Bravely Default 2 Test (Switch): Krieger des Lichts
Mit Bravely Default 2 kommt ein neuer RPG-Kracher für Nintendo Switch. Was das Spiel alles kann, lest ihr hier im Review!
Warum Teil zwei?
Mit Bravely Default kam 2012 ein JRPG von Silicon Studio für den Nintendo 3DS in den Handel. Dieses Game startete ursprünglich als ein Sequel für Final Fantasy: The 4 Heroes of Light – daher auch das Thema, dass in diesem Titel die Krieger des Lichts die Helden sein würden. Individuelle Elemente wurden von Serien wie Dragon Quest beeinflusst, und das Rollenspiel machte einiges neu. Die Mischung aus traditionellen Rollenspielelementen und neuen Ideen kam bei der Spielerschaft gut an.
Deswegen gab es in Japan verschiedene Ableger und Spin-offs. Ein direkter Nachfolger namens Bravely Second: End Layer kam 2016 für den Nintendo 3DS heraus. Doch dann entschied man sich bei Nintendo, ein weiteres Sequel zu veröffentlichen, das in einer völlig neuen Welt spielen soll. Das bringt uns zu Bravely Default 2 (hier geht’s zur offiziellen Website), das weltweit erscheint. Es wird wohl wieder Mechanismen aus den Vorgängern beinhalten, aber auch eigene, neuartige Ideen mitbringen. Trailer zum Spiel gefällig?
Über Bravely Default 2
In Bravely Default 2 beginnt ihr euer Abenteuer als Seth. Die klassische Amnesie hat den jungen Helden befallen, und ihr erleidet zu Beginn des Titels Schiffsbruch. Aufwachen werdet ihr in einer Umgebung, die ihr so noch nie gesehen habt. Der Protagonist wird von zwei Unbekannten gerettet – einem älteren Herrn und einer jungen Dame. Wenig später stellen sie sich als Sir Sloan und Lady Gloria vor. Die beiden befinden sich als Prinzessin von Musa samt Geleitschutz auf einer Reise.
Seth (dessen Namen ihr übrigens zu Beginn frei wählen dürft) begleitet also das ungleiche Paar. Schritt für Schritt erkundet ihr die Stadt und Umgebung von Halcyonia. Ähnlich wie in Final Fantasy Crystal Chronicles geht es auch in Bravely Default 2 um Krieger des Lichts, die dank Kristallen besondere Fähigkeiten erlangen. Gloria ist nämlich auf der Suche nach diesen vier Artefakten, um die Welt vor einem größeren Übel als jemals zuvor zu schützen. Die hehren Ziele überzeugen euren Helden, und fortan schließt ihr euch der Gruppe an.
Das Job- und Kampfsystem
Grundsätzlich hat Bravely Default 2 ein rundenbasiertes Kampfsystem. Das bedeutet, dass ihr euch zur Eingabe eurer Befehle Zeit lassen könnt, so viel ihr wollt! Eine Reihenfolge wie in Final Fantasy 10 gibt es nicht – kleine Rufzeichen-Indikatoren zeigen an, welcher Gegner möglicherweise demnächst angreift. Bis zu vier Mitglieder können in eurer Gruppe gleichzeitig kämpfen, und bei manchen Passagen im Spiel habt ihr auch eine Begleitung. Diese fünfte Figur greift manchmal in den Kampf ein (oder auch nicht) – solange das der Fall ist, ist es ratsam, eure Truppe zu trainieren. Wie es sich für ein echtes JRPG-Spiel gehört, gibt es natürlich Erfahrungspunkte.
Eure Figuren steigen also nach und nach im Level auf, und ihr könnt jederzeit frei zwischen verfügbaren Jobs wechseln. Diese Rollen sind etwa Freiberufler, Weißmagier, Schwarzmagier, Mönch, Vorkämpfer und noch viele mehr. Jede dieser Rollen hat ihre eigene Aufgabe und kommt mit eigenen Statuswerten und Talenten daher. Es gilt, eine ausgewogene Gruppe durch Bravely Default 2 zu führen – und je höher euer Joblevel wird, umso stärker ist euer Charakter in dieser spezifischen Rolle. Soweit nichts Neues, doch das Spiel hat einen ganz eigenen Twist auf Lager.
Brave & Default
Der Name Bravely Default 2 ist nicht zufällig gewählt. Sowohl „Brave“ als auch „Default“ stehen für einen Mechanismus im Kampf, den es so in anderen Titeln (abgesehen vom Vorgänger) nicht gibt. Ein Wert namens „BP“ (Brave Points) erhöht sich nämlich mit jeder Runde, in der ihr euch mittels „Default“-Befehl verteidigt. Maximal 3 BP-Punkte dürft ihr auf diese Weise anhäufen. In diesem Spiel könnt ihr nämlich eure Züge auf Wunsch entweder aufsparen oder einen Vorschuss nehmen. Habt ihr etwa das Maximum von 3 BP erreicht, könnt ihr dann bis zu vier Mal in Folge etwas ausführen – ohne eine Strafe jeglicher Art.
Wollt ihr aber gleich zu Beginn eines Kampfes (wo ihr 0 BP habt) vier Mal etwas tun, geht das genauso. Allerdings seid ihr dann mit -3 BP für die nächsten drei Runden handlungsunfähig! Es obliegt also eurer Taktik, ob ihr Kämpfe durch schnelles und hartes Zuschlagen rasch entscheiden wollt. Geht euch das auf, sind die Kämpfe schnell entschieden und ihr steigt leicht im Level auf. Doch wehe, wenn eure All-in-Taktik fehlschlägt, dann müsst ihr die nächsten Runden zusehen, wie sich die Gegner rächen. Nicht nur das, die BP-Strategien können auch von euren Feinden verwendet werden. Ihr müsst also immer damit rechnen, harte Schläge zu kassieren!
Strategie auch außerhalb des Kampfes
Jeder Gegner in Bravely Default 2 ist zuvor auf dem Bildschirm zu sehen. Diese Feinde haben ihre eigene Verhaltensweise und Bewegungsmuster. Seid ihr etwa viel zu stark, flüchten sie panisch vor euch, ansonsten laufen sie euch nach. Dank Spurtfunktion (lässt sich auch standardmäßig aktivieren) habt ihr allerdings einige Optionen! Ihr könnt den Begegnungen entweder großräumig ausweichen, oder aber mit einem Schwerthieb (wie in Breath of Fire 5) den Kampf mit einem Vorteil – also 1 BP – beginnen.
Gleichzeitig dürft ihr durch diese horizontalen Schwerthiebe auch hohes Gras vernichten. Manchmal findet ihr durch dieses „Rasenmähen“ pg, die Währung in Bravely Default 2, aber seltener auch Ausrüstungsgegenstände für eure Truppe. Je nachdem, welche Jobs eure Figuren gerade innehaben, empfiehlt es sich, passende Waffen und Rüstungen parat zu haben. Nicht nur das, passive Fertigkeiten, die ihr erlernen und anlegen dürft, geben euch weitere Boni im Spiel. All dies wird euch in den zahlreichen Menüs des Titels nähergebracht. Bis ihr alles verstanden habt, müsst ihr euch drei bis vier Stunden Zeit lassen – dann belohnt euch das Game in vielerlei Art!
Erkunden und ein Idle-Game
Das Spielgeschehen in Bravely Default 2 seht ihr grundsätzlich aus einer isometrischen Perspektive. In den einzelnen Gewölben findet ihr manchmal Teleportkreise, die ein eventuelles Backtracking sehr einfach machen. Schnellreisen per Karawanenwagen sind ebenfalls mit von der Partie, und auch Speicherpunkte gehören zum Repertoire des Spiels. Dazu dürft ihr auf Wunsch den Schwierigkeitsgrad und andere Verfeinerungen des Spielerlebnisses jederzeit anpassen. Der Text ist übrigens sehr groß geraten, das finde ich persönlich angenehm und ziehe den Fakt den kleineren Texten anderer Games jederzeit vor.
In Bravely Default 2 gibt es kein StreetPass-Feature mehr, wie es beim 3DS-Vorgänger der Fall war. Hier gibt es eine Art Online-Modus, wo ihr euer Boot losschicken dürft. Das Boot schippert also durch die Gegend, während eure Nintendo Switch im Standby-Modus schlummert. Auf zufällige Art und Weise trefft ihr so auf andere Spieler, und ganz von selbst werden Inseln erkundet, Monster gefällt und Schätze eingeheimst. Wenn ihr also das Idle-Game während eurer „Downtime“ nutzt, bekommt ihr so gratis eine Vielzahl von Items und kleinen Hilfestellungen. Denkt nur daran, alle 12 Stunden (im echten Leben gerechnet) mit der Bootsfrau zu sprechen!
Die Monster kommen des Nachts
Ein weiterer Mechanismus in Bravely Default 2 erfordert eure Aufmerksamkeit. Es gibt nämlich einen Tag/Nacht-Zyklus im Spiel, und damit gibt es ganz eigene Herausforderungen. Ihr werdet nämlich früh im Game gewarnt, dass ihr nur bei Tag reisen solltet. Denn in der Nacht werden die Monster zahlreicher und somit stärker. Dazu kommt, dass ihr durch gezieltes Herumlaufen die Monstergruppen auch zusammenführen könnt. Wenn ihr dann mit einem Schwerthieb den Kampf beginnt, während viele Monster beisammen stehen, beginnt so ein Serien-Kampf.
Habt ihr es etwa geschafft, drei verschiedene Monstergruppen (etwa durch Anfüttern) nahe zusammenzubringen, müsst ihr dann drei Kämpfe hintereinander bestehen. Während das rasche Einsetzen und Ins-Minus-Gehen bei euren Brave Points bei einem Einzelkampf Sinn machen kann, rächt sich diese Vorgehensweise bei einer solchen Kampfserie. Wenn ihr diese Kette aber erfolgreich abschließt, bekommt ihr immer höher werdende Boni für eure Erfahrungs- und Jobpunkte, je mehr Schlachten ihr in Folge schlagt. Man kann Bravely Default 2 also durchaus optimiert spielen, ihr müsst euch nur mit den einzelnen Mechaniken auseinandersetzen!
Eine Story voller Wendungen
Wie es sich für ein gutes JRPG gehört, kann auch Bravely Default 2 mit einigen Plot Twists aufwarten. Da die Spielzeit sich ganz schön erstreckt (die Vorgänger konnte man schon locker an über 50 Stunden spielen), ist es auch wichtig, dass ihr motiviert bleibt. So ist das auch in diesem Titel: Bösewichte sind meist von der ersten Sekunde an erkennbar, doch nicht immer ist alles so, wie es scheint. Es macht jedenfalls Freude, die verschiedenen Ortschaften zu erkunden. Dass dabei aber so manches Mal mit Klischees gespielt wird, dient nur der Sache und wertet das Erlebnis dabei nicht ab.
Persönlich gut gefallen hat mir die Freiheit, die euch das Jobsystem bietet. Da ihr jeden Beruf einzeln aufleveln müsst, ist es sehr gut, dass ihr später mit wenigen Kämpfen vernachlässigte Jobs rasch auf ein annehmbares Niveau heben könnt. Das macht das Ausprobieren im weiteren Spielverlauf schon spaßig und lädt euch dazu ein, sowohl eure Figuren als auch eure Berufe in Bravely Default 2 aufzuleveln. Verschiedene Umstände erfordern verschiedene Partygruppen, und wie so oft ist auch in diesem JRPG eine ausgewogene Truppe einem Spezialistenverein vorzuziehen.
Nicht ganz perfekt
Bravely Default 2 ist letzten Endes ein JRPG, wie es im Buche steht. Das bedeutet, dass Schwierigkeitsspitzen an zufälligen Stellen an der Tagesordnung stehen. Nicht nur das, Nebenquests bringen euch auch “nur” Geld und Gegenstände, aber keine Erfahrungspunkte. Das macht es einfach, sie vielleicht zu überspringen, macht aber dabei keinen Fehler. Die Jobpunkte-Kugeln sind teils überlebenswichtig, und ein wenig Grinding alle paar Stunden hat noch niemandem geschadet. Dass euch das gefallen und liegen muss, liegt in der Natur der Sache.
Dementsprechend ist es auch ein wenig gemein, dass das Ausrüstungsmenü euch mit Information überflutet. Nur, wer die Ausrüstung und deren Boni auf Lebenspunkte und mehr clever einsetzt, hat im späteren Verlauf eine Chance. Da ihr die Jobs durch Bosskämpfe nach und nach freischaltet, werden euch die Möglichkeiten erst durch das Spielen von Bravely Default 2 an die Hand gegeben. Bis also viele Jobs zur Auswahl stehen, habt ihr euch schon durch einige lange Dialoge geklickt. Wie übrigens das Feedback zur Demoversion ausfiel, seht ihr hier:
Bravely Default 2: Die Technik
Was rasch auffällt, ist die Grafik. In Bravely Default 2 treffen wunderschöne Hintergründe (oft mit Wasserfarben gezeichnet) auf detaillierte Gebäude. Auch im Kampf sind die Charaktermodelle, insbesondere von manchen Gegnern, wirklich schön anzusehen. Dass die Nintendo Switch nicht mit absoluter 4K-Grafik bei 60 Bildern pro Sekunde glänzt, ist logisch. Aber Bravely Default 2 sieht auch bei 30 Bildern pro Sekunde in Full HD noch immer gut aus, dafür sorgt der ganz eigene Artstyle. Der erinnert nicht nur an den Vorgänger, sondern teils auch ein wenig an Octopath Traveler und das kommende Eiyuden Chronicles.
Was den Soundtrack des Titels anbelangt, so bin ich voll des Lobes. Zwischen gemütlichem Gedudel, spannenden Stakkatos und interessanten Intermezzo-Tunes gibt es nichts, was euch auch nach vielen Spielstunden nervt. Viel eher gibt es genügend Stücke, die Ohrwurmpotenzial besitzen. Die zahlreichen, mit vielen Akzenten englisch vertonten Zwischensequenzen tragen zur Stimmung bei. Bei der Steuerung kann ich Bravely Default 2 ebenfalls nichts vorwerfen, sowohl im Handheldmodus als auch am TV steuert sich alles hervorragend. Minimaps helfen euch, Markierungen weisen den Weg, und auch Schnellreisen stehen zur Verfügung.
Fazit: Fast ein Must-Have für Fans
Wenn ihr auch nur im Entferntesten etwas mit JRPGs anfangen könnt und eine Switch euer Eigen nennt, solltet ihr euch Bravely Default 2 ansehen. Es gibt auch eine kostenlose Demo im eShop, die euch eure Entscheidung erleichtert. Fest steht, dass sowohl der liebevolle Artstyle wie auch die hochwertige Präsentation dieses Spiel ganz weit oben stehen lassen. Der rundenbasierte Kampfstil ist vielleicht nicht etwas für die ganz breite Zielgruppe, aber das Brave/Default-System und die Vielzahl an Jobs peppt das Kampfsystem gehörig auf. Langweilig wird es jedenfalls nicht!
Viele Einstellungen wie das Fast Forward-Feature in Kämpfen sind reine Befindlichkeiten, ich finde es toll, dass sie im Spiel vorhanden sind. Manchmal hat der Plot so seine Durchhänger, und auch ein hochwertiger Titel wie dieser kommt nicht ohne seine Plattitüden aus. Doch genau deswegen mag man JRPGs: Neben Wendungen in der Story gibt es auch manchmal übertriebenes Drama. Kurz gesagt, wenn ihr euch mit dem Kampfstil in der Demo vertraut gemacht habt und ihn für gut befindet, gibt es keine Ausrede. Dann ist es kein Fehler, euch Bravely Default 2 anzuschaffen!