The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro (3D-Blu-ray) im Test

von postbrawler 24.09.2014

The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro ist unlängst für das Wohnzimmer erschienen, und ich habe mir den Streifen für euch angesehen. Was ich davon halte, verrät mein Test.

AmazingSpiderMan2_3D_Blu_ray

Facts

Genre: Action
Publisher: Sony Pictures Home Entertainment
Regie: Marc Webb
Releasetermin: 4. September 2014

Schon der erste Amazing Spider-Man-Film …

… warf die Frage auf, warum Marvel seinem beliebtesten Helden nach nur drei Filmen – die sehr erfolgreich waren – bereits eine Neuauflage spendiert, die noch nicht einmal darauf abzielt, die Handlung in den Kanon der anderen Marvel-Filme einzuweben. The Amazing Spider-Man spricht im Grunde eine ganz andere Zielgruppe an als die drei vorangehenden Teile mit Tobey Maguire. Andrew Garfield, der schon im Facebook-Film The Social Network den feschen Teeny-Schwarm geben durfte, richtet den Film klar auf die Twilight-Generation aus. Wer den charmanten Vampir, gespielt von Robert Pattinson, mochte, wird auch diesem Spider-Man, der frech, witzig und cool daherkommt, etwas abgewinnen können. Das soll nun gar nicht als Anfeindung verstanden werden – Garfield spielt seine Rolle authentisch und mit viel Charme. Wer den tollpatschigen, unscheinbaren und melancholischen Peter Parker des Originals ob seines Lieblingsschwiegersohn-Charakters ins Herz geschlossen hat, wird sich mit der „Amazing“-Variante des Netzschwingers erst einmal nicht oder nur schwer identifizieren können.

Kommen wir zur Handlung

Wie der Untertitel vermuten lässt, handelt The Amazing Spider-Man 2 von Spideys Kampf mit dem Superschurken Elektro. Doch damit nicht genug. Ganz im Zeichen heutiger SuperheldInnen-Verfilmungen nimmt es Spider-Man in diesem Teil nicht nur mit einem, sondern gleich mit drei Schurken auf. Da wäre zum einen Peters Freund aus Kindheitstagen und Erbe des milliardenschweren Forschungsimperiums Oscorp, Harry Osborne (gespielt von Dane DeHaan), der aufgrund einer seltenen Krankheit und gequält von Neid und Selbstzweifel zum gehässigen grünen Goblin wird; zum anderen der extrovertierte und impulsive Kleinkriminelle Aleksei Sytsevich (Paul Giamatti), der (zumindest kurz) dank Oscorp-Technologie in die Haut des tonnenschweren Metallungetüms Rhino schlüpft; und zu guter Letzt der schüchterne Nobody Max, Angestellter bei – ihr habt es erraten – Oscorp, der durch einen Unfall mit genmutierten Zitteraalen zum übermenschlichen Blitzeschleuderer Elektro (Achtung, Wortwitz!) transformiert. Letztgenanntem, gespielt von Oscar-Preisträger Jamie Foxx, wird naturgemäß der meiste Raum zur Entwicklung und Entfaltung des Charakters eingeräumt. Leider wirken Elektros Motive durch den gesamten Film leicht aufgesetzt und der finale Showdown etwas abrupt – dennoch trägt der Konflikt der beiden unterschiedlichen Charaktere den Film über weite Strecken sehr gut und sorgt sowohl für Spannung (nicht nur im physikalischen Sinn) als auch für jede Menge Action. Da allen drei Ganoven unterschiedliche Handlungsstränge spendiert wurden, zieht sich der Film etwas in die Länge. Vor allem die ausführliche Charakterstudie des schüchternen Max und seine Transformation zum rachegetriebenen Elektro nimmt einiges an Zeit in Anspruch und lässt die Geschichten der beiden anderen Gegenspieler etwas zu kurz ausfallen.

Natürlich handelt ein Spider-Man-Film nicht nur vom Kampf des Helden gegen fiese Schurken. Auch dieser Teil widmet sich ausführlich dem Privatleben des frischgebackenen High-School-Absolventen Peter Parker und seiner Freundin Gwen Stacy, gespielt von Emma Stone. Wie in einer typischen Teeny-Beziehung üblich wird das volle Spektrum der Gefühle aufgeboten: Trennung, Versöhnung, Versuchung, erneute Trennung – dank einer allürenfreien und recht sympathischen Darbietung von Emma Stone und immer wieder eingeschobener Actionsequenzen von Peters Alter Ego kocht aber glücklicherweise nicht so schnell der Schmalztiegel über, wie man das von anderen Werken gewohnt ist. Eigentlich würde der Film auch ohne Spider-Man einen passablen Sommerlochfüller abgeben, aber wir sind natürlich hier, um durch die Luft schwirrende Netze, Blitze und allerlei explodierendes Zeugs zu bestaunen. Auch davon bietet The Amazing Spider-Man 2 jede Menge: Einstürzende Glockentürme, aufeinander zu rasende Passagiermaschinen im Blindflug und ein in seine Bestandteile zerberstendes Elektrizitätswerk runden das Action-Paket rund um New York aus schicker 3D-Perspektive sehr sauber ab.

Das große Aber

Eigentlich ein super Film, oder? Bleibt noch ein Wermutstropfen: Schon der erste Teil von The Amazing Spider-Man hatte die Angewohnheit, recht schonungslos mit menschlichem Material umzugehen. Gut – dass Onkel Ben gleich zu Beginn des Films das Zeitliche segnet, dürfte KennerInnen des Ausgangsmaterials keine Schreie des Erstaunens entlocken. Das bleibt aber nicht der einzige tragische Tod eines wichtigen Charakters, und ebendiese Ausgangssituation wirft das fast schon unbekümmerte Glück des jungen Paares Gwen und Peter in ein etwas fragwürdiges Licht. Der zweite Teil setzt noch einmal eines drauf und liefert nicht nur die wahre Geschichte rund um den Tod Peters Eltern, sondern opfert auch gleich noch eine dermaßen zentrale Figur, dass es doch schwer verwundert, wie der junge Held angesichts der unzähligen tragischen Verluste noch bei klarem Verstand sein und nach kurzer Rehabilitation auch gleich wieder die Rolle des Sprüche klopfenden Spider-Mans einnehmen kann. Einem Peter Parker wie ihn einst Tobey Maguire gab, kauft man das irgendwie ab, aber Garfield mit dem kecken Grinsen im Gesicht trotz aller schauspielerischer Leistung leider nicht. Viel Mitleid mit dem Protagonisten lässt das Script aber ohnehin nicht zu, denn der Amazing Spider-Man hat eben cool und lässig zu sein. Das kostet den Film einiges an Authentizität und Glaubwürdigkeit.

Fazit

Ich habe The Amazing Spider-Man 2 – Rise of Elektro mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Hat mich der Film über die Dauer von fast zweieinhalb Stunden gut unterhalten? Ja, hat er. Konnte mich seine Handlung in ihren Bann ziehen? Zeitweise. Hat mir die Moral von der Geschichte gefallen? Nein! Denn dafür bleibt sie zu oberflächlich und behandelt Situationen wie den Tod geliebter Menschen mit geradezu an Gleichgültigkeit grenzender Belanglosigkeit. Regisseur Mark Webb wollte wohl Emotionen wie Trauer und Anteilnahme einstreuen, schaffte aber leider nur das seltsame Gefühl falscher Betroffenheit. Ich bin gespannt, ob der neue Spider-Man da noch einmal die Kurve kriegt und mich in einem mehr als angedeuteten dritten Teil dann doch noch überzeugt.

Wertung: 7 Pixel

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