Leben auf Etagen – Der High-Rise-Test (Blu-ray)
High-Rise ist die Verfilmung des gleichnamigen, dystopischen Romans des britischen Schriftstellers James Graham Ballard. Der Science-Fiction-Film zeigt eine Wohnidee, welche in mehreren europäischen Städten zu finden ist und teils noch immer das Stadtbild prägt: Die sozialen Wohnbauten der Zwischen- und Nachkriegszeit des letzten Jahrhunderts. Die Idee, so viele Wohneinheiten wie möglich auf möglichst knapper Grundfläche zu verbauen, ist untrennbar mit dem Anwachsen der Städte am Beginn des 20. Jahrhunderts verbunden. Ähnlich dystopisch, wie wir uns das Leben in den überfüllten Städten der letzten Jahrhundertwende vorstellen können, zeigt sich auch der Film.
Facts:
- Studio: dcm (Vertrieb Universum Film)
- Regie: Ben Wheatley
- Release: 18. November 2016
High-Rise – Ein Bachelor steigt auf
Der frisch geschiedene und etwas wohlhabende Arzt Robert Laing findet in einem neu errichteten Hochhaus, ungefähr auf mittlere Ebene, eine neue Wohnung. Das moderne Gebäude bietet alles, was die BewohnerInnen zum Leben brauchen. Es gibt einen Supermarkt, ein Fitness-Studio und weitere Annehmlichkeiten. Ein Verlassen des Gebäudes ist im Prinzip nicht mehr notwendig. Wie lebt es sich aber in solch einer in sich geschlossenen Welt? Welche Konsequenzen hat es für das Sozialverhalten, wenn Menschen in der Vertikalen geordnet werden? Diese Frage hat sich sowohl der Autor des Buches, als auch der Regisseur des Films, Ben Wheatley, gestellt. Dieser ist dem einen oder anderen von euch vielleicht durch das Remake der TV Serie Doctor Who, die 2014 „on-air“ ging, bekannt. Die Vertikale verbinden wir oft ganz unbewusst mit einer Hierarchie. Je weiter oben, desto besser und umgekehrt. Genauso gestaltet sich das Leben im Hochhaus. Der Architekt Anthony Royal – der Name scheint Programm – bewohnt das Penthouse und verfügt über einen immens großen Park, durch den sogar ein Pferd trabt. Je weiter nach unten der Lift aber fährt, desto schlechter werden die Wohnverhältnisse. Für die unteren Ebenen gibt es keinen Park, keinen Pool und insgesamt weniger schöne Dinge, die den Alltag angenehmer machen.
Schon bald nachdem der Protagonist Robert Laing seine Nachbarn besser kennengelernt hat, verstärken sich Ungleichheit und Neid unter den BewohnerInnen des Hauses. Es kommt zu Aufständen, zwischen den Stockwerken werden Barrikaden errichtet und die „Menschen von unten“ stürmen eine Party „von denen da oben“. Dabei kapern sie deren Pool und es kommt zu Tumulten und Vergewaltigungen. Mittendrin steckt Robert Laing, der sich mit den Menschen von oben genauso versteht, wie mit den Menschen von unten. Er schlendert mit dem Architekten Royal durch dessen Park und diskutiert mit dem anarchisch-brutalen Dokumentarfilmer Richard Wilder aus dem zweiten Stock.
Blu-ray-Extras:
- Vom Roman zum Film
- Interviews mit Cast & Crew
Am Boden der Tatsachen – Mein Fazit
Eine Frage des Geschmacks. Britische Texte, die sich mit dystopischen und gesellschaftskritischen Zukunftsfantasien beschäftigen, zeichnen sich durch eine besondere Art der Ästhetik und hohem Wiedererkennungswert aus. Der Konflikt, der in den Stoffen steckt, tritt augenscheinlich hervor und die Bilder wirken auf eine sehr intensive Weise. Schonungslos werden die Abgründe der menschlichen Psyche offenbar. Mir hat der Film gut gefallen, wenn ich auch stellenweise mit leicht verwirrtem Blick vor meinem TV saß. Manche der Dialoge waren einfach zu abgehoben als das ich ihnen mit vollem Interesse folgen wollte. Dennoch: Wer sich darauf einlässt, wird einen interessanten Film der etwas anderen Art erleben.