Attack on Titan Band 3 im Test
Auf den letzten Seiten von Band 2 schöpft man als LeserIn wieder Hoffnung, ehe man auf den ersten Seiten von Attack on Titan Band 3 wieder auf den Boden der Realität geschmettert wird. Was Eren in Attack on Titan Band 3 widerfährt, erfahrt ihr in meinem Testbericht.
Facts
Genre: Action, Drama
Verlag: Carlsen
Mangaka: Hajime Isayama
Release: 29. Juli 2014
Was bisher geschah …
Als einer der Erkundungstrupps der letzten Bastion der Menschen eines Tages wieder – stark dezimiert – aus dem von Titanen beherrschten Land außerhalb der schützenden Mauern zurückkommt, ist das der Anfang vom Ende: Offenbar ist ein bislang nie gesehener kolossaler Titan dem Trupp gefolgt. Das über 50 Meter große Monster ragt über die äußerste Mauer und erblickt dahinter das Objekt seiner Begierde: Menschenfleisch. Das gigantische Monster reißt ein riesiges Loch in die schützende Außenmauer, durch das die nach Menschenfleisch lechzenden kleineren Titanen stürmen. Protagonist Eren, der dem Erkundungstrupp beitreten wollte, sowie seine Adoptivschwester Mikasa überleben das Massaker, müssen aber mitansehen, wie ihrer Mutter von einem Titan sämtliche Knochen gebrochen werden, ehe sie im Rachen des Monsters verschwindet. Eren und Mikasa melden sich daraufhin für die 104. Trainingsbrigade, um ElitesoldatInnen zu werden. Denn sie verfolgen ein Ziel: Freiheit für die Menschheit und Rache an den Titanen!
Eine Chance dafür eröffnet sich früher, als sich alle erhofft haben. Der kolossale Titan greift erneut die letzte Bastion der Menschheit an. Die Abwehrkräfte formieren sich, doch der Riese reißt wieder ein Loch in die Mauer, wodurch der Weg für die kleineren Titanen wieder frei ist. Sie stürmen, angetrieben vom Ausblick auf saftiges Menschenfleisch, durch die Öffnung. Eren möchte das Übel an der Wurzel packen und macht sich ohne Umschweife auf dem Weg zum rund 60 Meter großen Titanen. Als der rachsüchtige Protagonist auf dem besten Wege dazu ist, dem Koloss das Licht auszublasen, indem er ein Stück Fleisch aus dem Bereich zwischen Kopf und Nacken schneidet – dies ist die bislang einzig bekannte Schwachstelle der Titanen –, verschwindet er plötzlich. Die kleineren Titanen sind allerdings noch da und töten wahllos Menschen: Ein Titan steckt Armin, den Jugendfreund von Eren, in sein Maul. Dieser kann dabei nicht tatenlos zusehen – und springt ebenfalls in den Rachen des Titanen, um Armin zu retten. Dank Eren kann der geschockte Stratege zwar entkommen, doch für seinen Retter kommt jede Hilfe zu spät. Der Titan beißt die Zähne zusammen und trennt damit Erens Arm, der noch zwischen den Mahlwerkzeugen war, ab.
Mikasa ist mit ihrem Trupp ebenfalls in der Stadt unterwegs, um den Rückzug der Menschheit zu sichern. Sie weiß noch nichts von dem Unglück, das Eren widerfahren ist. Als sie auf Armin trifft, der als Einziger von seinem Trupp überlebt und die Nerven verloren hat, gelingt es ihr, den Strategen zu beruhigen. Durch ihre Worte ermuntert, schafft er es schweren Herzens zu erzählen, was in den letzten Minuten passiert und wie Eren gestorben ist. Mikasa ist innerlich aufgewühlt – schon wieder hat sie ihre Familie verloren –, lässt sich jedoch nichts von ihrem Schmerz anmerken. Mikasa sammelt ihre Gedanken, streckt eine ihrer rasiermesserscharfen Klingen in den Himmel und treibt die überlebenden KameradInnen dazu an, ihre Angst zu überwinden und weiter alles im Kampf gegen die Titanen zu geben.
Wäre nicht ein unvorhersehbares Wunder geschehen, wären wohl trotz Mikasas Beherztheit auch die Lichter für sie und den Rest des Trupps ausgegangen: Aus dem Titanen, der Eren verschlungen hat, steigt ein noch größerer Titan. Mit verstörendem Blick und Muskeln am ganzen Körper stapft er schnurstracks los, doch sein Ziel scheinen nicht die Menschen, sondern die anderen Titanen zu sein. Unaufhaltsam kämpft er gegen andere Titanen, sackt dann aber plötzlich kraftlos zusammen. Der offenbar den Menschen nicht feindlich gesinnte Titan, der die ultimative Waffe im Kampf gegen die Monster hätte sein können, ist verschwunden. Doch als Eren vollkommen wiederhergestellt aus den verdampfenden Überresten des Titans emporsteigt, kann Mikasa das Glück kaum fassen. Eren ist wieder zurück!
Zum Angriff!
Eine Truppe hat den kraftlosen, verwirrten Eren, Mikasa und Armin umstellt. Und sie alle richten sämtliche Waffen auf sie. Ohne lang zu fackeln, stellt der Kommandant des Eingreiftrupps die alles entscheidende Frage: „Bist du ein Titan oder ein Mensch?“ Eren ist starr vor Angst und versteht nicht im Ansatz, was in den letzten Minuten überhaupt passiert ist. Er erinnert sich nur noch daran, im Magen eines Titans, der ihm ein Arm und ein Bein abgebissen hat, gelandet zu sein. Als die SoldatInnen das Feuer auf den potenziellen Feind eröffnen, handelt Eren instinktiv. Er beißt sich in seine Hand und transformiert sich in den Titan, der am Cover von Band 3 zu sehen ist, um Mikasa und Armin vor dem Kanonenfeuer zu schützen. Als sich Eren wieder zurückverwandelt, legt er seine Zukunft in die Hände von Armin. Er fragt seinen Jugendfreund, ob er die Soldaten von seiner Bedeutung für die Menschheit überzeugen kann oder er besser fliehen sollte. Armin ist sich seiner Sache sicher und appelliert an die Vernunft des Kommandanten und seiner Soldaten. Der Kommandant weiß nicht, wie er reagieren soll, während sich der Oberkommandant, der die ergreifenden Worte Armins vernommen hat, nähert. Er erkennt sofort die strategische Wichtigkeit von Eren und Armin, nimmt sie mit sich und fragt Armin, wie man Eren am besten im Kampf einsetzen könnte. Der Taktiker schlägt vor, dass die Menschen den Außenbezirk Trost zurückerobern sollen, indem Eren in seiner Titanform das Loch in der 50 Meter hohen Mauer mit einem riesigen Felsen verschließt. Dem Kommandanten gefällt die Idee: Erstmals in der Geschichte der Menschen könnte so Territorium von den Titanen zurückerobert werden. Neben dem gewonnenen Gebiet wäre der Sieg Balsam für die geschundenen Seelen der Menschen. Ob dieser verwegene Plan von Erfolg gekrönt ist, erfahrt ihr aber am besten selbst.
Zusammenfassung
Am Ende von Band 2 schöpft man als LeserIn wieder Hoffnung, ehe man auf den ersten Seiten von Attack on Titan Band 3 wieder auf den Boden der Realität geschmettert wird. Als wären die menschenfressenden Titanen noch nicht schlimm genug, lernt Eren im neuen Band einerseits Anfeindung und Verachtung aus den eigenen Reihen kennen, während in der zweiten Hälfte des Bandes andererseits sämtliche Hoffnungen der Menschheit auf ihn gesetzt werden. Wie grausam diese Welt doch ist: Mit den Titanen gibt es einen überaus mächtigen Feind. Man möchte meinen, dass ein gemeinsamer Feind die Menschheit einen würde, doch statt über die (Verwandlungs-)Kraft Erens froh zu sein, wandelt sich die Angst der Mensch vor dem, was sie nicht verstehen, in Aggression und Verachtung.
Zwar vermisse ich eine Zusammenfassung, in der man erfährt, was bislang geschah, und etwas mehr Bonusmaterial, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Isayama-san gelingt es erneut, Rückblenden, die hässliche Welt, Action und die erwachsene Erzählweise im neuen Attack on Titan-Band gekonnt zu vereinen.