Pokémon Strahlender Diamant (Test): Inspektion der neuen vierten Generation

von Johannes Hausmair 21.11.2021

Pokémon Strahlender Diamant und Pokémon Leuchtende Perle sind Remakes der Klassiker Pokémon Diamant und Pokémon Perl, die 2006 für Nintendo DS veröffentlicht wurden. Die ursprünglichen Spiele wurden von dem Entwicklerstudio ILCA ziemlich originalgetreu nachempfunden und erstrahlen auf Nintendo Switch in neuem Glanz.

Ein (altes) neues Abenteuer

Mit einem der drei Starter Pokémon, Chelast, Panflam oder Plinfa, begebt ihr euch auf eine eindrucksvolle Reise. In der Sinnoh Region erkundet ihr viele abwechslungsreiche Orte wie dunkle Minen, fröhliche Blumenwiesen, verschneite Berge, mysteriösen Seen, einsmae Inseln und antike Ruinen. Ihr bekämpft das böse Team Galaktik und versucht den Titel des Pokémon Champ zu erhalten. Die Schöpfung der Pokémon-Welt sowie Raum und Zeit spielen in der Geschichte eine große Rolle und je nach Edition begegnet ihr einem der legendären Pokémon Dialga oder Palkia. Wer die Sinnoh-Region unterdessen zum ersten Mal besucht, darf sich auf interessante Begegnungen und tolle Überraschungen freuen.

Pokémon Diamant und Perl hat die damalige Technik des Nintendo DS, mit seinen zwei Bildschirmen, voll ausgenutzt. Sowohl Aufbau der Kämpfe als auch Menüführung wurden für die damalige neue vierte Generation überarbeitet. Von Vorgängerspielen wurde der Tag- und Nachtwechsel übernommen und zeitbasierte Events sowie an die Tageszeit gebundene Pokémon wurden hinzugefügt. In Pokémon Diamant und Perl erschienen 107 neue Monsterexemplare, was die Gesamtanzahl an Pokémon auf 493 anhebt. Damit haben diese Spiele einen besonderen Platz in den Herzen vieler Fans. Lange wurden sich Remakes zu der geliebten Pokémon Generation gewünscht und endlich ist es soweit. Jedoch sind nicht alle Fans mit den neuen Versionen zufrieden. Generell stehen die Pokémon Spiele der letzten Jahre, sowie die zuständigen Entwickler Gamefreak und die Pokémon Company, schon länger unter harter Kritik. Wollt ihr mehr zu dieser Thematik wissen so lege ich euch ans Herz meinen Beitrag zum Pokémon Problem durchzulesen.

Neu ist immer besser…

Um Pokémon Diamant und Perl auf der Nintendo Switch zu verwirklichen musste man das ganze Konzept, das wie schon erwähnt für den Nintendo DS und seinen Doppelbildschirm entwickelt wurde, nun für einen Bildschirm umgedacht werden. Durch Pokémon: Let’s Go und Schwert und Schild wurden Kämpfe als auch Menüführung an den einen Bildschirm angepasst. Die Schwierigkeit bei Diamant und Perl ist Mechaniken wie das Pokétch, ein Gerät welches im Spielverlauf viele Hilfreiche Anzeigen bietet und damals immerzu am unteren Bildschirm zu sehen war, neu zu verwirklichen. Die Lösung ist ein rasch verfügbares Ausklapp-Menü welches sich per Knopfdruck aufrufen lässt. VM-Attacken, die man früher permanent einem Pokémon beibringen musste um wiederkehrende Hindernisse zu überwinden, sind seit langem schon nicht mehr lästig. In diesem Fall hat man über das Pokétch zugriff auf diese Fähigkeiten. Das Gerät installiert alle VM-Attacken und lässt uns diese einfach ausführen, sodass unsere Pokémon wertvolle Attacken lernen können.

Die Optik und der Welt wurde eigentlich nur ins HD-Zeitalter transformiert und sonst nicht großartig verändert. Für Charaktere hat man sich leider statt der eher realistischen Darstellung, wie aus Schwert und Schild oder auch der letzten Remakes Pokémon Alpha Saphir und Omega Rubin, für einen Chibi-Look entschieden. Der Stil dient zur Darstellung von Charakteren in kindlicher Form und hält sich damit sehr an die original Grafik. Nur das ohne die Pixelgrafik der Charme verloren geht und eben nur leblose Puppen übrig bleiben. Kinderfreundlich ist auch die erneute Integration von nicht überspringbaren Tutorials, beispielsweise wie man Pokémon fängt oder zur ersten Arena geführt wird. Erfahrene SpielerInnen könnten sich Nerven und Zeit sparen wenn es eine Option gäbe diese Erklärungen abzuschalten aber warum sollte man sich die Mühe machen. Die Grafik der Welt ist dem Original sehr treu geblieben. Alles wurde mit aktuellen Texturen versehen und an die HD-Auflösung angepasst. Ganz besonders hervorzuheben sind Tag- und Nachtzyklen sowie Schatten und Spiegelungen auf bestimmten Ober- und Wasserflächen. Diese Effekte sind sind äußerst schön dargestellt. Kämpfe sind absolut so, wie ich mir das ganze Spiel vorgestellt habe: tolle Grafik, lebendige Charakter und Pokémon, beeindruckende Animationen, schöne Kameraeinstellungen und beeindruckende Hintergrundkulissen untermalt mit einem fantastischen Soundtrack. Der gesamte Soundtrack wurde ebenso modernisiert aber verliert dabei auf keinen Fall seinen Charme. Es wurde nicht all zu viel an der Musik verändert und somit bleibt es einer der besten Pokémon Soundtracks aller Zeiten.

Pokémon Strahlender Diamant

©Nintendo

Pokémon Remakes im Vergleich

Frühere Remakes haben die Originale super dargestellt während sie trotzdem Neuerungen und Innovationen aktueller Spiele integriert haben. Es ist zwar ein Remake, aber gleichzeitig auch ein neues Pokémon Spiel und somit haben einige Fans Erwartungen, dass “neuere” Features wie Mega-Entwicklungen oder Gigadynamax auftreten werden. Dem ist leider nicht so. Wenigstens wurde beibehalten, dass Pokémon auf der Overworld zusehen sind – immerhin wurde in der vierten Generation eingeführt, dass Partner-Pokémon den Trainern folgen. Eine komplette Neuerung ist der Hamanasu-Park. Hier ist es möglich einen Haufen legendäre Pokémon zu fangen. Dies ist leider in keinster Weise so beeindruckend wie in Pokémon Alpha Saphir und Omega Rubin, wo man mit Latios über das ganze Land fliegen und alles von oben betrachten kann. Was man in diesem Remake vergeblich vermisst sind umfangreiche Inhalte der Pokémon Platin Edition. Das von der Community hochgelobte und wahrscheinlich beste Pokémon Spiel hat nur wenig Einfluss auf die Remakes. Pokémon Smaragd und dessen Features wurden protzig in Omega Rubin und Alpha Saphire eingebracht. Es wäre schön gewesen wenn enorme Einflüsse von Pokémon Platin integriert worden wären. Dafür wurde das Untergrund-Feature extrem erweitert. Der Untergrund besteht nun nicht mehr aus leeren Mienenschächten, sondern auch aus kleine diverse Pokémon-Zonen. In diesen lebendigen Biomen können seltene Pokémon entdeckt und das Pokédex vervollständigt werden. Im Untergrund kann auch der Basenbau sowie das belohnende Ausgrabungs-Minispiel ausprobiert werden. Auch diese Mechaniken wurden ausgezeichnet übernommen und wunderschön überarbeitet.

Pokémon Strahlender Diamant

Die Remakes sind nicht vom gleichen Kaliber wie Pokémon Heart Gold, Soul Silver, Alpha Saphir und Omega Rubin. Mit einer grandiosen Umsetzung und vielen Neuerungen hat man damals sehr viel rausgeholt. Pokémon Strahlender Diamant und Leuchtende Perle fühlen sich wie schnell entwickelte Remakes an, wo ein bisschen vergessen wurde Herz und Seele in den Entwicklungsprozess zu stecken – nur um die Fans zu besänftigen und das Weihnachtsgeschäft abzusahnen. Liegt das daran, dass nicht Gamefreak direkt hinter diesem Projekt steht oder weil den Pokémon Spielen schon seit längerem der Zauber und richtige Visionen fehlen. Ich bin schon sehr gespannt was hinter Pokémon-Legenden: Arceus stecken wird und ob Gamefreak und die Pokémon Company ein grandioses Spiel entwickeln oder nur schnelles Geld abgreifen wollen. Nach den ersten Bildern und dem Eindruck der Grafik ist aber Letzteres zu befürchten.

Ein riesiger Kritikpunkt an Pokémon Strahlender Diamant und Leuchtende Perle ist für mich, dass ein großes Software-Update benötigt wird um die Editionen einwandfrei spielen zu können. Ohne diesen Patch fehlen bedeutende Inhalte wie manche Musikstücke und Animationen sowie Grafikfehler können vermehrt auftreten. Normalerweise wird bei Nintendo darauf geachtet, dass Spiele vollständig auf den Markt kommen. Damit war Nintendo eine der letzten Firmen in der Branche bei deren Spielen man nicht massive Updates am Erscheinungstag runterladen musste. Da aber ILCA mit der Größe so eines Projektes noch nicht vertraut war, sind während der Entwicklung wohl Verzögerungen entstanden und so mussten diese verehrenden Maßnahmen ergriffen werden um den feststehenden Erscheinungstag einhalten zu können. Das Remake wurde wohl etwas gehetzt und hätte man ILCA mehr Zeit gegeben so wäre der Release wohl reibungsloser abgelaufen. Wahrscheinlich liegt es an der Unerfahrenheit des Entwicklerstudios, dass sich so strickt an die originalen Versionen gehalten und nicht viel Neues gewagt wurde.

Strahlender Traum oder dunkle Enttäuschung?

Mit unglaublichen Schauplätzen, einem der besten Soundtracks und einer interessanten Geschichte kann man sich glücklich schätzen diesen tollen Titel auf der Switch spielen zu können. Die Remakes halten sich zu stark an das Original, aber die Chibi-Optik gefällt wohl nicht allen. Es ist leider nicht das Remake, das ich und wohl viele andere sich gewünscht haben, aber trotzdem ist es schön zusehen, dass die vierte Generation den Kindern von heute vorgestellt wird. Doch für erfahrene Spieler:innen, die Pokémon Diamant und Perl gespielt haben, ist leider zu wenig neues oder überzeugendes integriert, um sich die Neuauflagen anzusehen. Die Pixel-Grafik der alten Spiele gibt mir außerdem noch ein Nostalgiegefühl, also greife ich stattdessen zu den Original-Editionen oder der ultimativen Platin-Edition.

Andererseits können Kinder diese Generation nun ziemlich exakt so erleben wie wir es damals durchlebt haben, nur hübscher und niedlicher. Und wenn man nicht ganz so kritisch ist, kann man sogar sagen: Es ist ganz nett ein “altes” Pokémon Spiel auf der Nintendo Switch wieder zu erleben und sich einfach berieseln zu lassen.

Informiert euch weiter über Pokémon Strahlender Diamant und Leuchtende Perle auf der offiziellen Website.

Wertung: 8 Pixel

für Pokémon Strahlender Diamant (Test): Inspektion der neuen vierten Generation von