Fire Emblem: Three Houses Test (Switch): Taktik trifft Drama
In Fire Emblem: Three Houses wird Strategie ganz groß geschrieben. Kann die Reihe auch auf Nintendo Switch überzeugen? Lest das Review – und hier geht’s zur Website des Spiels!
Worum geht‘s?
Euer Avatar, wahlweise männlich oder weiblich, trägt ein ganz seltsames Wappen in sich. Diese Wappen sorgen nämlich in der Welt von Fire Emblem: Three Houses dafür, dass Personen Magie oder sonstige Spezialfähigkeiten einsetzen können. Zu Beginn landet ihr in einem Kloster, wo ihr dank eures Vaters schnell Fuß fasst. Früh im Spiel dürft ihr zwischen drei namensgebenden Häusern wählen, in dem ihr eintreten möchtet. Die drei anfangs wichtigen Charaktere Edelgard, Dimitri und Claude würden euch nur zu gern in ihrem jeweiligen Haus wissen.
Im Prinzip ist es zunächst nicht wirklich wichtig, wem ihr eure Zugehörigkeit schwört. Im Kloster Garreg Mach herrscht ohnehin ein fester Zeitplan: Verschiedene Ereignisse und Aktivitäten finden an bestimmten Tagen statt. An euren freien Tagen dürft ihr einer frei wählbaren Aktivität nachgehen. Fire Emblem: Three Houses bietet euch da ein Riesengelände, das einer ausgewachsenen Uni gleicht. Da gibt es ein Gewächshaus, einen Platz zum Fischen, einen Meetingraum, und noch einiges mehr.
Viele Mechanismen, viele Menüs
Ihr werdet früh zu einem Dozenten ernannt und seid dafür verantwortlich, was eure Mitstudierenden so alles erlernen. Durch die richtigen Tätigkeiten mit eurer Party dürft ihr euren eigenen Dozentenrang steigern, was euch im Spielverlauf manche Möglichkeiten erschließt. Eure eigenen Leute lassen sich ausbilden, und wenn ihr jemandem Privatunterricht gebt, ist das um einiges effektiver. Doch unbegrenzt könnt ihr das nicht machen: Jede Figur hat ihre eigene Motivation und ihre eigenen Potentiale, ihr solltet hier also mit Bedacht vorgehen.
Das Spiel der Beziehungen in Fire Emblem: Three Houses hat nichts an seiner Schärfe verloren. Wer miteinander essen geht, stärkt die Bande zwischen den Teilnehmern des Dinners. Geburtstage werden im Kalender verzeichnet – haben andere Figuren ihren Jahrestag, dürft ihr ihnen Blumen schenken. Habt ihr Geburtstag, gibt es natürlich standesgemäß ein Geschenk für euch! So pflegt ihr die Beziehungen zwischen euren Figuren bis hin zur Romanze, erhöht die Motivation und steigert das Teamwork innerhalb eurer Gruppe.
Erkunden und ausbilden
Fire Emblem: Three Houses verbindet dabei die taktischen Gefechte mit einem Anime-Uni-Simulator à la Persona 5 und anderen Taktik-RPGs. Im Erkundungsmodus mischt sich sogar eine Idee von einem Tales of-Spiel hinein, und das wohl schlimmste Foul begeht dieser Titel, da ihr keine Katzen und Hunde streicheln dürft. Dafür könnt ihr euch umso mehr um eure eigenen Figuren kümmern und viele Statistik-Bildschirme betrachten. Fast jeder Skill hat für jede Person ein eigenes Merkmal und ein eigenes Potential – blaue und rote Pfeile zeigen euch rasch an, wie wirkungsvoll euer Tun ist.
Doch nicht nur das, auch Klassenwechsel lassen sich in eurer Downtime vollziehen. Um das zu schaffen, müsst ihr zunächst die richtigen Gegenstände besitzen, um dann an einem Examen teilnehmen zu können. Dieses hat dann je Charakter eine gewisse Chance – wer durchfällt, hat Pech gehabt. Hat es eure Figur allerdings geschafft, so dürft ihr die neue Klasse annehmen. Meist sind neue Klassen stärker und verändern eure Chancen in der nächsten Schlacht zum Positiven – achtet nur darauf, einen ausgewogenen Mix in eurer Truppe zu haben.
Viel zu tun, auch zwischen den Kämpfen
Es kann ein wenig überfordernd wirken, alles in Fire Emblem: Three Houses perfekt auszubalancieren. Wenn ihr euch aber nicht mit dem Lehrplan eurer Mitstudierenden auseinandersetzen wollt, dürft ihr auch eine Automatik einsetzen. Auch das Rekrutieren von Personen in anderen Häusern ist so etwas, was Hardcore-Fans sicher versuchen und feiern werden. So könnt ihr eure Traumtruppe zusammenstellen, um den nächsten Kampf in Angriff zu nehmen. Sollte aber mal in der Schlacht alles schief laufen, dürft ihr sogar ein paar Mal die Zeit zurückdrehen.
Während abseits des Kampfes schon einiges zu tun ist, hat sich auch in den Schlachten etwas getan. Neben der angesprochenen Rückspul-Mechanik sind nun Fähigkeiten passiv, allerdings könnt ihr nur eine Handvoll davon ausrüsten. Je mehr ihr eure Lieblingsfiguren in die Kämpfe schickt, umso stärker werden sie. Im Leicht-Modus sterben sie nicht, auch wenn sie auf dem Feld fallen – im Normalmodus ist das leider an der Tagesordnung! Bataillone lassen sich ebenfalls in der Not einsetzen, und die rundenbasierte Action hat nichts von seiner Schärfe eingebüßt. Trailer gefällig?
Die Story in Fire Emblem: Three Houses
Der Plot beginnt sehr gemütlich, und wegen der langen Spielzeit des Titels dürft ihr keine halsbrecherischen Geschwindigkeiten erwarten, was die Geschichte angeht. Hier wird euch ausreichend viel Zeit gelassen, damit ihr eure Truppe kennenlernen könnt und euch auch mit einigen Figuren anfreunden dürft. Die Wahl des Hauses ist zunächst nicht wirklich wichtig, doch im Verlauf des Spiels passieren verschiedene Dinge, je nachdem, welchem Haus ihr zugehörig seid. Im Test ist mir nicht aufgefallen, ob es ein „leichteres“ oder „schwereres“ Haus gibt – nehmt einfach jenes, bei dessen Beschreibung ihr euch am wohlsten fühlt.
Was zunächst noch langsam anfängt, entwickelt sich aber gegen Mitte des Games zu einem turbulenten Mix aus Gefühlen und Drama. Während die Vorgängerteile sich noch recht stark in die eine (Kampf) oder in die andere Richtung (Charakterbeziehungen) lehnten, versucht Fire Emblem: Three Houses den Drahtseilakt zwischen diesen beiden Extremen. Das funktioniert größtenteils sehr gut, und zu manchen Figuren baut ihr sehr schnell eine persönliche Bindung auf. Dennoch wird euch die freie Wahl gelassen, mit wem ihr mehr oder weniger Zeit verbringt. Diese freie Entscheidungsmöglichkeit ist es, die euch eure Spielzeit versüßen kann.
Die Technik des Spiels
Für ein Spiel der Fire Emblem-Reihe sieht der neueste Ableger, der erste für Nintendo Switch, natürlich am besten aus. Ihr dürft in den Kämpfen wahlweise auf Strategie-Karten blicken oder ganz nah ran gehen. Gerade hier und im tollen Erkundungsmodus könnt ihr hier die Optik so richtig auskosten. Der Sound wirkt genauso gut, bis auf euren stummen Avatar wurde so gut wie alles vertont. Die Musikstücke passen zur Serie und machen sowohl NeueinsteigerInnen als auch altgedienten Fans viel Freude.
Die Steuerung in den Schlachten ist zwar ein wenig umfangreich, aber zu beherrschen. Wenn ihr euch genug Zeit lasst, gibt es nichts zu befürchten – schließlich ist Fire Emblem: Three Houses rundenbasiert. Die Menüs außerhalb der Kämpfe sind allerdings sowohl in Masse als auch Komplexität einfach nur überfordernd, sogar Kenner der Serie müssen mehrmals nachfassen. Ob hier manches Mal weniger mehr gewesen wäre? Ich persönlich habe jedenfalls nach einer Weile die Motivation verloren, jede Mechanik im Spiel auszureizen.
Fazit zum Spiel: Neues Futter für Fans
Fire Emblem: Three Houses ist für NeueinsteigerInnen mit einer Nintendo Switch ein guter Punkt, um in die Serie reinzukommen. Ihr müsst euch auf jeden Fall auf einiges an Komplexität einstellen, da jeder Mechanismus im Spiel sich in einem Menü verbirgt. Auch die Ladezeiten des Games sind dann und wann präsent, ihr dürft hier also keinen Flow erwarten. Abgesehen davon erwartet euch ein solides Strategiespiel mit mannigfaltigen Möglichkeiten, eure Truppe so zusammenzustellen, wie ihr das wünscht. Natürlich gilt es dann, sich auf die besten Potentiale zu konzentrieren.
Sucht ihr reine Kampf-Action, ist dieser Titel vermutlich nichts für euch. Hier werden nämlich Taktik-Fights mit vielen Persönlichkeiten verbunden, und ihr müsst viel mehr Zeit für die Tätigkeiten mit StudentInnen einplanen, als ihr mit dem Kämpfen verbringt. Seid ihr aber auf der Suche nach einem storylastigen Spiel, das euch JRPG-typisch genügend Drama präsentiert, ist das euer Stichwort. Solange ihr mit dem schrittweisen Gameplay zurechtkommt und einige Stunden in einen Titel investieren möchtet, gibt es absolut nichts, das gegen Fire Emblem: Three Houses spricht!