Blue Fire Review – Wandern wo kein Weg ist
Während in Spielen wie Dark Souls oder The Legend of Zelda stets praktisch gelegene Wege oder Puzzles das Erkunden alter verfallener Ruinen und Höhlen ermöglichen, wählt Blue Fire einen vermutlich realistischeren Ansatz: Wo kein Weg in Sicht ist, trumpfen Parkour Läufer – und 3D-Platformer Experten – auf. Mit einem der komplexesten Move-Sets in 3D-Plattformern erkundet man die post-apokalyptische Welt von ROBI-Studio’s neuem Spiel. Wir haben uns in düsteren Ruinen von Wand zu Wand geschwungen, um euch zu berichten, was sich in der mysteriösen Welt namens Penumbra verbirgt.
Blue Fire ist ab sofort für PC und Nintendo Switch verfügbar.
Abseits des Weges
Was tun, wenn die nächste waagrechte Plattform nicht in Sicht ist und einen eine endlose tiefe Leere (und vermutlich ein Boss) vom lang ersehnten verbogenen Schatz trennt? Jump. Double-Jump. Dash. Wall-Run. Jump. Double-Jump auf eine Jump-Plattform. Dash. Jump. Double-Jump. Wall-Run. Jump. Spin-Attack. Wall-Run. Wall-Jump. Wall-Jump. Wall-Jump. Wall-Jump. Dash.
(c) ROBI Studios
Kombinationen wie diese sind in Blue Fire nicht unüblich. Während sich das Erkunden der weitläufigen Hallen, Dungeons, und Ruinen ähnlich gefährlich, wie in Dark Souls anfühlt, rührt diese Gefahr hier eher von den herausfordernden Plattformer-Sektionen des Spiels. Vor allem zu Beginn wirkt die eher lose Steuerung des Spiels dabei sehr kontra-intuitiv. Präzises landen auf den oft sehr schmalen Vorsprüngen oder Abspringen von der letzten Kante einer Plattform ist laufend erforderlich, aber nicht einfach.
(c) ROBI Studios
Erst mit sich weiter entwickelndem Move-Set und auch den zunehmend längeren Parkour-Passagen des Spiels macht die „Trägheit“ des Charakters Sinn. Lässt man den Joystick los, nimmt er noch einen Teil der Bewegung mit: Für präzise Landemanöver unpraktisch, für lange schwungvolle Parkour-Abschnitte allerdings perfekt, um Momentum beizubehalten. Für 3D-Platformer-Veteranen bzw. -Liebhaber ein absoluter Genuss! Wer eher Casual Plattformerin oder Casual Plattformer ist, könnte frustriert werden.
Der Weg – wo ist er?
Mit bestenfalls vagen Informationen startet der maskierte Protagonist in Umhang und Kapuze in eine Welt voll Ungewissheit. Dabei deckt man langsam das Schicksal der großteils verlassenen Welt auf, trifft die wenigen oft charmanten Bewohner und die dunklen Bedrohungen Blue Fire’s. Das Ambiente ist mysteriös und Geheimnisse locken einen tiefer in die Ruinen. Leider findet man sich dabei auch oft auf bereits bekannten Wegen. Grund dafür ist das einerseits bewusst geplante Backtracking aber auch die oft etwas zu offene Frage, wohin man sich überhaupt wenden sollte.
(c) ROBI Studios
Blue Fire versucht hier auf seine Spielerinnen und Spieler zu vertrauen und offene Erkundung – etwas angelehnt an eine Mischung aus Dark Souls und The Legend of Zelda – zu belohnen. Leider verirrt man sich nicht nur in den Gängen, sondern auch in den Systemen von Blue Fire. Nicht weil diese besonders kompliziert wären. Es fehlt allerdings an Informationen über diverse Währungen (die auch nötig sind, um beispielsweise Checkpoints zu aktivieren) und Upgrade-Wegen des Spiels, um überlegte Entscheidungen zu treffen. Auch hier lauert der Frust.
Not all who wander are lost
Blue Fire lädt zur Erkundung der post-apokalyptischen (Dark) Fantasy-Welt ein und bietet halsbrecherische Parkour-Plattformer-Challenges. Das Ambiente ist mysteriös und gefährlich. Jeder Schritt, Sprung und jede Hürde fühlen sich waghalsig und daher bedeutungsvoll an. Die Charaktere (sowohl freundliche als auch feindliche) haben Charme und der cellshaded simple Artstyle funktioniert hervorragend.
(c) ROBI Studios
Das Highlight von Blue Fire – und leider eventuell auch die größte Schwierigkeit – ist das ausgetüftelte komplexe Bewegungsset des Protagonisten und die oft fordernden langen Plattformer-Sequenzen. Casual Gamerinnen und Gamer kann es schnell frustrieren, die langen Wege zwischen den spärlich gesäten Checkpoints (die zudem mit In-Game-Währung freigeschalten werden müssen) wieder und wieder zu „gehen“. Auch das häufig vom Spiel eingeplante Backtracking leistet hier nicht gerade Abhilfe. Für 3D-Platformer Veteraninnen und Veteranen ist Blue Fire jedoch sicherlich ein absoluter Hochgenuss.
Blue Fire ist ab sofort für PC und Nintendo Switch erhältlich.