The Forest (Blu-ray) im Test
Faszinierendes Neuland des Horrors und ein Albtraumtrip der unerwarteten Art; all das verspricht der Horrorfilm The Forest – Verlasse nie den Weg. Was euch auf dem Gruseltrip durch den Wald erwartet und ob der Film wirklich zum Fürchten ist, erfahrt ihr in meinem Review.
Facts
- Genre: Horror
- Studio: Splendid Film/WVG
- Spieldauer: 94 min
- Veröffentlichung: 03. Juni 2016
Ein Wald zum Fürchten
Schreckliche Dinge erzählen sich die Menschen über Aokigahara, den berüchtigten Selbstmordwald am Fuß des Mount Fuji. Als die junge Amerikanerin Sara (Natalie Dormer, bekannt durch den Film Die Tribute von Panem) erfährt, dass ihre Zwillingsschwester, Jess, dort unter mysteriösen Umständen verschwunden ist, fliegt Sara ohne zu zögern nach Japan und begibt sich sofort auf die Suche. Trotz aller Warnungen, keinesfalls vom Waldweg abzukommen, zieht es Sara immer tiefer ins finstere Dickicht. Dort wird sie mit den gequälten Seelen der Toten konfrontiert, die es auf alle abgesehen haben, die ihren Weg kreuzen.
So viel zum Klappentext. Im nächsten Absatz möchte ich euch näherbringen, wie ich den Film erlebt habe. Wer also den Film noch sehen möchte, sollte direkt zum Fazit springen. All jene, die sich jedoch die 93 min pure Langeweile ersparen wollen, sind herzlich eingeladen, meine Kurzfassung der Zufälle zu lesen.
Extras
- Interview mit Natalie Dormer Teil 1 und 2
- Featurette: Exploring the Forest
- Motion-Poster
- Original-Teaser
- Original-Trailer 1 und 2
https://www.youtube.com/watch?v=7f7cpOLIj2Q
Gruseln für EinsteigerInnen (Achtung, Spoiler!)
In The Forest hat sich der Regisseur gedacht, es wäre eine richtig gute Idee, die Einleitung zu überspringen und direkt in medias res zu gehen. So erfahren wir erst nach und nach mit Rückblenden, was die Hauptdarstellerin dazu gebracht hat, nach Japan zu fliegen. In diesem Fall war es ein Albtraum, der Sara mal eben schnell nach Tokyo reisen lässt, um ihre Zwillingsschwester zu suchen. Diese ist nämlich in den Selbstmordwald gegangen und, welch Überraschung, nicht wieder herausgekommen. Allerdings fühlt Sara, dass ihre geliebte, aber auch schwierige Schwester, Jess, noch am Leben ist. In Tokyo angekommen, versucht die Hauptdarstellerin, sich erst einmal zu orientieren und uns den ersten kleinen Schocker zu präsentieren. Wusstet ihr, dass man in Japan nur lebendiges Essen vorgesetzt bekommt? Nein? Ich auch nicht, aber man will uns eben schon mal auf das Kommende einstellen.
Und weil wir jetzt schon eine kleine Gruselszene hinter uns haben, dürfen wir auch gleich den nächsten Albtraum miterleben. Dieser kommt in Form der kleinen Schwester, die eine hässliche Fratze zieht, um uns zu erschrecken. Schade, aber das war so schlecht gemacht, dass sogar selbst gedrehte YouTube-Filme gruseliger sind. Egal! Wir gehen weiter in der Geschichte. Nachdem Sara sich die Wohnung von Jess angesehen hat, macht sie sich auf den Weg nach Aokigahara, in den Wald des Grauens. Dort angekommen, findet sie sich auf einem fast verlassenen Bahnsteig mitten im Nirgendwo. Links Wald, rechts Wald und in der Mitte die Schienen. Aber sie hat einen Orientierungssinn, der alle PfadfinderInnen neidisch machen würde. Denn die mutige Sara überquert einfach die Schienen und läuft, ähm … ja, einfach mal in den Wald rechts.
Und, tada!, sie kommt direkt zu einer Hütte, in der alle im Wald gefundenen Leichen verwahrt werden. Die Rezeptionistin teilt ihr auch gleich mit, dass sie die Leiche ihre Schwester gefunden hätten, und führt sie in den Keller. Um die Stimmung aufzubauen, erzählt sie ihr, dass sie auf keinen Fall allein mit den Leichen bleiben darf, da sie sonst die Schreie ihrer Seelen hören würde. Unten bei den Toten angekommen, fällt der Mitarbeiterin plötzlich ein, dass sie oben noch schnell etwas zu erledigen hat und lässt, wie zu erwarten, unsere kleine Sara einfach im Keller stehen.
Diese ist tatsächlich so kühn und hebt das Leichentuch der vermeintlichen Schwester, und was für ein Wunder, sie ist es nicht. Oben angekommen erzählt sie gleich von der Verwechslung, und die Angestellte ist überaus erfreut. Na ja, um ehrlich zu sein, war es ihr ohnehin egal, aber sie konnte noch einmal den Appell „Verlasse nie den Weg!“ platzieren. Was ja auch schon was ist.
Da das alles so frustrierend ist, geht unsere Heldin erst einmal in eine Bar. Und welch ein Zufall, da hockt ein Australier, der fließend Japanisch spricht und zufällig in den Selbstmordwald möchte. Und weil hier noch zu wenige Zufälle zusammenkommen: Er hat einen Guide engagiert, der ihn durch den Wald führt. Und weil es der Zufall so will, ist der Termin für die gruselige Wanderung gleich für den nächsten Tag angesetzt. Zum Glück steht unser Australier auf unsere Sara, und so darf sie sich natürlich gern anschließen und nach ihrer Schwester suchen. Viele Warnungen werden ausgesprochen, wie zum Beispiel, alle schlimmen Bilder, die sie sehen werden, seien nur Halluzinationen. Mit diesem Hinweis machen wir uns mit Sara, Aiden und dem Guide, Michi, auf in den gruseligen Wald. Ich muss sagen, es ist ein besonders schöner Wald. Die Natur scheint dort noch richtig intakt zu sein, und damit wir nicht vergessen, dass wir uns einen Gruselfilm ansehen, wird die schöne Waldszenerie mit etwas Vogelgezwitscher unterlegt. Ein wirklich altbekanntes Stilmittel des Horrorgenres und hier wirklich gut in Szene gesetzt.
Da Sara sich genauso fürchtet wie wir, beschließt sie, im Wald zu bleiben, als sie das Zelt ihrer Schwester gefunden hat, und das, obwohl Michi deutlich davon abrät, da angeblich niemand eine Nacht hier überlebt. Aber da sie ihrer Schwester nicht nur eine Nachricht hinterlassen möchte, besteht sie darauf, zu bleiben. Aiden, der Beschützer, schließt sich auch noch an, und so muss der arme Guide allein zurückkehren. Natürlich tut er dies nicht, ohne eine erneute Warnung auszusprechen, sich wegen der bösen Geister nicht von dort wegzubewegen. Aber wen interessieren schon Warnungen, wenn man eine gruselige Hand am Zelt entdeckt und ein Mädchen in Uniform im dunklen Wald sieht? Unser Beschützer hat jedenfalls einen sehr gesunden Schlaf und bekommt erst einmal gar nicht mit, dass Sara dem entdeckten Schulmädchen nachläuft. Diese spricht eine Warnung an sie aus, dass sie niemandem trauen soll, und verschwindet wieder so, wie sie gekommen ist. Alles sehr spannend und mysteriös.
Das reicht, um unsere Heldin so sehr zu beunruhigen, dass sie Angst vor Aiden bekommt, denn waren es nicht schon zu viele Zufälle? Vielleicht kannte Aiden ihre Schwester doch, und er ist in Wirklichkeit ein Übeltäter. Mit all der Unsicherheit findet sich Sara plötzlich mit einem vielleicht bösen fremden Mann in einem Selbstmordwald. Aber da sie nicht allein aus dem Wald findet, schließt sie sich dem Australier an, denn sie wollen nicht warten, bis Michi kommt und sie abholt. Warum? Keine Ahnung, weil Ausländer sich dort bestimmt gut zurechtfinden, ohne Kompass und Orientierung, und damit Sara noch mehr Möglichkeiten findet, um ihrem Beschützer zu misstrauen.
Die beiden fangen schließlich an, sich zu streiten, und Sara läuft davon. Während sie sich ihren Weg durchs Gestrüpp bahnt, fällt sie in ein Loch und begegnet dort dem kleinen Mädchen wieder. Sie folgt ihr durch die Höhle, weil sie hofft, zu ihrer Schwester geführt zu werden. Jedoch, wer hätte es ahnen können, das Schulmädchen ist gar nicht so nett, sondern auch ein böser Geist des Waldes. Also läuft unsere Sara wieder zu dem Loch, und welch ein Zufall – ja, hier gibt es einige davon –, steht Aiden dort oben und hilft ihr hinaus. Damit Sara ihm wieder vertraut, gibt er ihr sein Messer. Die beiden haben Glück, denn durch puren Zufall hat Aiden eine Hütte des Rangers gefunden, wo es ein Funkgerät gibt. Sie gehen zur Hütte, aber natürlich funktioniert das Gerät nicht. Aiden möchte es reparieren und bittet um das Messer, damit er es aufbrechen kann. Klein-Sara bekommt wieder Zweifel und gibt ihm das Messer nur widerwillig. Während er versucht, das Gerät wieder zum Laufen zu bringen, bemerkt sie eine verschlossene Tür. Dort kommuniziert sie auf mysteriöse Weise mit ihrer Schwester, die ihr sagt, dass Aiden sie beide umbringen wird. Um das zu verhindern, nimmt sie sich heimlich das Messer und ramm es bei einem kleinen Kampf Aiden in die Brust.
Nachdem dieser nun ausgeschaltet ist, widmet sie sich wieder der verschlossenen Tür, die wie durch ein Wunder auf einmal offen ist. Armer Aiden, er ist wohl umsonst gestorben, denn als Sara durch die Tür geht, sieht sie einen Ausschnitt ihrer Kindheit: Ihre Eltern, die sich selbst umgebracht haben, liegen dort vor ihren Augen, und plötzlich greift ihr Vater nach ihr.
In der Zwischenzeit hat unser Guide, Michi, einen Suchtrupp zusammengestellt, der nun seltsamerweise ganz unbedarft durch den Wald streift, um die beiden Vermissten zu suchen. Welch ein Glück für die Zwillingsschwester, denn diese rennt den Rangern direkt in die Arme und wird anschließend gleich aus dem Wald geführt. Sara jedoch wird in dem Wald bleiben, denn als sie sich von dem Griff ihres Vaters befreit, schneidet sie sich in Wirklichkeit die Pulsadern auf. So endet einer der langweiligsten Horrortrips durch die japanischen Wälder wieder da, wo wir eigentlich angefangen haben. Eine Schwester ist im Wald – und die andere will sie retten.
The Forest-Fazit
Ach, wie gern hätte ich mich wieder mal ein wenig gegruselt. Als ich den Trailer sah, dachte ich noch, The Forest könnte so ein Film sein. Aber weit gefehlt, der Streifen lohnt sich absolut nicht. Die ganze Geschichte ist eine banale Zusammenführung von Zufällen, die eine Geschichte ergeben, und der ach so gruselige Wald ist so schön gefilmt, dass er glatt einer Doku entsprungen sein könnte. Richtige Horrorstimmung kommt nicht auf, und selbst die Effekte sind eher durchschnittlich gut gemacht. Selbst wenn man berücksichtigt, dass der Streifen sich an sogenannte leisere, psychologische Horrorfilme anlehnt, ist er weit davon entfernt, ein Meisterwerk zu sein. Einzig die DarstellerInnen des Films haben sich Mühe gegeben. Wer Horror mag, sollte also lieber auf The Forest verzichten.