Coco – Lebendiger als das Leben in der Kinokritik
Ah, Weihnachten! Die beste Zeit im Jahr, um sich mit der ganzen Familie herzzerreißende Animationsabenteuer anzusehen. Und was käme da Geeigneteres in Frage, als ein rühriger Pixar-Streifen von den Nemo-MacherInnen? Coco verspricht eines dieser Glanzlichter zu sein, welche aus der Masse der Animationsfilme durch seine tiefgründige Handlung, treffsicheren Humor und liebenswerte Figuren heraussticht. Ich habe mir Coco im Kino angesehen um festzustellen, ob der Film in die großen Fußstapfen von Nemo, Buzz Lightyear oder Mrs. Incredible treten kann. Ob ich den Kinosaal zu Tränen gerührt, oder doch nur peinlich berührt verlassen habe, lest ihr in meiner Review.
Per Kochrezept zum Animations-Hit
Man nehme eine exotisch juvenile Heldenfigur, ein Mentor mit gotteskomplex und einen tierisch-komischen Side-Kick. Man würze das Ganze mit überprotektiven Eltern, die ihr Erbe fortgeführt wissen wollen, und einer wunderlichen Alten. Dann mit etwas Weigerung und Apothese abschmecken, und rund zwei Stunden köcheln lassen. Fertig ist ein Meisterwerk: Vaiana!
Wie Vaiana, nur Mexikanisch
Tja, tatsächlich hält sich Coco akribisch an jenes Kochrezept, welches auch schon die polynesische Disney-Prinzessin erfolgreich gemacht hat. Diesmal mischen die MacherInnen aber eine Brise Chili in die Salsa. Der Held dieses Abenteuers heißt Miguel und lebt mit seiner Familie in Mexiko. Miguels Eltern führen einen angesehenen Schuster-Betrieb in vierter Generation, und haben eines gemein: Sie alle hassen Musik! Alle, außer dem quirligen Miguel. Der kommt wohl ganz nach seinem Ur-Urgroßvater, der ein berühmter Mariachi gewesen sein soll. Der aufgeweckte Junge denkt gar nicht daran, bei seinen Leisten zu bleiben, sondern strebt eine Karriere als Musiker an, sehr zum Leidwesen seiner Familienmitglieder.
Zum Sterben schön
Als Miguel am mexikanischen Feiertag der Toten, dem Día de los Muertos, an einem Talentwettbewerb teilnehmen will, wiederfährt ihm eine Berufung, die ihn in die Welt der Gestorbenen befördert. Dort trifft er auf seine Vorfahren, die ebenfalls alle der Musik abgeschworen haben. Mithilfe seines Hundes Dante muss Miguel seinen verstorbenen Ur-Urgroßvater finden, um in die Welt der Lebenden zurückkehren zu können. Dabei entfacht Miguel nicht bloß seine eigene Leidenschaft zur Musik, sondern sorgt ganz nebenbei auch für eine Family-Reunion der übernatürlichen Art. Wer dann schlussendlich Miguels berühmter Musikanten-Vorfahr war, und was genau die namensgebende Coco damit zu tun hat, das erfahrt ihr im Kino.
Fazit zu Coco – Lebendiger als das Leben
Wenngleich der Untertitel der deutschen Version einfach hinzugedichtet wurde, ist er vom ersten bis zum letzten Takt Programm! Miguel und seine klapprige Verwandtschaft sind tatsächlich lebendiger als das Leben. Der morbide Charme mexikanischer Frömmigkeit wird durch Pixars sicheres Gespür zu einem ganz besonderen Kinoerlebnis. Ich war schon von Vaiana sehr angetan, und das Erfolgsrezept der Campbell’schen Heldenreise kommt einfach nie aus der Mode. Natürlich steckt auch Coco wieder voller emotionaler Momente, und wer nah am Wasser gebaut ist, sollte sich ausreichend Taschentücher mit ins Kino nehmen. Diese kunterbunte Explosion aus Farben, Songs und Gefühlen trifft wieder einmal voll ins Schwarze, und ist ein Waschechter Disney/Pixar-Hit für die Vorweihnachtszeit. Unbedingt ansehen!