Top Gun: Maverick Filmkritik: Born to Fly again?
Lange hat es gedauert, bis Tom Cruise in seiner Paraderolle als “Maverick” sich wieder in die Lüfte erhebt – wie gut mir das Kino-Comeback gefallen hat, erfahrt ihr in meiner Top Gun: Maverick Filmkritik.
Worum geht’s?
Über 30 Jahre ist es her, dass Captain Pete Mitchell, Rufname „Maverick“, seine Ausbildung bei Top Gun abgeschlossen hat. Seitdem hat sich für ihn nicht viel verändert. Anders als seine früheren Kollegen wurde er zu keinem hochrangigen US-Offizier, sondern sitzt auch noch in der Mitte seines Lebens in Überschall-Testflugzeugen und arbeitet sich zur Mach 10 Grenze hinauf. Sein draufgängerisches Spiel gegen die Regeln sitzt jedoch nicht gut bei seinen Vorgesetzten. Er bekommt eine letzte Chance, sich zu beweisen und wird nach 30 Jahren zurück zu Top Gun gerufen, um dort die nächste Generation der besten Fighter-Piloten auf eine buchstäbliche „Mission Impossible“ vorzubereiten, die selbst Maverick noch nie meistern musste.
IMAX-Standards mal ausgereizt?
Wer schon einmal in einem IMAX-Kino war, kennt die großspurige Pre-Show, die sowohl die Bildqualität als auch den Sound der IMAX-Technologie anpreist. In dieser Sequenz heißt es unter anderem: „Du wirst eine Stecknadel fallen hören und die donnernden Düsen eines Jets spüren.“ Top Gun: Maverick gehört zu einer sehr kleinen Gruppe von Filmen, die dieses Versprechen uneingeschränkt einlösen. Von dem feurigen Donnern der F-16 Triebwerke bis zu der tunnelblickartigen POV-Ansicht der Pilot*innen und dem zerrenden Druck der g-Kräfte bei Steigflügen gibt es keine Kampf-Jet-Sequenz in diesem Film, die einen nicht direkt in den Pilotensitz befördert. Das ist in erster Linie den IMAX-Kameras zu verdanken, die eigens entworfen wurden, um in die Cockpits der F-16 Fighter zu passen und den Fliehkräften zu trotzen. So sind die blutsaugenden Effekte der g-Kräfte in voller IMAX-Qualität auf den Gesichtern der Schauspieler*innen zu sehen, welche dank Tom Cruise‘ aus Eigeninitiative organisiertem Trainingslager tatsächlich in der Lage waren, in den fliegenden Maschinen zu drehen. So ergibt sich eine große Auswahl von ebenso meisterhaft gefilmten wie geschriebenen Fighter-Kampfszenen, die in ihrer Armlehnen-packenden Intensität sowohl den Klassiker der 80er als auch sämtliche Flugsequenzen aus den Filmen der letzten Jahre übertreffen.
Top Gun: Maverick Filmkritik: Das Fazit
Tom Cruise‘ Fähigkeiten als Action-Star kommen wie gewohnt voll zur Geltung, auch wenn er in diesem Film nicht rennt. Es ist im Vergleich mit seiner Darbietung im ersten Teil schön zu sehen, dass er sich auch schauspielerisch zumindest etwas weiterentwickelt hat. Dennoch wird er von Miles Teller als Lieutenant Bradley Bradshaw, Rufname „Rooster“, dessen aufgeladene Beziehung zu Maverick aufgrund seines verstorbenen Vaters „Goose“ den emotionalen Kern des Films bildet, in weiten Teilen in den Schatten gestellt.
Handlungstechnisch unterscheidet sich der Film nicht maßgeblich von seinem Vorgänger. Maverick ist schlicht von der Rolle des Schülers in die des Lehrers übergegangen. So bleiben große Überraschungen aus, und auch wenn die Handlung den Ton des Films und das Vermächtnis des ersten Teils durchaus respektiert, muss man sich doch fragen, ob ein tragischeres Ende nicht passender gewesen wäre.
Selbstredend kann man über diesen Film nicht sprechen, ohne die offenkundige Glorifizierung der USA zu erwähnen. Das patriotische Sternenbanner thront auf sämtlichen Flugzeugträgern, Kampfjets und Hangern. Die obligatorischen Antagonisten des Films werden nur als Schurkenstaat bezeichnet und bleiben während Cockpit-Aufnahmen in sturmtruppenartiger Star-Wars-Manier vollständig maskiert. Natürlich wäre eine derart US-kritische Handlung nicht mit dem heldenhaften Ton des Films vereinbar und letztlich handelt es sich hier um keinen politischen Film, aber ein leichtes Stechen im Gewissen bleibt doch zurück.
Trotzdem wohnt diesem Film eine unverkennbare Liebe zum Fliegen inne und danach sollte man ihn auch beurteilen. In Tom Cruise eigenen Worten: „It’s a love letter to aviation.“ Und diesem Zitat wird Top Gun: Maverick mehr als gerecht.