Antihero (PC) im Test: Diebisch ausgeklügelt
Ein neues rundenbasiertes Strategiespiel namens Antihero will eure Zeit stehlen. Ihr wollt eure Diebesgilde bis nach ganz oben bringen, doch die Konkurrenz schläft nicht! Ob das Game das Zeug zum Meisterdieb der Herzen hat, verrät das Review. Zur offiziellen Website des Spiels geht’s hier!
Der Hintergrund von Antihero
Ihr schlüpft in die Haut des Halunken Lightfinger. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, die mächtigste Diebesgilde überhaupt aufzubauen. In der Einzelspielerkampagne, die euch in Wahrheit wie eine Anleitung dient, stellt ihr euch zunächst gegen den Langfinger Lygrave.
Jede dieser Kampagnenabschnitte wird für sich gespielt. Ähnlich wie in einem Age of Empires oder dergleichen ist alles dahin, sobald ihr einen Level gewonnen habt. Ihr baut also eure Herrschaft immer wieder von Null weg auf, und der Reiz von Antihero besteht darin, jedes Mal wieder erfolgreich zu sein.
Dass sich im Laufe der Kapitel natürlich nicht nur die Gegner wechseln, sondern auch die Herausforderungen, ist klar. Bis ihr dann tatsächlich die Herrschaft über alle Stadtteile an euch gerissen habt, vergehen schon ein paar Spielstunden. Diese sind aber nur die Vorbereitung für die größte Herausforderung, den Mehrspielermodus…
Spielprinzip: Schwer zu meistern
In jedem Level ist die Herausforderung die gleiche. Ihr müsst eure Gilde aufbauen, um euer Territorium zu verteidigen beziehungsweise eines zu übernehmen. Antihero läuft rundenbasiert ab, das heißt, ihr könnt euch so viel Zeit zum Nachdenken nehmen, wie ihr nur wollt.
Antihero bietet euch einige Möglichkeiten, wie ihr zum Sieg kommen könnt. Im Grunde geht es immer darum, Siegpunkte zu sammeln. Wie ihr diese Punkte ergattert, ist jedoch euch überlassen (es sei denn, die Geschichte schreibt es euch vor). Hier habt ihr mehrere Optionen.
Ihr bekommt immer einen Siegpunkt, wenn ihr eine Kirche erfolgreich infiltriert und danach erpresst. Weiters könnt ihr eure Schlägertruppe auf die Reise schicken, um einen Auftragsmord zu begehen und so die Belohnung des Steckbriefes (Siegpunkt) einzuheimsen. Ihr könnt euch aber auch die Unterstützung eines Offiziellen (Siegpunkt) durch Bestechung sichern.
Tief in den Kaninchengraben
Damit ihr aber überhaupt erst mal so weit kommt, gilt es, die Karte zu erforschen. Ihr könnt eure/n Hauptheld/in durch die Gassen schicken, um einen Teil nach dem anderen aufzudecken. Gebäude können zwei Mal ausgeraubt werden, damit ihr Gold erhaltet. Vorsicht: Der erste Raubzug bringt immer mehr als der zweite ein.
Jedes große Gebäude wie ein Handelshaus, eine Bank oder eine Kirche kann von Straßenkindern besetzt werden. Je mehr ihr davon reinsetzt, umso größer fallen die Belohnungen aus, die ihr pro Runde kassiert. Allerdings kostet die Anheuerung von Mitgliedern immer Gold, ihr könnt also nicht unbegrenzt agieren.
Apropos Aktionen: Der Meisterdieb besitzt pro Runde nur eine gewisse Anzahl von Aktionspunkten. Diese und andere Fertigkeiten könnt ihr im Austausch gegen Laternen erhöhen – sie sind gewissermaßen die „bessere“ Währung im Vergleich zum herkömmlichen Gold.
Strategie geht in Antihero über alles
Besetzte Handelshäuser geben euch pro Runde Laternen. Füllt ihr eine Bank mit Staßenkindern, bekommt ihr einen Goldbonus pro Runde. Eine besetzte Taverne senkt die Kosten eurer neuen Gang-Mitglieder – doch worauf wollt ihr euch stützen? Da Antihero nicht nur mittels Besetzungen funktioniert, solltet ihr euch auf mehrere Fronten konzentrieren.
Die Schlacht findet nämlich auch in den Gassen statt, wenn rivalisierende Gangs sich gegenseitig an die Gurgel gehen. Eine Gang wird mit jeder gewonnenen Schlacht stärker, und es obliegt euch, sie mehr Schaden anrichten zu lassen, mehr Gold entwenden zu lassen oder andere Boni freizuschalten.
Ein Fallenmeister kann Gebäude davor schützen, dass der Feind eure Straßenkinder daraus vertreibt. Je mehr Mitglieder ihr in einer Runde anheuert, umso teurer wird der Spaß in dieser Runde. Ihr seht also, es zahlt sich aus, hier klug vorauszuplanen und den Gegner genau zu beobachten. Vergesst nicht: Scheitern gehört zum Geschäft…
Einzel- und Mehrspieler-Game
Kaum denkt ihr, ihr hättet den Bogen raus, werdet ihr auf andere Art und Weise gefordert. Schon der Einzelspielermodus stellt euch vor Herausforderungen der anderen Art – plötzlich geht es beispielsweise darum, Türme einzunehmen. Das lockert Antihero schon mal zwischendurch auf.
Die Königsdisziplin ist aber klarerweise die Schlacht zweier menschlicher SpielerInnen. Wer wird sich wofür entscheiden? Spart man auf den fiesen Kutscher, der in einem Zug ein Gebäude von feindlichen Straßenkinder säubern kann? Oder will man lieber eine zweite Gang bilden, um so die Gassen unter Druck zu setzen?
Ihr könnt euch bis zum Schluss nicht sicher sein, ob ihr ein Spiel gewinnt oder verliert. Durch die Vielfalt, wie man an Siegpunkte kommen kann, ist Antihero in jeder Partie aufregend. Die Einzelspielergefechte gegen Lygrave, Mathilde und Gashford bereiten euch zwar gut vor, sind aber kein Ersatz gegen menschliche GegnerInnen.
Technisch sauber und tablet-geeignet
Die Umsetzung von Antihero ist super gelungen. Man merkt, dass das Game von Grund auf auch für Tablets gedacht ist. Kein Wunder, denn das Game wird für PC, Mac, iOS und Android (späteres 2017) erscheinen! Die Optik ist hübsch gezeichnet und wegen des zwielichtigen Plots eher düster gehalten, ähnlich wie in Don‘t Starve.
Auch der Sound kann sich hören lassen. Gangs gröhlen bei ihrem Zug, während der Meisterdieb auf leisen Sohlen die Nacht durchflattert. Verschiedene Stimmen lockern das Geschehen auf, während ihr eure Züge plant und versucht, ungeschoren durch die Gassen und Straßen von Antihero zu kommen.
Die Animationen ergänzen das Gesamtbild ideal. Hier haben sich einige kreative Köpfe viele Gedanken um das Design von Antihero gemacht. Das wird spätestens auf dem Spielbrett klar, doch auch bei der comichaften Einführung bemerkt ihr, dass viel Liebe zum Detail vorherrscht. Das will gewürdigt werden!
Fazit: Antihero hat das Zeug zum Helden
Ja, Antihero ist kein schnelles Game. Es dauert seine Zeit, bis ihr mal ins Spiel gefunden und alle taktischen Finessen erlernt habt. Die Runden selbst dauern mit Fortdauer des Spiels länger, was klar ist, da ihr mehr Aktionspunkte, mehr Gold und mehr Laternen zur Verfügung habt.
Seid ihr also weniger in der Strategie-Richtung unterwegs, wird euch Antihero nicht wirklich gefallen. Nennt ihr euch aber Taktik-SpezialistIn und seid auf der Suche nach einer neuen brettspielartigen Herausforderung, solltet ihr euch den Titel ansehen. Antihero ist schön anzusehen und macht immer wieder Laune.
Da kein Mittel garantiert zum Erfolg führt, spielt sich jede Runde anders. Das kann im Einzelspielermodus mittels Versuch und Irrtum noch herausgefunden werden. Spätestens im Mehrspielermodus jedoch entpuppt sich Antihero als kompetitives Game und fordert euch bis zum Äußersten. Steckt ihr eure GegnerInnen in die Tasche?