Justice League Kinokritik – Starthilfe fürs DCEU?
Was den Marvel-Fans ihre Avengers, ist für DC-Comic AnhängerInnen die Justice League. DCs berühmteste HeldInnen geben sich ein fulminantes Kino-Stelldichein, um den größten Gefahren des Universums zu trotzen. Nachdem das DC Extended Universe bisher noch nicht so recht in Schwung kommen wollte, sollen es Batman, Wonder Woman und Co. nun mit vereinten Kräften richten. Ob das klappt, oder ob die DC-Liga gegen ihr marvellöses Pendant einknickt, lest ihr in meiner Justice League Review.
Schwierige Vorzeichen
Das Kino-Debut der Justice League steht unter keinem guten Stern. Während die Zach Snyder-Neuinterpretationen von Batman und Superman bei den Fans eher auf verhaltene Liebe stießen, konnten die anderen Teammitglieder, Aquaman und Flash, bisher noch gar nicht vorgestellt werden. Warner hatte es so eilig, den erfolgreichen Marvel Avengers etwas entgegenzusetzen, dass ZuseherInnen diesen Informationsrückstand billigend in Kauf nehmen müssen. Immerhin gelang es, mit Wonder Woman wenigstens einen erfolgreichen und würdigen Auftakt zur Liga beizusteuern. Gal Gadot darf auch in Justice League wieder glänzen, und ist die einzige Figur des Quintetts, die eine zaghafte Charakterentwicklung durchleben darf.
Der mit dem Steppenwolf tanzt
Doch hübsch der Reihe nach. Schon in Batman v Superman, Dawn of Justice verkündete Lex Luthors Vision die baldige Ankunft eines außerirdischen Invasors: Steppenwolf. Der gehörnte Handlanger des noch übleren Darkseids trachtet danach die Erde mithilfe der Mutterboxen in eine brennende Einöde zu verwandeln. Diese mystischen Gegenstände purer Macht wurden vor hunderten Jahren den Erdenvölkern zum Schutz überantwortet. Eine Box behüten die Amazonen auf ihrer abgeschiedenen Insel Themiskyra, eine andere ruht am Grunde des Ozeans bei den Atlantern. Die dritte Mutterbox wurde den Menschen anvertraut, und um ihren Verbleib wissen DC-Fans bereits Bescheid. Sie verlieh Cyborg die Macht über Maschinen, und formte seinen sterbenden Körper zu einer Waffe aus Stahl und coolen LEDs.
Liga der außergewöhnlichen Gentle(Wo)men
Gruselige Parademons treiben ihr Unwesen in den Nachbarstädten Gotham und Metropolis, und zeugen von der baldigen Ankunft ihres Gebieters Steppenwolf. Bruce Wayne (Batman) und Diana Prince (Wonder Woman) deuten die Vorboten des nahenden Untergangs, und trommeln HeldInnen zum Schutz der Menschheit zusammen. Während Arthur Curry (Aquaman) sich um seinen rechtmäßigen Thron von Atlantis verdient machen will, sucht Barry Allen (Der Flash) einfach nur menschliche Gesellschaft in der Liga der Übermenschen. Der relativ eindimensionale Cyborg hingegen hadert mit seinem eigenen Schicksal, und wird im Zuge der Mission geläutert. Die Motive der Teammitglieder wirken teils nachvollziehbar, teils an den Haaren herbeigezogen. Justice League schafft es aber, seine Figuren mit genügend emotionaler Fallhöhe auszustatten, sodass interessante Beziehungen entstehen können. Aus Zeitgründen müssen diese allerdings teilweise mit der Brechstange, in diesem Fall viel gekünsteltem Humor herbeigeschrieben werden.
Slo-Mo Porn vom Feinsten
Die Kämpfe zwischen der Justice League und den Parademons, als auch gewaltige Schlachten in Snyder-typischen Rückblenden und der finale Showdown gegen Steppenwolf sind bildgewaltig inszeniert und sehr vorlagengetreu choreografiert. Tatsächlich versprüht Justice League viel mehr Comic-Charme, als seine etwas behäbigen Vorgänger-Filme. Steppenwolf macht als CGI-Bösewicht allerdings eine ziemliche traurige Figur. Nicht, dass er es nicht mit der Justice League aufnehmen könnte, oh nein! Mit seiner gewaltigen glühenden Axt fegt er durch die Reihen seiner Feinde wie eine Naturgewalt. Da wünscht sich nicht nur der ob der Namensgleichheit ihrer Mütter vollständig geläuterte Batman insgeheim die Rückkehr des letzten Kryptoniers. Man fragt sich nur: wenn diese Liga bereits mit einem derart einfältigen Handlanger ihre liebe Not hat, wie will sie es dann erst mit einem Bösewicht von Darkseids Kaliber aufnehmen?
Fazit zu Justice League
Justice League ist ein chaotischer Film
Man merkt Justice League an, dass der Film ein deutlich runderes Paket ist, als seine Vorgänger. Suicide Squad und Batman v Superman mussten ja teilweise drastisch umgeschnitten werden, da die ProduzentInnen einen leichteren und humorbetonteren Zugang zum DCEU forderten. Justice League verfolgt diese Tonalität von Grund auf. Und das, obwohl Regisseur Zach Snyder den Regiestuhl aus privaten Gründen für Joss Whedon räumen musste. Wohl hauptsächlich deshalb ist Justice League trotz klarerer Produktionsrichtlinien ein relativ chaotischer Film geworden. Da reichen sich Rückblenden, heitere Dialoge und wilde Kämpfe ungestüm und scheinbar planlos die Türklinke in die Hand. Manche Cuts wirken unnötig hart, beispielsweise wenn Bruce Wayne nur Minuten nach einem wilden Kampf plötzlich wieder gescheitelt, frisch rasiert und in den feinsten Zwirn gekleidet aufmarschiert. Alles in allem ist Justice League aber ein unterhaltsamer, kurzweiliger und opulenter Kinospaß, bei dem das Hirn auch mal auf Stand-by geschaltet bleiben darf.