ABZU (PC) im Test

von Mandi 06.08.2016

Entspannen, tauchen, erforschen: Diese drei Dinge bezeichnen ABZU in aller Kürze. Mein Avatar hat sich mehrmals in die Tiefen des Ozeans begeben und ist um einige Errungenschaften reicher geworden. Lest mein Review zum Unterwasser-Ballett!

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Déjà-vu: Journey, nur nass

Wenn ihr Fan von Journey seid, werdet ihr euch in diesem Game pudelwohl fühlen. Hauptgrund dafür sind Matt Nava, der Journey als Art Director geschaffen hat, und Austin Wintory, der den kompletten Soundtrack für Journey geschrieben hat. Beide sind für ABZU verantwortlich, und genauso wirkt es auch: Dieser Titel ist ähnlich genial wie Journey, nur eben unter Wasser.

Dabei haben sich beide jeweils etwas Neues einfallen lassen, ohne fremdartig zu werden. Es macht Sinn, wenn ihr euch eure Spielfigur (ein/e flapsig/er TaucherIn) anseht. Die Parallelen zu Journey sind unübersehbar, doch auch auf die Ohren gibt es einiges. Mit satten Celli, Violinen und Geigen ausgestattet fiedelt euch ABZU durch den Ozean.

Der erste Eindruck: Wow

Das Abenteuer ist zu 98 Prozent im Wasser zu absolvieren. Sowohl akustisch als auch grafisch kann es vorkommen, dass ihr kurz überwältigt werdet. Habt ihr eventuell Angstzustände, wenn ihr große Wassermassen wie etwa einen See seht? Dann würde es mich nicht wundern, wenn ABZU bei euch ähnliche Gefühle hervorruft. Mir persönlich macht es Spaß, im kühlen Nass herumzuflanieren, und ABZU hat hier voll geliefert.

ABZU ist allerdings nicht als ein Journey 2 zu betrachten. Matt Nava hat nämlich thatgamescompany verlassen und Giant Squid gegründet, um seine eigenen Ideen umzusetzen. Dieser Titel ist nun das Erstlingswerk des jungen Entwicklerstudios, und wir dürfen ihn nun betrachten. Dann sehen wir uns ABZU doch einmal an!

Die ersten Schwimmversuche

Am Anfang steht das Intro. So steht es geschrieben, und auch ABZU präsentiert euch in Teaser-Form: Da ist was im Busch. Nach einer Mini-Einleitung treibt ihr als TaucherIn im Wasser, und es gilt, die Steuerung zu erlernen. Je nachdem, ob ihr mit Tastatur oder Gamepad spielt, spielt sich das Game dementsprechend anders.

Mit der Tastatur habt ihr das Folgende zu tun: Mit den WASD-Tasten rotiert ihr eure Figur. Nennen wir den/die TaucherIn einfach Abzû. Die rechte Maustaste ist für das Schwimmen verantwortlich – sie werdet ihr also fast immer halten. Tut ihr dies, macht ihr Beinbewegungen. Die linke Maustaste hingegen ist für Schwimmbewegungen aus der Brust reserviert.

Im Takt tiefer und schneller

Sie müsst ihr also im Takt drücken (bis zu dreimal), damit ihr einen Tempoboost erhaltet. Dieser ist aber niemals notwendig, es geht nur darum, euch in ABZU einen Weg zu verschaffen, schneller von A nach B zu kommen. Mit Mausbewegungen dreht ihr die Kamera, damit ihr auch seht, wohin Abzû schwimmt und taucht.

Falls ihr Trackpad-User seid: Dieser Titel ist nicht dafür gemacht, es sei denn, ihr habt eigene Tasten für die Mausklicks. Ein Gamepad macht viel mehr Spaß, da benötigt ihr die beiden Analogsticks, den rechten Trigger, die X- und die A-Taste. Das Gefühl mit Controller ist ähnlich wie bei Rocket League um Welten besser. Weiter im Text!

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Das Spielprinzip von ABZU

Ihr taucht ab. Abzû kann sehr tief tauchen. Ihr könnt fast schon den Sand fühlen, während ihr geräuscharm darüber schwebt. In der Ferne seht ihr eine Steinformation. Schnell hingeschwommen und neugierig erkundet. In ABZU gibt es keine Sauerstoffproblematik, ihr müsst euch also keine Sorgen machen. Das Prinzip ist: Absolut. Kein. Stress.

Natürlich lässt sich das Game auf Zwang schnell durchspielen, indem ihr so schnell wie möglich Brusttempi macht und überall hinflitzt. Das war aber schon in Journey nicht der Sinn der Sache und lässt euch auch vieles in ABZU übersehen. Dieser Titel lädt euch zum Erforschen, Verweilen und Träumen ein. Das geht sogar so weit, dass ihr meditieren könnt.

Sound- und Bildgewalt par excellence

Die wunderbare Akustik und der hübsche Grafik-Stil umgarnen euch flugs, und auf gewissen Stellen könnt ihr sogar eine Meditation durchführen. Sie stellt gewissermaßen eine interaktive Pause dar, wo eure Spielfigur tatsächlich nur dasitzt. Die Kamera hingegen wechselt auf den nächstgelegenen Fischschwarm.

So wie beim Schwimmen könnt ihr euch nun umsehen und auch zwischen den einzelnen Meeresbewohnern wechseln. Es gibt kein System dahinter, eher zufällig switcht ihr zwischen den einzelnen Gruppen herum. Auch hier steht das Thema Beobachten und Treiben lassen wieder stark im Vordergrund: Action ist anderswo zu finden.

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Rätsel und andere Monster

ABZU ist per se nicht ganz einfach. Obwohl es für GelegenheitsspielerInnen ausgelegt und kinderleicht zu begreifen ist, gibt es keinen Marker, der euch anzeigt, wo es hingeht. Wenn ihr euch komplett verschwimmt und ihr zum x-ten Mal schon falsch seid, erscheint ein dezenter Lichtkranz, der Abzû kurz die Richtung weist. Mehr gibt’s allerdings nicht.

Eine stete Challenge ist es daher, den richtigen Weg zu finden. Ihr erkundet die große Unterwasserwelt in ABZU, und die Flora und Fauna reagiert zu jeder Zeit auf euch. Ähnlich wie in flower und Journey könnt ihr herumflanieren, und in diesem Tauchgame habt ihr die Option, euch an größeren Tieren festzuhalten und sie kurz auf deren Reise zu begleiten.

Erkunden und beobachten

Ab und an stolpert ihr sogar über ein Rätsel, wobei hier sehr viel visuell abläuft. Entweder muss Abzû Schalter betätigen oder Mechanismen aktivieren, viel Abwechslung dürft ihr nicht erwarten. Dafür ist das Ganze zweckmäßig: Die Rätsel, sofern man sie so nennen kann, sind durch Erkundung zu lösen. Es gibt also nichts, was ihr nicht schaffen könnt, ihr müsst nur die passende Sache finden (und aktivieren).

Etwas später im Spiel kommt auch eine kleine Story dazu, die ganz unterschwellig auf euch zurollt. Erst nach dem Durchspielen verstand ich, was ich da eigentlich getan hatte (hey, Journey!). Das Thema von ABZU ist dabei, weil ohne Worte präsentiert, sehr vielfältig. Müsste man eine Beschreibung abliefern, würde ich sagen: Eine Geschichte von Freundschaft, Rache und der Natur!

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Wermutstropfen: Die Technik

In ABZU wechseln sich langsame Erkundungspassagen mit stimmungsvollen Speedpassagen ab. Das funktioniert wunderbar und sorgt für Gänsehautatmosphäre. Die Botschaft dahinter ist klar: Freunde kommen nicht immer von da, wo man glaubt, und ihr findet immer Gemeinsamkeiten, wenn ihr nur danach sucht.

Jedoch ist nicht alles eitel Wonne in diesem Game: Die technische Umsetzung leidet zum Release noch ein wenig an Kinderkrankheiten. Zwei Hauptschuldige sind schnell gefunden, zum Einen die Steuerung und zum Anderen die Grafik. An die Steuerung gewöhnt ihr euch innerhalb der ersten Spielstunde, doch es kommt öfter vor als beabsichtigt, dass ihr Abzû fluchend wieder in die originale Ausgangslage zurückrotiert.

Dazu kommt, dass die Kamera euch dezent darauf hinweisen will, wo es als Nächstes hingeht. Leider kommt es manchmal so rüber, als wäre sie einfach nur bockig! Die technische Abteilung hat vieles richtig gemacht, doch warum ich manchmal eine Framerate von 15 bis 20 Bildern pro Sekunde erdulden musste, kann mir niemand so recht erklären.

Grundsätzlich spielt ihr in 60 Bildern pro Sekunde. Wenn dann Licht durch die Wasseroberfläche durchbricht, halbiert sich dieser Wert gleich. Ist dann noch einiges los, geht meine R9 380 in die Knie und präsentiert mir zwischen 15 und 20 fps. Das hängt sicherlich mit den Schatten zusammen, die das Licht wirft (Inside hatte ein ähnliches Thema), aber das müsste nicht sein. Sei’s drum!

Stimmung pur in ABZU

So viel ihr auch erforschen könnt, letzten Endes müsst ihr zielgerichtet weiter, um ABZU durchzuspielen. Ziemlich früh im Spiel könnt ihr eine freundlich gesinnte Metalldrohne befreien, die fortan um euch herumschwirrt. Sie ist fast wie Wheatley aus Portal 2 sofort Teil eures Teams, und ihr mögt den kleinen Blechhaufen sogar.

Die Stimmung und Atmosphäre in ABZU ist gigantisch. Während ihr durch majestätisches Blau taucht, peitscht euch giftgrünes Seegras ins Auge. Anderswo schweben Quallen herum, die etwas beleuchten und sich pulsartig bewegen. Wenn ihr durch einen Fischschwarm taucht, stieben ein paar Fischlein hektisch davon.

Sekunden später geht wieder alles seinen gewohnten Gang und ihr gleitet durch den Ozean. Ein großer weißer Hai macht früh im Spiel Stimmung, irgendwie scheint immer etwas auf der Lauer zu liegen. Dieses Gefühl, dass ihr Teil einer Nahrungskette seid, wird auch im Meditationsmodus bestärkt.

Wenn ihr nämlich die richtigen Tierchen beobachtet (Leopardenhaie etwa), könnt ihr ihnen sogar bei der Jagd zusehen. Apropos Tiere: Immer wieder stoßt ihr auf kleine Kreise im Boden, mit denen ihr neue Fische in das große Ozeanleben bringt. So erfahrt und lernt ihr nebenbei auch etwas über die Meeresbewohner. Klasse, oder nicht?

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ABZU: Empfehlenswert und meditativ

ABZU wird euch für etwa zwei bis drei Stunden beschäftigen, loslassen tut es euch jedoch länger nicht. Das große Thema Freundschaft im Spiel wird euch ganz unterschwellig beigebracht. Die Message von ABZU: Gemeinsam seid ihr stark, gemeinsam gibt es nichts, wovor ihr Angst haben müsst. Das ist eine große Botschaft, vor allem in Zeiten wie diesen.

Wenn ihr Fan von Journey seid, werdet ihr euch in diesem Game pudelwohl fühlen. Hauptgrund dafür sind Matt Nava, der Journey als Art Director geschaffen hat, und Austin Wintory, der den kompletten Soundtrack für Journey geschrieben hat. Beide sind für ABZU verantwortlich, und genauso wirkt es auch: Dieser Titel ist ähnlich genial wie Journey, nur eben unter Wasser.

Ja, die technische Seite ist nicht ganz gelungen. Da gibt es Framerate-Einbrüche auf bis zu 15 Bilder pro Sekunde, und die Steuerung lässt euch unfreiwillig herumrotieren. Aber stört das im Großen und Ganzen wirklich? Nein. Es gibt so viel zu bestaunen und zu entdecken, ihr könnt ABZU stressfrei spielen – das ist so viel mehr wert. Das Spiel ist für PC (via Steam) und PS4 (via PSN-Store) um grade mal 20 Euro erhältlich.

Mir persönlich hat ABZU richtig gut gefallen. Fast ohne nachzudenken spielt man es ein zweites und ein drittes Mal durch, und ihr findet immer wieder etwas Neues! Die musikalische Untermalung sorgt dafür, dass ihr nach wenigen Minuten so richtig mit TaucherIn Abzû abtaucht. Das Erstlingswerk von Giant Squid hat somit voll eingeschlagen. FischliebhaberInnen und Journey-Fans aufgepasst: Hier könnt ihr nur zugreifen!

Wertung: 8.5 Pixel

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