Farbiges Fest: Hue (PS4) im Test
Keine Sorge, wenn ihr Farbe seht: Ihr spielt als Hue im gleichnamigen Hue, in dem ihr die Welt durch einen magischen Ring verändert. In diesem Side-Scroller-Geschicklichkeitsspiel gilt es, rasch und richtig zu denken. Lest mehr in diesem Review!
Hue ist für PC (via Steam), Xbox One, PS4 und PS Vita erhältlich. Die wirklich anschauliche offizielle Website findet ihr hier!
Die Story
Wie bei allen guten Plattformer-Games wie Inside oder LittleBigPlanet gibt es zunächst nicht viel zu erzählen. Erst nach und nach kommt ihr darauf, dass ihr eure Mutter zu retten habt, und zwar aus einer fiesen Welt ohne Farbe. Sie leidet darunter, und ihr müsst etwas unternehmen. Ein ominöser Dr. Grey hat sie offensichtlich in diese Lage gebracht, also nichts wie los!
Wer Dr. Grey ist, und wer vor allem eure Dame in Not ist, bekommt ihr am Anfang nicht raus. Das Spiel präsentiert sich bewusst minimal, um eurer Jump’n’Run-Action mit Denkeinlagen nicht im Wege zu stehen. Es gibt auch keine großen Zwischensequenzen: Ihr spielt das Game, und ihr steuert so gut wie alles selbst.
Viel mehr bekommt ihr beim Start von Hue nicht gesagt, aber das braucht ihr auch gar nicht. In feinstem originalen Englisch-Akzent werden euch die Story-Schnipsel präsentiert, und die Erzählerin schafft es, euch von der ersten Minute einzulullen. Wie ein Märchen sieht Hue aus, und die Akustik tut ihren Teil dazu, diese Illusion aufrechtzuerhalten.
Eure Fähigkeiten, euer Schicksal
Euer kleiner Hauptheld Hue kann laufen und springen, was ihn über die eine Hälfte der Hindernisse kommen lässt. Das Namensgebende am Spiel ist jedoch der magische Ring, der die Hintergrundfarbe nach eurem Wunsch ändert. Der Clou hierbei: Wenn ihr vor einer blauen Wand steht und den Hintergrund blau einfärbt, verschwindet das Hindernis.
Diese grandiose Idee wird mit dem rechten Stick gesteuert, wohingegen ihr euren Helden mit dem linken Stick bewegt. Mittels der X-Taste springt Hue und mit Quadrat könnt ihr bei interessanten Objekten interagieren. Ähnlich wie bei Inside bleibt es aber beim Schieben von Dingen und Umlegen von Schaltern.
Hue wirkt wie ein Mix aus FEZ, ein wenig von And Yet it Moves sowie einem Schuss echochrome. Es hat schon etwas Stylisches, wenn ihr binnen Sekunden euren gesamten Fernseher in Fuchsia oder Grün einfärben könnt. Ihr habt aber nicht den gesamten Ring auf einmal zur Verfügung: Zunächst gilt es, die acht Farben einzusammeln, damit ihr sie verwenden dürft.
Rundherum gelungen
Das Geschehen ist optisch nicht sehr anspruchsvoll und daher der logische Grund, dass der PS4-Titel äußerst flüssig abläuft. Viel Schwarz trifft auf den Farbton eurer Wahl, das Abenteuer läuft streng in 2D ab und es bewegt sich nicht allzu viel. Es gibt keine Feinde, die euch das Leben schwer machen, nur Hindernisse und eure eigenen Fähigkeiten.
Die Sprungsteuerung ist nicht der Grund, warum ihr in Hue so manches Mal das Zeitliche segnet. Auf Sprünge reagiert der Hauptheld wunderbar und ihr könnt genau einschätzen, wo euer nächster Jump landet. Auch die Geschwindigkeit des Protagonisten ist weder zu schnell noch zu langsam – hier haben sich die MacherInnen des Titels wahrlich auszeichnen können!
Während ihr eine passende Farbe aussucht, wird das Geschehen stark verlangsamt. Die Bullet Time pausiert das Spiel jedoch nicht, was bedeutet, dass eure Sprünge langsam, aber sicher weiterlaufen. Gerade gegen Ende des Spiels kostet es Nerven, während eines Sprunges relativ rasch die Farbe zu wechseln, um auf sicherem Grund zu landen. Auch ein Modus für Farbenblinde ist mit von der Partie, der die Farben mit Symbolen versieht.
Eine frappierende Schwachstelle
Das größte Problem in Hue ist der Schwierigkeitsgrad. Das Spiel beginnt kinderleicht, während ihr die ersten vier Farben holt. Die Hindernisse sind einfach zu durchschauen, und Feinde gibt es sowieso nicht. Ab der Hälfte des Games zieht die Schwierigkeit an, und wir reden von einem Spiel für Erwachsene. So weit, so gut.
Doch gegen Ende des Spiels, wo ihr eure Aktionen auch noch mit anderen Gegenständen timen müsst, um nicht zu sterben, wird Hue unfair. Das passt mit den vorhergehenden Spielstunden absolut nicht zusammen, wo bestenfalls Hirnschmalz gefragt oder einmal eine kurze, fordernde Geschicklichkeitseinlage zu lösen war.
Das liegt unter anderem an der Verteilung der einzelnen Hindernisse. Schalter und Laserfallen (Spoiler: Sie töten euch!) werden erst spät im Spiel integriert, und ihr habt dann kaum eine Chance, euch daran zu gewöhnen. Abgesehen von den fiesen Passagen, die euch beim Durchspielen von Hue das Leben schwer machen, macht das Game einiges richtig.
Eine gute Idee in Hue
Die Stimmung in Hue ist gewaltig. Fast wie ein lebendiges Farbkunstwerk, das ein Stück Inside in sich trägt (no pun intended), spielt ihr euch durch die Stages. Die häppchenweise Geschichte ist nichts Weltbewegendes, ihr spielt diesen Titel, um eure grauen Zellen und fallweise eure Reflexe zu fordern.
Die technische Verarbeitung ist makellos, der Sound ist beruhigend und klavierlastig, und das Spielprinzip ist etwas Neues. Doch leider währt das Glück nicht ewig. Hue verlässt sich fast ausschließlich auf seinen Farbmechanismus und bringt sonst nicht viel Neues auf den Tisch. Insbesondere gegen Ende des Spiels, wo ihr manche Passagen öfter spielen müsst, hält sich die Motivation arg in Grenzen.
Der Puzzle-Plattformer ist für ein oder zwei ausgiebige Spieleabende gut, und zum Preis von 15 Euro macht ihr nichts falsch. Ich persönlich hätte mir noch ein bisschen mehr Abwechslung gewünscht, das ist aber Kritik auf hohem Niveau. Wenn ihr Fans von Indie-Plattformern wie Limbo, Inside und dergleichen seid: Taucht ein in die farbige Welt von Hue und seht selbst!