Bloomburrow Review – Küchentisch Magic

von David Kolb-Zgaga 12.08.2024

Wagt euch mit dem neuen Magic Set Bloomburrow in ein winziges, idyllisches Land voller Waldbewohner und verteidigt euer Maus-, Forsch, und Dachsvolk und viele mehr.

Wizards of the Coast erschafft meist düstere, ernste Welten, aber nicht dieses Mal! Bei Bloomburrow  hat Wizards of the Coast ihr inneres Disney kanalisiert und das meine ich äußerst positiv. Wir bekommen damit eine Edition voller zauberhafter, meist niedlicher Tierwesen. Für mich als großer Freund von Typal Decks (früher auch Tribal genannt), sind das besonders gute Neuigkeiten, denn hier wimmelt es von Vögeln, Mäusen, Hamster, Fledermäusen, Eichhörnchen, Dachsen, Fröschen und einigen anderen mehr. Alle diese Kreaturentypen bieten genügend potenzial um mit ihnen in unterschiedlichsten Formaten coole Decks zu bauen. Zur Hintergrundgeschichte des neuen Sets findet ihr hier einen eigenen Artikel, wo ihr unter anderem Frosch Helga, Maus Mabel und Otter Ral kennen lernen könnt. Deshalb starten wir sofort mit den neuen Mechaniken.

Großzügigkeit zahlt sich aus

Eine der spannendsten neuen Mechaniken ist Verschenken. Ihr könnt diese Karten ganz normal spielen ohne dabei euren Gegner zu beschenken. Dann schöpft ihr aber nicht das volle Potenzial aus. Nur wenn ihr einem eurer Kontrahenten z.B. eine Karte oder einen 1/1 getappten Fisch schenkt, dann bekommt auch ihr eine Belohnung für eure Großzügigkeit.

Wir haben schon in den letzten Editionen mit z.B. Exzess aus Outlaws von Thunder Junction gesehen, dass es immer wichtiger wird Karten mit mehrern Modi zu veröffentlichen, die sich den verschiedenen Formaten und Spielsituationen adaptiv anpassen können. Dabei ist auch Verschenke keine Ausnahme, denn je nachdem kann ich mit In den Schlund der Flut entscheiden ein Nichtland-Permanent mit Geschenk oder ohne nur eine Kreatur zu bouncen.

Ähnlich wie bei Parkour aus Assassin’s Creed wird auch Verschenke viel im Commander Format gespielt werden. Bei drei Gegenspielern kann ich mein Geschenk als Verhandlungsbasis nehmen, um mich bei anderen beliebt zu machen. Notfalls könnt ihr auch einfach dem Spieler, der am schlechtesten aufgestellt ist euer Geschenk überreichen. Im übringen kann der Beschenkte, euer Geschenk nicht einfach ablehnen, es muss angenommen werden. Karten wie Mürbe machen sind in Commander für gerade einmal zwei Mana Gold wert.

Waffenruhe bei Morgengrauen profitiert ebenfalls davon, ob ihr nun gerade nur Fluchsicherheit oder zusätzlich Unzerstörbarkeit benötigt.

Richtig krass wird es, wenn das Geschenk ein zusätzlicher Zug ist.

Falls ihr hier den Zug herschenkt, dann destabilisiert sich euer ganzes Board und ihr seid bis zu eurem nächsten Zug sicher vor allen Angriffen, aller Art. Ihr habt daher für sechs Mana und einen gegnerischen Zug den Effekt von Teferis Schutzbann (Teferi’s Protection) und vier 2/2 Flieger bekommen.

Noch ähnlicher zu Exzess ist Zeit der Pfotenabdrücke, eine ebenfalls neue Mechanik, die auf verschiedene Optionen setzt. Hier die Karten in allen fünf Farben:





Nicht nur, dass die Karten richtig gut aussehen, sie sind dabei auch noch sehr mächtig. Bei Zeit des Webens könnt ihr alle Nichtland-Permanente (die keine Spielsteine sind) zurück auf die Hand bringen und gleichzeitig noch ein Artefakt oder eine Kreatur kopieren, die ihr kontrolliert. Oder ihr zieht einfach fünf Karten, oder, oder, oder…

Das nächste Keyword beschreibt Wizards of the Coast folgendermaßen: “Wir kämpfen für die Sicherheit von Thal, nicht nur für uns, sondern auch für unsere Familien. Und obwohl unser Nachwuchs noch nicht ganz so groß ist wie wir, tut er trotzdem, was er kann. Die Kleinen lernen schnell! Nachwuchs ist ein neues Schlüsselwort, das auf Kreaturenkarten vorkommt. Dabei handelt es sich um optionale zusätzliche Kosten, die du bezahlen kannst, sowie du die Karte wirkst. Für jede Karte mit Nachwuchs gibt es eine gedruckte Spielsteinkarte mit allen relevanten Eigenschaften, einschließlich einer Erinnerung an die Manakosten des Spielsteins. Insbesondere bekommen die Kinder auch ihre eigene Illustration, ganz ohne ihre nervigen Eltern. Wie bei allen gedruckten Spielsteinkarten ist ihre Verwendung optional.”. Ich bin nicht der allergrößte Token-Karten Fan, aber wie lieb sind denn diese Nachwuchs Token geworden:

Abgesehen von ihrer Niedlichkeit ist der Nachwuchs natürlich sehr nützlich.  Ihr könnt dann wie im Beispiel von Hütender Wildführer noch mehr Mana und +1/+1 Marken erzeugen. Es geht beim Nachwuchs eindeutig nicht um die Kampfkraft, sondern die Effekte und Trigger über die die Karte verfügt.

Auch bei Nachwuchs ist wieder das situative, adaptive im Vordergrund, sodass die Karten oft für Early-, Mid und Late-Game geeignet sind.

Zu Beginn des Spiels wird der Donnerfallen-Trainer sicherlich oft ohne Nachwuchs-Kosten gespielt werden. Im Midgame ist die Karte immer noch relevant, wenn man kurz davor steht ein paar Land Drops zu verpassen und mit Nachwuchs gleich doppelt Nachschub erhält.

Tapfer hingegen ist nicht so spektatkulär, sondern beschreibt eine ausgelöste Fähigkeit, wenn eine Kreatur zum ersten Mal in einem Zug das Ziel eines von euch gespielten Zaubersprauchs wird.

“Wenn idyllische Landschaften und niedliche Bewohner Sicherheit garantieren würden, hätten wir mehr Zeit für Muße, aber leider müssen wir uns dafür schon ein wenig bemühen, weißt du? Anstrengung aufbieten. Aufbieten ist ein neuer Regelbegriff, der mitverfolgt, wie viel Mana du innerhalb des Zuges für das Wirken von Zaubersprüchen ausgegeben hast.”. Das trifft es sehr gut, denn meist gibt es Aufbieten in grüner oder roter Farbe und ihr bekommt einen Bonus zugesprochen, wann immer ihr in einem Zug das vierte Mana (Aufbieten 4) aufgebraucht habt.

Die neue Mechanik Hamstern, passt alleine schon wegen des Namens ausgezeichnet ins neue Set. Hamstern sind zusätzliche, manchmal optionale Kosten, die euch entweder drei Karten aus eurem Friedhof ins Exil schicken lassen oder aber eine Speise stattdessen geopfert werden kann. Wenn es darum geht Nüsse zu Hamstern, dann sind Nager und allen voran die Eichhörnchen mit von der Partie. Die sind meist grün oder schwarz oder sogar beides und genau dort passt diese Mechanik perfekt rein.

Wem die Kadaverbeerenzüchterin noch nicht creepy genug ist, hier das zwar nicht hamsternde aber noch verstörendere Gefräßiges Eichhörnchen.

Und wo wir gerade bei merkwürdigen Eichhörnchen sind, last uns gleich in Richtung Commander Precons abbiegen.

Bloomburrow Commander

Hier findet ihr alle Decklists zu den vier neuen Commander Precon Decks.

  • Animierte Armee
  • Familiensachen
  • Friedensangebot
  • Eichhörnchen Übermacht


Ich muss gestehen ich habe mich seit der Herr der Ringe: Geschichten aus Mittelerde Edition nicht mehr so darauf gefreut ein Deck aus diesen vier, gegen die anderen Bloomburrow Precons zu spielen. Es ist einfach so cool, wenn Waschbären, Vögel, Hasen und Eichhörnchen gegeneinander antreten. Die etwas merkwürdigen Eichhörnchen hatten wir ja bereits und da darf Commander Hasel von der Wurzelblüte nicht fehlen.

Spannenderweise nennt es sich Eichhörnchen Deck, aber tatsächlich befinden sich nur acht Eichhörnchen Kreaturen in diesem Deck. Ja klar, wenn es sich um Eichhörnchen Spielsteine handelt, dann werden zwei generiert, was cool ist. Im Kern ist es aber trotzdem viel mehr einfach ein Token Deck und es ist egal ob ihr Speise-, Schatz-, Hinweis oder ZombieToken erstellt. Auch damit macht das Motto “Mögen alle eure Verstecke wohlgefüllt sein.” immer noch Sinn. Zusätzlich dazu gibt es echt einige schwarze Karten, die dieses creepy Gefühl fortsetzen und mit denen ich die Nager und deren übertragbare Krankheiten asoziiere.



Wer also ein klassisches Eichhörnchen Deck möchte, sollte das Precon auf den zweiten Commander Die kauzige Eichel-Bande umbauen.

Damit kann man dann gut eine Armee an Eichhörnchen aufbauen und über alles drüber trampeln. Mir hingegen hat der allgemeinere Token-Ansatz viel Spaß gemacht, denn das macht das Deck deutlich variabler. Die Variabilität spürt man aber auchbei den anderen Decks.




Gleich mal zum Auffälligsten: es ist schön zu sehen, dass es mal ein Group Hug Precon gibt. Das ist ein Decktyp, wo ihr zumeist allen Spielern etwas gutes tun könnt und insgeheim immer mehr eure eigenen starken Karten in die Hände bekommt. Wie schon erwähnt schätze ich an Commander besonders die soziale Komponente und natürlich ist eine geschenkte zusätzliche Karte eine gute Verhandlungsbasis. Aber auch die beiden anderen Commander Bello und Zinnia finde ich sehr spannend. Bello, des Gestrüpps verwandelt ohnehin schon mächtige Verzauberungen in 4/4 Kreaturen. Zinnia Stimme von Thal setzt hingegen auf viele kleine Kreautren, die unter anderem durch die Nachwuchs Fähigkeit erzeugt werden können. Egal auf welches Deck man blickt, hier ist jedes Precon spannend und abwechslungsreich zu spielen.

Bloomurrow bietet aber nicht nur die Precons an, es gibt auch einige interessanten, potenzielle Commander.

Am bekanntesten ist Flubs the Fool, den ihr nur als Promo Karte als Box Topper bekommt und als sehr exotischer Commander gilt. Zuerst galt er als “fun to brew, but you will fail miserably” und mittlerweile gibt es CEDH-Decks (competetive Commander(EDH)), die Flubs liebend gerne nutzen, weil sie zwei Länder pro Zug spielen können. Der Text danach ist fast schon irrelevant. Man sieht aber nicht nur an Flubs, dass die Community mit neuen Deckkonstellationen viel Freude hat. Auch mit Derevi, Himmlische Taktikerin werden neue Kombos ausprobiert und gefeiert.

Generell spielen viele neue Mechaniken wie Zeit der Pfotenabdrücke und Verschenke stark dem Commander Format in die Karten.

Bloomburrow Fazit

Für mich hat Bloomburrow alles eingelöst, was sich die Community erhofft hat und ist dem Hype gerecht geworden. Es ist eine so liebevollgestaltete, niedliche Edition, die einen ganz eigenen Fußabdruck im Magic Universum hinterlassen wird. Die neuen Mechaniken sind vielseitig und für mehrere Formate interessant. Für nachfolgende Sets wird es sehr schwer sein die hohen Maßstäbe, die Bloomburrow gesetzt hat zu überbieten.