Die Legende der Prinzessin Kaguya (Studio Ghibli Blu-ray-Collection) im Test
Die bekannte Studio-Ghibli-Blu-ray-Collection bekommt Zuwachs: Wie beim Film Wie der Wind sich hebt im Dezember letzten Jahres handelt es sich bei Die Legende der Prinzessin Kaguya nicht um eine Neuveröffentlichung, sondern um eine Neuerscheinung. Was ich von dem etwas anderen Animationsfilm aus dem Studio Ghibli halte, erfahrt ihr in meinem Testbericht.
Facts
Genre: Anime, Drama, Fantasy
Publisher: Universum Anime
Regisseur: Isao Takahata
Release: 24. April 2015
Background
Der Film basiert auf einem der ältesten japanischen Märchen, das unter den Namen „Die Geschichte vom Bambussammler“ oder auch „Die Geschichte der Prinzessin Kaguya“ bekannt ist. Isaso Takahata, der bereits für andere Studio-Ghibli-Filme – allen voran Die letzten Glühwürmchen – bekannt ist, nahm für die Anime-Umsetzung des Märchens im Regiestuhl Platz – und er hat seine Sache richtig gut gemacht. Die Legende der Prinzessin Kaguya wurde, nachdem das Team rund acht Jahre daran gearbeitet hatte, dieses Jahr für den Oscar in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ nominiert. Den Preis für den besten Animationsfilm heimste jedoch – zum Unverständnis vieler – der Streifen Baymax – Riesiges Robowabohu ein.
Worum geht’s?
In einer entlegenen Gegend lebt ein Bambussammler mit seiner Frau in einem kleinen Dorf. Die BewohnerInnen des Dorfes erfreuen sich an der Natur und leben mit dem, was sie ihnen gibt. Alle haben ihren Platz und ihre Aufgabe. Eines Tages begibt sich der Bambussammler, der auf die Produktion von Körben spezialisiert ist, in den Wald und entdeckt einen leuchtenden Bambus. Nachdem er sich ihm vorsichtig genähert hat, entdeckt er ein kleines Wunder: eine winzige Frau. Er nimmt sie behutsam in seine Hände und läuft schnell nach Hause, um sie seiner Frau zu zeigen. Zu Hause angekommen, wächst die vorher noch handflächengroße Frau plötzlich zu einem normalen Menschenbaby heran. Als wolle es eine höhere Macht so, kann die Frau des Bambussammlers das Baby sofort stillen. Mit unregelmäßigen, plötzlichen Wachstumsschüben wird aus dem Baby schon in kurzer Zeit ein junges Mädchen, das von den Kindern des Dorfes wegen seines schnellen Wachstums nur „kleiner Bambus“ genannt wird. Als der Bambussammler im Wald noch eine beachtliche Menge Gold und wunderschöne Seidengewänder findet, deutet er dies als ein Zeichen, dass das Mädchen ein Leben als Prinzessin führen soll. Mit dem Gold baut er ein Anwesen in der Hauptstadt und engagiert eine Gouvernante, die sie zu einer Vorzeigeprinzessin ausbilden soll. Doch dafür muss das Mädchen das Leben in ihrer vertrauten Umgebung aufgeben und ihre FreundInnen zurücklassen. Welche Geschehnisse dies zeitigt, findet ihr aber am besten selbst heraus.
Bild, Ton und Extras
Isao Takahata entschied sich in Die Legende der Prinzessin Kaguya für einen für das Studio Ghibli eher unbekannten Animationsstil: Anstatt auf satte Farben und traumhafte Fantasiewelten zu setzen, wurden für dieses Werk in achtjähriger Kleinstarbeit aquarellartige Bildkompositionen mit ruhigen Pastelltönen erzeugt. Das Ergebnis ist ein Kunstwerk mit einer zeitlosen Präsentation, das Assoziationen zu traditionellen japanischen Tuschezeichnungen hervorruft.
Die Akustik steht der Inszenierung um nichts nach. Mit einer erstklassigen Synchronisation, dem gezielten Einsatz von Stille und Geräuschen sowie Hintergrundmusik, die die Momente hervorragend unterstreicht, wurde eine sehr atmosphärische Soundkulisse geschaffen. Aus technischer Sicht dürft ihr euch auf eine DTS-HD-5.1-Tonspur (Deutsch und Japanisch) sowie ein 1,85:1-Bildformat in 1080p freuen.
Für die Fans von Extras spendiert Universum Anime den KäuferInnen der Studio-Ghibli-Blu-ray-Collection von Die Legende der Prinzessin Kaguya Bonusmaterial im Ausmaß von über 200 Minuten (Storyboards, Trailer und Pressekonferenz zur Fertigstellung des Films) sowie drei Postkarten.
Zusammenfassung
Ich hatte anfangs Sorgen, als ich den Namen Isao Takahata auf der Verpackung las, immerhin hat mich sein Werk Die letzten Glühwürmchen derart traurig gemacht, dass ich mir den Film kein zweites Mal anschauen möchte. Im Fall von Die Legende der Prinzessin Kaguya erwartet uns zwar erneut ein Drama, das jedoch nicht ansatzweise an das Abenteuer von Seita und Setsuko heranreicht. Isao Takahata lässt sich wie auch bei den Glühwürmchen genügend Zeit, um das Profil der Charaktere zu schärfen. Das funktioniert für japanische ZuseherInnen wohl wunderbar, für an „westliche“ Narrationsweisen gewohnte Animefans könnte der Film jedoch etwas zügiger erzählt werden. Das fällt aber in die Kategorie „Jammern auf hohem Niveau“. In Sachen Präsentation und Ton wurde ein Meisterwerk geschaffen, das es trotz seiner Einfachheit schafft, die ZuseherInnen zu berühren. Für mich ist es noch immer unbegreiflich, wie dieses Werk in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ den Oscar an den 08/15-Animationsstreifen Baymax verlieren konnte. In puncto Extras serviert uns die Studio-Ghibli-Blu-ray-Collection zwar rund 200 Minuten Bonusmaterial, doch hätte ich mir hier noch mehr Infos zur Machart des Films gewünscht.
Alles in allem ist Die Legende der Prinzessin Kaguya ein weiteres Aushängeschild für Isao Takahata und das bekannte Studio Ghibli, doch nicht alle Animefans werden mit diesem Werk ihre Freude haben. Mir hat der märchenhafte Ausflug nach Japan jedenfalls sehr gut gefallen.