Warum Gaming-Pressekonferenzen (nicht) aussterben werden
Bis ich heute Morgen ein Eurogamer-Interview mit EAs Peter Moore gelesen habe dachte ich: Geht es nur mir so, oder fehlt auf der gamescom 2016 irgendetwas? Es gab eigentlich keine einzige wirkliche Pressekonferenz einer großen PublisherIn. Sony hatte Köln ja schon vorab eine Absage erteilt. EA machte das, was man noch am ehesten als Pressetermin bezeichnen könnte zu einem Livestream mit FIFA 17 und Battlefield 1. Und Blizzard produzierte überhaupt nur vorab ein kleines Interview-Video, dass man anschließend als Livestream getarnt auf die verdutzten ZuseherInnen träufeln ließ.
Vergebene Chancen
Im Interview meinte Peter Moore, dass die klassische Pressekonferenz im Gaming-Sektor vom Aussterben begriffen sei. Ich glaube eher, dass er eine Ausrede dafür suchte, warum die E3 voll davon war, und die gamescom nicht. Zugegeben, der Termin der Kölner Messe nicht mal zwei Monate nach der großen Selbstbeweihräucherung auch etwas ungeschickt – Zu früh für echte Neuigkeiten.
Fehleinschätzung des europäischen Marktes
Aber warum haben die PublisherInnen ihr ganzes Pulver schon im Juli verschossen? Nehmen sie die gamescom nicht mehr ernst? Haben sie ein falsches Bild vom der europäischen KonsumentIn, die einfach nur gern in der Schlange steht um das eh schon gehypte Game dann mal für 10 Minuten zocken zu können?
Potenzial für tolle Neuankündigungen hätte es dabei zur Genüge gegeben. Man denke nur an Blizzards letztjährige Präsentation des WoW-AddOns Legion. Warum kein StarCraft HD Remastered? Red Dead Redemption 2, die Nintendo NX, die Playstation Neo! Sind den großen HerstellerInnen ihre Produkte zu schade für die Gamescom geworden? Erwartet man sich wirklich mehr von einer selbst einberufenen Pressekonferenz 3 Wochen später?
Angst, in der Menge unterzugehen?
Bei den neuen Konsolen könnte ich mir vorstellen, dass Nintendo und Sony ein wenig Angst hatten im Grundrauschen der gamescom nicht die größtmögliche Aufmerksamkeit für ihr Baby zu bekommen. Ich denke das Gegenteil wäre der Fall gewesen. Denn so, ohne irgendwelche nennenswerten Ankündigungen ist ein Vakuum entstanden, in dem GamerInnen zu recht die Frage stellen: Ist die gamescom noch relevant?
Natürlich war nicht alles schlecht, was es dieses Jahr auf der gamescom zu sehen gab. Es gab immerhin das neue Zelda – Breath of the Wild zu bestaunen, einen fürchteinflößenden Trailer zu Resident Evil VII, kleine Perlen wie Yooka-Laylee und Little Nightmares. Aber es war eben eine nüchterne, deutsche Auseinandersetzung mit dem Thema. Kein Hypetrain, wie wir ihn von Amerika gewohnt sind, und mittlerweile eigentlich schon erwarten.