Aus der Retrokiste: Tropico 5 im Test
Als bekennender Aufbaustratege und Wirtschaftskreislauf-Optimierer habe ich mir diesmal eine etwas betagtere Perle aus den Untiefen meiner Steam-Bibliothek zur Brust genommen: Tropico 5. Also fix in die Presidente-Kluft gehüllt, nochmal eben schnell den Stand meines Schweizer Nummernkontos gecheckt und schon kann es losgehen in die Karibik.
El Presidente
Gleich zu Beginn einer Partie Tropico 5 müsst ihr das Erscheinungsbild eures Avatars festlegen. Ganz im Sinne stilbewusster Diktatoren von Welt stehen euch dabei vom klassischen Gardekittel bis zum Clownkostüm jede Menge abgedrehte Optionen zur Auswahl. Spielentscheidend ist keine davon, Spaß macht es aber allemal einen Gaddafi-Lookalike mit Taucherbrille und Bermuda-Shorts auf die eigene Insel loszulassen.
Königlich oder Rebellisch
Die bekommt ihr zu Beginn von der britischen Krone überantwortet, um in der Rolle des Gouverneurs Wohlstand und Zivilisation auf dem dünn besiedelten Eiland einkehren zu lassen. Euer Mandat ist zeitlich begrenzt, also legt euch nicht zu früh mit den Königstreuen an, sonst seid ihr eure Insel schneller wieder los als ihr „Revolutión“ rufen könnt. Mit Hilfe der Revolutionären sagt ihr euch jedoch bereits nach kurzer Zeit vom Joch der Krone frei, und ruft einen autonomen Staat aus. Dieses Ereignis markiert auch den Beginn des Zeitalters der Weltkriege.
Zeitalter der Diktatoren
Zeitalter sind neu in der Tropico-Reihe. Sie haben nicht nur Auswirkungen auf den grafischen Stil der Spielwelt, sondern eröffnen euch auch neue Handelsoptionen, Technologien und Entfaltungsmöglichkeiten. Habt ihr euer Inselparadies einmal in die Neuzeit gespielt, ragen beeindruckende Wolkenkratzer und hochtechnische Forschungseinrichtungen in den sonnigen Himmel. Damit ihr über all den Fortschritt nicht den Überblick verliert, steht euch euer treuer Adjutant Penultimo bei Schritt und Tritt mit gutem Rat zu Seite.
Questdesign
Die Dialoge mit diversen stark karikierten BeraterInnen wie dem herrlich sarkastischen Penultimo sind teilweise vertont, aber im wesentlichen einfache Textboxen, die auf bevorstehende Aufgaben und Bauvorschläge hinweisen. Diese Missionen gestalten sich relativ repetitiv, egal ob man sich nun durch die vorgefertigte Kampagne oder das offene Szenario von Tropico 5 siedelt.
Wirtschaft
Wie schon in den Vorgängerteilen lebt euer Inselstaat in erster Linie von Exportwirtschaft. Auf Plantagen werden typische Südsee-Güter wie Bananen, Tabak oder Kakao angebaut. Die Betriebe sind auf den Zuzug neuer Bürger angewiesen, die in regelmäßigen Abständen von Transportfrachtern angekarrt werden. Im späteren Verlauf einer Partie kommt auch noch Tourismus als zusätzliche Einnahmequelle dazu.
Präsentation
Mein Testgerät von Techbold:
- ASUS STRIX-GTX1080-A8G-GAMING, 8GB GDDR5X
- INTEL Core i5 7600K, LGA1151, 4x 3.80GHz
- KINGSTON HyperX Fury black, 16GB Kit (2x8GB), 2400MHz, DDR4 2
- SAMSUNG 950 PRO Solid-State-Disk, 512GB, intern, M.2
Technisch hat Tropico 5 gegenüber seinen Vorgängern deutlich zugelegt. Die Grafik sieht schick aus, wenngleich die tiefenunschärfe-Effekte mit optisch wenig ansprechenden Artefakten dargestellt werden. Gerade zu Beginn einer Partie, wenn sich der Speicher mit Assets füllt, kann es gelegentlich selbst auf potenter Hardware zu unschönen Rucklern kommen. Der karibisch kubanische Soundtrack düdelt flach und unaufgeregt vor sich hin, während ihr Plantagen hochzieht, Verordnungen erlasst und eure Truppen quer über die Insel kommandiert.
Kampf und Militär
Der Militärpart von Tropico 5 ist angenehm unaufdringlich und funktioniert quasi selbsttätig. Sobald Forts, Wachtürme und entsprechende Rüstungsindustrien hochgezogen sind, rücken eure Truppen selbstständig aus, wenn euer Eiland angegriffen wird.
Fazit zu Tropico 5
Tropico 5 macht viel richtig, und verbessert das bewährte Bananenrepublik-Gameplay an den richtigen Ecken und Enden. Auch grafisch macht das Game einiges her, kann aber nicht mit der Opulenz und Grafikpracht anderer Aufbaustrategiespiele seiner Zeit mithalten. Als alter Annoholiker will ich auch nicht so recht in dem Gameplay der Tropico-Reihe warm werden. Zu oft kommt es zu Durchhängern, wo man einfach nur darauf wartet, dass eine Quest aufpoppt, oder dass der nächste Frachter ankommt. Während es in Anno immer etwas zu tun und zu optimieren gibt, sitzt man in Tropico 5 oftmals einfach nur vor dem Bildschirm und wartet. Die holprige Story und die spärlich vertonten Dialoge tragen obendrein nicht wesentlich zur Langzeitmotivation bei. Summa Summarum handelt es sich bei Tropico 5 zwar um eine konsequente Weiterentwicklung der Serie, aber nicht um die große Offenbarung am Aufbaustrategiehimmel.