Everything Everywhere All at Once im 4K-UHD-Blu-ray-Test
Mitte August veröffentlichte Leonine Everything Everywhere All at Once als Heimkinoversion – ob mich die Mediabook-Edition überzeugt hat, erfahrt ihr in meinem Everything Everywhere All at Once 4K-UHD-Blu-ray-Test.
Welche Editionen gibt es?
LEONINE Studios veröffentlicht Everything Everywhere All at Once Mitte August auf 4K UHD, Blu-ray und DVD. Digital ist der Film ebenfalls erhältlich. Das 4K-UHD-Blu-ray Mediabook erscheint in einem 2-Disc-Set und ist mit einem illustrierten Behind-The-Scenes-Heft ausgestattet, welches einen umfangreichen Einblick in Inspiration und Produktion des Films gibt. Die Blu-Ray- und DVD-Version erscheint in der 1-Disc-Variante.
Inhalt
Hätte Evelyn Quan Wangs Leben doch nur einen anderen Verlauf genommen. Unzufrieden und überfordert mit ihrer Familie, ihrem Beruf und ihrem Leben als chinesisch-amerikanische Emigrantin sieht sie sich täglich neuen Herausforderungen gestellt und ihre abgelenkte, tagträumerische Natur hilft nicht gerade dabei, diese zu lösen. All diese Konflikte kulminieren sich, als sie gezwungen wird, dem Finanzministerium einen Besuch abzustatten. Dort angekommen sieht sie sich jedoch nicht nur mit einem finanziellen und emotionalen Ruin konfrontiert, sondern auch mit dem Multiversum.
Hier könnt ihr euch den Trailer zum Film ansehen:
Das Wackelauge im Alles-Bagel
Everything Everywhere All at Once handelt von der buchstäblichen Ruhe im Sturm. Nach Außen hin ein extravagantes Abenteuer durch das Multiversum und im Kern ein emotionales Familiendrama. Beide Bereiche der Handlung werden exzellent bedient. So sieht sich Evelyn, die es „nur“ zur Waschsalonbesitzerin gebracht hat, einer Armada an Versionen ihrer selbst gegenüber, die kreativer nicht sein könnten. Von einer Kampfkunst-Meisterin, einer erfolgreichen Schauspielerin, einer Multiversums-Wissenschaftlerin, einer Köchin, einer lesbischen Version ihrer selbst in einem Wurst-Finger-Universum bis zu einem Stein gibt es kaum eine Idee, die hier nicht umgesetzt wird. Und all das wird untermal mit unzähligen Film-Referenzen, die von 2001: Odyssee im Weltraum bis hin zu Star Wars und Marvel reichen.
Doch unter all den Multiversums-Spielerein vergisst der Film zu keinem Zeitpunkt seinen emotionalen Kern. Die Überwindung der generationsbedingten Vorurteile einer verfremdeten Familie und die Bedeutung von Güte in einer exponentiell komplexeren Welt.
Im Gespräch mit Vanity Fair könnt ihr euch ansehen, was die Regisseure und Michelle Yeoh zum Film zu sagen haben:
Altes, neues und vergessenes Talent
Der gesamte Cast erhält seinen angemessenen Platz im Rampenlicht. Michelle Yeoh im Besonderen scheint ihre gesamte Karriere in diesem Film zu verarbeiten. Denn die endlosen Varianten ihres Charakters sind oftmals in eindeutigen Hommagen zu anderen Charakteren ihrer Laufbahn designt. Es wird sogar echtes Archive Footage von Michelle Yeoh am Roten Teppich eingebaut.
Jonathan Ke Quan, den die meisten aus Indiana Jones und der Tempel des Todes oder Die Goonies kennen, taucht aus einer langjährigen Versenkung wieder auf und zeigt seine Vielschichtigkeit in der Darbietung Dreier sehr unterschiedlicher Versionen seiner Figur. Zusätzlich bekommt er in diesem Film die Gelegenheit, seine Martial-Art-Skills unter Beweis zu stellen und ich kann euch sagen: Einen derart beeindruckenden Bauchtaschen-Kämpfer habt ihr noch nie gesehen!
Jamie Lee Curtis beweist erneut, unter Sprengung der Wohlfühlzone, was für eine wahnsinnig brillante Schauspielerin sie ist, und auch der ganze Rest des Casts, deren Namen hier keine Erwähnung finden ist so mitreißend wie tiefgreifend.
Im Gespräch mit Entertainment Weekly erzählen Cast und Crew von ihren Erfahrungen am Set:
Effekt-Arbeit der Meisterklasse
Everything Everywhere All at Once ist ein effekttechnisches Meisterwerk. Und das muss es auch sein, denn der Film wird seinem Namen vollends gerecht. Es passiert wirklich alles überall auf einmal. Die schiere Anzahl an Multiversums-Frames, visuellen Effekten, praktischen Effekten und erfinderischer Schnitttechniken in einem einzigen Film ist unglaublich und die Qualität der Arbeit schlichtweg einmalig. An dieser Stelle muss man die Regisseure Daniel Kwan und Daniel Scheinert besser bekannt als „Daniels“ und deren überraschend kleinem Produktionsteam höchsten Respekt zollen.
Genauso wie den Kampfchoreografen des Films. Denn die Kampfsequenzen sprechen für sich und sind in Unterhaltung, Surrealität und Durchdachtheit dem Großteil der zerschnittenen Hollywood-Kampfeinheiten überlegen. Ob mit Bauchtasche, Küchengerät, Computertastatur oder – und ja, das ist jetzt kein Witz – Buttplugs wird hier jeder gewöhnliche Gegenstand in einen mitreißenden Schlagabtausch miteinbezogen und dieses Motto aus Gewöhnlichem Großartiges zu machen zieht sich durch den gesamten Film.
Im Interview mit WIRED bekommt ihr einen kleinen Einblick in die Produktion des Films:
Everything Everywhere All at Once Test Fazit
Matrix im Multiversum: Der Vergleich ist sehr zutreffend, wenn er auch etwas zu kurz greift. Everything Everywhere All at Once hat viel mit dem 1999-Film gemein. Er ist auf jeden Fall bahnbrechend für das aufkommende Multiversum-Film-Genre und wird wie Matrix sicher sehr viele Nachahmer nach sich ziehen. Allerdings schafft es der Film interessanterweise wie auch Matrix nicht wirklich, mich in den Bann zu ziehen. Ich kann mir selbst nicht ganz erklären, woran das liegt, denn Handlung, Technik und Darbietung sind einwandfrei. Vielleicht ist es letztlich einfach der dichte Stil, der mir nicht zusagt. Doch das soll euch nicht davon abhalten, diesen Film zu schauen! Denn ein relevanteres Werk, das sich als direkter Kommentar auf die überwältigende Vielfalt unserer heutigen digitalen Ära lesen lässt und gleichzeitig derart unterhaltsam ist, werdet ihr sicher nicht finden.