Baphomets Fluch 5 – Der Sündenfall (PC) im Test

von Max Hohenwarter 22.07.2014

So (oder so ähnlich) aber sprach Jehova: „Charles Cecil, der du einst als Judas auszogst und das Point- and Click-Adventure für tot erklärtest, kehrest nun lügengestraft als verlorener Sohn und mithilfe von Kickstarter-Samaritern heim? Ich vergebe dir deine Sünden, denn Baphomets Fluch 5 – Der Sündenfall heißet die Frucht deiner Lenden. Ich werde Jüngstes Gericht darüber halten und dir mit Bergen voll Pixeln die Ewigkeit versüßen, wenn du Reue zeigst und gutes Werk vollbringst. Enttäuschst du mich aber schon wieder, so sei gewiss, werde ich dich zu Luzifer in die tiefsten aller Höllen verdammen.“

http://youtu.be/fh-zSAJMVuk

Das Kunstbusiness ist eine Schlangengrube

Paris, die Stadt der Liebe, und wenn George Stobbart zugegen ist, meist auch die Stadt des Todes und der großen okkulten Verschwörungen. Nicht, dass jetzt ein falsches Bild aufkommt: George Stobbart ist nicht etwa ein satanischer Serienkiller, sondern nur ein etwas tollpatschiger, amerikanischer Tourist, der immer zur falschen Zeit am falschen Ort in der französischen Hauptstadt ist. Dieses Mal ist er allerdings nicht zum Sightseeing in der Stadt, sondern in seiner Funktion als Sachverständiger einer Versicherungsgesellschaft, die eine Vernissage in der Pariser Galerie Le Lezard Bleu geschützt hat.

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Erst einmal den Schampus genießen und die illustre Gesellschaft der Ausstellung beobachten. Ein Geistlicher ist da, auch der schmierige Kunstkritiker Hector Laine – leider ein alter Bekannter. Zum Glück ist da aber auch eine Person, die schöne Erinnerungen weckt: Georges alte On-off-Beziehung und Fotojournalistin Nicole „Nico“ Collard. Sie schreibt einen Artikel über die Bildersammlung. Ach, und dann wäre da noch dieser Alt-Hippie und Galerist Henri.

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Gerade, als George mit Nicole ins Gespräch kommen will, stürmt ein ungebetener Gast in die Galerie, der sich mit einem Motorradhelm maskiert hat. Er reißt ein sehr geschichtsträchtiges Gemälde herunter, wonach sich der Galeriebesitzer ihm in den Weg stellt. Dann geht alles ganz schnell. Der Räuber zieht eine Pistole. Ein Knall, dann ist Henri tot, und der Bandit flieht auf einem Moped. Nicole, ehrgeizige Reporterin, die sie ist, hetzt, die nächste pulitzerpreisverdächtige Story witternd, hinterher. Mr. Stobbart ist solche Turbulenzen aber gewohnt, und statt wie der dicke Kunstkritiker in sich zusammenzuklappen oder wie der Priester Stoßgebete gen Himmel zu schicken, verlangt sein Job als Versicherer von ihm, diesen Fall aufzuklären. Doch zwingt ihn dazu nicht sein Berufsethos, sondern vor allem sein Trieb, sich immer wieder einmal als Hobbydetektiv zu betätigen.

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Jehova! Jehova! Jehova!

Wer die Baphomets Fluch-Reihe kennt, weiß, dass ein schnöder Mord noch lang nicht alles sein wird, das Herrn Stobbart auf seiner Rätselei um die Welt erwartet. Meist entwickelt sich der Plot in Richtung mysteriöser, religiöser oder kultischer Zusammenhänge, und da Teil 5 – chronologisch reiht er sich allerdings nach Teil 2 ein – wieder zu den Wurzeln zurückkehrt, dürfen ein paar FanatikerInnen, Jehova, GnostikerInnen und, last, but not least, Luzifer höchstpersönlich natürlich nicht fehlen. Das gestohlene Bild mit dem Titel „La Malediccio“ nimmt in dieser Konstellation eine ganz wichtige Rolle ein. Welche das ist, ob dem Gemälde tatsächlich – wie der Priester bei der Ausstellung sagt – das Böse innewohnt, und warum es jede/r haben will, das erfahrt ihr, wenn ihr euch mit George Stobbart und Nico Collard in ein großes und spannendes Abenteuer stürzt.

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Ziegen! Überall Ziegen!

Keine Sorge: Baphomets Fluch 5 – Der Sündenfall ist kein Goat Simulator 2, sondern ein klassisches 2D-Adventure. Zeug sammeln, Gegenstände kombinieren, mit Leuten quatschen und in weiterer Folge Rätsel lösen. Dass Charles Cecils Fans genau so etwas erwarteten und auch bekamen, finde ich daher schon einmal klasse. Zu schmerzhaft ist die Erinnerung an den dritten Serienableger, ab dem man die eingängige Maussteuerung – ganz im Sinne des Fortschritts – gegen eine hakelige WASD-Bedienung samt Schieberätseln und all dem Quark, der nach Ansicht der Publisher wegweisend sein könnte, austauschte. Auch die charmante Optik mit ihren handgezeichneten Hintergründen und die liebevoll im Stil alter Disney- und Don-Bluth-Filme animierten Figuren wichen einer „fancy“ 3D-Grafik. Alles Mist!

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Aber genug in der Vergangenheit gestochert. Oder doch nicht? Jein. Nicht nur (hoffentlich) längst vernarbte Wunden will ich in meinem Review ansprechen, sondern auch gute alte Zeiten in Erinnerung rufen. Erinnert ihr euch noch an das bockschwere Ziegenrätsel in Baphomets Fluch 1? Eine Tortur, wenn man nicht wusste, wie man an dem Wachpaarhufer vorbeikommt. Im neuen Teil stellt sich Herrn Stobbart erneut die eine oder andere Ziege in den Weg, und überall, vom Tutorial bis hin zu Straßennamen und so weiter, sind diese teuflischen Wesen und gehörnten Feinde des amerikanischen Touristen anzutreffen. Doch nicht nur sie. Das Spiel strotzt nur so vor Anspielungen auf frühere Abenteuer, und diverse damalige Haupt- und Nebencharaktere geben sich ein Stelldichein. Der vertrottelte Inspektor Moue, die reiselustigen Hendersons oder Fleur, die Blumenverkäuferin, und viele weitere lieb gewonnene Figuren begegnen Georgieboy auf seiner Jagd nach „La Malediccio“. Für alte Hasen ein Overkill an Wiedersehensfreude.

Charme und verpixelte Videos

Ich erwähnte ja bereits die damalige Fehlentscheidung ab Teil 3, die malerische und charmante Comicgrafik mit ihren handgemalten Hintergründen dem Sprung in die dritte Dimension zu opfern. Zum Glück kehrt man in Baphomets Fluch 5 – Der Sündenfall zu alten Tugenden zurück, und so verwöhnt unser Auge erneut die aus Teil 1 und 2 bekannte grafische Handwerkskunst der Revolution Studios. Lediglich die Charaktere bestehen aus Polygonen. Sie sind allerdings so gut gestaltet, dass sie sich hervorragend in die Szenenbilder einfügen. Auch viele der OriginalsprecherInnen sind zurück, und so erfüllte mich bereits vom ersten Moment, da das Spiel begann, ein wohliges Gefühl der Heimkehr. Allerdings hätte man in die Lippenbewegungen der Charaktere besser noch etwas Zeit investiert, denn Lippensynchronizität sieht anders aus. Ein weiteres Ärgernis sind die gelegentlichen Filmsequenzen. Klar: Sie waren immer schon toll und versprühen, wie gesagt, den Esprit alter Zeichentrickfilme. Allerdings hätte jemand Herrn Cecil und seinem Team sagen sollen, dass wir mittlerweile in der Zeit von 1080p leben und verpixelte Videos in dieser nichts mehr zu suchen haben. Was darüber allerdings wieder hinwegtröstet, ist die fantastische Musikuntermalung, die ebenso den Charakter früherer Teile einfängt.

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Zusammenfassung

Verdammt! Diese Spielereihe hat maßgeblich zu meiner Faszination für Videospiele beigetragen und mich zu Zeiten von Teil 1 sogar dazu gebracht, in der Schule ein Referat über den Templerorden zu schreiben und vorzutragen. Baphomets Fluch 5 – Der Sündenfall ist für mich eine Zeitreise zurück zu diesem Moment. Außerdem ist es eine Rückbesinnung auf alte Tugenden und das rechne ich und wahrscheinlich jeder andere Fan der Serie Charles Cecil und den Revolution Studios hoch an. Vorbei die Zeit der lieblosen 3D-Grafik und der besch … eidenen WASD-Steuerung. Alles ist, wie es zu Beginn war, und dafür liebe ich dieses Spiel. Auf hohem Niveau könnte man über die paar erwähnten technischen Mängel ablästern, aber das ist angesichts der Flut an positiven Features unnötig! So viele schöne Erinnerungen, die sich mir durch den fünften Teil wieder offenbaren. Die Story ist spannend und unterhält bis zum Ende, und von den SprecherInnen über die Grafik bis hin zur schönen Hintergrundmusik ist einfach alles in sich stimmig. Für Fans ist Baphomets Fluch 5 – Der Sündenfall ein absoluter Pflichtkauf, und für NeueinsteigerInnen die Chance, sich in George Stobbart, Nicole Collard und ihre Abenteuer zu verlieben und dieselbe Faszination zu entwickeln wie ich, als ich den ersten Teil dieser Adventure-Perle vor vielen Jahren aus der Verpackung zog. Und Gott sah, dass Baphomets Fluch 5 großartig war!

Wertung: 9 Pixel

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