In die Vollen: Hustle Kings VR (PSVR) im Test
Fans von Billard dürfen aufatmen: Mit Hustle Kings VR kommt wohl die ultimative Billardsimulation für PSVR. Doch ist das Game (hier geht’s zur offiziellen Website) tatsächlich sein Geld wert? Nach vielen Partien mit grünem Filz und blauer Kreide komme ich zu einem gemischten Fazit. Lest das Review!
Billard in virtueller Realität
VR ist ja wirklich etwas Tolles. Ihr könnt in einem Mech-Suit herumrasen, ihr könnt euch ins Wasser absenken lassen, sogar die Möglichkeit, Batman zu sein, gibt es bereits. Hustle Kings VR jedoch verzichtet auf all den Pomp und Glamour: Es transferiert euch einfach in eine Poolhalle. Billard sollte eigentlich ein perfektes Spielfeld für VR sein. Ihr steht die meiste Zeit, den Tisch könnt ihr nach Belieben ansehen, und den Winkel bekommt ihr dank der Bewegungsfreiheit eures Kopfes perfekt hin.
Wenn ihr das erste Spiel startet, kommt ihr in eine schöne 3D-Umgebung. Ihr steht also vor dem Billardtisch und könnt ihn dank PSVR-Headset so richtig schön betrachten. Eure KontrahentInnen jedoch sind nur eine Zeichnung in einer Ecke des Screens, hier wurde gar nichts animiert (abgesehen vom Queue). So immersiv der Titel auch anfangs wirkt, so grobe Fehler wurden im Detail gemacht. Ihr habt zwar wirklich tolle Umgebungen, allerdings tut sich da rein gar nichts, und herumgehen könnt ihr auch nicht darin.
Zum Spiel selbst: Zielen und stoßen
Eure Aufmerksamkeit gilt aber ohnehin nur dem Tisch. Da macht es nur kaum etwas aus, dass eure Bewegungen immer an den Tisch gebunden sind. Die Hauptakteure von Hustle Kings VR sind der Queue und die Billardkugeln. Die Grafik ist soweit klasse, und die Anzahl an Texturen, die ihr für die Kugeln erspielen könnt, ist unglaublich. Metallischer Look, klassischer Look, technologisch fortgeschrittene Neonkugeln: So gut wie alles ist möglich. Hier wurde also mit viel Liebe zum Detail gearbeitet, das war allerdings schon im originalen Hustle Kings so.
Ebenso nahtlos übernommen wurde die Physik-Engine. Die Grundidee von Billard ist, die Kugeln in die Taschen rollen zu lassen. Dafür habt ihr eine Menge Werkzeuge in Hustle Kings VR spendiert bekommen. Ihr könnt die Kraft einstellen, einen Drall mitgeben, sogar Sprungstöße und Kurven sind mehr als nur möglich. Zu jeder Zeit seht ihr, wie die Kugel sich bewegen wird und auch, wie sie andere manipuliert, wenn ihr den Stoß so durchführt. Doch genau das ist die Krux an Hustle Kings VR: Es ist fast schon zu simpel.
Die Steuerung ist das halbe Spiel
Durch die Anzeige, wo der Ball hingeht und was er anrichtet, wird euer Spiel eigentlich zu perfekt. Ihr könnt schon im zweiten oder dritten Spiel unglaublich schwierige Stöße ohne Probleme durchführen, ohne viel Können zu brauchen. Alles, was ihr tun müsst, ist die Linie mit dem Loch zu verbinden und den Stoß zu machen. So beraubt euch das Spiel komplett vom Sinn, irgendwie besser zu werden, weil ihr das Game schon mit fast maximalen Können startet. Das bemerkt ihr auch im Online-Spiel, wo ich nicht nur eine Partie bloßer Zuschauer war, weil das Gegenüber eine Kugel nach der anderen bis zum Sieg versenkte.
Mit dem DualShock-Controller lässt sich Hustle Kings VR halbwegs spielen. Haltet ihr die R1-Taste gedrückt, könnt ihr euch einen Platz am Tisch aussuchen, wo ihr hinteleportiert werdet. Den Stoß führt ihr durch, indem ihr den linken Stick nach hinten zieht und dann nach vorne schnellen lasst. Von einem Versuch mit den Move-Controllern rate ich allerdings dringend ab: Ihr bekommt weder das Gefühl, einen echten Queue in der Hand zu haben noch werdet ihr merklich genauer. Schlimmer, was mit dem normalen Controller kein Problem darstellt, wird mit den Move-Geräten zu einem. Der Winkel passt nicht, und generell artet das Game in Fummelei aus. Das sollte so nicht sein.
Die Spielmodi in Hustle Kings VR
Wenn ihr allerdings Billard-EnthusiastInnen seid, so hat dieser Titel einiges zu bieten. Ihr könnt die Modi 8-Ball, Snooker, Black Ball, Killer und Cut Throat spielen. Was das allerdings ist, verrät euch das Game nicht oder erst durch das Ausprobieren. Ihr solltet euch also vorher anderswo die Informationen holen, bevor ihr euch in das Spiel begebt. In der Poolhalle könnt ihr auch einen Karrieremodus starten, der euch gegen den Computer spielen lässt.
Diese Games sind in der Regel gerade in den ersten beiden Schwierigkeitsstufen leicht zu gewinnen. In der Exhibition spielt ihr ein Einzelspiel gegen die KI, wo ihr auch die Zielhilfe abschalten könnt. Das geht sonst nirgends. Begebt ihr euch allerdings in die Liga (also den Online-Modus), so trefft ihr auf menschliche KontrahentInnen. Diese zeigen weitaus weniger Gnade, und oft entscheidet es schon der Anstoß, wer von nun an sämtliche Kugeln in die Taschen fallen lässt. Das kann NeueinsteigerInnen durchaus frustrieren, und im Testzeitraum waren pro Spiel knapp 15 bis 50 Leute online.
Wie in echt, nur anders
Hustle Kings VR hätte meiner Meinung nach so viel mehr sein können. Mit etwas Design und mehr Vision wäre dies eventuell der VR-Titel geworden, der NichtspielerInnen zum Billard bringt. Die Move-Controller sind von der Hardware her schon sehr genau ausgefallen, das haben schon PS3-Titel wie Sports Champions gezeigt. Doch was dieses Game daraus gemacht hat, ist wirklich kein schöner Anblick. NeueinsteigerInnen werden ins kalte Wasser geworfen, und die einzelnen Spiele sind fast nur mit dem DualShock spielbar.
So wie Tischtennis und Bowling gehört auch Billard zu den Sportarten, die man am besten im echten Leben ausübt. Hustle Kings VR macht keinen schlechten Job darin, eine Simulation des Sports zu sein. Seid ihr neu, dürft ihr euch kein großes Tutorial erwarten oder gar ein Regelbuch. Gerade mal die Grundsteuerung wird in aller Kürze erklärt, und dann werdet ihr alleine gelassen. Wenn ihr allerdings wisst, worauf ihr euch einlasst und Billard auch im echten Leben atmet, könnte Hustle Kings VR etwas für euch sein. Allen anderen sei bestenfalls ein Probespiel empfohlen.