Deadpool (Blu-ray) im Test
Im Jahr 2000 war das erste mal eine Hollywood-Adaption von Marvels wohl kontroversestem Helden Deadpool im Gespräch. Seither triefte den Fans von Rob Liefelds Großmaul die Vorfreude aus dem Mund, wie Fett aus einer prall gestopften Chimichanga. Ob Ryan Reynolds Performance als Merc with a Mouth diesen Vorschusslorbeeren gerecht wird, erfahrt ihr in der Blu-ray-Kritik.
Facts:
- Genre: Comicverfilmung/Action-Komödie
- Regie: Tim Miller
- Freigabe: ab 18 Jahren
- Studio: 20th Century Fox
+++ACHTUNG!!!+++LEICHTE SPOILER KÖNNTEN FOLGEN!!!+++
https://youtu.be/fwT-HmCgddc
Story:
…diese Heilung (kommt) eher einer Folter gleich(…), die Guantanamo Bay wie Kinder-Kirmes aussehen lässt…
Der ehemalige Special-Forces-Soldat Wade Wilson (Ryan Reynolds – Blade: Trinity, X-Men Origins: Wolverine) hat einfach alles: Eine Stripperin als Freundin, einen Job als Söldner und Stalker-Schreck, achja: und unheilbaren Krebs in Leber, Lunge, Prostata und Gehirn! Und das gerade, nachdem er seiner Angetrauten einen Antrag gemacht und sie ihm im Gegenzug das erste mal Analverkehr anbieten möchte. Scheiße gelaufen möchte man da fast sagen. Aber zum Glück gibt es da diesen absolut non-dubiosen Anzug-Träger, der in bester Homeshopping-Sender-Manier verspricht, den smarten Spaßvogel vor diesem Todesurteil zu bewahren.
Aber das Beste kommt erst noch: Dafür, dass der Krebspatient diese experimentelle Prozedur, der sich vor geraumer Zeit auch schon ein gewisser James „Logan“ Howlett a.k.a. Wolverine unterzog, über sich ergehen lässt, bekommt er als Bonus sogar noch Superkräfte spendiert! Dumm nur, dass der schmierige Typ im Anzug nicht erwähnte , dass er a) einen Sklaven aus der Testperson zu machen gedenkt, b) diese Heilung eher einer Folter gleichkommt, die Guantanamo Bay wie Kinder-Kirmes aussehen lässt und c) er dadurch komplett entstellt wird.
Da vergeht selbst einem Großmaul wie Wade das Lachen. Letzten Endes schafft der Superheld wider Willen es aber aus dieser Versuchsanstalt zu entkommen. Ausgestattet mit seinen neuen Superheilkräften und einem Mundwerk, das schärfer schießt, als sein riesiges bleihaltiges Arsenal, schwört Wade, der sich fortan Deadpool nennt, seinen Peinigern im wahrsten Sinne des Wortes mordsmäßig witzige Rache – und was für einen riesigen Spaß er dabei hat, könnt ihr ab sofort auf Blu-ray, DVD und VoD erleben – achja: mit etwas Glück, könnt ihr hier ein Exemplar bei unserem Gewinnspiel gewinnen!
Extras:
- Entfallene/Erweiterte Szenen mit optionalem Audiokommentar von Regisseur Tim Miller
- Spaß am Set (auch auf DVD)
- Von den Comics auf die Leinwand … auf den Bildschirm
- Audiokommentare von Ryan Reynolds u.a.
- Bildergalerien
- Deadpools prall gefüllter Sack voller Spaß (auch auf DVD)
Kritik:
Das ist absurde Komik vom Feinsten!
Das engagierte Gespann aus Regisseur Tim Miller und Produzent/Hauptdarsteller Ryan Reynolds hat es wahrlich geschafft! Sie haben aus Deadpool das infantile, respektlose, sexbesessene und die vierte Wand nicht nur brechende, sondern schlichtweg ignorierende Großmaul gemacht, das er sein soll! Dies beginnt schon im grandiosen Vorspann zum Actionspektakel. Die in Ultra-Slow-Mo gedrehte CGI-Anfangssequenz bereitet die ZuschauerInnen bereits auf noch kommende Gags vor und strotzt nur so vor Selbstironie.
Anstatt der üblichen dargestellten Rollen und Zuständigkeiten begnügt sich Deadpool damit, den Regisseur als „overpaid tool“ oder den nicht gerade durch schauspielerische Präsenz glänzenden Bad-Guy Ajax simpel als „a british villain“ zu beschreiben. Doch das ist nur der Start des schmuddeligen Gagfeuerwerks, das nahezu den ganzen Film über abgefahren wird. Als Deadpool im späteren Verlauf im Vorbeigehen seine blinde Rentner-Mitbewohnerin anfurzt kommentiert er das nur trocken mit „Hashtag: Drive-By“.
Abgesehen von diesen One-Linern, die Ryan Reynolds raushaut wie eine Maschinenpistole hat der Film aber auch grotesk komische Szenen zu bieten, die oftmals an Comedy-Shows, wie beispielsweise Family Guy erinnern. So spielt er, während er sich mit einem Taxi zum nächsten Gefecht chauffieren lässt, wie ein kleines Kind an den Fensterhebern herum, liest aus Langeweile irgendwelche Werbebroschüren und quetscht sich, nachdem ihn das langweilt, auf den Beifahrersitz, wo er dem indischen Taxifahrer Lektionen in der Bewältigung seiner Beziehungsproblematiken erteilt.
Das ist absurde Komik vom Feinsten! Auch die Negierung der vierten Wand beherrscht der Merc with a Mouth so sehr, dass sie neben seinem Heilfaktor fast als zweite Superkraft gelten könnte. Er zählt für das Publikum während einer der vielen stylishen, unheimlich brutalen und cool choreografierten Actionsequenzen die Restmunition in seinem Magazin herunter oder bemerkt nebenbei, dass es ihm komisch vorkomme, dass sich auf Charles Xaviers – manchen besser bekannt als Professor X – Anwesen nur zwei Mutanten herumtreiben. Süffisant quittiert er das dann mit der Feststellung, dass den Produzenten für mehr und beliebtere X-Men wohl das Geld gefehlt habe. Einfach großartig!
Ich als großer Deadpool-Fanboy liebe diesen Film über alles, muss aber nun auch die negativen Seiten ansprechen. Was der Film an kruden und geschmacklosen Scherzen gut macht, das fehlt ihm an wirklich memorablen Widersachern. Wades Peiniger Francis bleibt total blass und sorgt maximal dafür, dass der Söldner mit der großen Klappe ein schlussendliches Ziel am Ende seiner Revenge-Rampage vor Augen hat. Er verkommt wirklich – wie im Titel beschrieben – zu einem 0815 Bösewicht. Gestört hat mich das aber nur wenig, denn dieser erste – und hoffentlich nicht letzte – Deadpool-Streifen ist am Ende des Tages das, was er sein soll: eine actionlastige, blutige und fast schon morbid-witzige Origin-Story.
Sie liefert Späße, die für manche ZuseherInnen schon sehr hart an der Schmerzgrenze liegen. Fans des rot-schwarzen Großmauls werden aber genau diese tiefgehende Beschäftigung mit Wade Wilson alias Deadpool zu schätzen wissen, allein schon als Wiedergutmachung der absolut grottigen Abbildung in X-Men Origins: Wolverine. So bleibt auch mir nur vor Ryan Reynolds zweitem Anlauf, den Merc with a Mouth gebührend zu porträtieren, den Hut zu ziehen! Er spielt diese Rolle nicht nur, er IST Deadpool und wenn es nach ihm geht, spielt er laut eigener Aussage bis zum Ende seiner Tage keine andere Figur mehr! Da Deadpool nicht nur die finanziell erfolgreichste R-Rated-Comic-Adaption ist, sondern gar zum größten Ab-18-Kassenschlager wurde, der bis dato über die Leinwand flimmerte, stehen die Chancen gut!
Deadpool – das Fazit:
Die Blu-ray selbst kann auch mit massig Bonusmaterial überzeugen. Insgesamt warten über 3 Stunden Extras auf euch. Besonders spannend fand ich die erweiterten und entfallenen Szenen, da diese zum Teil gewisse Loop-Holes in der Story schließen beispielsweise, weswegen Wade einfach mirnichtsdirnichts die Liebe seines Lebens verlässt, ohne ihr vorher Bescheid zu sagen, dass er sich auf eine hochexperimentelle Krebs-Therapie einlässt. Deadpools prall gefüllter Sack voller Spaß zelebriert noch einmal die coole Marketing-Kampagne, die dem Film vorausging. Diese bietet alle Clips, Trailer und sogar Krebs-Vorsorge-Werbespots, in denen der Merc with a Mouth sich auf seine unnachahmliche Weise für Hoden-und Brustkrebs-Frühdiagnostik bewirbt. Zum Schreien komisch!
In diesem Sinne: Wärmt eure Lachmuskeln auf, schmeißt schon mal ein paar Chimichangas in die Pfanne und gebt euch im Anschluss Deadpool auf dem Home-Entertainment-Format eurer Wahl, um euch – wie ich – bei dieser unkonventionellen, actiongeladenen Comic-Helden-Comedy die Seele aus dem Leib zu lachen! Unbedingt anschauen!