Kann der Necromancer Diablo III retten?
Ich habe mich gefragt, ob ich zu streng bin, wenn ich Blizzard vorwerfe, zu wenig für die diesjährige BlizzCon getan zu haben. Immerhin hält die Spieleschmiede aus Irvine mittlerweile bei sechs großen Franchises. Und diese werden auch fleißig mit Langzeit-Support und Content-Nachschub bedacht. Ich will ja gar nicht, dass Blizzard zum Content-Recycler á la Ubisoft verkommt, der jedes Jahr einen neue Serienteil seiner großen Franchises rausrotzt. Ich bin schon ganz happy, dass man bei Blizzard Qualität vor Quantität stellt. Dennoch war ich enttäuscht, als es diesmal kein neues Diablo 3 Add-on oder gar ein Diablo IV zu bestaunen gab.
Diablo III wird durch Patches nicht besser
Ein weiteres Add-on hätte dem Höllenfürsten schon gut getan. Vielleicht ein paar Grafik-Aufhübschungen hie und da. Ein paar neue Bosse. Ein Stück neue Handlung um auch Menschen anzusprechen, die mit Ladders und Lootgegrinde nichts anfangen können. Stattdessen spendiert uns Blizzard eine altbekannte Klasse als Fanservice – die aus Diablo II bekannten NekromantInnen. Nun gibt es ja bereits eine Klasse in Diablo III, die mit Magie und beschworenen Kreaturen umzugehen weiß: HexendoktorInnen. Diese wird nicht verschwinden, um den NekromantInnen ihren würdigen Platz im Diablo-Universum zu übermachen. Stattdessen werden sich die beiden ähnlichen Klassen miteinander arrangieren müssen.
Der Necromancer: Inkonsequent!
Ob NekromantInnen nun aus der Notwendigkeit heraus geboren wurden, zumindest irgendetwas für die Diablo-Franchise herzeigen zu können? Ob Blizzard rein den Forderungen der Fans nachgegeben hat? Oder ob tatsächlich eine wohlüberlegte Strategie hinter der Einführung der Grabesritter steckt, ist nicht überliefert. Fakt ist aber, dass Spielinhalte für Diablo III zu mehreren Content-Patches zerfleddert wurden, anstatt ein anständiges Paket daraus zu schnüren. Ich bin mir sicher, es gäbe viele Fans, die bereit wären 30 Euro für ein vollwertiges Add-on auszugeben, wenn es Diablo III zu einem besseren Spiel machen würde.
20 Jahre Diablo, und dann das
Die Content-Patches werden zwar gratis sein, aber niemals die inhaltliche Tiefe eines Add-ons bieten. Zwei neue Map-Packs, Komfort-Verbesserungen für Handwerksmaterialien und eine neue, kostenpflichtige Klasse. Darüber hinaus ein Jährliches Ereignis, dass versucht die Ästhetik und das Spielgefühl des ersten Diablo-Spiels einzufangen. Daran habt ihr die letzten zwei Jahre gearbeitet, Blizzard? Das ist es, was uns ein weiteres Jahr nach Tristram locken soll? Das ist euer 20 Jahrs-Jubiläums-Beitrag? Es gibt Fans da draußen, die mehr Aufwand in ihre Cosplay-Kostume gesteckt haben, als dem Anschein nach in Diablo III investiert wurde.
Ich weiß, ich bin streng mit meiner Lieblings-Spieleschmiede. Ich setze hohe Ansprüche an sie. Und ich warte auch mal 12 Jahre auf einen würdigen Nachfolger eines meiner Lieblingsspiele. Vorausgesetzt natürlich, er ist dann auch würdig. Das war Diablo III zu keinem Zeitpunkt. Weder bei seiner Einführung, noch jetzt. Zu oft lässt das Spiel mich immer wieder dieselben Inhalte gebetsmühlenartig wiederholen. Zu offensichtlich ist die Item-Tretmühle. Zu trivial ist das Talentsystem mittlerweile geworden.
Wenn Fans leise werden
Ich bin sicher nicht allein mit dieser Meinung. Während BlizzCon-Panels sonst von frenetischem Applaus gesäumt sind, war das Publikum diesmal eher verhalten und sparsam mit Applaus. Man merkte förmlich, wie den SprecherInnen die Enttäuschung der Fans entgegenschwappte. Blizzard muss diesen Kurs korrigieren, sonst kostet sie das jahrelange treue Fans. Nicht alle, die Blizzard-Spiele zocken sind E-SportlerInnen. Ich zum Beispiel spiele sie wegen der tollen Single-Player-Inhalte und Handlungen. Und meine Erwartungen an Diablo, aber auch an die ganze BlizzCon wurden in dieser Hinsicht enttäuscht.
Ich habe nichts über für Overwatch und E-Sport-Ligen. Ich zocke auch keine MOBAS, weil sie mir keine Geschichten vermitteln. Ich will nicht jedes Jahr ein neues Spielkonzept von Blizzard. Und es ist mir auch egal, ob man die Neuerungen nun „Add-on“, „DLC“ oder sonst irgendwie nennt. Aber ich will runde und inhaltsstarke Pakete präsentiert bekommen. Diese Trost-Häppchen-Politik, die Blizzard schon auf der Gamescom hinlegte, steht ihnen nicht zu Gesicht!