Black Panther: Wakanda Forever Filmkritik: Der König ist tot
Wakanda Forever, der zweite Teil der Black Panther-Reihe ist in den Kinos angelaufen, und beendet die Phase 4 des MCU mit viel Gefühl.
Inzwischen dürfte es selbst Genre-fernen Schichten nicht entgangen sein, welche zentrale Herausforderung Wakanda Forever zu bewältigen hatte. Und der Film verschwendet auch keine Minute seiner zweieinhalbstündigen Laufzeit damit, dieses Dilemma zu umschiffen: Der König ist tot!
Zu Beginn des Films muss Shuri, die kleine Schwester von König T’Challa, ihren Bruder bereits zum zweiten Mal zu Grabe tragen. Wir erinnern uns: Der Black Panther zählte zu den unzähligen Opfern von Thanos‘ Infinity War. Nach seiner Auferstehung in Avengers: Endgame erkrankte T’challa, wie dessen Darsteller Chadwick Boseman selbst an einer unheilbaren Krankheit. Dieses Ereignis und ihre Unfähigkeit ihn zu retten, traumatisierten die junge Prinzessin zutiefst.
Kleine Prinzessin, ganz groß
Trost findet sie in ihrer Werkstatt und ihren Projekten. Doch auch auf der anderen Seite des großen Teichs wird fleißig getüftelt. Die junge MIT-Studentin Riri Williams wandelt auf den Spuren von Iron Man, und gerät so ins Visier eines uralten Meeres-Gottes. Namor, grandios verkörpert vom mexikanischen Schauspieler Tenoch Huerta Mejía, hat auch sein Königreich Talocan aus den Rohstoffen eines Vibranium-Meteors erschaffen. Nun fürchtet er sein Geheimnis durch die Erfindungen der jungen Forscherin in Gefahr.
So kommt es unweigerlich, wenn auch etwas widersinnig, zum Konflikt zwischen dem beiden ebenbürtigen Königreichen. Im letzten Drittel kippt Wakanda Forever unweigerlich in die gewohnte CGI-Battle Trope ab. Es sind aber nicht die Lauten Momente, in denen Wakanda Forever einem den Atem raubt, sondern die ganz leisen.
Der Sountrack gibt mir den Rest
Zu den Oxytocin-treibenden Klängen von Ludwig Göransson erleben Kinobesucher:innen eine Geschichte über Familie, Verlust, Ohnmacht und Überwindung. Letitia Wright, in Teil 1 noch als heiteres Gegengewicht zum ernsten T’challa gecastet, darf Ihr volles schauspielerisches Spektrum an Emotionen entladen. Auch Angela Bassett als Queen Ramonda legt eine überzeugende Performance als trauernde Mutter und Ehrfurcht-gebietendes Staatsoberhaupt hin. Und ja: Auch der namengebende Black Panther darf im Sequel nicht fehlen, wenngleich er sich zugunsten seiner menschlichen Nebendarsteller deutlich zurücknimmt.
Die neuen Charaktere Namor und Ironheart verkommen dabei fast schon zur Nebensache. Eigentlich schade um die charismatische Riri, die sich ein Debut im Stile von Spider Man in Civil War durchaus verdient hätte. In Wakanda Forever hingegen wird sie zur schutzbedürftigen Jungfrau in Nöten degradiert, und muss die meiste Zeit bewusstlos herumliegen. Namor bekommt zwar mehr Screentime, dafür bleiben seine Motive oberflächlich und kaum nachvollziehbar.
Fazit zu Black Panther: Wakanda Forever
Wakanda Forever lässt mich vertränt und schluchzend zurück. Das Mitgefühl mit dem verstorbenen König ist nicht konstruiert – es ist echt und authentisch. Gepaart mit Momenten der absoluten Stille und Intimität kommt Gänsehaut und echte Trauer auf. Noch nie war ein Marvel-Film so gefühlsbetont und nahbar. Die Notwendigkeit nebenbei trotzdem Neue Figuren, Sub-Plots und Comic-Referenzen einzustreuen, rundet das Erlebte zwar nicht ab, schmälert es aber auch nicht. Es ist und bleibt eben ein Marvel-Film, der gewisse Erwartungen zu erfüllen hat. Umso mehr Bewunderung gilt dem Regisseur Ryan Coogler, der nicht nur mit dem viel zu frühen Tod seines Hauptdarstellers umgehen musste, sondern meines Erachtens auch das denkbar Beste daraus gemacht hat. Wakanda Forever wird das MCU nicht für immer verändern, aber der König lebt – FOREVER!