Arcade Paradise Test (PS5): Wäsche waschen, Spiele spielen
Was wie der Alltag für Gamer:innen klingt, wird in Arcade Paradise zum Gameplay. Lest den Test!
Über Arcade Paradise
Willkommen bei Arcade Paradise, einem Arcade-Abenteuer im Retrostil der 90er – auch für den PC via Steam verfügbar. Ihr spielt als Taugenichts Ashley und habt soeben den Schlüssel für den Waschsalon der Familie bekommen. Anstatt für euren Lebensunterhalt ewig schmutzige Lumpen zu waschen, wollt ihr den Waschsalon in die ultimative Spielhalle verwandeln. Die Argumentation liegt auf der Hand: Während die Kund:innen auf ihre Wäsche warten, können sie bei Arcade-Automaten viel Geld verprassen, und das fettet eure Einnahmen ordentlich auf.
Euch erwartet also ein Mix aus einer Waschsalon-Simulation (kein Scherz!), einer Prise Management und natürlich jeder Menge Arcade-Games. Ihr dürft aus über 35 Spielen wählen, die es in der Spielhalle geben kann. Sie alle wurden inspiriert durch drei Jahrzehnte des Videospielens – alle können gespielt und mit Highscores versehen werden. Wenn da nicht euer Vater wäre, der darauf besteht, dass der Waschsalon auch einer bleibt … verwaltet das Geschäft, re-investiert eure Gewinne und baut euer persönliches Arcade Paradise! Hier ein Trailer für euch:
Was ist alles zu tun?
Die ersten Spielstunden in Arcade Paradise sind etwas langatmig. Denn um an Geld zu kommen, bleibt euch zunächst nichts anderes übrig, als den ganzen Tag lang schmutzige Wäsche zu waschen! Schritt für Schritt werdet ihr in die Mechaniken des Spiels eingeführt, etwa den Inhalt eines Wäschekorbs in eine Waschmaschine zu verfrachten, und nach dem Waschvorgang alles in den Trockner zu werfen. Glücklicherweise gestaltet sich das als sehr einfach, ihr müsst nur die X-Taste dazu halten (auf Wunsch könnt ihr das in den Einstellungen auf einen simplen Knopfdruck ändern). Diese sich täglich wiederholenden Vorgänge stellen einen großen Anteil eurer Tageseinnahmen dar, doch das ist nicht alles.
In Arcade Paradise gilt es auch, den eigenen Ruf zu wahren und weiter zu steigern. Das könnt ihr, indem ihr euren Salon sauber haltet. Dazu müsst ihr herumliegenden Müll aufsammeln, und wenn euer Beutel voll ist, diesen fachgerecht entsorgen. Ein Minispiel mit einer Kraftanzeige animiert euch, möglichst im roten Bereich zu werfen – das bringt den meisten Dollar-Bonus! Genauso verhält es sich mit der örtlichen Toilette: Diese ist dann und wann verstopft. Untermalt mit feinster Beat’Em Up-Musik bekämpft ihr den Widersacher mit einem Pömpel, und ein sauberes WC ist eine gute Sache. Klingt wie Arbeit, spielt sich aber nicht so!
Reinigen und (ab)zocken
Zusätzlich bekommt ihr immer wieder die Möglichkeit, kleine Kaugummis von Oberflächen abzuziehen. Das bringt nochmals Extra-Einnahmen, und schon bald habt ihr ein paar Hundert Dollar angehäuft. Zwischendurch gibt es immer wieder Anrufe von eurem Vater, der euch entweder wertvolle Tipps gibt oder aber, wenn ihr den Salon zu früh schließt, zur Sau macht. Kleiner Tipp: Es gibt sogar eine Trophäe dafür, wenn ihr einen Tag lang gar nichts macht! Zwischendurch könnt ihr immer wieder mal in die hauseigene Spielhalle verschwinden, um ein wenig an den Automaten zu zocken. Auch deren Einnahmen wollen eingesammelt werden. Das häuft sich ordentlich an, denn Kunden müssen ja schließlich die Wartezeit auf ihre Wäsche irgendwie vertreiben!
Verschiedene Spielautomaten haben unterschiedliche Werte, wie etwa den Kaufpreis und ihre aktuelle Beliebtheit. Ihr dürft in Arcade Paradise die Automaten auf gewissen Stellplätzen umstellen, und hier kommen dann Management-Fans voll auf ihre Kosten. Denn beliebte Automaten haben auch einen Einfluss auf die Geräte in der Nähe, und es zahlt sich aus, Außenseiter-Spiele neben den angesagtesten Automaten zu positionieren. Auch die Schwierigkeit der Games und die Preise pro Spiel lassen sich von euch einstellen, ihr könnt also an vielen Stellschrauben drehen. Euch selbst betrifft das nicht, ihr könnt gratis spielen, doch während ihr spielt, passiert natürlich sonst keine Arbeit. Gut, dass eine Digitaluhr euch jederzeit daran erinnert, wenn Waschmaschinen und Trockner fertig geworden sind!
Reinvestieren in Reinkultur
Während ihr also eure Zeit zwischen Wäsche waschen, Wäsche trocknen und der Highscorejagd aufteilt, könnt ihr im Büro auch noch mehr machen. Da lässt sich der Chat aktivieren, wo ihr manchmal sinnvolle Hinweise und zusätzliche Optionen bekommt. Gleichzeitig solltet ihr eure Einnahmen regelmäßig in den alten Safe stecken, denn nur Geld im Safe kann auch verwendet werden. Jetzt stellt sich die Frage: Wofür sollte man denn die Kohle ausgeben? Die Antwort liegt auf der Hand: Natürlich für mehr Arcade-Automaten! Schließlich bietet Arcade Paradise mehr als 35 komplette Arcade-Spiele. Das Feine daran: Sie sind von über 30 Jahren Videospielen inspiriert, also wundert euch nicht, wenn in einem Automaten plötzlich GTA auf Pac-Man trifft – oder so ähnlich…
Also kauft ihr mit dem hart verdienten Geld mehr Automaten, baut die Games-Sektion in eurem Waschsalon weiter aus und habt somit noch mehr Platz für noch mehr Automaten. Während ihr das Business langsam, aber sicher vorantreibt, habt ihr dann Zugriff auf eine andere Währung, Pfund Sterling. Habt ihr sie freigeschaltet, dürft ihr fortan tägliche Aufgaben erledigen, die allesamt mit den Arcade-Spielen zu tun haben. So gilt es etwa, gewisse Errungenschaften zu schaffen, oder eine Punktzahl zu übertreffen. Da ihr in Arcade Paradise immer von der lästigen Wäsche-Arbeit unterbrochen werdet, sind auch die Ziele relativ nachsichtig gesteckt. Doch nach und nach könnt ihr ein Vermögen in Dollar und in Pfund Sterling anhäufen, was euch zugute kommt.
Managen in Arcade Paradise
Wie vorhin angesprochen ist Wäsche waschen, den Müll rausbringen und Kaugummis entsorgen nur ein Teil des Spiels. Habt ihr allerdings ein paar Pfund Sterling auf der Seite, lassen sich damit Upgrades freischalten, die Arcade Paradise weniger grind-lastig machen. So kann eure Hauptfigur Ashley entweder sprinten, oder ihr dürft einen Assistenten einstellen, der die Tageseinnahmen automatisch im Safe verwahrt. Dieser ist nämlich alt und braucht eine Weile (und ein Minigame), um ihn zu öffnen. Da euer Tag irgendwann mal endet und alles nach Zeit getaktet ist, kostet auch das wertvolle Minuten. Gut, dass ihr via Upgrade auch den Safe (und eure Armbanduhr!) ersetzen dürft!
Je länger ihr Arcade Paradise spielt, umso mehr Zeit werdet ihr also für die tatsächlichen Arcade-Spiele haben. Perfektionist:innen werden dennoch ihren Zeitstress haben, da die Belohnung für die gewaschene Wäsche natürlich davon abhängt, wie rasch ihr sie abgearbeitet habt. So entscheidet ihr an jedem In-Game-Tag neu, wo ihr euren Fokus hinlegen möchtet: Wollt ihr lieber Spiele spielen, oder für mehr Einkommen sorgen? Konzentriert ihr euch auf tägliche Aufgaben, um Upgrades zu bekommen, oder arbeitet ihr lieber an eurem Ruf? So oder so, ihr kommt täglich ein kleines Stückchen weiter, entweder an einer Front oder an mehreren Fronten gleichzeitig.
Hier wird euch geholfen
In Arcade Paradise habt ihr neben der bereits erwähnten Armbanduhr, die euch alarmiert, wenn eine Wäsche oder ein Trockner fertig ist, auch andere Hilfsmittel. Dazu gehört euer vertrauenswürdiger PDA-Organizer, dank dem ihr Feineinstellungen vornehmen könnt. Wollt ihr etwa den Schwierigkeitsgrad eines Automaten ändern oder die Preise anziehen, könnt ihr darin herumspielen. Apropos Spielen: Das Lama-Spiel am PDA erinnert stark an Flappy Bird, nur halt mit einem Lama als Protagonisten … und zu Lande statt im Flug. Habt ihr eure Aufgabenliste freigeschalten, könnt ihr sie ebenfalls am PDA ansehen. Vorsicht: Sie ändert sich täglich.
Ihr solltet also viel Zeitmanagement-Gefühl mitbringen, wenn ihr euch daran versucht, euer Arcade Paradise-Erlebnis zu optimieren. Denn zwischen Wäsche waschen, Spiele spielen, Müll entsorgen, Kaugummis aufstöbern und all den anderen To-Dos findet man sich anfangs schnell in einem Strudel der abzuarbeitenden Dinge wieder. Hier ist es sehr gut gelungen, dass die Laufwege im Spiel angenehm kurz sind. Gerade mit dem Sprint-Upgrade legt ihr die Strecken rasch zurück, das Game hilft euch aber auch andernorts dezent weiter. Die Besucher:innen eures Waschsalons sind nur von weitem scharf, kommt ihr näher, verschwinden sie aus der Sicht – so bleibt kein Abfall unentdeckt!
Jede Menge Flavor
Arcade Paradise sprüht nur so vor 90er-Anspielungen. Alles wurde mit großer Liebe zum Detail nachgebildet, vom Erscheinungsbild der Spielhallen bis hin zum “brandneuen PC mit irrer 56K-Wählverbindung”. Besonders klasse ist die Schriftart, die an einen Commodore 64 und dessen BASIC-System erinnert. Doch auch der Soundtrack des Titels kann sich hören lassen, denn er verkörpert das Herz einer vergangenen Ära mit Hits aus den frühen 90ern. Natürlich darf da eine gute alte Jukebox nicht fehlen, wie gut, dass ihr sie im Laufe des Spiels freischalten könnt, nicht wahr? Damit nicht genug, die über 35 Arcade-Automaten sind vollständig von euch spielbar.
Sie warten allesamt mit eigenen Gameplay-Elementen von Match-3 über klassische Elemente (hey, Air Hockey) bis hin zu 32-bit-Games auf. Gewisse Automaten haben einen tollen Mehrwert: Werft einfach eine zweite Münze ein und spielt mit euren Freund:innen bis zu viert eine Reihe von Spielen kooperativ und gegeneinander. Durch das regelmäßige Spielen von Automaten macht ihr sie noch beliebter, und eine Online-Bestenliste sorgt dafür, dass ihr euch mit anderen Arcade Paradise-Spieler:innen messen könnt. Die möglichen Upgrades für euren Waschsalon reichen von „ganz nett“ bis zu „unabdingbar“, und es macht Spaß, alles der Reihe nach freizuschalten. Wie sich das Ganze auf der PS5 so schlägt, lest ihr gleich im nächsten Absatz.
Die Technik von Arcade Paradise
Grafisch orientiert sich Arcade Paradise gleich an mehreren Vorgaben. Während das Grundspiel in eurem King Wash-Wäschesalon wie frisch aus der Unreal Engine 4 aussieht, ändert sich das natürlich in manchen Passagen dramatisch. Der Uralt-Windows-PC wird original- und pixelgetreu nachgebildet, die Einblendungen in Minigames haben sicht- und zählbare Pixel, und die Schriftart schreit nach Nostalgie. Ob das immer alles gut zusammenpasst, ist natürlich Geschmackssache, doch der Stil, den das Team hinter dem Spiel verfolgt, ist unverkennbar. Dank der Power der PS5 gab es zu keiner Zeit Ruckler oder sonstige Probleme, man merkt also, dass man mit aktueller Hardware durchaus Arcade-Games aus den 80ern und aktueller in flüssigen 60 Hertz darstellen kann. Gottlob!
Der Soundtrack ist ebenso eine Geschmackssache, mir persönlich hat der bunte kultige Mix extrem gefallen. Die Tunes erinnern teils frappierend an andere Spiele wie etwa Street Fighter und auch Super Mario Odyssey – da hat die Soundabteilung alles richtig gemacht. Auch die Steuerung von Arcade Paradise ist grundsätzlich gut gelungen, sofern ihr mit dem PS5-Controller umgehen könnt, könnt ihr diesen Titel auch spielen. Da gibt es keine Ungenauigkeiten oder Schwierigkeiten, es sei euch nur angeraten, beim Müll-Aufsammeln immer in die Hocke zu gehen, das ist alles. Nosebleed Interactive und Wired Productions bedienen sich hier einer Nische, aber die wird eine helle Freude am Titel haben!
Mühsam ernährt sich der Arcade-Fan
Bevor man zum richtig spaßigen Teil in Arcade Paradise kommt, müsst ihr erst einmal so richtig grinden. Das ist natürlich Absicht, denn ihr sollt zuerst einmal die langweilige Arbeit kennenlernen, die Hauptfigur Ashley zu vermeiden versucht. So beschließt ihr automatisch, irgendwann mehr und mehr Zeit mit den Arcade-Automaten zu verbringen. Sehr gut gefällt mir hier das Progressionssystem, wo ihr binnen weniger Tage mit harter Arbeit schnell zu einigen Upgrades kommt. Allerdings muss man dabei auch sagen: Das kann viele Spieler:innen abschrecken. Denn wer zwei echte Stunden lang im Tutorial Wäsche wäscht und noch nicht viel vom Arcade-Teil gesehen haben kann, wird sich vielleicht schneller vom Titel abwenden, als dem Entwicklerstudio lieb ist.
Doch wer dran bleibt, entpuppt sich nicht nur als echter Arcade- und 90er-Fan, sondern belohnt sich selbst mit einem Game, das stets besser wird. Trotz der über 35 verschiedenen Arcade-Automaten gibt es genügend Qualität bei jedem einzelnen Spiel, und nach einer Zeit verkommt die tägliche Arbeit im Waschsalon fast schon zur Nebensache. Die Inklusion eines Mehrspieler-Modus mit bis zu vier Spieler:innen und den Online-Leaderboards wird einigen gut gefallen, und insgesamt funktioniert der Mix aus Büro, manueller Tätigkeit und Zeitmanagement recht gut. Es ist nur schade, dass wohl viele Spieler:innen zuvor das Handtuch werfen könnten, weil die Einarbeitungszeit etwas langatmig ist. Für alle, die diese erste Zeit überstehen, wartet mit Arcade Paradise aber ein überraschend solider Titel!