Captain Tsubasa: Rise of New Champions Test (PC): Arcade-Fußball mit Fanservice
In Captain Tsubasa: Rise of New Champions schlüpft ihr in die Haut der tollen Fußballstars. Ob sich das Spektakel lohnt, lest ihr in diesem Review! Zur Steam-Seite der PC-Version geht es gleich hier.
Manchmal ist man begeistert von Spielen, die eine Serie umsetzen, und manchmal sind sie zum Vergessen. Ich weiß heute nicht mehr, was ich vom Tsubasa-Mobilspiel (zum Test) halten soll, es hat zwar kurzzeitig Spaß gemacht, aber die Langzeitmotivation ist weg. Mit dementsprechend gemischten Gefühlen habe ich Captain Tsubasa: Rise of New Champions getestet, und schon nach wenigen Augenblicken waren meine Zweifel so gut wie beseitigt. Warum ich den Titel auch Nicht-Serien-Fans empfehle, aber dennoch nicht alles Gold ist, was so schön glänzt, lest ihr im Test!
Über Captain Tsubasa: Rise of New Champions
Grundsätzlich gibt es über die Serie so einiges zu erzählen. Es handelt sich um die Jugend aus Japan, die es sich im frühen Alter schwört, einmal bei der Weltmeisterschaft um den Titel mitzukämpfen. Bei den tollen Fußballstars gab es so einige unverwechselbare Merkmale: Das Spielfeld war im Anime ewig lang, sämtliche Protagonisten hatten eine weltmeisterliche Ausdauer, und jeder Schuss flog in Eierform auf das Tor. Da verwundert es nicht, dass die Haupthelden auch markante Spezialschüsse wie den Tigerschuss, den Top-Spin oder den Adlerschuss beherrschten. Captain Tsubasa: Rise of New Champions hält sich eng an diese Vorlage.
Klar gibt es hier ein Wiedersehen mit sämtlichen Charakteren, die sowohl im Manga als auch im Anime vorkommen. Allerdings geht dieses Spiel noch den entscheidenden Schritt weiter und gibt euch auch Namen und Werte sämtlicher MitspielerInnen, die man so noch nie gesehen hat! Das alleine macht Captain Tsubasa: Rise of New Champions schon zu einem Pflichttitel für Fans der Serie. Damit aber keine Langeweile aufkommt, gibt es mehrere Spielmodi im Game. Die wichtigste für SolospielerInnen ist auf jeden Fall die Reise, die ihr in zwei Kapitel spielen dürft.
Die Reise – der Karrieremodus
Das namensgebende erste Kapitel der Reise behandelt Tsubasas Jugend. Tsubasas Traum ist es, in Brasilien zu trainieren und so zum besten Spieler aller Zeiten zu werden. Er wurde allerdings, anders als versprochen, als Kind von seinem Freund und Trainer Roberto nicht nach Brasilien mitgenommen. Tsubasa fühlt sich daher unwürdig, in Brasilien zu trainieren und legt mit seiner Stammschule Nankatsu einen unheimlichen Lauf hin. Bis zu den dritten Mittelschulmeisterschaften bleibt sein Team unbesiegt, und hier steigt ihr ein. Schafft ihr es, gegen alte und neue Rivalen den dritten Turniersieg einzufahren und die Legende Nankatsus endgültig zu zementieren?
Die Reise ermöglicht es euch auch, einen eigenen Spieler von Grund auf zu erschaffen. Ihr habt die Wahl zwischen einem Verteidiger, einem Mittelfeldspieler und einem Stürmer bei den Schulen von Toho, Furano und Musashi. In einer neu geschaffenen Liga könnt ihr euch binnen wenigen Spielen einen Namen machen, und so schafft ihr es in die japanische Nationalauswahl. Durch Entscheidungen zwischen den Spielen und dem Pflegen von Freundschaften zu gewissen Spielern könnt ihr so eurem Eigengewächs unterschiedlichste Skills antrainieren. Somit steht eurem Traumspieler mit all seinen Fähigkeiten nichts im Wege!
So erstellt ihr euren Starspieler
Wie vorhin erwähnt, müsst ihr eine Rolle für euren eigenen Spieler festlegen. In jedem Spiel bekommt ihr eine Wertung – Stürmer steigern leichter ihre Dribbling- und Schusswerte, Mittelfeldspieler steigern leichter ihre Passwerte und Verteidiger fällt es leichter, gute Abfangen-Werte zu bekommen. Nicht nur das, je nach Team, für das ihr spielt, bekommt ihr auch andere Aufgaben gestellt. Das Team Toho mit dem Torjäger Hyuga sollte immer möglichst hoch gewinnen, wohingegen das Team von Furano mit Captain Matsuyama stets eine hohe Teamwertung erreichen sollte. Das Team Musashi wird vom Genie Jun Misugi geführt, der euch wechselnde Aufgaben stellt.
Je nachdem, wie gut ihr euch beim Erreichen dieser Ziele anstellt, umso mehr Punkte gibt es für euren Avatar. So dürft ihr Werte wie Geschwindigkeit, Technik und Schusskraft steigern, was euch im Gegenzug in der nächsten Partie noch nützlicher macht. Schaltet ihr zwischen den Spielen durch Dialogoptionen Spezialtechniken oder -schüsse frei, dürft ihr diese ebenfalls vor der nächsten Partie aktivieren und ausrüsten. Fast schon nebenbei schaltet ihr Anime-Sequenzen in Captain Tsubasa: Rise of New Champions frei, die ihr euch jederzeit im Archiv ansehen dürft. Je länger ihr spielt, umso mehr Goodies wie Frisuren und Anpassungsoptionen bekommt ihr.
Eine Partie Fußball gefällig?
Das ist alles schön und gut, aber all das bringt nichts, wenn das Gameplay von Captain Tsubasa: Rise of New Champions nicht Spaß macht. Ihr dürft dieses Spiel mit keiner Simulation wie FIFA oder PES vergleichen, hier wird Arcade ganz groß geschrieben. Doch ganz wie im Anime ist es auch nicht: Nur, weil ihr gerade ein Wunderkind wie Tsubasa oder Misugi steuert, bedeutet dies nicht, dass ihr automatisch bis vor das gegnerische Tor kommt. Dazu braucht es auch ein wenig von eurem Geschick und eurer Taktik, und ich finde, dass dieses Game diese Mischung aus Charakterstatuswerten und menschlichen Eingaben wirklich gut hinbekommt.
Es handelt sich um Fußball, und da ist klar, dass ihr einfache Pässe, Pässe in den Lauf und Schüsse in jeder Stärke durchführen könnt. Bleibt ihr allerdings bis zum Anschlag auf dem Pass- oder Schussknopf, ohne dass euch zwischenzeitlich der Ball abgenommen wird, könnt ihr eine Spezialität vom Stapel lassen. Wenn ihr zwei erfolgreiche Dribbling-Aktionen aneinanderreiht, füllt sich eure Energieleiste, mit dem ihr sprinten oder so richtig durchziehen könnt. Fast jeder bekannte Schuss hat es in Captain Tsubasa: Rise of New Champions geschafft, und nach kurzer Einarbeitungszeit quält ihr die gegnerischen Torhüter mit verschiedensten Schüssen.
Schere-Stein-Papier beim Kicken
Die taktische Komponente im Spiel hat aber nicht nur mit dem Fußball an sich zu tun. Klar, niemand ist so schnell wie ein Pass in die Tiefe, aber selbst bei direkten Zweikämpfen gilt es, rasch zu reagieren. Grätschen könnt ihr behände ausweichen, doch wenn ihr im Vollsprint von jemandem abgefangen werdet, könnt ihr mit einem Tastendruck einen Trick anwenden. Auch hier gibt es verschiedenste Varianten in Captain Tsubasa: Rise of New Champions, die ihr ausrüsten dürft. Das südamerikanische Dribbling etwa gestaltet es euch als sehr einfach, an einzelnen Gegenspielern vorbeizukommen, aber auch andere Fähigkeiten sind sehr effektiv.
Dieses Prinzip fordert euch stets auf dem Spielfeld, doch am Ende steht ihr immer vor dem Torhüter. Auch dieser hat einen Energielevel, und durch Schüsse könnt ihr diesen Pegel senken. Erst, wenn euer Schuss dem gegnerischen Torhüter mehr Willenskraft raubt, als er zur Verfügung hat, erzielt ihr einen Treffer. Schade in Captain Tsubasa: Rise of New Champions ist es jedoch, dass ihr fast immer zumindest drei Versuche braucht, bevor ihr ein Tor erzielt. Im Gegenzug dazu bekommt ihr im späteren Verlauf des Games beim ersten Schuss einen Gegentreffer, egal, ob ihr die Helden Wakashimazu oder Wakabayashi zwischen den Pfosten stehen habt.
Was es sonst noch gibt
In Captain Tsubasa: Rise of New Champions erwartet euch neben der Reise auch die Möglichkeit eines Offline-Vier-Spieler-Modus. Hier könnt ihr entscheiden, wer von euch der oder die Beste ist! Nicht nur das, auch ein Dream Team-Modus gibt euch die Option, ein eigenes Traumteam aus sämtlichen Charakteren zu erstellen. Natürlich dürft ihr dabei auch die eigens erstellten Avatare verwenden, glücklicherweise gibt euch das Spiel die Möglichkeit, mehr als nur einen Spieler zu erstellen. Schnell habt ihr dann eine Truppe starker Sportler beisammen, die den Fan in euch glücklich macht. Geeks lieben auch die Ansicht sämtlicher offiziellen Spieler mit Werten und Fähigkeiten.
Verschiedene Online-Modi lassen euch dann gegen andere SpielerInnen auf der Welt antreten. So spielt ihr um Trophäen und diverse Belohnungen, und ihr wisst schon, dass es im Onlinemodus wesentlich ruppiger zugeht als offline. Captain Tsubasa: Rise of New Champions präsentiert sich hier klassisch – sämtliche Offline-Optionen sind mehr oder minder ein erweitertes Tutorial, das euch auf das Online-Spiel gegen andere vorbereitet. Dementsprechend gibt es eine klare Diskrepanz beim Kampf gegen die CPU, ungeachtet des Schwierigkeitsgrades, und bei Spielen gegen andere menschliche SpielerInnen.
Die Technik des Spiels
Was das Team hinter dem Titel geschafft hat, ist, dass der Anime rund um Tsubasa Ozora hier richtig zum Leben erweckt wird. Das wird insbesondere beim Karrieremodus, also bei „der Reise“ erkenntlich, da ihr genau der Manga-Vorlage entsprechend spielt. Sämtliche Rivalitäten, Schüsse, Animationen, Gesichtszüge und Umgebungen werden in Captain Tsubasa: Rise of New Champions so getreu umgesetzt, dass es eine Freude ist. Fans sehen sich auch nach 20 Spielstunden noch nicht satt, und bis auf kleine Unschärfen bei den Kanten und kleine Hänger bei Online-Partien kann man der Optik wirklich nichts ankreiden.
Der Sound kann da nicht ganz mithalten, schließlich geht es hier eher nur um die einzelnen Stimmen, die verschieden schreien. Das passt so, wie es ist, auch die Soundeffekte sind gelungen, aber die Opulenz der Grafik wird da nicht erreicht. Zu guter Letzt muss man noch das Handling von Captain Tsubasa: Rise of New Champions ansprechen – mit einem Controller spielt sich das Game hervorragend. Sprinten, tricksen, Pässe und auch Superschüsse gehen schnell ganz einfach von der Hand, dafür sorgen auch die gut durchdachten Tutorials. Ein wenig eingewöhnen müsst ihr euch an die schnelle Arcade-Action, aber danach läuft es ganz gut!
Besser als gedacht, nicht nur für Fans
Als Fan ist man irgendwie ein gebranntes Kind, sehr selten wird eine Game-Umsetzung einer beliebten Vorlage so, wie man sie sich wünscht. Diese Angst hatte ich klarerweise auch bei Captain Tsubasa: Rise of New Champions, und ehe ich es mich versah, hatte ich schon über 30 Stunden in den Titel investiert! Das ist wohl das beste Lob, das man dem Spiel aussprechen kann. Die einzige wirkliche Problematik für mich im Einzelspielermodus ist es, dass eure Torhüter (allesamt Helden im Manga!) im späteren Spielverlauf prinzipiell pure Dekorationsartikel sind. Das wird den Charakteren nicht gerecht und stellt ungeübte SpielerInnen vor Probleme, die sie so eigentlich nicht haben sollten.
Auch beim Online-Modus muss man noch ein wenig Geduld aufbringen, was das Matchmaking als auch kleinere Bugs wie Abstürze anbelangt. Das Team hinter dem Titel hat aber bislang regelmäßig mit Patches nachgebessert, und ich gehe davon aus, dass dies auch in Zukunft so weitergeht. Solange ihr nicht beim Einkauf der kosmetischen Artikel über die Stränge schlagt, habt ihr auch kein Problem mit dem Haushalt eurer In-Game-Punkte. Wenn ihr die Serie mögt, solltet ihr euch Captain Tsubasa: Rise of New Champions holen, Fußballfans mit Hang zur Arcade-Action dürfen hier abseits der großen Serien ruhig einmal näher hingucken!