Dead Rising 4 (Xbox One) im Test

von Matthias Jamnig 05.12.2016

Frank West ist zurück und einmal mehr erheben sich die Zombies in Massen. Mit diesem einen Satz ist eigentlich schon alles gesagt, aber dennoch darf ich euch auf eine etwas umfangreichere Test-Reise durch Dead Rising 4 mitnehmen.

Dead Rising 4

Durch Crafting zu machtvollen Waffen. Frank gefällts.

Worum es geht, ist schnell erklärt. Es bedarf dazu auch keines Rückblicks auf vorangegangene Teile, denn die vierte Iteration von Dead Rising steht im Grunde für sich. Da gibt es diesen Frank West. Er ist Journalist und nichts gilt im mehr als die nächste große Story. Nebenbei ist er noch Zombieexperte – dies aber mehr aus Zufall. Er stolpert einfach immer wieder in diverse Virenplagen. So auch diesmal. Ein kleines Provinznest, ein neuer Virus, Zombiehorden und ein Vertuschungsversuch – fertig ist das Rezept für die nächste große Story.

Eine große Story ist es aber nur für Frank. Denn für die geneigte Spielerschaft bleibt nur ein rudimentärer Handlungsbogen, der über das oben Gesagte kaum hinausreicht. Man fräst sich durch riesige Gegnerhorden, macht Fotos und erledigt dabei noch die eine oder andere Aufgabe für die wenigen Überlebenden. Zu einem homogenen Ganzen fügen sich diese Versatzstücke aber nie. Ebensowenig kommt Spannung auf, das Spielgeschehen plätschert einfach an einem vorüber – in belangloser, wenn auch actionreicher, Kurzweil.

Handwerkliches

Eingebettet ist die vernachlässigbare Story in ein durchwachsenes Korsett aus guter Musikauswahl, mittelmäßiger Grafik und monotonem Gameplay. Zu ersterem kann ich nur lobende Worte finden. Die musikalische Begleitung ist während des Spielens angenehm unauffällig und unterstreicht über weite Strecken das Geschehen am Bildschirm. Großartig präsentiert sich darüber hinaus der Soundtrack zum Spielmenü. Von swingenden Weihnachtsklängen wird man nämlich dort begleitet.

Zweiteres gestaltet sich der nächsten Generation nicht würdig. In Microsofts Next-Gen-Konsole steckt optisch definitiv mehr. Die Grafik von Dead Rising 4 ist bestenfalls Mittelmaß. Natürlich lebt ein ansonsten großartiges Spiel nicht zwangsweise von einer hübschen Spielwelt und hochauflösenden Charakterdesigns. Aber wenn auch das Rundherum nur bedingt berauschend ist, hätte der Titel in diesem Bereich wenigstens ein paar Pluspunkte sammeln können. Er tut es nicht.

Dead Rising 4

Zombie steckt in der Wand. Gibts übrigens öfter.

Zum dritten Punkt, dem Gameplay, bleibt nicht viel zu sagen. Eine kunterbunte Waffenauswahl steht bereit, um gegen die über weite Strecken gefahrlosen Zombies ins Feld geführt zu werden. Frank kann natürlich auch ausweichen und Angriffe kontern, wirklich nötig ist das aber in den seltesten Fällen. „Button-Mashing at its finest“ fast die spielerische Herausforderung wohl am besten zusammen. Erfreuliche Abwechslung bringt vor allem Franks Kamera. Zum einen lassen sich damit natürlich ganz im Sinne des Erfinders Fotos machen. Zum anderen verfügt der Apparat aber auch über weitere nützliche Features, die das Gameplay etwas auflockern. Weitere positive Aspekte sind das Skillsystem und das Crafting. Ersteres ermöglicht eine individuelle Anpassung von Franks Eigenschaften und Fähigkeiten – ein ausgewogener Mix an Möglichkeiten wartet hier auf SpielerInnen.

Zweiteres funktioniert unkompliziert und überall. Finden sich die passenden Pläne und Ressourcen, kann man auch schon loslegen. Die Ergebnisse bleiben zwar nur für begrenzte Zeit erhalten, da sie sich durch das Einprügeln auf Zombies aufbrauchen. Bastelmaterial findet sich aber allerorts, sodass Frank stets die eine oder andere verrückte Waffenkonstruktion parat hat – diese reichen von witzig bis brutal, sind aber immer tödlich.

Dead Rising 4

Mit dem Exo-Suit lassen sich auch größere Kaliber hieven.

Immer feste druff!

Der Einsatz dieser Mordwerkzeuge gestaltet sich ebenso durchwachsen wie selbstreferenziell. Auf der einen Seite lassen sich die verschiedenen Waffengattungen leicht auswählen. Das diesbezügliche Menü ist durchdacht und bietet eine gelungene Bedienbarkeit des reichhaltigen Arsenals. Nicht nur mit Steuerkreuz und Analog-Stick sondern auch mit der entsprechenden Angriffstaste lassen sich die jeweiligen Prügel, Schießeisen und Klingen auswählen. Deren Einsatz selbst erweist sich, wie bereits oben erwähnt, grroßteils als Button-Mashing.

Das macht für kurze Zeit Spaß und eignet sich bestens zum Abreagieren. Ein Sonderfall dabei ist der Schußwaffengebrauch. Dieser lässt sich zwar durch diverse Skills verbessern, ist in seiner Rohfassung aber äußerst unbefriedigend. Besonders größere Gewehre sind in der Handhabung schwierig, weil das Rückstoßruckeln das Zielen zu einer besonderen Herausforderung macht. Alles in allem präsentiert sich die Steuerung aber als sehr zugänglich und trotz der Vielfalt an Möglichkeiten überaus intuitiv. Ein kurzes Tutorial reicht aus, um den Umgang mit Frank in Fleisch und Blut übergehen zu lassen.

Dead Rising 4

Nachtsicht – Franks Kamera kann auch das.

Dead Rising 4: Das Fazit

Dead Rising 4 amüsiert, solange es dauert, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck. Das Spiel lebt von seinem (Anti-)Helden, alles Rundherum besticht allenfalls durch seine Flüchtigkeit und spiegelt die Aufmerksamkeitsspanne des Protagonisten wider. Charaktere ziehen vorüber wie das Panorama bei einer Zugfahrt – für den Augenblick unterhaltsam, nach einem Lidschlag nur noch vage Erinnerung und nach wenigen Minuten bereits vergessen – untergegangen in der nächsten Zombiehorde. Dead Rising 4 ist wie eine prall gefüllte Gimmick-Kiste mit einem Überangebot von zum Teil unzusammenhängenden Kleinteilen. Es fehlt jedoch der verbindende roten Handlungsfaden. Wer aber auf der Suche nach einer sinnentleerten Zombieprügelorgie ist, die durchaus Kurzweil und Humor verspricht, ist bei der vierten Auflage bestens aufgehoben. Fans der Franchise, die sich bei den ebenso seichten Filmen gut unterhalten fühlen, dürfen ebenfalls beherzt zugreifen. Für Freunde der anspruchsvolleren Videospielunterhaltung bietet Dead Rising 4 jedoch nur wenige Anreize.

Wertung: 7 Pixel

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