Der geprügelte Polizist – Beat Cop im Test
Wie oft haben wir die Hauptcharaktere von Miami Vice oder Columbo dabei beobachtet, wie sie Autoreifen nach Abnutzungsspuren absuchen und Falschparkern Strafzettel ausstellen? Und warum besteht Beat Cop alias “Sei-sexier-als-Sonny-Crocket-und-härter-als-Dirty-Harry” dann zur Hälfte aus dieser banalen Tätigkeit? Ob sich daraus wohl der Grund ableiten lässt, warum das Pixelspiel, das sich damit brüstet, von spannenden Polizeiserien der 80er-Jahre inspiriert worden zu sein, scheitert?
Doch genug der süffisanten rhetorischen Fragen, es wird Zeit für Antworten.
Der triste Alltag
Zunächst scheint es, als würde Beat Cop seiner Vermarktung als aufregendes Polizeispiel gerecht werden. Die Spielwelt ist lebendig, die zynischen Dialoge gelungen, die Umgebung steckt voller liebevoller Details. Und damit’s nicht langweilig wird, gibt es jeden Tag etwas Neues, das es zu beachten gilt.
Auch der Ansatz der Handlung klingt spannend: Wir spielen Jack Kelly, einen ehemaligen Detective, dem ein Mord angehängt wurde. Nebenbei hat er damit zu kämpfen, genügend Geld für die Alimente seiner Frau aufzutreiben, seinen täglichen, mies bezahlten Job zu überstehen und es sich nicht mit der Mafia zu verscherzen. Klingt nach einer Menge interessanter Konflikte, doch der ernüchternde Alltag eines Streifenpolizisten sieht leider anders aus als gedacht. Anstatt mich heldenhaft auf die Suche nach den wahren Schuldigen hinter Jacks Dilemma zu begeben, schreibe ich unter Zeitdruck Knöllchen für Falschparker, babysitte faule Kollegen und hechte hinter dem ein oder anderen Ladendieb hinterher.
Beat Cop ist also vielmehr Alltagssimulation eines Streifenpolizisten als aufregender Actionfilm. Ständig hetzt man von einer Straßenseite zur anderen, muss immer mehr und mehr sich ständig wiederholende, banale Aufgaben erfüllen. Ich fühlte mich während des Spielens abwechselnd gelangweilt oder auf eine ungute Art gestresst. Die Geschichte, die darunter schlummert, hätte mich zwar interessiert, wird jedoch nie genügend ausgebaut, um auch nur ansatzweise zu fesseln.
Mehr Transparenz bitte
Ein weiteres zentrales Element, dessen Idee so interessant klingt, wie dessen Umsetzung zu wünschen lässt, ist Jacks Umgang mit den vier Fraktionen der Stadt: Der Polizei, den ZivilistInnen, der Mafia und einer afroamerikanischen Gang. Durch gewisse Entscheidungen und erledigte Gefallen kann man die Gunst gewisser Fraktionen erwerben oder auch deren Zorn auf sich ziehen. Hat man es sich mit einer der Fraktionen zu sehr verscherzt, wird Jack gefeuert oder gar ermordet. Hier ist die richtige Balance wichtig, denn man kann nicht jeden glücklich machen.
Das Spiel liefert jedoch keinerlei Hinweise, welche Ergebnisse erstrebenswert sind, und auch wenn man der Meinung ist, alles richtig gemacht zu haben, kann man ein schlechtes Ende erreichen. Ich finde es löblich, dass Beat Cop die im Spiel getroffenen Entscheidungen ernst nimmt und mehrere Enden bietet. Allerdings möchte ich zumindest die Chance haben, zu erkennen, wo ich denn “falsch abgebogen” bin. Leider geizt Beat Cop nicht nur während des Spielens mit Hinweisen zum Ausgang der Story, sondern bleibt auch zum Schluss undurchsichtig.
Fazit zu Beat Cop
Beat Cop reiht sich in die Tradition anderer (bewusst) deprimierender Arbeitsspiele wie Papers, Please oder This is the Police. Doch selbst wenn mich die Vermarktung des Spiels auf dessen wahre Natur vorbereitet hätte, hätte ich mir gewünscht, dass es abwechslungsreicher, transparenter und verzeihlicher gewesen wäre. Und mehr aus seiner Geschichte gemacht hätte.