Das war die Pixelvienna 10
Ziemlich fertig, aber top motiviert sind wir von der Pixelvienna 2015 zurückgekommen. Und eines ist gewiss: Großartig war’s, wir kommen nächstes Jahr gern wieder!
Zum zehnten Mal fand vom 30. Oktober bis zum 1. November die Pixelvienna statt, ein Event, das bei jedem Computergrafikfan pure Freude entfacht. Was anfänglich mit kleinen Bierrunden und Themengesprächen begonnen hat, ist heute das größte Computergrafik-Event in ganz Österreich. Mehr als 20 Top-Speaker aus den unterschiedlichsten Ländern hielten drei Tage lang Talks zu Themen wie Animation, Lichteffekten, Pre-Visualization für Hollywood und Game Development.
Unmengen an Leuten füllten schon frühmorgens die Hallen der Technischen Universität Wien, um ja nicht den Talk von Johannes Figlhuber, dem 2D-Lead-Artist von Ori and the Blind Forest, zu verpassen. Der Spezialist erklärte genau, nach welchen Kriterien und Anforderungen er die Welten und Figuren entworfen hat. Beispielsweise ist der kleine Ori so designt worden, dass er leicht wiedererkennbar ist und als sehr dynamische Figur mit flatternden Ohren durch die magischen Welten springen kann. Spannend ist auch, dass alle Figuren erst in 3D modelliert, später aber als 2D Spritesheets verwendet worden sind. Dies erleichtert spätere Änderungen und Verbesserungen.
Die lokale Indie-Entwicklerszene war ebenfalls gut vertreten. Stefan Malzner und Alex Amon stellten die neue Netzwerkplattform indiegame.at vor, die zum Vernetzen, Sichtbarmachen und Informationsaustausch verwendet wird. Stillalive Studios, Rarebyte und Stefan Srb erzählten uns von ihren bisherigen Erfahrungen in der Spieleentwicklung, wobei Mateusz Gorecki von Rarebyte einen wunderbaren Tipp für angehende EntwicklerInnen hat: „Don’t start a MMO… Ever!“
Phillipp Seifried, dessen eigenes Spielprojekt Ace Ferrara And the Dino Menace vor einiger Zeit veröffentlich wurde, gab Einblicke in die verschiedenen Shader und Effekte, die verwendet wurden, um das Spiel so lebendig zu gestalten. Jeder Hintergrund wird mit Wobbeleffekten, Sternleuchten, Nebel- und Partikeleffekten zum Kunstwerk.
Ken Fountain, seines Zeichens Animator, zeigte live, wie man Figuren zum Leben erweckt. Das Publikum durfte sich für einen Charakter entscheiden, wobei die Entscheidung auf ein Kleinkind fiel. Ken öffnete Maya (ein 3D-Programm) und begann sofort, eine Figur mit Gelenken zu animieren. Immer wieder stand er dabei auf und zeigte vor, wie das Kleinkind unsicher nach vorn gebeugt durch die Welt stolperte.
Eine schöne Abwechslung bot der Vortrag von Thomas Aichinger über Musik. Die Aufgabe von Musik ist es, die Stimmung der KonsumentInnen zu unterstützen und zu begleiten. Wenn eine Szene zwei Charaktere beinhaltet, wobei der eine glücklich und der andere traurig ist, kann Musik entscheiden, welche Stimmung wir bewusster wahrnehmen und mit welcher Figur die ZuschauerInnen mehr mitfühlen. Ganz zum Schluss durften alle Interessierten noch David Luongs Matte Paintings bewundern, die in Filmen und Spielen zum Verstecken und Erstellen von Kulissen verwendet werden. Er gewährte einen Einblick in seine Photoshop-Dateien, die aus unzählig vielen Ebenen, Masken und Farbanpassungen aufgebaut sind.
Zwischen spannenden Vorträgen hatte man beim Buffet die Möglichkeit, sich mit anderen BesucherInnen auszutauschen. Als schöne Erinnerung an das Event konnte man sich von Xi Ding als Karikatur malen lassen, der so charmant war und sich bei Frauen mit großen Nasen und schielenden Augen mehr zurückhielt als bei Männern.
Ein besonderes Highlight des Events war die Pixel-Afterparty, bei der sich Künstlern bei Sketch-Battles duellierten. Zu gestellten Themen hatten sie 20 Minuten Zeit, ihre gemalte Interpretation zu erstellen. Mit Beamer wurde das Ganze live auf eine Leinwand übertragen, wodurch alle Partygäste die Möglichkeit hatten, Johannes Figlhuber, Tobias Mannewitz und vielen weiteren hervorragenden Künstlern beim Zeichnen zuzusehen.
Großer Dank gebührt auf jeden Fall den freiwilligen OrganisatorInnen, die das ganze Jahr über in ihrer Freizeit auf dieses Event hingearbeitet haben.
Es waren sehr anstrengende Tage, die sich aber definitiv ausgezahlt haben. Wirklich schön war es, unter lauter Gleichgesinnten zu sein, sich auszutauschen und gegenseitig Tipps zu geben. Alle Vortragenden waren überaus nett, und man hat ganz einfach mit ihnen reden können. Nach den Talks waren sie sowieso genauso interessierte Festival-BesucherInnen, die man in den Publikumsreihen entdecken konnte. Recht amüsant war zudem die Möglichkeit, mit den großen Vorbildern am Abend bei einem Bier über die Themen des vergangenen Tages zu diskutieren. Schade war, dass ich keine einzige Frau auf der Bühne sah (bis auf die Moderatorin), wobei die Veranstaltung auf jeden Fall von beiden Geschlechtern mit gleichem Interesse besucht war. Trotzdem bin ich supermotiviert aus dem Saal gekommen, voller Inspiration und Motivation, einem vollen brummenden Kopf, mehreren neuen Twitter-Kontakten und unzähligen Ideen für neue Projekte.
2016 wird man uns mit Sicherheit wieder dort antreffen können.