Reden wir über Life is Strange: Before The Storm – Episode 2: Brave New World
Achtung Spoiler!
Wer diesen Beitrag liest, sollte im Idealfall das erste Life is Strange sowie die erste Episode von Before The Storm kennen, um nicht gespoilert zu werden. Falls euch ein paar Spoiler zu diesen Titeln nichts ausmachen, könnt ihr natürlich auch ohne Vorwissen weiterlesen. – Hier noch der Link zu meinem Meinungsartikel zu Episode 1: Awake.
Etwas ernüchtert
Zwei Drittel von Before The Storm liegen nach Episode 2: Brave New World schon hinter uns und in die Euphorie, die das Wiedersehen mit geliebten Charakteren ausgelöst hat, hat sich ein wenig Ernüchterung gemischt. Woran das liegt, will ich euch im Folgenden aufschlüsseln:
Entscheidungen, Konsequenzen, Auswirkungen
In Episode 1 haben wir viele Entscheidungen getroffen, deren Konsequenzen damals noch nicht absehbar waren. Nun, in Episode 2: Brave New World bekommen wir die Folgen einiger früherer Entschlüsse zu Gesicht. Doch die tatsächlichen Auswirkungen dieser auf das Spiel sind gering.
Selbst Konsequenzen, die die nächsten Lebensjahre der Charaktere maßgeblich beeinflussen, haben aufgrund des extrem kurzen gezeigten Lebensabschnitts der Charaktere nur einen marginalen Einfluss auf den weiteren Spielablauf (Stichwort: Szene im Büro des Direktors). Erschwerend kommt hinzu, dass wir durch das erste Life is Strange genau wissen, wo die Figuren letzten Endes landen werden; die Entscheidungsfreiheit ist also aufgrund des Kanons stark einschränkt.
Der große Sturm bleibt (noch) aus
In meinem Artikel zu Episode 1: Awake habe ich bereits angemerkt, dass eine den alltäglichen Problemen einer pupertierenden Rebellin übergeordnete Handlung, noch aussteht. Hier genoss Before The Storm einen Vertrauensvorschuss, brauchte schließlich das erste Life is Strange auch ein wenig, um in die Gänge zu kommen, ehe es das große Drama auspackte. Nun hat Before the Storm den Zenit seiner Spieldauer überschritten und auf einen fesselnden Hauptplot warte ich immer noch.
Klar, es gibt mehr als genug, um mich als Fan der Serie bei Laune zu halten: Ein bedrohlicher Waldbrand, Ärger mit der Schule, gefährliche Drogengeschäfte und eine Menge Familiendramen. Diese Konflikte bilden jedoch derzeit eher einzelne Versatzstücke denn einen vereinten Spannungsbogen, wodurch die Geschichte etwas ziellos wirkt. Ich genieße die Charakterentwicklung und die ruhigeren Momente des Spiels außerordentlich, doch es hätte nicht geschadet, diesen Aspekt zu Gunsten einer flotteren, getriebeneren Handlung, ein wenig zurückzunehmen.
Coming of Age vom Feinsten
Am besten macht sich Episode 2: Brave New World meiner Meinung nach als “missverstandener Teenagersimulator 2017”. Und das ist in keinster Weise abwertend gemeint! Das Spiel räumt der Studie seiner ProtagonistInnen viel Zeit ein und schafft es, auch Nebencharaktere als Menschen mit mehr als einer Dimension darzustellen. In dieser Episode fiel es mir um einiges leichter, mich in Chloes Wut, Trauer und Verletzlichkeit einzufühlen, als noch in Awake. Neben der reduzierten, traumartigen Optik trägt vor allem der überragende Soundtrack zur gelungenen Atmosphäre bei.
Mein Fazit zu Episode 2: Brave New World
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich auch mit Brave New World meine Zeit in Arcadia Bay größtenteils genossen habe. Es war eine Freude, die Charaktere näher kennen zu lernen. Allerdings fehlt der Hauptgeschichte momentan noch ein Anker, der mich völlig in die Handlung zieht. Somit warte ich gespannt, aber nicht mehr ganz so optimistisch auf Episode 3, in der unsere kurze Rückkehr nach Arcadia Bay bereits wieder zu einem Ende kommen wird.