Beyond a Steel Sky Test: Gutes Cyberpunk-Rätseladventure
In Beyond a Steel Sky übernehmt ihr die Rolle von Robert Foster. Was euch in dieser KI-gesteuerten Zukunft so alles erwartet, lest ihr hier in diesem Review! Hier geht’s zur Website des Spiels.
Dieses Game ist auf Apple-Geräten nur dann spielbar, wenn ihr Mitglied bei Apple Arcade seid. Dazu müssen eure Geräte auf iOS 13 oder neuer aktualisiert sein. Dieser Dienst kostet euch 5 Euro im Monat (oder 50 Euro im Jahr) und bietet euch unlimitierten Zugriff auf über 100 Spiele. Apple Arcade-Titel werden durch eure Abo-Zahlungen und Apple selbst finanziert. Dadurch können es sich die EntwicklerInnen leisten, auf die unbeliebten Finanzierungsoptionen wie sich laufend wiederholende Werbeeinblendungen oder In-App-Käufe zu verzichten. Timer, die euren Spielspaß einschränken oder verzögern, gibt es nicht. Hier ein Trailer zum Spiel:
Über Beyond a Steel Sky
Das Spiel stammt von Charles Cecil, Schöpfer der Reihe Broken Sword beziehungsweise Baphomets Fluch. Beyond a Steel Sky ist die Fortsetzung zum Kult-Point-and-Click-Adventure Beneath a Steel Sky (auf GOG.com erhältlich). Ihr schlüpft in die Rolle von Robert Foster. Ein Kind namens Milo wurde vor euren Augen bei einem brutalen Angriff entführt, und ihr macht euch von den Gaplands auf, um es wieder zurück nach Hause zu holen. Die Spur führt euch nach Union City, einer Megastadt, in der (ganz so wie in WALL-E) die Stadt und deren Roboter fast alles erledigen.
Die Menschen in Union City leben also ihr Leben unter der Überwachung einer KI, die sich MINOS nennt. Dieses System gibt den BewohnerInnen Belohnungen für ein reibungsloses Zusammenleben, und in Union City gibt es fünf große Gruppierungen, für die man arbeiten kann. Stets wachsame Androiden versuchen, so viel Ordnung wie nur möglich zu schaffen, Plätze und Bars sind für die menschlichen BewohnerInnen ausgelegt und es gibt auch Spankles. Eine Dose Spankles deckt den kompletten Nahrungsbedarf, und deren Spender findet ihr an jeder Ecke. Doch wieso werden da kleine Kinder entführt…?
Das Gameplay des Spiels
Grundsätzlich spielt sich Beyond a Steel Sky wie ein Telltale-Game. Ihr seid in der Third Person-Perspektive heimisch, steuert euren Charakter Robert durch die Gegend und könnt gewisse Dinge untersuchen. Sogar die gut lesbare Schrift erinnert an andere Adventures, hier haben die Jungs und Mädels von Revolution ganze Arbeit geleistet. Die Story nimmt früh an Fahrt auf, und ihr fangt damit an, ein Rätsel nach dem anderen zu lösen. Dabei verhalten sich die Passagen ziemlich ähnlich: Ihr wisst zwar, was zu tun ist, könnt das aber aus einem oder mehreren Gründen nicht einfach so machen.
Dann gilt es, jemanden zu finden, der euch dabei behilflich sein kann. Diese Person braucht wiederum etwas, und so ist es dann klar: Wenn ihr das sprichwörtliche Pferd von hinten aufzäumt, bekommt ihr dann als Belohnung immer den Gegenstand, den ihr für das nächste Stück des Puzzles benötigt. Oberflächlich betrachtet ist Beyond a Steel Sky nichts anderes als ein Point-and-Click-Adventure, in dem ihr versucht, den Überblick darüber zu behalten, wer jetzt genau was von euch benötigt oder haben will. Doch dann gibt es noch einen intelligenten Ansatz bei den Rätseln.
Der Hacking-Modus
Früh im Spiel bekommt ihr einen MINOS-Hacker in Beyond a Steel Sky. Das gibt euch die Möglichkeit, so wie in Watch Dogs die Maschinen mit Künstlicher Intelligenz zu beeinflussen. Anders als im Ubisoft-Titel habt ihr hier allerdings die Möglichkeit, eurer eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen. Ein wenig Baba is You schwingt hier mit, denn ihr könnt gewisse Teile der Programme miteinander austauschen. So ist es beispielsweise möglich, einen „gemütlich“ sprechenden Bot mit einem „aggressiv“ putzenden Roboter miteinander zu hacken. Im Interface könnt ihr dann „gemütlich“ und „aggressiv“ austauschen, und das Ergebnis seht ihr dann umgehend!
Während das hier genannte Beispiel nur zur Belustigung dient, wird es schon spannender, wenn ihr autonom arbeitende Roboter hackt und deren Routinen aushebelt. Was passiert, wenn ein Reinigungsandroid plötzlich nicht mehr mit 100 % Wasser befüllt wird, und warum sollte ein Automat euch im Weg stehen, wenn er euch nicht authentifizieren kann? Dieser Hacking-Mechanismus eröffnet Beyond a Steel Sky ganz neue Wege, und selbst, wenn es bestimmt nicht so umfangreich oder facetten- und konsequenzreich wie in Cyberpunk 2077 sein wird, als Rätselmechanik hat mir das Ganze sehr gut gefallen. Ihr müsst halt immer logisch denken.
Point-and-Click der alten Schule
Das soll natürlich nicht heißen, dass Beyond a Steel Sky über sämtliche Rätsel hinweg immer nur die Hacking-Methode anwendet. Mal müssen Vögel mit Knackwürsten bestochen werden (achtet bloß darauf, dass ihr es an der richtigen Stelle tut), mal übernehmt ihr eine fremde Identität und mal geht es darum, einen alten Freund aus einer misslichen Lage zu befreien. Alle Rätsel schubsen euch mehr oder minder in Richtung der richtigen Lösung, aber draufkommen müsst ihr da von selbst. Hilft alles nichts mehr, könnt ihr im Pausemenü einen Hinweis anfordern. Nach einer kurzen Wartezeit dürft ihr den nächsten einsehen, und so weiter.
Ab und zu ist aber das lineare Spiel etwas lockerer und gibt euch mehrere Wege zum Lösen einzelner Rätsel. Beyond a Steel Sky ist sich auch nicht zu schade, manchmal mit etwas Humor zu arbeiten. Technik-Fans, Cyberpunk-Aficionados und Geeks im Allgemeinen können schon mal schmunzeln, wenn sich die KI beziehungsweise einzelne Roboter in die sprichwörtlichen Haare kriegen. Das Design des Games ist allerdings eigenwillig, die maschinelle Umgebung wie auch die einzelnen Charaktere sind zwar glaubwürdig geraten, sind aber bestimmt nicht jedermanns Sache.
Nicht alles läuft ganz sauber ab
Hinzu kommt, dass Beyond a Steel Sky (die Apple Arcade-Version 1.0.24999) nicht ganz sauber läuft. Ab und zu hat die Kollisionsabfrage im Spiel versagt, so dass sich einzelne Charaktere entweder ineinander verhakten oder die Figuren nicht dort saßen, wo sie sitzen sollten (zwar am Tisch, aber auf keinem Stuhl). Das Game ließ sich zwar mit einem externen Controller spielen, aber es kam zwei Mal vor, dass dann entweder auf Touch-Eingaben umgesprungen wurde – am iPad ja kein Problem -, oder umgekehrt im Touchmodus dann plötzlich das Menü verschwand. Das kann natürlich ein Einzelfall gewesen sein, das sollten sich die EntwicklerInnen aber noch ansehen.
Die Rätsel haben an sich Sinn gemacht, und es gilt wie gesagt eher die Übersicht darüber zu bewahren, wer nun was genau braucht. Ab und zu habt ihr dann auch ein Zeitlimit (es mag nicht jeder offene Fenster), und da müsst ihr euch dann vorab entsprechend positionieren. In diesem Game ist es auch so, dass jedes Objekt und jeder Charakter ein gewisses Maß an Platz braucht, ansonsten seid ihr „eingesperrt“. Gerade in Apartments und anderen engen Umgebungen kann es also vorkommen, dass ihr kurz warten müsst, bis die NPC Platz machen – das wirft euch selten, aber doch aus dem Spielfluss.
Die Technik von Beyond a Steel Sky
Dieser Titel ist am besten mit einem Telltale-Game zu vergleichen. Diese sind für ihre Spielbarkeit, Zugänglichkeit und dem Spiel mit den Konsequenzen berühmt – eigentlich ein guter Vergleich! Beyond a Steel Sky bietet auf der grafischen Seite wesentlich mehr, dafür wird auf Quick Time-Sequenzen verzichtet. Anstatt eurer Reflexe werden hier eure grauen Zellen auf Trab gehalten. Die Kamera tut ihr Werk, ohne groß zu stören, aber ab und zu kommt es schon vor, dass ihr plötzlich in eurer hohlen Spielfigur steht, weil die Kamera in den Torso reinfährt. Das ist schon okay!
Was die Soundkulisse angeht, so haben die EntwicklerInnen ganze Arbeit geleistet. Egal, ob es um die minimale Hintergrunduntermalung oder die modern gehaltenen Sounds geht, Beyond a Steel Sky ist hier wirklich überzeugend. Besonders gut gefällt mir, dass jeder Charakter eine Sprachausgabe erhalten hat und auch verschiedene Samples existieren – wenn ihr beispielsweise fünf Mal nach dem verschwundenen Kind fragt, kommt schon mal etwas der Marke „das hatten wir doch besprochen“. Die Steuerung ist wohl die Schwachstelle des Games, aber es ist bei weitem nicht so, als wäre der Ableger deswegen nicht spielbar. Keine Angst!
Fazit zum Spiel: Gut gelungen, aber nicht perfekt
Wenn ihr mit der plakativen Umgebung zwischen Gapland (denkt an Borderlands) und Union City (wie in WALL-E) zurecht kommt, wird das Spiel nach einer Spielstunde so richtig spaßig. Der Einstieg kann Neulinge etwas überfordern, da es zwar einen Prolog gibt, der aber auch schon den selben Stil wie das Hauptspiel an den Tag legt. Beyond a Steel Sky führt euch sehr schnell in das Leben in Union City ein, und ihr versucht von Tag eins an, dem großen Mysterium auf den Grund zu gehen. So wie andere Point-and-Click-Adventures auch ist dieses Spiel eher linear gehalten, ab und zu habt ihr aber Freiheiten, wie ihr einzelne Rätsel löst.
Die Stärken hat das Game definitiv in der Stimmung und in der Soundabteilung, die Optik gefällt mir gut, ohne zu glänzen. Was allerdings die Steuerung angeht, da gab es in der Version 1.0.24999 noch ein paar Hoppalas – auch mit der Kollisionsabfrage. Unter dem Strich ist der Titel eine gelungene Fortsetzung zum Altklassiker aus dem Jahre 1994, der die Geschichte in der selben Cyberpunk-Welt weitererzählt. Ich hatte Spaß dabei, Robert Foster zu begleiten und kann das Spiel Adventure-Fans nur empfehlen. Beyond a Steel Sky ist im Abonnement Apple Arcade (5 Euro im Monat oder 50 Euro im Jahr) enthalten.
Ist dieses Review nach Spielende geschrieben? Mich würde interessieren, wie lange das Abenteuer ungefähr dauert. Ich selbst bin aktuell beim entführten Kind angekommen.
Das Abenteuer dauerte etwa 13 Stunden bei normalem Spieltempo, ich habe weder großartig herumerforscht noch Powerplay betrieben. Manche Rätsel (ich wollte keine Hinweise einsetzen) haben mir dann auch Zeit gekostet 🙂