Age of Empires Definitive Edition im Test
Age of Empires ist nicht einfach bloß eine von vielen RTS-Marken der 90er, es ist Kult! Heute noch brechen Fans in schallendes „Wolololo“-Gejauchze aus, wenn von ihrem Lieblings-Echtzeitstrategiespiel die Rede ist. Und da die treuen Fans der Reihe mittlerweile zur kaufkräftigen Mitdreißiger-Generation gehören, hat Microsoft dem Urvater der Age of Empires-Reihe ein grafisches Remake verpasst. Ich habe mit Age of Empires Definitive Edition auf meinem Gaming-PC installiert, und einige Abende getestet. Ob der Funke wieder übergesprungen ist, oder ob Age of Empires endgültig zum alten Eisen gehört, lest ihr in meinem Review.
Die großen Drei
Einst gab es drei EntwicklerInnen-Studios, die das Genre der Echtzeitstrategie zu dem machten, was es heute ist! Nein, nicht tot, sondern zu einem Phänomen, das lange vor Shootern den PC als Spieleplattform etablierte. Diese drei Firmen waren Westwood, Blizzard und die Ensemble Studios von Microsoft. Westwood machte den Krieg aus der Vogelperspektive mit Dune und Command & Conquer salonfähig. Blizzard hauchte dem Genre mit WarCraft und StarCraft eine Brise Fantasy ein, während Microsoft mit Age of Empires historische Gefilde eroberte. Alle drei Marken sind Meilensteine ihrer Zunft. Die Nachfolger können leider schon seit Jahren nicht mehr zur einstigen Größe der Echtzeitstrategie aufschließen. Während Westwood die Rechte an C&C an EA verkauft hat, wo sie in irgendeiner Schublade verrotten, setzt Blizzard lieber auf Marken wie Overwatch und WoW. Und Microsoft? Die haben letztes Jahr mit Pauken und Trompeten Age of Empires 4 angekündigt. Doch bis wir wieder mit Sumerern, Römern und Ägyptern zu Felde ziehen dürfen, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Age of Empires Definitive Edition soll die Wartezeit auf den vierten Teil versüßen.
Die Vorlage
Age of Empires erblickte im Jahr 1997 das Licht der Welt. Erstmals konnten SpielerInnen darin historische Schlachten mit authentischen Hochkulturen nachspielen. Age of Empires erhielt eine Erweiterung (Rise of Rome) und zwei Nachfolger, wobei Age of Empires III die Serie ins 3D-Zeitalter beförderte. Insgesamt verkaufte Microsoft dem Internet zufolge mehr als 15 Millionen Stück der Reihe.
Alte Liebe rostet nicht
Grund genug, die alte Kuh nochmal zu melken, und den früheren Teilen der Serie eine ordentliche Frischzellenkur zu verpassen. Die Definitive Edition von AoE setzt auf moderne Präsentation, zeitgemäße Netzwerk-Features und den unverwechselbaren Charme des Originals. Das Add-on Rise of Rome ist im Packet natürlich auch gleich enthalten. Alle Grafiksets, und da reden wir immerhin von 16 verschiedenen Völkern mit unterschiedlichen Einheiten und Gebäuden, wurden liebevoll restauriert, um selbst auf 4K-Monitoren eine gute Figur zu machen. Der seicht vor sich hin dudelnde Soundtrack wurde neu eingespielt und alle Einheitensounds remastert. Kleine Gameplay-Verbesserungen konnte sich Microsoft für die Neuauflage dann doch nicht verkneifen, aber das grundlegende Gameplay blieb unangetastet.
Gameplay
Wer Spiele wie WarCraft II mal wieder aus der Schublade holt, wird schnell feststellen, wie umständlich und unzugänglich diese unter heutigen Gesichtspunkten sind. Gerade mal 6 gleichzeitig wählbare Einheiten, keine multiselektierbaren Gebäude und kein Tabcycle zwischen Einheitentypen… wie konnte man denn diese Spiele bitteschön überhaupt vernünftig spielen? Die Ensemble Studios zollen diesem Umstand in der Definitive Edition Tribut, und bessert an manchen Ecken des 20 Jahre alten Spiels behutsam nach. Einheiten können nun durch Weizenfelder laufen, bleiben nicht mehr so leicht ineinander stecken, und gehen nach Errichten eines Wirtschaftsgebäudes automatisch der damit verbundenen Tätigkeit nach.
Epochale Weiterentwicklung
Im Laufe einer Partie müsst ihr euer Volk aus der Steinzeit in die Eisenzeit emporspielen, indem ihr Gebäude errichtet, Rohstoffe sammelt und eure Streitmacht ausbildet. Eine gut geölte Wirtschaft ist das A und O in Age of Empires! Zuerst einmal benötigt ihr Nahrung für eure Bevölkerung. Während eure Steinzeitmenschen noch mit einfachen Holzspeeren fischen und Beeren von umliegenden Sträuchern ernten, könnt ihr im Laufe der Zeit Fischkutter bauen und Felder bestellen, um den wachsenden Bedarf zu stillen. Holz wird in klassischer RTS-Manier aus üppigen Wäldern geschlagen, Stein und Erz von freiliegenden Bergadern abgetragen.
Wilde Schlachten
Euer Bevölkerungslimit könnt ihr durch den Bau von Wohnhäusern erhöhen. So lassen sich zusätzliche Arbeiter und Soldaten rekrutieren. Besteht eure Armee anfangs noch aus keulenschwingenden NeandertalerInnen, könnt ihr später zähe SchwertkämpferInnen und InfanteristInnen befehligen. Im Endausbau stehen euch auch PriesterInnen zur Verfügung, die verletzte Einheiten heilen, und gegnerische übernehmen können. Auch zu Wasser geht es heiß her. Mit Galeeren und Schlachtschiffen gilt es die gegnerische Küstenlinie zu säubern, um dann mit Transportschiffen Truppen anlanden zu lassen. Die Scharmützel in Age of Empires spielen sich sehr schnell und actionreich. Dank des doch recht hohe Einheitenlimits von 200 SoldatInnen geht es bei einer Schlacht im Endspiel schon mal richtig rund auf eurem Bildschirm. Typisch für damalige Verhältnisse sind die Partien selbst im leichten Modus angenehm fordernd. Da kommt es schon mal vor, dass man selbst in einer Tutorial-Mission den Dreck von den Stiefeln der KI lutschen muss.
Spielmodi
Ihr könnt Age of Empires Definitve Edition allein in der Kampagne, oder im freien Spiel gegen computergesteuerte GegnerInnen spielen. Es gibt auch einen Online-Multiplayer-Modus, der aber zum Zeitpunkt meines Tests leider noch nicht freigeschaltet war. Fans von LAN-Partys wird es freuen, dass auch ein LAN-Modus wieder mit von der Partie ist. Den hatte ja beispielsweise Blizzard in StarCraft II sehr zum Ärger der Fans komplett weggelassen. Die Definitive Edition verfügt weiters über einen integrierten Karteneditor, in dem ihr aus allen Assets des Spiels eigene Karten, Missionen und Kampagnen zusammenbauen könnt. Entsprechendes Geschick und Geduld sollte natürlich Voraussetzung sein.
Technik
Aufgrund ihrer doch recht knackigen Grafik verlangt die Definitive Edition Rechnern deutlich mehr ab, als das gute alte AoE. Eine dualcore CPU mit mindestens 1,8 GHz darf es schon sein, besser noch ihr nennt einen modernen Core i5-Prozessor mit 2,4 GHz euer Eigen. Während 4 GB Ram das absolute Minimum darstellen, empfiehlt Microsoft für die UHD-Version des Spiels happige 16 Gig an verbautem Arbeitsspeicher. Als Grafikkarte sollte dank 2D-Grafik der verbaute Onboard-Chip von Intel ausreichen, als dedizierte Grafiklösung empfiehlt die Systemanforderung immerhin den Griff zur Nvidia GTX 650, respektive AMD HD 5850, je mit 2 GB Videomemory. Interessanterweise lässt sich die Auflösung in den Spielesettings nicht umstellen, es wird also immer in der nativen Monitorauflösung gespielt. Wie sich das auf einem schwachbrüstigen Ultrabook mit QHD-Screen niederschlägt, will ich mir lieber gar nicht vorstellen. Ich hoffe, Microsoft bessert da noch nach.
Mein Testgerät von Techbold:
- ASUS STRIX-GTX1080-A8G-GAMING, 8GB GDDR5X
- INTEL Core i5 7600K, LGA1151, 4x 3.80GHz
- KINGSTON HyperX Fury black, 16GB Kit (2x8GB), 2400MHz, DDR4 2
- SAMSUNG 950 PRO Solid-State-Disk, 512GB, intern, M.2
Bei meinem Test auf einer GTX 1080 in 1440p konnte ich selbst bei hohem Einheitenaufkommen keine Performance-Engpässe feststellen. Dank SSD-Platte startet das Game auch superschnell, und man ist dank überspringbarer Intros ratzfatz im Geschehen – auch keine Selbstverständlichkeit mehr. Mit 17,2 GB nimmt AoE DE etwas weniger Platz auf der Platte in Anspruch, als andere moderne Titel, aber braucht schon ein Zeiterl zum Herunterladen. Erwerben kann man das Spiel übrigens nur im Windows-eigenen App-Store, Steam und Co. gehen leider leer aus.
Fazit zu Age of Empires Definitive Edition
Ein rundum gelungenes und fair bepreistes Paket
Age of Empires Definitive Edition ist nicht das erste Remake, das SpielerInnen zurück ins RTS-Zeitalter der 90er versetzen möchte. Auch Blizzard hat mit StarCraft Remastered jüngst bewiesen, dass es einen Markt für HD-Remakes einstiger RTS-Blockbuster gibt, wenngleich auch einen kleinen. Ich bin froh, dass Microsoft nach Jahren der Abstinenz am PC-Spielemarkt der Marke neues Leben einhauchen will. Age of Empires Definitive Edition ist ein gelungenes und handwerklich ausgezeichnetes Remake geworden, dass den Charme der Serie gekonnt ins aktuelle Jahrtausend transportiert. Aufgrund des Umstandes, dass die Welt eigentlich nur auf ein Age of Empires wartet, nämlich das mit der Zahl 4 am Ende, ist es aber auch nichts weiter als ein kleines Trostpflaster für die lange Wartezeit.
Die karg geratenen Grafik-Settings und die Windows App-Store Exklusivität sind zwei Aspekte, die man der Age of Empires Definitive Edition negativ ankreiden könnte. Ansonsten handelt es sich um ein rundum gelungenes und fair bepreistes Paket, das ich Fans der Serie nur wärmstens ans Herz legen kann!
Ihr habt Fragen zu Age of Empires Definitive Edition oder habt auch eine Meinung zum Spiel? Schreibt’s mir in die Kommentare!