The Mandalorian – Kritik zur Star Wars Serie
The Mandalorian sollte die Streaming-Plattform Disney+ gleich zu Beginn auch den Star Wars Fans schmackhaft machen. Denn Neues aus der weit entfernten Galaxis ist immer gut, um das Netz aktiv werden zu lassen und die Vorfreude anzukurbeln. Die ersten Rezensionen aus den USA waren dann auch sehr positiv und seit dem Start im November mussten wir Europäer doch recht lange warten, bis The Mandalorian auch über unsere Schirme flimmerte. Mit wechselnden Regisseur*innen verfolgte Produzent Jon Favreau ein spannendes Konzept, dass aufzugehen scheint.
Boba Fett’s Erbe
Die Zeit für eine Realserie im Star Wars Universum war längst reif. Die von George Lucas erdachte und mit den Jahren immer mehr gewachsene Welt bietet jede Menge Material, mit dem kreative Köpfe arbeiten können. So ergeben sich über die acht Episoden der ersten Staffel hinweg viele neue Einblicke in eine Welt, in der im Chaos eines gestürzten Systems viele ihren Weg suchen müssen. Favreaus Idee greift zudem einen Handlungsstrang auf, der von vielen Fans seit langem und sehnlichst herbeigewünscht wird: die Mandalorianer. Diese kriegerische Kaste, die mit Boba Fett einen ersten und wahrscheinlich seinen berühmtesten Auftritt hatte, fasziniert seit dessen Jagd auf Han Solo.
Nach seinem, zugegeben, unrühmlichen Ende in Episode VI war die Geschichte des Kopfgeldjägers aber noch nicht zu Ende. Mit den Klonkriegen lernten wir seinen Vater kennen und wie intensiv die Geschichte der Mandalorianer mit der Saga verbunden ist. Warum also dieser nicht eine größere Bühne bieten? Disney verfolgt dieses Prinzip seit der Übernahme vehement und wer weiß, wäre der Han Solo Film erfolgreicher gewesen, vielleicht gäbe es mehr Origin-Storys der Hauptcharaktere. Es könnte sich aber auch als glücklicher Umstand erweisen. Storys, die andere Figuren und Ereignisse in den Mittelpunkt rücken, treffen offensichtlich den Geschmack sowohl der alten als auch der neuen Fans. Rogue One war ein voller Erfolg und mit The Mandalorian zeichnet sich ähnliches ab.
Einsamer Kämpfer
Jon Favreau weiß ganz gut darüber Bescheid, was einem bestimmten Publikum gefällt. Geschult von den unzähligen Marvel-Erfolgen bewies er auch beim Mandalorianer ein tolles Händchen. Das ist schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass das Gesicht der Hauptfigur im Grunde nie zu sehen ist. Dennoch, auch ohne die wichtige Mimik, wächst der Charakter ans Herz und ich bin immer wieder gespannt, wie es weiter geht, Das liegt mitunter auch an den immer wieder, an den passenden Stellen eingeworfenen Infos zur Herkunft unseres Helden. In kleinen Häppchen serviert, verraten sie gerade so viel, dass die Neugierde bestehen bleibt und das Interesse wächst. Im Grunde ist der Mandalorianer ein guter Held, der sich aber, den Umständen entsprechend, durch die Galaxis schlägt und (natürlich) als Kopfgeldjäger arbeitet.
The Mandalorien verwendet die selben Mittel wie andere Heldengeschichten auch. Der zunächst abgebrühte Held, dem nichts am Herzen zu liegen scheint, ändert durch ein Ereignis seine Haltung. Hier hat dieses Ereignis bereits seinen Weg ins Netz gefunden und für zahlreiche Memes und Ähnliches gesorgt. Star Wars zeigte uns immer schon eine Vielzahl an fremdartigen Wesen, die sich nicht nur als Merchandising gewinnbringend verkaufen lassen, sondern einfach zuckersüß sind. Disney schlug hier gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Baby Yoda. Auch wenn alle wissen, dass der kleine grüne Zwerg nicht wirklich der Jedi-Meister Yoda ist, hat sich dieser Name sofort seinen Weg gebannt. Er gibt dem Publikum die Mimik, die der Mandalorianer nicht zeigen kann und sieht dabei zum Anbeißen aus.
The Mandalorien - Nicht nur für Fans
Die Story von The Mandalorian ist lose mit der Geschichte seines kleinen, grünen Freundes verknüpft. In der ersten Staffel geht es aber vor allem darum, die Figur des mandalorianischen Kriegers mit Herz aufzubauen. Den verschiedenen Regisseur*innen gelingt es richtig gut, das Dreckige der alten Trilogie einzufangen und eine im Zusammenbruch befindliche Welt zu beschreiben.
Mit vielen Verweisen, die vor allem Star Wars Fans auffallen, schaffen sie es zudem alte und neue Fans gleichermaßen zu begeistern. Wer von Episode IX oder der neuesten Trilogie insgesamt nicht so angetan war, könnte damit zurück ins Boot geholt werden. Sympathische Charaktere, eine perfekt auf knapp 40 Minuten angepasste Handlung und genügend Spielraum, um das Interesse und die Spannung zu halten sorgen für tolle Unterhaltung. Nicht nur für Star Wars Fans!