BOOX Go 10.3 ultradünnes E Ink Tablet im Test
Das BOOX Go 10.3 ist genau das richtige Tablet für alle Kreativköpfe, die eine papierähnliche Leichtigkeit als Erfahrung suchen.
Der ultraleichte Notizblock
Für alle die das Boox Go 10.3 für einen einfachen E-Reader halten, habe ich mit voller Absicht in meinem ersten Satz das Wort „Tablet“ verwendet, das auch den Preis von in etwa 420 Euro rechtfertigt. Das Gerät ist viel mehr ein wandelnder Notizblock mit allen digitalisierten Vorzügen und der zusätzlichen Freiheit eines Android 12. Dazu kommen wir später noch, starten wir aber mit dem Ersteindruck. Zuallererst springt mir das schlichte und elegante Design ins Auge, das mit seinen Maßen von 24×18 cm sehr an einen A4-Block (29,7×21 cm) erinnert. Allerdings habe ich das Tablet dann hochgehoben und im Gegensatz zu einem Block aus Papier ist es unfassbar dünn. Mit 4,6 Millimetern Höhe und gerade einmal 375 Gramm ist das „Go“ im Namen mehr als nur eine Empfehlung.
Technische Details
- Screen: Carta 1200 Monochrome Screen, 300PPI
- Prozessor: 2.4Ghz Octa-core Processor
- Speicher: 4GB + 64GB, mit SD Karte erweiterbar
- Akku: 3700mAh
- Betriebssystem: Android 12
- G-sensor: für automatische Bildrotation
- Gewicht: 375 Gramm
- Maße: 235*183*4.6mm
Das Display aus Papier
Schaltet man das Boox Go 10.3 ein, bestätigt sich das Papiergefühl nur noch mehr. Der schwarz weiß Bildschirm, basierend auf E-Ink (E INK Carta 1200) mit 300 PPI und einer Auflösung von 2480×1880 bietet ein glasklares Leseerlebnis. Ich habe E-Books, Magazine, Zeitungen, Papers und Comics auf dem Gerät angeschaut und alles war wirklich hervorragend lesbar. Besonders die Comics sind wirklich sehr cool darauf zu lesen. Ein Detail gibt es aber, das gerade online kontrovers diskutiert ist und das ist das fehlende Frontlicht. Onyx setzt hier mit dem Slogan „No front light. Made for sun light.“.
Kein Licht für besseres Schreibgefühl
Dieses Vorgehen mag etwas unintuitiv sein, denn ohne Licht seht ihr wie bei einem echten Buch einfach nichts mehr. Wenn mich ein Frontlicht stört, dann kann ich es ja auch einfach ausschalten, könnte man denken. Richtig, aber durch das fehlende Frontlicht gibt es auch eine Schicht weniger am Display, sprich die Schreiberfahrung verbessert sich dadurch und wird noch einmal realistischer. Deshalb gibt es auch die beiden Go Produkte Go 10.3 als kreativer Schreibblock und das neue Go Color 7 inklusive Frontlicht als praktischer E-Reader. Wie bereits beschrieben kann aber auch auf dem Go 10.3 sehr gut gelesen werden. Das coole daran ist, dass ich mir dank Android meine Kindle Bibliothek sofort anschauen kann, aber darauf nicht eingeschränkt bin sondern jeglichen anderen Anbieter nutzen kann. Das ist Freiheit, die ich absolut großartig finde. Dank der integrierten Lautsprecher kann ich übrigens auch Anbieter von Audio-Books nutzen. Mit dem eingebauten Mikrofon könnt ihr ganz einfach Sprachmemos in euren Notizen aufnehmen – ebenfalls ziemlich praktisch.
Wenn Lesen in Schreiben übergeht
Aber ich kann nicht nur Aufnahmen machen oder Lesen, ich kann jederzeit mit dem mitgelieferten Pen Plus direkt auf meinem PDFs Sätze highlighten oder mir Notizen rein kritzeln. Ich wünschte ich hätte das Gerät schon in meiner Studienzeit besessen. Und damit sind wir schon mitten in der Schreiberfahrung und die fühlt sich überraschend ähnlich nach Papier an. Startet ihr eure Notizen könnt ihr zu Beginn euch eine Vorlage auswählen. Es gibt klarerweise leere Blätter, die Klassiker liniert, kariert, aber auch Notenblätter, Flussdiagramme, Wochenpläne, SWOT-Analysen und vieles mehr. Ihr könnt euch hier richtig kreativ austoben und auswählen, ob ihr lieber mit einer Art Bleistift oder z.B. einem Marker schreibt, wie dick der Strich sein soll und welche Farbe ihr nutzen wollt. Letzteres hat auf dem schwarz weiß Display nur Sinn, wenn ihr eure Notizen exportiert und auf einem farbigen Display anzeigen lässt. Auch hier habt ihr wieder den großen Vorteil Android, sucht euch einfach eure Lieblingsapp aus und exportiert Daten wie ihr wollt.
Reaktionsschnelle Tinte
Das Schreiben fühlt sich wie gesagt sehr gut an, das Malen darauf ebenfalls. Alles reagiert gut und nur ganz selten kommt es vor, dass wegen des E-Ink Displays mal ein Strich kurz verzögert animiert wird. Normalerweise sind diese Displays eher reaktionslangsam. Es ist beeindruckend wie gut das Gerät mit dem Schreiben klar kommt. Für andere Nutzungsfälle bietet das BOOX Go 10.3 uns zudem noch die Modi Normal, Speed, A2 und X, die ihr den unterschiedlichen Apps zuordnen könnt. Der normale Modus ist sehr gut fürs Lesen geeignet, Speed hingegen ist zwar sehr reaktionsschnell, aber hinterlässt auch leichtes Ghosting (manche Striche verblassen langsam und bleiben noch kurz zu sehen). Der Modus bietet sich z.B. gut an, wenn man schnell viele Fotos anschauen möchte. Der X Modus hingegen verschluckt zwar absichtlich ein paar Details, macht aber das browsen von Websiten angenehmer. Es ist cool, das es einen Browser gibt und in der Theorie könnt ihr sogar YouTube Videos schauen, aber das solltet ihr dem Armen Ding wirklich nicht antun. Dafür wurde es nicht gemacht. Es ist sehr bequem, das diese Anpassungen per App von mir getroffen werden können und jeder Modus kann noch mal im Detail verändert werden. Auch das Aktivieren der App-Optimierung kitzelt meiner Meinung nach noch ein paar Prozent an Reaktionsgeschwindigkeit heraus.
Digitales Schreiben und Zeichnen
Will man mal richtig kreativ eintauchen gibt uns das Go 10.3 sehr viele nützliche Features mit an die Hand. Einzig man muss sie erst finden und verstehen. Keine Angst so kompliziert wird es dann auch nicht, nur ein paar Dinge sind vielleicht verschachtelter als sie sein müssten. Hat man dann die AI Funktion Schrift zu Text gefunden wirkt diese wahre Wunder. Meine Sauklaue konnte die AI fehlerfrei in Text übersetzen und das ist absolut erstaunlich. Ihr könnt sogar mehrere Layer einführen und richtig weit hinein zoomen um so kleinste Details zu verändern. Wenn euch der Platz ausgeht könnt ihr im Gegensatz zu einer echt Leinwand, das digitale Pendant ganz einfach mit zwei Klicks vergößern. Es gibt die allseits bekannten Funktionen wie den Farbtop, Text und Formen hinzufügen, aber eben auch Links, Bilder, Audio Recordings und Zeitstempel. Auch ein smartes Lasso ist vorhanden, mit dem ihr locker euer Geschriebenes markieren und dann z.B. verkleinern und vergrößern oder am Kopf drehen könnt. Ihr könnt das ausgewählte auch Kopieren, was zu besonders kreativen Zeichen-Möglichkeiten führt.
BOOX Go 10.3 Fazit
Ich bin eigentlich der klassische Laptop Mitschreibemuffel, aber das BOOX Go 10.3 konnte mich tatsächlich dazu bringen meinen Arbeitsalltag ein bisschen umzukrempeln und dadurch komfortabler zu machen. Durch Android können ja Microsoft oder Google Produkte hinzugefügt werden, wodurch man blitzschnell auf seine Daten zugreifen kann. Sitzt man dann auch noch im Büro können sogar die Kolleginnen und Kollegen mal schnell eine Skizze anfertigen oder kleine Notizen auf das neueste PDF machen.
Das ist schon wirklich sehr cool und besonders das Gefühl beim Schreiben hat mich absolut überzeugt. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl ich kratze gerade mit einer Bleistiftmiene auf einem Stück Papier herum, denn auch die Strichintensität wird von diesem Tablet gut simuliert. Wem dieses Gefühl wichtiger ist als ein Frontlicht, dem kann ich das Go 10.3 nur wärmstens empfehlen. Es ist am Ende ein richtig guter Allrounder geworden, mit enormen Freiheiten und bietet ein tolles E-Ink Bildschirmerlebnis. Ich glaube es gibt sehr viele, kreative Anwendungsmöglichkeiten, die ich mir gar nicht vorstellen kann. Naheliegend wären aber z.B. Musiker:innen, die sich Noten aufschreiben, dann dazu Audio Recordings singen und die Lyrics dazu schreiben und das alles auf einem Gerät. Deshalb möchte ich so wie ich Begonnen habe auch Enden: Das Go 10.3 ist ein hervorragendes Gerät für alle Kreativköpfe.