Wie in jedem guten Medium, das schon in dieser Sache mitmischt, soll hier ebenfalls ein Senf dazugegeben werden. Ich möchte es mir nicht nehmen lassen, erneut darauf hinzuweisen, dass ein Update zwar ein logischer Step zur Weltherrschaft sein könnte, aber es einfach preislich keinen Sinn macht. Würde die neue PS4 das Doppelte kosten, gehe ich jede Wette ein, dass 4K-Gaming nicht mehr unrealistisch ist. (Wobei, eigentlich doch noch immer: Erst in 1-2 Jahren würde es richtig Sinn machen.) Da die wirtschaftliche Seite aber nicht zu vernachlässigen ist und somit der Preis im schlimmsten Falle auf 499 Euro steigen würde – ich gehe aber nicht davon aus -, kann es nicht viele Optionen geben.
Ich schätze, dass die viel gehypte PS4 Neo so etwas wird wie damals die PS3 Slim: Ein Hardware-Update ohne großes Federlesen. Ja, es ist wahrscheinlich, dass die PS4 tatsächlich ein UHD-Blu-ray-Laufwerk erhält, und Filme und Medien können dann ausnahmlos in 4K darauf wiedergegeben werden. Aber alles andere? Doppelte GPU-Leistung ist zwar nett, würde aber schlimmstenfalls eine ähnliche Situation mit Nintendos New 3DS kreieren, bestenfalls wie bei Apple funktionieren, wo jedes Gerät die Dateien bekommt, die es benötigt. Das Klügste wird es wohl sein, eine neue Super-PS4 zu kaufen und dann zuhause ruckelfreie 720p zu genießen! Aber genug von meiner Häme: Was haltet ihr von den Gerüchten und wärt ihr an einer stärkeren PS4 interessiert?
[…] besserer Grafik, höherer Auflösung oder mehr FPS darstellen können. Auch 4K-Steaming-Dienste wie Netflix und Youtube schließt Sony brüderlich in die Arme. Aber einer muss draußen bleiben: 4K-Blu-Rays. […]