Metal on the Hill: Der Grazer Schloßberg wird zur Metal-Bühne
Wie das Metal on the Hill-Festival beeindruckend beweist, müssen Schlamm, Pampa und unbequemes Zelten nicht unbedingt zu einem Festival dazugehören. Bereits zum zweiten Mal machte Veranstalter Napalm Records den Grazer Schloßberg zur Herberge für das zweitägige Metal-Festival, das am 11. und 12. August stattfand.
So viele Genres, so viele Bands
Metal on the Hill lockt nicht nur mit großen Namen wie Blind Guardian oder Paradise Lost, sondern bietet auch eine ausgesprochen ansehnliche Mischung der vielen verschiedenen Subgenres. Bereits gegen 15:00 durfte die heimische Powermetal-Band Dragony die Veranstaltung eröffnen. Schon um diese frühe Uhrzeit war einiges los und die Stimmung durchwegs gut. Ebenfalls heimisch ging es dann mit Pain Is weiter, die wohl eher zum Alternative Metal gezählt werden dürfen. Die Band selbst nennt ihren Stil Paincore, der ein bisschen an Disturbed mit Screams erinnert. Auch Pain Is konnte die vielen angereisten Metalheads überzeugen und eine authentisch, schmerzverzerrte Performance abliefern.
Kasematten bringen den Metal zum Glühen
Weiter ging es mit der deutschen Power- und Folk-Metal-Band Orden Ogan, die von den melodischen Death-Metal-Klängen von Insomnium abgelöst wurden. Um 19:35 sorgte Primordial für heidnische Klänge (Pagan Metal) und eine großartige Show. Die Ruine der Kasematten bietet dazu vielleicht nicht die größte oder die schönste Bühne, aber dafür einfach das perfekte Setting für dieses Musikgenre! Der ehemalige Burggraben, der in ein Kellergewölbe umgewandelt wurde, in dem früher Essen, aber auch Gefangene verwahrt wurden, eignet sich perfekt für Metal on the Hill. Am nächsten Tag schrie Hansi Kürsch, Frontman und Sänger der Band Blind Guardian, völlig zu Recht: „Selten hatten wir eine angemessenere Location für unsere Musik!“ in die Menge – doch dazu später mehr. Denn der Sänger Alan Averill alias Naihmass Nemtheanga und seine Kollegen von Primordial konnten das Publikum mit melodischen Riffs begeistern. Den Abschluss des ersten Tages machte dann Headliner Paradise Lost. Mit einer guten Mischung aus Alt und Neu lieferten die Engländer einen stilvollen Abschluss.
Yoho, Piraten haben’s gut!
Am nächsten Tag durfte dann die Grazer Band Ebony Archways weitermachen, die später von den österreichischen Kollegen Serenity (Symphonic Metal) abgelöst wurden. Mit Dawn of Disease kam dazwischen ein weiterer Vertreter des Death Metals auf die Bühne, wodurch das Programm schon wieder bunt gemischt war. Die klassischste Performance kam dann wohl von der griechischen Band Rotting Christ, die qualitativ ebenfalls hochwertigen Metal ablieferte. Trotzdem hatte man zu diesem Zeitpunkt schon das Gefühl, dass die vielen ZuseherInnen nur noch sehnsüchtig auf den Auftritt von Blind Guardian warteten. Das war vor allem auch an den gut besuchten Merchandise-Ständen und Verpflegungsstationen zu erkennen. Dann kam allerdings Alestorm, die, wie sie behaupten, „True Scottish Pirate Metal“ spielen. Und was soll man sagen, das kommt hin! Beim Soundcheck schnell noch den Soundtrack von Fluch der Karibik nachgespielt, startete man dann mit „Keelhauled“ bereits den ersten Hit. Das mit den Piraten darf man nicht ganz so ernst nehmen, denn Alestorm tut das gewiss auch nicht – leicht zu erkennen am riesigen Banner mit der „Banana Duck“:
Es trifft sicherlich nicht jeden Geschmack, aber die insgesamt fünf Schotten waren gut drauf und machten mit ihrem Fun Metal richtig Party. Da darf dann auch das Cover von Hangover (ursprünglich von Taio Cruz ft. Flo Rida) nicht fehlen. Die piratastischen „Umza-Umza“-Klänge fanden viele Fans und rissen das Publikum zum lauten Mitsingen mit. Charmanterweise verabschiedete sich die Band mit den Worten „We hate you all, you motherfuckers!“ und dem Lied Fucked with an Anchor. So muss das sein – sehr, sehr schön!
Der Headliner schlechthin
Und dann? Dann kam Blind Guardian und brachte den Schloßberg zum Beben. Die Altmetaller gaben richtig Gas, und beinahe bei jedem Lied wurde laut mit- und durchgesungen. Versteht mich nicht, falsch, viel Neues wurde nicht angeboten, aber die Atmosphäre war fantastisch, denn die erfahrenen Herren aus Deutschland wissen ganz genau, wie man die Masse richtig anheizt. Als es dann zu den großen drei Mirror Mirror, The Bard’s Song und Valhalla kam, war die Stimmung am absoluten Höhepunkt.
Das war das Metal on the Hill 2017
Ich bin sehr froh, dass ein solches Festival schon zum zweiten Mal in Graz stattgefunden hat. Es bereichert die Kulturszene und auch die Angebote der Spielstätte Kasematten um eine weitere, wichtige Facette. Die Location mit der imposanten Kulisse, die der Schloßberg zu bieten hat, ist zudem beeindruckend und macht die vielen Auftritte zu einem besonderen Erlebnis. Die Mischung aus verschiedenen Metal-Stilen sorgt dafür, dass sich für jeden Geschmack etwas findet. Besonders aber der gelungene Abschluss war die Krönung für zwei Tage Metal on the Hill 2017.