Hometown Story (3DS) im Test

von Stefan Hohenwarter 12.05.2014

Hometown Story, das neue Spiel vom Schöpfer der Harvest Moon-Reihe, Yasuhiro Wada, ist seit Kurzem erhältlich. Als Harvest Moon-Fan der ersten Stunde war ich gespannt, ob Wada-san mit Hometown Story ein Reboot gelingt. Was ich von dem Handheld-Titel halte, erfahrt ihr in meinem Test.

HomeTown_Pack

Schweres Erbe

Hometown Story entführt euch in eine farbenfrohe Welt, in der ihr nach der Charaktererstellung einen mysteriösen Brief erhaltet. Dieser verrät euch, dass ihr einen kleinen Laden von eurer Omi geerbt hat. Offenbar hat unser Protagonist kein eigenes Leben, und so ist der Entschluss schnell gefasst: Es geht zurück in die einstige Heimat, um Omis Geschäft zu revitalisieren. Der kleine Laden hat allerdings schon bessere Zeiten gesehen. So liegt es an euch, das kleine Unternehmen wieder zum Laufen zu bringen. Doch ihr seid mit dieser Monsteraufgabe nicht allein: Hilfe erhaltet ihr von der kleinen Elfe Pochika. Wird es euch gelingen, das Geschäft wieder anzukurbeln?

Sammeln, kaufen und verkaufen

Das erste Betreten des Ladens offenbart sofort, wie schlimm es um den Laden steht. Zwar ist alles aufgeräumt und noch nichts heruntergekommen, aber nach einem Geschäftslokal sieht das nicht aus. Daher platziert ihr zu Beginn erst einmal Verkaufstische, auf denen ihr später den KundInnen eure Waren präsentieren könnt. Jetzt schon schnell ein paar Produkte auf den Verkaufsflächen platzieren, und der Laden kann geöffnet werden. Auch ohne Werbung für euren renovierten Laden rennen euch Random-NPCs gleich die Bude ein. Rüben, Tomaten, Eier und vieles mehr wird gleich aufgekauft, während andere Produkte eher zu Ladenhütern verkommen. Wichtig ist allerdings, nicht nur Waren anzubieten, sondern auch einen angemessenen Preis dafür festzulegen. Ist der Preis zu hoch, ärgern sich die KundInnen und verlassen ohne Umschweife das Geschäft, ist der Preis zu niedrig, macht ihr keinen Gewinn. Das kapitalistische System ist aber etwas entschärft, denn ihr müsst nicht alle Produkte zuerst ankaufen, um sie dann in eurem Laden anbieten zu können. Ihr könnt auch durch den Wald rennen, Pilze pflücken, Unkraut einsammeln − dieses ist, warum auch immer, ein Verkaufsrenner −, Fische angeln und vieles mehr. So kann es nicht passieren, dass euch das Geld ausgeht, weil der Preis nicht optimal definiert war. Das macht das Spiel zwar einsteigerfreundlicher, aber ebenso nicht so fordernd und fesselnd.

Das ist aber nicht der einzige Unterschied zur Harvest Moon-Reihe. In Hometown Story baut ihr nämlich nicht selbst Obst und Gemüse an, sondern kauft die Waren zu. Dasselbe gilt für die Produktion von tierischen Produkten wie zum Beispiel von Eiern und Milch. Auch diese werden von HändlerInnen abgekauft, um sie im Anschluss im eigenen Laden anbieten zu können. Auf der einen Seite vermisse ich die Option, die Waren selbst zu produzieren, auf der anderen Seite bin ich aber froh, dass ich nicht stundenlang mit der Gießkanne über die Felder rennen muss, damit die Pflanzen den maximalen Ertrag liefern.

HometownStory_Screenshots

Von wegen „Zweite Kassa bitte!“

Es gibt zwar auch Sidequests in Form von „Besorge mir xy“, aber der Fokus liegt hier klar auf dem Kaufen bzw. Verkaufen von Waren. Das ist äußerst interessant, denn ihr müsst den Laden verlassen, um neue Produkte zu suchen oder zu kaufen. Während ihr eine Runde angelt, Pilze im Wald pflückt oder einfach nur die Welt erkundet, stellen sich die KundInnen brav an der Kassa an. Dort warten sie, bis ihr es wieder einmal der Mühe wert findet, in euer Geschäft zu kommen. In der realen Welt würden die Leute, die im Supermarkt schon nach nur drei bis fünf Minuten nach einer weiteren Kassa rufen, wohl den Laden kein zweites Mal betreten. Nicht so die tiefenentspannten NPCs in Hometown Story. Sie haben offenbar unendlich Zeit und warten gern, bis sie bezahlen dürfen.

Zusammenfassung

Mit der niedlichen Präsentation und dem niedrigen Schwierigkeitsgrad richtet sich Hometown Story an die jüngere Generation. Für mich als Fan von Harvest Moon ist alles etwas zu einfach und geradlinig. Statt Events, den Jahreswechseln oder der knallharten Aufzucht von Tieren und Pflanzen steht in Hometown Story das Leben als ZwischenhändlerIn im Mittelpunkt. Ihr kauft Waren ein, um diese im Anschluss euren KundInnen anzubieten. Entkoppelt vom kapitalistischen System, in dem die Gewinnmaximierung und Kostenreduzierung an der Tagesordnung steht, könnt ihr hier gemütlich den Tag als LadenbesitzerIn verbringen, ständig das Sortiment verändern und das Geschäft immer weiter ausbauen. Yasuhiro Wada ging mit dem Spiel kein Risiko ein und vermied, genreaufrüttelnde Features einzubauen. Vielmehr verließ er sich auf gängige Mechanismen und eine stimmige Atmosphäre, für die vor allem wohl Nobuo Uematsu, der Lead-Komponist der Final-Fantasy-Serie, und Atsuko Nishida, die Designerin von Pikachu, verantwortlich sind. Leider ist Hometown Story ist nicht die erhoffte tiefgründige Wirtschaftssimulation mit Rollenspieleinfluss, zudem hat es so einige Logiklücken. Auch wenn Hometown Story mit Harvest Moon nicht viel gemein hat, ist es ein solider Titel mit niedlichem Setting, in dem ihr euer Geschick als ZwischenhändlerInnen unter Beweis stellen könnt.

Wertung: 7 Pixel

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