Battle Chasers: Nightwar – Der Comic Dungeon Crawler im Test
Battle Chasers: Nightwar war mit einer Summe von über 850.000 Dollar absoluter Kickstarterliebling. Der Dungeon-Crawler setzt auf stilistisch hochwertigen Comic-Look und erinnert in Kämpfen an alte Final Fantasy Teile. Ob diese Ansätze dazu ausreichen dauerhaft Spaß zu machen, erfahrt ihr in meinem Test.
Stilsicherer Comic-Look
Als THQ unterging, war leider auch für die Darksiders-Macher Vigil Games das Ende gekommen. Dort hatte unter anderem Autor und Illustrator Joe Madureira einen Job, der nun für die Umsetzung von Battle Chasers: Nightwar zuständig ist. Der gute Herr hat aber nicht nur an Darksiders gearbeitet, sondern auch an X-Men-Comics mitgezeichnet, weshalb der Comic-Look des Spiels richtig gut aussieht. Die Cel-Shading Grafik fängt die Comic-Atmosphäre perfekt ein, ist in sich stimmig und sehr detailliert. Die Zwischensequenzen an sich wirken außerdem so, als hätte man sie aus einem Comicheft rausgerissen und animiert.
Das arme Waisenkind
Über genau diese Zwischensequenzen wird auch die Story vorangetrieben und die ist meiner Meinung nach zu seicht ausgefallen. Gleich zu Beginn wird die gesamte Party, bestehend aus sechs sehr unterschiedlichen Charakteren, in ihrem Zeppelin bombardiert. Mit dem verwaisten Mädchen Gully suchen wir dann nach den Anderen, die so nach und nach wieder meiner Party angehören. Um Gully dreht sich auch die Haupthandlung des Spiels, denn die sucht nach ihrem vermissten Vater Aramus. Immerhin hat ihr der, vor seinem Verschwinden, noch zwei riesige und mächtige Handschuhe vermacht. Wo Gully mit ihren Fäusten hinschlägt, wächst kein Gras mehr. Vor allem ist sie aber darauf bedacht ihre Freunde zu schützen, weshalb sie sich in den Kämpfen als klassischer Tank spielt, der die Aufmerksamkeit der Feinde auf sich ziehen kann.
Gut fürs Gameplay, schlecht für die Story
Zum Glück findet sie gleich nach dem Absturz ihren getreuen Roboter Calibretto. Der ist ungefähr drei Mal so groß wie Gully, verfügt über ein eigenes Bewusstsein, ein tödliches Waffenarsenal, aber auch ein sanftmütiges Wesen. Die weiteren Partymitglieder sind Knolan (Zauberer), Red Monica (Diebin) und Garrison (Schwertkämpfer und Damage Dealer) und spielen sich dementsprechend unterschiedlich. Außerdem verfügen sie über ausgeprägte Charaktermerkmale (Monica hat sogar zwei davon, die sie oft und gerne in die Kamera hält), aber beinahe jede Person wirkt für mich zu aufgesetzt und zu stereotyp. Viel zu oft sind die One-Liner in den Unterhaltungen zu plump und die Motivation der einzelnen Mitglieder entweder unsinnig oder mir einfach gleichgültig. Das gilt auch für die Story, die mich trotz hübscher Comic-Szenen zu jeder Zeit kalt gelassen hat.
Wer früher kämpft, ist später tot
In Battle Chasers: Nightwar geht es aber sowieso mehr darum, die Dungeons zu erforschen und damit auch unzählige Schlachten zu schlagen. Die Kämpfe finden in separaten Bildschirmen und rundenbasiert statt. Auf der linken Seite steht mein Heldentrio (drei von sechs möglichen Charakteren), auf der rechten Seite die Gegner. Der mit dem besten Initiativewert beginnt den Kampf – bis dahin Business as Usual. Normale Attacken werden sofort ausgeführt und wechseln sich ab, besondere Angriffe dauern länger als eine Runde und müssen vorbereitet werden.
Letztere sind daher zwar stärker, kommen aber auch wesentlich später an die Reihe.
Erweitertes Mana
Damit mir mitten im Dungeon nicht das Mana für meine Fähigkeiten ausgeht, gibt es Skills, die den Manapool aufladen. Das ist eine großartige Idee, die die rundenbasierten Kämpfe, erfrischend anders gestaltet. Durch Angriffe und das Einsetzen von Fähigkeiten füllt sich außerdem noch langsam der Overload-Balken. Der Overload löst sehr mächtige Fähigkeiten aus, wodurch z.B. Calibretto die ganze Gruppe heilt oder Gully ein stärkendes Schutzschild wirkt. Die Art von Kampfsystem bietet einiges an Tiefe und taktischer Vielfalt.
Ein harter Brocken
Außerhalb der Kämpfe befindet man sich in der Oberwelt oder in den Dungeons, die das Herzstück des Spiels sind. Diese sind nämlich zufallsgeneriert und enthalten bei jedem neuen Besuch andere Gegner, Fallen und auch Belohnungen. Der Schwierigkeitsgrad in diesen Gebieten ist knackig und bietet eine ordentliche Herausforderung. Betritt man einen neuen Bereich wird, gleich gefragt, ob dieser in der Schwierigkeitsstufe Normal oder Schwer bestritten werden soll. Wichtig ist, umso höher der Schwierigkeitsgrad, umso höher fällt auch die Belohnung aus. Hat man den Dungeon erfolgreich abgeschlossen, kann dieser zusätzlich noch auf Episch durchgespielt werden. Während ich auf Schwer mit meinen Ressourcen (Heiltränke, etc.) kaum gestorben bin, ist der epische Schwierigkeitsgrad wirklich eine harte Nuss. Dafür erhält man dann aber auch immer einen sehr seltenen Gegenstand.
Abnutzungserscheinungen
Neben dem Rotieren der Charaktere, die nach Levelaufstiegen auch neue Fähigkeiten erlernen, steht vor allem der Loot im Vordergrund. Battle Chasers: Nightwar nimmt durch die zufällige Generierung der Dungeons und des Loots dabei beinahe „Diabloesque“ Formen an. Die Suche nach dem nächstbesseren Gegenstand soll zu jeder Zeit motivieren. Und doch funktioniert das für mich nur teilweise. Nach einiger Zeit habe ich gewisse Taktiken gelernt, die ich in einem Standard-Kampf auswendig abspule. Gegner mit Gully provozieren, Gully buffen und heilen, Manapool stärken, angreifen, Overload aktivieren und wieder alles von vorne. Auch wenn ich das Kampfsystem an sich sehr lobenswert finde, da es viele verschiedene Ansätze und Möglichkeiten gibt, schleicht sich nach einiger Zeit doch zu stark die Routine ein. Durch das Auffinden von neuen Partymitgliedern werden die Routinen dann etwas ausgehebelt. Nach ein bisschen Herumexperimentieren stellen sich dann die gewohnten Abläufe jedoch wieder ein.
Fazit Battle Chasers: Nightwar
Battle Chasers: Nightwar bietet einen coolen und stilsicheren Comic-Look mit einem sehr passenden Soundtrack. Das Kampfsystem ist durchdacht und bietet viele verschiedene Spielstile an. Deshalb hat mir Battle Chasers: Nightwar auch einige Zeit sehr viel Spaß gemacht. Irgendwann kam dann aber der Moment, wo dieser Spielspaß in Belanglosigkeit umswitcht. Die kleinen Rätselchen in den Dungeons sind mir zu simpel, die einzelnen Orte auf der Karte zu uninteressant. Auch die Story ist meiner Meinung nach zu mau ausgefallen. Die Charaktere reden in den Dungeons kaum miteinander und wenn, dann tauschen sie in vielen Fällen inhaltslose One-Liner aus. Ich möchte allerdings nicht behaupten, dass Battle Chasers: Nightwar ein schlechtes Spiel sein. Handwerklich ist es gut, bis sehr gut gestaltet. Es bietet mir aber auf Dauer zu wenig Abwechslung und zu wenig spielerische Höhepunkte.